In meiner Arbeit habe ich mich dem Problem der Vermittlung ‚fremder’ Kunst auseinandergesetzt. Die kritische Analyse galt dabei dem europäischen Blick auf die Werke anderer Kulturen, vor allem der afrikanischen. Ausgehend von den frühen Sammlungen zur Zeit des Kolonialismus habe ich versucht, die sich immer wieder wandelnden Bedeutungszuschreibungen an das ‚Exotische’ nachzuzeichnen und die damit verbundenen Konflikte der Rezeption herauszuarbeiten. Die Neubewertung nicht - westlicher Objekte durch die Künstler der europäischen Moderne weist dann den Weg auf den Schwerpunkt der Arbeit. Dieser befasst sich mit postkolonialen Vermittlungsansätzen, die anhand von 6 als beispielhaft zu bezeichnenden internationalen Großausstellungen analysiert werden. Hierbei werden Ansätze der ethnologischen Forschung, der Kunstwissenschaft sowie der Postcolonial Studies miteinander verknüpft um eine möglichst interdisziplinäre und offene Herangehensweise zu garantieren. Weil sich die westlichen Konzepte von ‚Kunst’ wie auch von ‚Geschichte’ von denen anderer Kulturen oft stark unterscheiden, wird deren Interpretation ein eigenes Kapitel gewidmet. Daraus ableitend ergibt sich die Frage der letzten Kapitel nach neuen Vermittlungsformen. Das ‚Musée du Quai Branly’ in Paris sowie das – geplante – Humboldtforum in Berlin stellen hier den Rahmen für die kritische Abschlussbetrachtung: Soll die Unterscheidung zwischen ethnografischen Objekten, Kunst - und Kult - Objekten beibehalten werden? Wie lassen sich die verschiedenen Konzepte von Kunst vermitteln und museal inszenieren? Wie interdisziplinär muss die museologische und kunstwissenschaftliche Forschung in Zukunft werden, bzw. wo liegen ihre Defizite? Wie lässt sich der hegemoniale Deutungsanspruch der immer noch stark ‚westlich’ geprägten Kunstwelt aufbrechen?
Inhaltsverzeichnis
- BEGEGNUNGEN MIT DEM „FREMDEN“- KUNST IM PROZESS IHRER REZEPTION
- DER BLICK AUS DER FERNE - ANEIGNUNG UND KONSTRUKTION „FREMDER" KUNST IM KOLONIALISMUS
- FORSCHUNGSGEGENSTAND UND ABSICHT: STRUKTURELLE KUNSTBETRACHTUNG
- HISTORISCHER ABRISS DER SAMMLUNGSGESCHICHTE IM KOLONIALISMUS: DER MYTHOS VOM „EDLEN“ UND VOM „BÖSEN❝ ,WILDEN"
- DER BEGRIFF DES „FETISCH“ als BEISPIEL FÜR DAS ABGELEHNTE „EIGENEN“ IM „ANDEREN“.
- ETHNOGRAPHISCHE SAMMEL WUT...
- DIE WISSENSCHAFT VOM „ANDEREN“: DIE ENTSTEHUNG DER ETHNOLOGIE…………………………………………
- DIE EUROPÄISCHE MODERNE I: HÖHEPUNKT UND ENDE DES KOLONIALISMUS?...
- ,,TRAURIGE TROPEN"? TRAURIGE MODERNE!
- EXOTISMUS - MOTOR DER MODERNE?..
- ‚KUNST' ALS LEINWAND ODER: WAS IST KUNST- UND FÜR WEN?
- DIE ENTWICKLUNG DES EUROPÄISCHEN KUNSTBEGRIFFS
- UNIVERSALISMUS UND,ARS UNA' : KONSTRUKTION EINER MENSCHHEITSÜBERGREIFENDEN KUNSTGESCHICHTE
- EUROPÄISCHE MODERNE II: ABSCHIED VOM GEGENSTAND: REFLEXION ÜBER ABSTRAKTION UND, WILDES DENKEN'
- UNIVERSALISMUS UND DIE FOLGEN FÜR DIE POSTMODERNE: EGALITARISMUS UND KULTURELLER FUNDAMENTALISMUS...
- VOM UNIVERSALISMUS ZUM PLURALISMUS, VOM EUROZENTRISMUS ZUM DEZENTRALISMUS: VON DER HYBRIS ZUR HYBRIDEN KULTUR …............
- NEUE PERSPEKTIVEN AUF DIE FRAGE: WAS IST KUNST?
- ETHNOZENTRISMUS UND DIE FOLGEN- DER KÜNSTLER ALS EUROPÄISCHES KONSTRUKT.
- SOZIALE FUNKTION(EN) VON KUNST IN SCHRIFTLOSEN GESELLSCHAFTEN
- ANDERE KUNSTGESCHICHTEN.
- KULTUR UND MACHT....
- WER HAT KEINE ANGST VORM „SCHWARZEN MANN“? ÜBER DIE UNMÖGLICHKEIT DES, RASSE' - BEGRIFFS
- KULTURRELATIVISMUS.......
- HYBRIDITÄT UND KREOLISIERUNG: NEUE KONZEPTE (WECHSELSEITIGER) ANEIGNUNG
- (RE-) PRÄSENTATION ALS PROBLEM. DÜRFEN WIR „ANDERE" AUSSTELLEN?
- VON DER MAGIE ZUR POLITIK- NEUERE AUSSTELLUNGSPRAXIS VON,LES MAGICIENS DE LA TERRE" BIS HEUTE .....
- DEZENTRALISIERUNG DER MACHTVERHÄLTNISSE UND DER BEGRIFF DER ÄSTHETIK IM, EMPIRE' (NEGRI/HARDT).
- KUNST UND KÜNSTLERISCHE IDENTITÄT IM ZEITALTER DER GLOBALISIERUNG: DIE INTERNATIONALISIERUNG DER KUNST
- INTERNATIONALE AUSSTELLUNGEN MIT DEM SCHWERPUNKT NICHT - WESTLICHE KUNST: VERSUCH EINES DISKURSANALYTISCHEN VERGLEICHES
- LES MAGICIENS DE LA TERRE UND FOLGEN
- 49. & 50. BIENNALE VON VENEDIG
- DOCUMENTA 11 & DOCUMENTA 12.
- KRITIK DER AUSSTELLUNGSPRAXIS – KRITIK AN WESTLICHEN FORMEN DER PRÄSENTATION ALS UMGANGSNORM
- WAHRNEHMUNG UND BEDEUTUNGSKONSTRUKTION IM MUSEALEN KONTEXT....
- ANALYSE DES SEHENS..
- NEUE FORMEN DES TRANSFERS UND DER VERMITTLUNG: MUSÉE DU QUAI BRANLY UND ETHNOLOGISCHES MUSEUM DAHLEM ZU BERLIN …………………………….
- SCHLUSSBETRACHTUNG.
- BEGRIFFSERLÄUTERUNGEN
- LITERATURNACHWEISE.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rezeption von Kunst aus nicht-westlichen Kulturen im Kontext des Kolonialismus und der europäischen Moderne. Sie analysiert die Entwicklung des europäischen Kunstbegriffs und die Folgen des Universalismus für die Wahrnehmung und Bewertung von Kunst aus anderen Kulturen. Die Arbeit untersucht, wie die Begegnung mit dem „Fremden“ die Konstruktion von Kunst und die Entstehung von Kunstgeschichte beeinflusst hat.
- Die Konstruktion des „Fremden“ im Kontext des Kolonialismus
- Die Entwicklung des europäischen Kunstbegriffs und seine Universalitätsansprüche
- Die Folgen des Universalismus für die Rezeption von Kunst aus anderen Kulturen
- Die Rolle des Exotismus in der europäischen Moderne
- Neue Perspektiven auf die Frage: Was ist Kunst?
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Aneignung und Konstruktion von „fremder“ Kunst im Kolonialismus. Es analysiert die Entstehung des „Blicks aus der Ferne“ und die damit verbundenen Missverständnisse und Stereotypen. Das Kapitel untersucht die Rolle des „Fetisch“ als Beispiel für die Ablehnung des „Eigenen“ im „Anderen“ und die Entstehung der Ethnologie als Wissenschaft vom „Anderen“.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung des europäischen Kunstbegriffs und seinen Universalitätsansprüchen. Es analysiert die Konstruktion einer „Menschheitsübergreifenden Kunstgeschichte“ und die Folgen des Universalismus für die Postmoderne. Das Kapitel untersucht die Reflexion über Abstraktion und „Wildes Denken“ in der europäischen Moderne.
Das dritte Kapitel widmet sich der Frage nach neuen Perspektiven auf die Frage: Was ist Kunst? Es analysiert den Ethnozentrismus und seine Folgen für die Konstruktion des Künstlers als europäisches Konstrukt. Das Kapitel untersucht die sozialen Funktionen von Kunst in schriftlosen Gesellschaften und die Entstehung von „anderen Kunstgeschichten“.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der neueren Ausstellungspraxis von „Les Magiciens de la Terre“ bis heute. Es analysiert die Dezentralisierung der Machtverhältnisse und den Begriff der Ästhetik im „Empire“. Das Kapitel untersucht die Kunst und künstlerische Identität im Zeitalter der Globalisierung und die Internationalisierung der Kunst.
Das fünfte Kapitel widmet sich neuen Formen des Transfers und der Vermittlung. Es analysiert die Ausstellungspraxis des Musée du Quai Branly und des Ethnologischen Museums Dahlem zu Berlin.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kunstbegriff, den Kolonialismus, die europäische Moderne, den Universalismus, den Exotismus, die Ethnologie, die Rezeption von Kunst, die Ausstellungspraxis, die Globalisierung und die Hybridität. Die Arbeit analysiert die Konstruktion des „Fremden“ und die Folgen des europäischen Kunstbegriffs für die Wahrnehmung und Bewertung von Kunst aus anderen Kulturen.
- Quote paper
- Ariane Lemme (Author), 2009, Die europäische Konstruktion fremder Kunst zwischen Assimilation und Exotismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140606