Die meisten zeitgenössischen Philosophen äußerten sich in Form von Schriften zu
den Ereignissen des 11. Septembers. Doch keine Reaktion rief eine solche Entrüstung
hervor wie Jean Baudrillards Beitrag „L’esprit du terrorisme“ in der französischen
Zeitung Le Monde. Bezeichnend für diesen Artikel ist, dass Baudrillard
den 11. September aus rein analytischer Sicht betrachtet und dabei Mitleid, Entrüstung
und die Einteilung in Gut und Böse außen vor lässt. Dass Baudrillard,
nachdem er sich all die Jahre mit den Medien beschäftigt hat, genau weiß, wie
man am meisten Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist wahrscheinlich. Aber der Vorwurf,
dieser Text versuche, um der Aufmerksamkeit willen zu provozieren1, ist
unberechtigt. Die harsche Kritik an seinem Essay kam hauptsächlich von Leuten,
die sich auf sein Gedankenexperiment nicht einlassen wollten und, wie immer bei
Baudrillard, seinen Thesen mangelnde Beweiskraft vorwarfen. Doch es ist nicht
zu übersehen, dass Baudrillard ein Experte auf dem Gebiet des Terrorismus ist.
Schon seit den 70er Jahren beschäftigt er sich mit Terrorismus, der Globalisierung,
der Rolle Amerikas und dem World Trade Center. So kann sich Baudrillard
bei seiner Analyse des 11. Septembers auf eine große Anzahl Begrifflichkeiten
stützen, die er in seinen früheren Werken entwickelt hat. Diese müssen im Vorfeld
geklärt werden, damit die Analyse vollkommen verstanden werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Die Gegenwart als Hyperrealität
- Die Gabe
- Das Ereignis des 11. Septembers
- Der 11. September und die Medien
- Die Kritik und die Implosion des Systems
- Schluss
- Quellenverzeichnis
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Thesen Jean Baudrillards zum 11. September und der Rolle der Medien im Kontext seiner umfassenderen Theorie der Hyperrealität. Die Arbeit zielt darauf ab, Baudrillards Argumentation zu verstehen und zu bewerten, indem sie seine Kernaussagen im Lichte seiner früheren Werke beleuchtet.
- Die Hyperrealität als Zustand der Gegenwart, in dem die Wirklichkeit durch ein Zeigensystem ersetzt wird, das keinen Referenten mehr hat.
- Die Rolle der Medien bei der Konstruktion der Hyperrealität und die Verzerrung des wahren Geschehens.
- Die Bedeutung des symbolischen Tausches und der Gabe im Kontext der Hyperrealität und des Kapitalismus.
- Die Kritik an Baudrillards Thesen und die Frage nach der Beweiskraft seiner Argumente.
- Die Implikationen von Baudrillards Thesen für das Verständnis des Terrorismus und der Medienlandschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt Jean Baudrillards Analyse des 11. Septembers in den Kontext seiner früheren Werke. Sie beleuchtet die Kritik an Baudrillards Thesen und die spärliche Quellenlage zu seinen Schriften.
Der Hauptteil der Arbeit widmet sich zunächst der Theorie der Hyperrealität, die Baudrillard in den 80er Jahren entwickelte. Hierbei wird die Unterscheidung zwischen Imitation und Simulation erläutert und die Rolle der Medien bei der Konstruktion der Hyperrealität hervorgehoben.
Im Anschluss wird Baudrillards Theorie der Gabe vorgestellt, die auf den Arbeiten des Anthropologen Marcel Mauss basiert. Die Gabe als symbolischer Tausch wird im Gegensatz zum Warentausch der Konsumgesellschaft gesetzt und ihre Bedeutung im Kontext der Hyperrealität und des Kapitalismus beleuchtet.
Die folgenden Kapitel befassen sich mit dem 11. September und der Rolle der Medien in diesem Kontext. Baudrillards Analyse des 11. Septembers wird im Detail betrachtet und seine Kritik an der medialen Inszenierung des Ereignisses beleuchtet.
Der letzte Teil des Hauptteils widmet sich der Kritik an Baudrillards Thesen und der Frage nach der Beweiskraft seiner Argumente. Die Implikationen von Baudrillards Thesen für das Verständnis des Terrorismus und der Medienlandschaft werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Hyperrealität, die Medien, den Terrorismus, den 11. September, Jean Baudrillard, die Gabe, den symbolischen Tausch, die Kritik an Baudrillards Thesen und die Implikationen seiner Thesen für das Verständnis der Gegenwart.
- Arbeit zitieren
- Verena v. Waldow (Autor:in), 2008, Baudrillard, die Medien und der Terrorismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140609