Bernward von Hildesheim

Wer war Bernward von Hildesheim und welche Rolle nahm er im ottonischen Zeitalter ein?


Seminararbeit, 2007

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Bischof Bernward von Hildesheim - Eine biographische Skizze
1.1 Forschungsdiskussion:
1.2 Der Quellenwert der »Vita Bernwardi«

2 Die Ottonen - Ein historischer Überblick
2.1 Beziehung zwischen Reich und Kirche

3 Bernwards Entwicklung vom Domschüler zum Reichsbischof
3.1 Bernwards bischöfliche Herrschaft
3.2 Der Künstler
3.3 Die letzten Tage – Der Mönch

Schlussbetrachtung

Quellen- und Literaturangaben

Vorwort

Von des Lebens Gütern allen ist der Ruhm das höchste doch,

wenn der Leib in Stau zerfallen, lebt der große Name noch

(Friedrich von Schiller)

Aus dem Ostreich der Karolinger wurde unter dem Herrscherhaus der Liudolfinger bzw. der Ottonen (919-1024) ein Deutsches Reich. Ein verbindendes Bewusstsein der Sachsen, Bayern, Franken und Schwaben nach einer übergeordneten Einheit bildete sich. Der Sieg der Einzelthronfolge über das fränkische Prinzip der Erbteilung führte einen nachhaltigen Wandel herbei: Die Unteilbarkeit des Reiches, die die Nationalbildung unterstützte und eine dauerhafte Bindung der von Haus aus unteilbaren römischen Kaiserwürde an das deutsche Königtum ermöglichte. Von einem Zeitalter der »Ottonen« zu sprechen hat sich mehr und mehr durchgesetzt und hat zur allmählichen Verdrängung der älteren Epochenbezeichnung »Sächsische Kaiserzeit« beigetragen. Zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des ottonischen Zeitalters zählt Bernward von Hildesheim. Dies gilt nicht allein nur für seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Kunst. Seine sehr frühe und enge Verbindung zum Kaiserhaus sowie seine einflussreiche Stellung als Reichsbischof, auf die die ottonischen Kaiser ihre Herrschaft essentiell stützten, machen Bernward zu einer außerordentlich politischen Persönlichkeit. Das wirft Fragen auf, beispielsweise in welchem Verhältnis Kirche und Staat standen und bietet des Weiteren Grundlagen zur Diskussion, sich mit dieser eminenten Person auseinander zusetzen. Bernward entwickelte sich vom Hildesheimer Domschüler zum Reichsbischof und Künstler und war, wie Thietmar von Merseburg ihn nennt, der »Magister regis«, Lehrer und Erzieher des Königs Otto III. „Noch als Kaiser hat Otto seinen ehemaligen Lehrer [...] hoch verehrt und ihn als Ratgeber gern gehört.“[1].Viele Einzelheiten aus Bernwards Leben sind durch zeitgenössische Quellen überliefert und geben Fundamente sich eingehender mit dieser Thematik zu beschäftigen.

Um diese Persönlichkeit Bernward von Hildesheim etwas näher betrachten zu können, ist es unumgänglich biographische Details wiederzugeben. Diesbezüglich geht der erste Teil dieser Arbeit in einem kurzen Abriss auf die Lebensdaten des am 15. Januar 993 zum Bischof Geweihten ein. Im weiteren Verlauf wird knapp auf den heutigen Forschungsstand über das Mittelalter eingegangen. Die oft vorherrschenden negativen Assoziationen, die mit dem Mittelalter verbunden sind und ihm den Beinamen finster gab, werden dabei thematisiert. Der zweite Teil gibt einen historischen Überblick über die Ottonen im Allgemeinen und die Beziehungen, die zwischen Reich und Kirche herrschten. In den dritten Abschnitt wird die Entwicklung Bernwards vom Hildesheimer Domschüler zum Reichsbischof aufgezeigt. Der Werdegang Bernwards von der Hildesheimer Domkirche bis zum Königsdienst war nicht so ungewöhnlich, wie es vielleicht anzunehmen wäre. „Hildesheim war das Bistum der angestammten Heimat der Liudolfinger und viele seiner Domherren wurden nacheinander Mitglied der Hofkapelle, Kanzler und Reichsbischöfe. Bernward wurde hier in die Arcona der reisenden Reichregierung eingeführt; seit 977 finden wir ihn über zehn Jahre lang im kleinen Kreis der Notare, welche Königurkunden entwarfen und schrieben. Handwerk und Kunsthandwerk waren ebenso Gegenstand seiner Wissbegierde und Fertigkeiten wie die Texte der Kirchenväter und klassischer Dichter, an denen man sich stilistisch schulte.“[2] Bernward von Hildesheim war zugleich Künstler, Erzieher eines deutschen Kaisers und seine Kunstwerke wurden später von der UNESCO in den Rang der Weltkulturgüter erhoben.[3] „Der amerikanische Kunsthistoriker Francis J. Tschan gab Hildesheim sogar den Titel einer künstlerischen Hauptstadt Nordeuropas (,the art Capital of Northern Europe’) wegen der Kunst ihres heiligen Künstlerbischofes Bernward.“[4] Dies lässt aber zugleich auch die Frage aufkommen: Was war das für eine Zeit, in der Bernward von Hildesheim lebte? Ein Künstler, Bischof, Krieger und späterer Heiliger. Bernward lebte in einer Jahrtausendwende, einer „[...]Zeit der sozialen, politischen und religiösen Umbrüche und Suchbewegungen. Im Süden Europas standen islamische Krieger, im Norden wilde Wikingerhorden. Klöster erlebten eine spirituelle Blüte. Der Papst bestimmte noch nicht, was katholischer Glaube zu sein habe, und die Kunst trieb neue Blüten.“[5] Jedoch hat jede Zeit ihren Traum. „Die ottonischen Kaiser glaubten an die Vermählung des Reiches Christi mit dem deutschen Reich. Durch den Ritus der Königsalbung, das Reichsepiskopat und die Ernennung der römischen Päpste gaben sie ihrem religiösen Herrschaftsanspruch Ausdruck. Bernward hatte für einige Jahre im Zentrum der kaiserlichen Macht gelebt. Am Hofe Otto III. träumte er sich den Traum eines heiligen Reiches der Kunst. In Hildesheim schuf er Gleichnisse des geöffneten Himmels. Seit tausend Jahren besteht das Reich der bernwardinischen Kunst und setzt noch heute Menschen in religiöse Bewegung. Es hat die großen Kirchenspaltu[n]gen ebenso wie die Kreuzzüge und

das Kreuz verratende Päpste überlebt, die Kriege und Bilderstürmer, den theologischen Unverstand und den religiösen Hochmut.“[6]

1 Bischof Bernward von Hildesheim - Eine biographische Skizze

„Ich, Bernward, nicht aus eigenen Verdienst, sondern von Gott erwählt zum Bischof berufen, habe lange darüber nachgedacht, durch welches Bauwerk von Verdiensten oder durch welchen dinglichen Preis ich mir den Himmel erhandeln könnte ... Was ich seit langem im Herzen plante, nämlich meinen Namen eine glückliche Erinnerung zu schaffen, wollte ich nun in die Tat umsetzen. So habe ich mein ganzes Vermögen dem Herrn geschenkt, indem ich Kirchen gebaut und dafür Sorge getragen habe, daß in ihnen Gottesdienst gefeiert wird.“[7]

Bernward von Hildesheim wurde 960 in Sachsen geboren und entstammte einem sächsischen Hochadel. Bernward gehörte damit einer kleinen herrschenden Oberschicht an.[8] Jene elitäre Schicht stellte den König und hielt die weltliche und geistliche Macht "in den Händen". Bernwards Vater ist nicht bekannt, vermutlich war es Dietrich Pfalzgraf von Sommerschenburg († 995), seine Mutter Fritherun († vor 996) war die Tochter des sächsischen Pfalzgrafen Adalbero von Sachsen († 982). Bernward verbrachte seine Kindheit bei seinem Großvater mütterlicherseits, da er schon im Knabenalter verwaiste. Sein Onkel Folkmar war Bischof von Utrecht und seine Tante Rotgard war Äbtissin im Reichsstiftes Hilwartshausen. Eine umfassende Ausbildung und Erziehung genoss Bernward durch dem Scholaster Thangmar[9] in der Domschule von Hildesheim, in die er vor 976 eintrat. In ihm fand er einen vorzüglichen Lehrer und väterlichen Freund und seinen späteren Biographen.[10] Die von seinem Onkel Folkmar angebotene Abtswürde in Deventer lehnte Bernward ab und trat 987 in die Hofkapelle ein. In den späteren Jahren übernahm Bernward die Verwaltung der Güter Adalberos und übte eher gräfliche Funktionen aus, als er im Jahr 984 dem Nachfolgeanspruch Heinrich des Zänkers entgegentrat. Kaiserin Theophanou ernannte Bernward 989 zum Hofkaplan und zum Erzieher des jungen Königs Ottos III. Um 975 weihte der Mainzer Erzbischof Willigis Bernward zum Diakon und Priester. Im Jahre 993 wurde Bernward zum Bischof gewählt, nachdem 992 der Hildesheimer Bischof Gerdag verstarb. Infolge dessen weihte der Mainzer Metropolit Willigis am 15. Januar 993 Bernward zum Bischof von Hildesheim. Otto III. schenkte ihm eine Kreuzesrelique und Bernward bemühte sich in seiner Amtszeit besonders um Kranke, Arme und Bedürftige. Weiterhin förderte er zahlreiche Kirchen und Klöster. Durch zeitgenössische Quellen sind viele Einzelheiten aus Bernwards Leben bekannt und darüber hinaus sind auch viele großartige Kunstwerke erhalten geblieben, die er selbst in Auftrag geben hatte. Mit seinem Namen verbundene Kunstwerke sind zum Beispiel, die ehemalige Benediktiner-Klosterkirche Sankt Michael, die Christussäule (Bronzeguss mit Bilderfries der Taten Christi nach dem Vorbild der steinernen Kaisersäulen in Rom) und die Tür des Domes in Hildesheim. Zu seinen einzigartigen Werken monumentalen plastischen Bronzegusses zählen das große Ringelheimer Kruzifix, verschiedene Goldschmiede- und Silbergußarbeiten im Domschatz und die aufwendig gebundenen Prachthandschriften[11]. Als Notar verfasste und schrieb er auch die kaiserlichen Urkunden, die in einer schriftarmen Zeit, die Regierung und die Macht der Herrscher dokumentierten. Am 11. November 1022 trat der Bischof in den Orden des heiligen Benedikt ein. Nur neun Tage später stirbt Bernward an Krankheit im Alter von 66 Jahren. Im Jahre 1192 konnte der Kardinal Cinthius Bernwards Heiligensprechung[12] erwirken, worauf Bernward 170 Jahre nach seinem Tod am 19.12.1192 von Papst Coelestin heilig gesprochen wurde.

1.1 Forschungsdiskussion:

Wie ist der heutige Forschungsstand über das Mittelalter?

Von Beginn an besaß der Termini Mittelalter einen negativen Beiklang. „Als die Idee einer media aetas, eines mittleren Zeitalters, um die Mitte des 15. Jahrhunderts in humanistischem Umfeld entstand, drückte sie ein ästhetischen Urteil aus. Das mittlere Zeitalter schob sich zwischen Antike und Gegenwart, die als Aufbruch in eine neue, an die Antike anschließende Zeit galt. Für die Humanisten war das Mittelalter finster wegen des Verlusts der Philosophie, des Sprachniveaus und der Kunst des Altertums. Für die Protestanten handelte es sich um die Zeit der Verfälschung des christlichen Glaubens durch die Päpste. Die Aufklärer machten dem vermeintlichen von der Kirche beherrschten Mittelalter zum Vorwurf, in dumpfen Aberglauben gefangen zu sein.“[13] An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstand als Reaktion auf die vernunftfixierte Aufklärung und die eher unbefriedigte politische Gegenwart ein positives Mittelalterbild.[14] „Die Romantiker erfanden eine idealisierte Zeit ohne Glaubensspaltung, in der eine harmonische Ständeordnung herrschte, ein mächtiges deutsches Kaiserreich die Führung in Europa innehatte und vor allem Kunst und Literatur blühten.“[15] Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Vorstellungen vom Mittelalter immer zeitgebunden waren.

[...]


[1] Lindgren 1976, S.85

[2] Eickhoff zitiert aus: http://www.mittelalter/genealogie.de/mittelalter/bistuemer/hildesheim/bernward_ bischof_von_Hildesheim_+_1022

[3] Vgl. Wolff 1996, S. 4

[4] Ebd., S. 4

[5] Ebd., S. 4; Auslassung: M.B.

[6] Ebd., S. 5; Einfügung: M.B.

[7] Brandt/Eggebrecht 1993, S. 25

[8] Bernward war aus begütertem hochadligen Haus, den Immedingen. Seine beiden Großväter waren Pfalzgrafen in Sachsen, jener mütterlicherseits mit dem Heiligen Ulrich von Augsburg verwandt. Bernwards Bruder war Graf im Hessengau und später einer der Heeresführer Otto III. in Italien. Bernwards Schwester Judith wurde Äbtissin des immedingischen Hausklosters Ringelheim.

[9] Thangmar von Hildesheim (*ca. 940/950 in der Diözese Hildesheim, † nach 1019) war Priester an der Hildesheimer Domkirche und um 970 ihr Vorsteher. 1008 bis 1013 schrieb er die ersten 10 Kapitel der ›Vita Bernwardi‹. Später fügte er den Bericht über den Gandersheimer Streit (um 1000 entbrannte mit dem Mainzer Erzbischof Willings der Streit über die Zugehörigkeit Gandersheim zu Hildesheim oder Mainz) mit ein, wo er Bischof Bernward, der mit einer Appellation an Papst Sylvester II. eine Reglung des Gandersheimer Streites herbeiführen wollte, nach Rom begleitete.

[10] Vgl. ebd., S. 29 f.

[11] Vgl. ebd., S. 29

[12] „Kennzeichen heiliger Menschen war es, daß sie eine Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits herstellten, die sich vor allem in Wundern zeigte, und daß sie in ihren Reliquien auch nach ihrem Tod präsent blieben. [...]Nicht nur aus Frömmigkeit wurden Heilige erhoben, sondern auch aus wirtschaftlichem und politischem Kalkül. Heiligenkulte zogen Pilger und Geld an, trugen für Gemeinschaften zur Identitätsbildung und sozialer Integration bei, waren Mittel zur kollektiven Selbstdarstellung und zur Legitimation der Herrschenden.“ Märtl 2007, S.53 f.

[13] Märtl 2006, S. 12

[14] Vgl. ebd., S. 12

[15] Ebd., S. 12

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Bernward von Hildesheim
Untertitel
Wer war Bernward von Hildesheim und welche Rolle nahm er im ottonischen Zeitalter ein?
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Die Zeit der Ottonen
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
20
Katalognummer
V140677
ISBN (eBook)
9783640488360
ISBN (Buch)
9783640488520
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bernward, Hildesheim, Bernward, Hildesheim, Rolle, Zeitalter
Arbeit zitieren
Magistra Artium Marta Cornelia Broll (Autor:in), 2007, Bernward von Hildesheim, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140677

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