Viele theologische Gelehrte und Männer der Kirche (unter ihnen auch Martin Luther) wollten am Anfang des XVI. Jahrhunderts eine Veränderung der Theologie und Kirche, eine Neuausrichtung am Eigentlichen, alt hergebrachten. Sie forcierte jedoch ungewollt die Teilung der okzidentalen Kirche in zwei Konfessionen und damit in etliche miteinander konkurrierende Kirchen und die katholische Kirche mit ihrem Oberhaupt, dem Papst in Rom verlor an Einfluss und Macht in der abendländischen Welt.
War die Hauptwirkungsstätte Luthers, Wittenberg, im XVI. Jahrhundert, ein „reformiertes Rom“? Obgleich im späten Mittelalter John Wyclif und Jan Hus reformatorisch vor Luther tätig waren, war es Martin Luther, der die Reformation in der Frühen Neuzeit durch sein Wirken und seine Werke erfolgreich machte. Und mit seinem Thesenanschlag an die Wittenberger Schlosskirche, nahm im Reich am 31. Oktober 1517 die Reformation ihren Anfang. Hans-Joachim Schmidts Überlegungen zu Rom im Mittelalter werden in dieser Hausarbeit auf das frühneuzeitliche Wittenberg übertragen.
Ein weiterer Hauptuntersuchungsbestandteil wird der südosteuropäische/ slowenische/ krainische Zeitgenosse Luthers Primož Trubar sein, der aus seiner südosteuropäischen Heimat in die Mitte und in den Südwesten des Reiches gingen. Um sich dort der erstarkten reformatorischen Bewegung anzuschließen. Denn der in Südosteuropa gelegene, slowenisch (windisch/krainisch) – kroatische – norditalienische Raum war teils von den Habsburgern, teils von den Ungarn beziehungsweise von den Osmanen besetzt. Das Herzogtum Krain bildete mit den Herzogtümern Steiermark, Kärnten und der Grafschaft Görz seit 1564, einen der drei Landesteile Österreichs, „Innerösterreich“. Hier verlief die Militärgrenze zwischen den Großmächten der Habsburger und des Osmanischen Reiches. Besonderes Augenmerk wird in dieser Arbeit auf den Bereich der „windische Grenze“ (Herzogtum Krain) zwischen der Linie Agram und Warasdin gelegt, ein Wirkungskreis des genannten südosteuropäischen Reformators, Primož Trubars.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wie humanistisches Denken die Reformation vorbereitete
- Was ist und wie entstand humanistisches Denken?
- Die Wirkung des humanistischen Denkens auf den Südosteuropäischen Raum
- Reformationen unter Luther, Zwingli und Calvin und deren Auswirkung auf die Staatskirchenbildungen
- Luther/Wittenberg und das Augsburger Bekenntnis
- Zwingli/ Zürich und das Helvetische Bekenntnis
- Calvin Genf und die reformierte Konfession
- Tübingen im konfessionellen Zwiespalt
- Die Vita des Primož Trubar ab seiner Priesterweihe 1530 bis zu seinem Tode 1586
- Trubars Missionsmotive in Südosteuropa
- Die sich verändernde konfessionelle Lage in „Innerösterreich“ im Speziellen das Herzogtum Krain
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die wechselseitige Einflussnahme der südosteuropäischen und der mitteleuropäischen Reformationsbewegungen im XVI. Jahrhundert zu untersuchen. Sie beleuchtet insbesondere das Wirken des slowenischen Reformators Primož Trubar und die Relevanz des humanistischen Denkens als Grundlage für die reformatorische Bewegung.
- Die Rolle des Humanismus in der Vorbereitung der Reformation
- Die Ausbreitung der Reformation in Mittel- und Südosteuropa
- Die Entwicklung von Staatskirchenbildungen im Kontext der Reformation
- Die Missionsaktivitäten von Primož Trubar in Südosteuropa
- Die konfessionelle Landschaft im Herzogtum Krain im XVI. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Reformationsbewegung als eine Bewegung der Umgestaltung und Verbesserung vor, die stark vom Humanismus geprägt war. Sie beleuchtet die Folgen der Reformation, wie die Teilung der Kirche in zwei Konfessionen und den Verlust an Einfluss der katholischen Kirche. Außerdem wird die Frage gestellt, ob Wittenberg im XVI. Jahrhundert ein „reformiertes Rom“ war. Der Text stellt auch den slowenischen Reformator Primož Trubar als weiteren Schwerpunkt der Arbeit vor.
- Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Humanismus als dem gemeinsamen Bezugspunkt aller reformatorischen Bewegungen in Europa. Es beschreibt die Entstehung und Verbreitung des Humanismus in Italien und Europa sowie die Bedeutung der hebräischen und altgriechischen Sprache für die Untersuchung der Heiligen Schrift.
- Das dritte Kapitel behandelt die Reformationen unter Luther, Zwingli und Calvin. Es beschreibt die Entstehung der verschiedenen Konfessionen und deren Auswirkung auf die Staatskirchenbildungen.
- Das vierte Kapitel widmet sich der Vita des Primož Trubar.
- Das fünfte Kapitel beleuchtet die Missionsmotive von Trubar in Südosteuropa.
- Das sechste Kapitel beschäftigt sich mit der sich verändernden konfessionellen Lage in „Innerösterreich“, insbesondere im Herzogtum Krain.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Reformation, Humanismus, Staatskirchenbildungen, Primož Trubar, Südosteuropa, Mitteleuropa, XVI. Jahrhundert, Herzogtum Krain, Konfession, Religionsfreiheit, Mission.
- Arbeit zitieren
- Lutz-Michael Berger (Autor:in), 2023, Wittenberg ein „Neues Rom“? Die Einflüsse zwischen Mittel- und Südosteuropa während der Reformation im 16. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1406771