In meiner Arbeit möchte ich auf die Theaterarbeit von Konstantin Sergejewitsch Stanislawski, am Moskauer Künstlertheater im Zeitraum zwischen 1898 und 1908 näher eingehen. Diese Epoche ist besonders interessant, da sich in dieser Zeit Stanislawskis Theaterarbeit stark verändert hat. Er änderte seine Anschauung und wechselte vom naturalistischen zum symbolistischen Stil.
Nach einem kurzen Überblick über seine anfängliche Einstellung zur Avantgardebewegung und den Einfluss der Meininger auf seine Inszenierungen, wird sein Hang zum Naturalismus am Moskauer Künstlertheater näher besprochen. Später bekam Stanislawski durch Tschechow den Anstoß sein System für Schauspieler zu entwickeln, in wieweit dieser Dramatiker den Theatertheoretiker und sein System beeinflusst hat, werde ich folgend näher erläutern.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Stanislawski und das Moskauer Künstlertheater
III. Das Bühnenbild des Moskauer Künstlertheaters
IV. Die Entwicklung des Systems
V. Schluss
VI. Bibliografie
I. Einleitung
In meiner Arbeit möchte ich auf die Theaterarbeit von Konstantin Sergejewitsch Stanislawski, am Moskauer Künstlertheater im Zeitraum zwischen 1898 und 1908 näher eingehen. Diese Epoche ist besonders interessant, da sich in dieser Zeit Stanislawskis Theaterarbeit stark verändert hat. Er änderte seine Anschauung und wechselte vom naturalistischen zum symbolistischen Stil.
Nach einem kurzen Überblick über seine anfängliche Einstellung zur Avantgardebewegung und den Einfluss der Meininger auf seine Inszenierungen, wird sein Hang zum Naturalismus am Moskauer Künstlertheater näher besprochen. Später bekam Stanislawski durch Tschechow den Anstoß sein System für Schauspieler zu entwickeln, in wieweit dieser Dramatiker den Theatertheoretiker und sein System beeinflusst hat, werde ich folgend näher erläutern.
II. Stanislawski und das Moskauer Künstlertheater
Stanislawski ist eigentlich immer eher ein Traditionalist gewesen, ungewöhnlicherweise begann seine Karriere genau zu dem Zeitpunkt als sich die russische Kunst auf allen Gebieten erneuerte. Er stand dem Avantgardismus seiner Zeit prinzipiell immer kritisch gegenüber, er war also gegen alles was mit dem avantgardistischen Theater zu tun hatte, so auch gegen die Mittel der neuen Malerei.
„Auch wenn sie vier Augenbrauen zeichnen, ich will es nicht glauben. Sie werden mich nicht betrügen, wenn sie auch zehn Augenbrauen auf das Gesicht malen, sie werden mich nicht betrügen können.“1
1898 gründete Konstantin Sergejewitsch Stanislawski gemeinsam mit Wladimir
Nemirowitsch-Dantschenko2 das Moskauer Künstlertheater, dabei stand er unter dem Einfluss der Ideologie der russischen Gründerjahre, wichtige Elemente waren dabei der technische Fortschritt und eine neue, empirisch-wissenschaftliche Betrachtungsweise. Dieser Zeitgeist drang damals in sämtliche Lebensbereiche vor.3
„Das Theater, das sich im Umkreis dieser Ideologie und unter der Trägerschaft des russischen Großbürgertums ausbildete, trat dementsprechend mit dem Programm auf die Theaterkunst auf die Höhe der als wissenschaftliches Zeitalter empfundenen Gegenwart zu bringen.“4
In diesen stürmischen Jahren vor der ersten russischen Revolution befand sich Russland in einem gesellschaftlichen Aufschwung. Die Befreiungsbewegung wuchs und drückte sich im ganzen russischen Leben, also auch in der Theaterkunst aus. Die Gründung des Moskauer Künstlertheater kündigte also eine totale Umgestaltung der zeitgenössischen Bühnenkunst an. In diesem Theater kam es dann schlussendlich zur Entwicklung des Stanislawski-Systems.
Ende 1890 konnte Stanislawski das Theater der Meininger sehen. Von diesem Theater, das als oberste Prämisse des Theaters das Drama als Gesamtkunstwerk sah, konnte Stanislawski einiges lernen. Das Meininger Theater zeichnete sich durch besondere Regieeinfälle, detailgetreue Dekorationen, echte Requisiten, phantasievolle Kostüme und perfekt organisierte Volksszenen aus. Hier wurden also für Stanislawski, im Sinne Shakespeares, die Bedürfnisse der Zuschauer erfüllt. Aus diesem Grund war es sozusagen ein erstes Vorbild für das Moskauer Künstlertheater. Stanislawski wurde außerdem die Wichtigkeit der Aufgaben des Spielleiters bewusst, er erkannte hierin eine große Verantwortung und führte in auf diese Weise seine Arbeit fort.5
[...]
1 Hentschel, 1997, S. 25/28f.
2 Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko war ein Schriftsteller. Er war verfasste einige erfolgreiche Bühnenstücke und war Leiter einer Theaterschule. Einige seiner Schüler wurden direkt am Moskauer Künstlertheater engagiert.
3 siehe Brauneck, 1998, S. 382f.
4 ebd., S. 382f.
5 siehe Luther, 1941, S. 27f.
- Arbeit zitieren
- Mag. phil. Elsa Kremser (Autor:in), 2005, Das Moskauer Künstlertheater und Konstantin Sergejewitsch Stanislawski, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140308