[...] Es ist interessant festzustellen, dass der Titel im Deutschen „La Jalousie oder die Eifersucht“ lautet. Hier wurde die Antwort, ob es sich im Buch um das Gefühl oder die Markise handelt zwar nicht vorweggenommen, er weckt aber das Bewusstsein für das Vorhandensein der begrifflichen Mehrdeutigkeit deutlicher als im Französischen.
Benennt der Titel ein Gefühl, dann wäre ein Buch zu erwarten, das sich mit dem seelischen Zustand der Eifersucht auseinandersetzt. Womöglich würde es Schilderungen menschlicher Beziehungen und ihr Schicksal in Hinsicht auf Leid wegen der Starrheit und Fixiertheit des Bewusstseins, aufgrund von emotionaler Abhängigkeit vom geliebten Menschen enthalten.
Benennt der Titel aber den Gegenstand der Jalousie als Sichtschutz, dann dürfte ein eher sachliches Buch, getragen von objektiven Beschreibungen zu erwarten sein.
Welche „Jalousie“ nun gemeint ist, ist die grundlegende Überlegung, die der Leser anstellt, bevor er auch nur die erste Seite zu lesen anfängt. Hierbei wird nach dem Ausschlussprinzip verfahren. Entweder ist es das Gefühl, oder der Gegenstand.
Von der ersten bis zur letzten Seite behandelt der Roman das Thema der Eifersucht. Es gibt keine Szene, die nicht mit ihr in Verbindung gebracht werden könnte. Auf der anderen Seite verliert er aber kein Wort über den seelischen Eifersuchtszustand, sondern liest sich, die Beschreibungen der darin vorkommenden Menschen in ihrer äußeren Erscheinung, ihrem Habitus und Verhalten ausgenommen, wie eine reine Baubeschreibung, mit der vom Autor scheinbar selbst verordneten Prämisse nüchterner Objektivität. Es gibt keinen roten Faden der Handlung, der den Leser durch den Roman hindurchführt. Es handelt sich um reine Objektzustandsbeschreibungen. Einer Fotografie gleichsam sind die einzelnen Szenen penibel dargestellt und exakt gefasst, dass bei ihrer Aneinanderreihung das Gefühl evoziert wird, als ob man einen Film betrachten würde. Durch die exakte Beschreibung der Szenerie und der Umgebung, bekommt der Leser ein äußerst präzises Bild der räumlichen Anordnung, der Objekte und Personen. Ein Objekt nach dem anderen wird in farblicher und formtechnischer Ausprägung beschrieben, und mit den anderen in räumlichen Zusammenhang gebracht. Es ist, als ob einzelne Fotos beschrieben würden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Semantischer Dualismus/ Definition des Begriffs: Eifersucht
- ,,La Jalousie“
- Die Rekonstruktion der Geschichte
- Der beobachtende Ehemann
- Die Kameraperspektive als Ehemann
- Der eifersüchtige Ehemann in „La Jalousie“
- Die Kameratechnik als Vermittlung des Bewusstseinszustandes Eifersucht
- Persönlichkeitsanalyse des eifersüchtigen Ehemannes
- Fazit/ Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich mit dem Roman „La Jalousie“ von Alain Robbe-Grillet auseinander und untersucht die Bedeutung des Titels im Kontext der dargestellten Eifersucht. Dabei wird der Fokus auf die narrative Struktur des Romans gelegt, insbesondere auf die Rolle der Kamera und der daraus resultierenden Perspektive. Das Ziel ist es, das Verhältnis zwischen der „Jalousie“ als Gegenstand und dem Gefühl der Eifersucht zu analysieren und zu verstehen, wie Robbe-Grillet diese Thematik mittels seiner besonderen Schreibtechnik behandelt.
- Die Bedeutung des Titels „La Jalousie“ und seine Mehrdeutigkeit
- Die „Kameratechnik“ als narratives Mittel zur Darstellung des Bewusstseinszustands Eifersucht
- Die Rolle des eifersüchtigen Ehemannes als Beobachter und Erzähler
- Die Verbindung zwischen der Objektwelt und dem subjektiven Erleben des Ehemannes
- Die Darstellung der Eifersucht als Lähmung und Fixierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung analysiert die Mehrdeutigkeit des Titels „La Jalousie“ und stellt die zwei möglichen Bedeutungen vor: die „Jalousie“ als Gegenstand und die „Jalousie“ als Gefühl. Im nächsten Kapitel wird die „Kameratechnik“ als zentrales narratives Element des Romans eingeführt. Hier wird gezeigt, wie die Perspektiven des Erzählers durch die „Jalousie“ als Blende beeinflusst werden und der Eindruck von Eifersucht erzeugt wird. In den folgenden Kapiteln wird der Ehemann als „abwesendes Ich“ und die Perspektive der Kamera weiter beleuchtet. Seine Beobachtungen der Szenerie, der Umgebung und der Personen werden analysiert und mit seinem inneren Zustand der Eifersucht in Verbindung gebracht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit Themen wie Eifersucht, „Kameratechnik“, Erzählperspektive, Objektwelt, subjektives Erleben, Bewusstseinszustand, „Jalousie“ als Gegenstand, Romananalyse, Alain Robbe-Grillet, „La Jalousie“.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2003, Analyse des eifersüchtigen Ehemannes in „La Jalousie“ von Alain Robbe Grillet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140712