Der Begriff Heimat, der dem Duden zufolge zwar gekennzeichnet ist, stellt keinesfalls ein definitorisches Kontinuum dar. Vielmehr verfügt der Begriff über eine ihm tief innewohnende, subjektive Fluidität, sprich einer kontextgebundenen Wandelbarkeit. Will man sich dem Begriff nähern, so bleibt es beim interessierten Beobachter nicht aus, sich intensiv mit der Geschichte des Begriffes und dem Ursprung seines wankelmütigen Charakters Schritt für Schritt zu nähern. Die "Heimat" hat in der Geschichte ihrer Nutzung als allgegenwertiger Begriff eine Vielzahl verschiedenster Konnotationen, sowie eine ein Auf und Ab der Frequenz ihrer Verwendung durchlebt. Diese Bachelorarbeit kann dabei bei Weitem nicht alle Nuancen des Begriffswandel explizit behandeln. Vielmehr liegt der Fokus darauf, die für seine fluide Ader wohl prägendste Nutzungsperiode zu betrachten, und von dort aus Rückschlüsse auf dessen bemerkenswerte, sprachliche Anpassungs- und Überlebensmechanismen zu ziehen. Die "Heimat" hat als politischer sowie sozialer Kampfbegriff erneut Konjunktur, weshalb die Aufschlüsselung seiner Ursprünge sich in Zeiten der internationalen Verschränkung und dem daraus resultierendem Wegfall seiner Funktion als individualgeographischen Bezugspunkt anbietet, um seine moderne Verwendung an die Intention des von ihr Sprechenden zurück zu koppeln. In dieser Arbeit geht es die spezifische Veränderung des Begriffes innerhalb der industrialisierungsbedingten Wirren des 19. Jahrhunderts zu analysieren, um sich von dort aus einem Versuch seiner Wesensbestimmung zu widmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Anmerkung
- Einführung
- Forschungsstand, Fragestellung und Relevanz
- Quellensituation und Methodik
- Räumliche und zeitliche Verortung des Forschungsgegenstandes
- Wortursprung und Vorgeschichte
- Etymologische Hintergründe
- Die sakrale Heimat
- Historische Einordnung der Begriffstransformation
- Ausgangssituation
- Industrielle „Revolution“
- Gesellschaftliche Veränderungen
- Heimat als Rechtsbegriff
- Heimat als Gefühl
- Heimat in der zeitgenössischen Literatur
- Heimat in der Vereinskultur
- Vergleich der Heimatvorstellungen
- Fazit: Heimat als historische „Leerformel“?
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Transformation des Heimatbegriffs im 19. Jahrhundert. Ziel ist es, die Entwicklung des Begriffs von seiner sakralen Bedeutung hin zu einer komplexen und vielschichtigen Konzeption zu beleuchten. Dabei werden die verschiedenen Facetten des Heimatbegriffes und seine Verwendung in der Literatur, der Politik und der Gesellschaft untersucht.
- Die Bedeutung von Heimat im Kontext von gesellschaftlichen Veränderungen
- Die Rolle der Literatur und der Vereinskultur in der Konstruktion von Heimatvorstellungen
- Die Ambivalenz des Heimatbegriffs in seiner Verwendung in unterschiedlichen Kontexten
- Die historische Entwicklung des Heimatbegriffs als „Leerformel“
- Die Bedeutung des Heimatbegriffs im modernen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer einleitenden Anmerkung, die die Bedeutung und Bedeutungswandel des Heimatbegriffs beleuchtet. Die Einführung stellt die Forschungsfrage, den methodischen Ansatz und die Relevanz der Arbeit dar. In den folgenden Kapiteln werden der Wortursprung, die Vorgeschichte des Heimatbegriffs sowie seine historische Einordnung im Kontext des 19. Jahrhunderts untersucht. Neben der Analyse des Begriffs in seiner Verwendung als Rechtsbegriff werden die Heimatvorstellungen in der zeitgenössischen Literatur und der Vereinskultur betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Heimatbegriff und seiner historischen Entwicklung im 19. Jahrhundert. Schlüsselwörter sind: Heimatbegriff, Begriffstransformation, 19. Jahrhundert, Literatur, Vereinskultur, Rechtsbegriff, „Leerformel“, gesellschaftliche Veränderungen. Die Arbeit fokussiert auf die Ambivalenz des Begriffs und die unterschiedlichen Kontexte seiner Verwendung.
- Arbeit zitieren
- Henrik Selle (Autor:in), 2023, Heimat als "Leerformel". Ein Begriff und seine Transformation im 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1403834