Molière „Les Précieuses ridicules“. Analyse, Interpretation, Einschätzung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

20 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Salonkultur und Preziösentum im 17. Jahrhundert
2.1 Darstellung/ Begriffsdefinition
2.2 Vertreterinnen der Salonkultur im 17. Jahrhundert
2.2.1 Madame de Sévigné
2.2.2 Madame du Deffand
2.2.3 Ninon de Lenclos
2.2.4 Madeleine de Scudéry

3. „Les Précieuses ridicules“
3.1 Inhaltsangabe
3.2 Aufführung und Rezeption
3.3 arstellung und Analyse der Protagonisten
3.4 Reaktion der Preziösen

4. Fazit/ Schlussbemerkung

5. Bibliographie.

1. Einleitung

Molières 1659 erschienenes Werk „Les Précieuses ridicules“(im Folgenden: PR) erregte die Gemüter verschiedener Gesellschaftsschichten, besonders die der Vertreterinnen der damals populären Salonkultur. Mit den PR löste Molière sich von den komödienhaften, überspitzten Darstellungen eines bizarren Charakters und fing an, satirisch-gesellschaftskritische Komödien zu verfassen. In der nachfolgenden Arbeit wird zunächst eine eingehende Darstellung der Salonkultur im 17. Jahrhundert angefertigt. Des Weiteren werden die wichtigsten Vertreterinnen dieser „Bewegung“ genannt, ihre Biographien dargelegt und Besonderheiten der einzelnen „Salons“ aufgezeigt.

Der Hauptteil dieser Arbeit beschäftigt sich vorab mit einer bündigen Inhaltsangabe des Werkes PR, gefolgt von einer Darstellung der Umstände, die um dieses Werk kursierte. So wird die Rezeption der PR beleuchtet, speziell unter dem Gesichtspunkt, wie die Preziösen das Werk aufnahmen und was für Konsequenzen Molières lächerliche Darstellung der Salonkultur nach sich zog.

Im Folgenden wird die Charakterisierung der Salonkultur in den PR untersucht und anhand von Textbeispielen belegt. Es werden erste interpretatorische Ansätze erarbeitet, die herausstellen sollen, welche Absichten Molière mit der Darstellung der beiden „Provinzgänse“ Magdelon und Cathos hatte und welche Form der Kritik er an den beiden Protagonisten üben wollte.

Anschließend werden die Hauptdarsteller intensiv charakterisiert und anhand von Textzitaten ihrer Lächerlichkeit überführt.

Zum Abschluss dieser Arbeit erfolgt die Schilderung der Reaktionen der Preziösen auf die PR, welche Art von Vorhaltungen gemacht wurden und wer von den preziösen Damen sich auf welche Weise engagierte, diese molièresche Darbietung zu widerlegen. Erarbeitet wird zudem, wen er genau mit seiner Kritik treffen wollte und wie seine Grundeinstellung zu dem Preziösentum seiner Zeit war.

Das Fazit dieser Arbeit stellt eine übergeordnete Darstellung der erarbeiteten Thesen heraus und beantwortet die in der Einleitung aufgeworfenen Frage- und Problemstellungen.

2. Salonkultur und Preziösentum im 17. Jahrhundert

2.1 Darstellung/ Begriffsdefinition

Die Bewegung der précieuses stellt die Elite der damaligen Frauenbewegung dar: Ein aristokratisches Bewusstsein, das verpflichtet, sich nach dem besonderen Wert(„prix“) ihrer Person zu verhalten und sich von anderen abzuheben.

Neben ihrer betont modernen und puristischen Haltung in Sprach- und Literaturfragen sind sie vor allem durch ihr radikales feministisches Bewusstsein gekennzeichnet.

Die preziöse Bewegung in Frankreich ist eine ernst zu nehmende Kulturbewegung vornehmer Frauenkreise, die aus ihren moralischen und ästhetischen Bedürfnissen und Forderungen heraus eine Verfeinerung des gesellschaftlichen Lebens auf der Grundlage persönlicher Würde und gepflegten Ausdrucks in Sprache und Literatur erstrebten.[1]

Die Salonkultur hatte einen erheblichen Einfluss auf die Literaturlandschaft und auf die französische Sprache. Die Salonkultur stellt aber auch zugleich eine wichtige Voraussetzung für die kulturelle, literarische Emanzipation der Frau dar.[2]

Hervorgegangen ist die Verbreitung der Salonkultur aus den „Querelles des femmes“, der Auseinandersetzung über Geschlechterrollen und über die Rolle der Frau und ihr Ansehen in der Gesellschaft im 15.-17. Jahrhundert. Übersetzt man den fixen Begriff „Querelles des femmes“ ins Deutsche so erhält man folgende Übersetzungsmöglichkeiten:

„Wehklage der Frau, Klage der Frau, die Sache/ das Anliegen der Frau, Streit der Frauen oder um Frauen“( vgl.: Langenscheidts Großes Wörterbuch Französisch/ Deutsch, Langenscheidt, 1995).

Die „Querelles des femmes“ erreichte ihre Endphase im 18. Jahrhundert, wobei sich die inhaltlichen Forderungen von Epoche zu Epoche neu definierten, jedoch eine grundlegende thematische Konstante blieb, nämlich die Forderung nach freiem Zugang zur Bildung.

Voraussetzung für die kulturelle Emanzipation der Frau im 17. Jahrhundert ist die Durchsetzung eines neuen Frauenbildes. Werte, wie Tugendhaftigkeit, Heiligkeit, Eloquenz und vornehme Umgangsformen waren die zu erstrebenden Ideale.[3]

Im 17. Jahrhundert stellten die Salons einen Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens dar. Das Wort Salon bezeichnete zu dieser Zeit die Empfangsräume meist adeliger Damen, die dort nach italienischem Vorbild Zusammenkünfte organisierten, bei denen politische, religiöse, ethische und ästhetische Probleme erörtert wurden. Es trafen sich dort führende Persönlichkeiten aus Literatur, Musik, Theater, Philosophie, Staatswesen, Kirche und der Wissenschaften.

Der klassische Salon hatte mehrere Funktionen. Unter der gesellschaftlichen Funktion verstand man die Verfeinerung der Sitten und die Entwicklung von Höflichkeitsformen. Die politische Funktion setzte eine Beteiligung an der Fronde voraus. Sprachlich und literarisch diskutierte man über die „bon usage“ der französischen Sprache, wie auch über die neuesten Stücke und Werke der zeitgenössischen Autoren. Der Salon war somit eine wichtige Bildungsinstitution der Frau.[4]

Zunächst gab es Salons nur in aristokratischen Häusern, später weitete sich die Salonkultur auch auf das gehobene Bürgertum aus, was von den „wahren Preziösen“ nicht gern gesehen wurde, da sie ein Zerfall der aufgestellten Werte befürchteten.

Alle Salons wurden von Frauen geführt, die dementsprechend als „salonière“ bezeichnet wurden. Die „salonière“ war Mittelpunkt der Gesellschaft und prägte den Kreis ihrer Stammgäste, sowie die Gesprächsthemen der jeweiligen Zusammenkunft.

Der Salon entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer festen gesellschaftlichen Institution. Die Mitglieder trafen sich an festgelegten Empfangstagen, den so genannten „jours fixes“.

Das neu entstandene Frauenbild war vor allem durch ein neues weibliches Selbstverständnis und Selbstbewusstsein geprägt und fand seinen Höhepunkt in der Frauenbewegung der „précieuses“[5].

Die „précieuses“ kennzeichnete ein aristokratisches Bewusstsein vom besonderen Wert ihrer

eigenen Person. Das Ziel war es, sich vor anderen, meist im kulturellen Bereich,

auszuzeichnen, aber auch ein radikal feministisches Bewusstsein zu erlangen, das mit der

Ablehnung der typischen Frauenrolle und der Kritik an der Institution Ehe verbunden war( s.o.). Der Beginn der preziösen Bewegung ist um das Jahr 1640 datiert, welche in vier Ausformungen auftritt.

1. „la préciosité des manières“
2. „la préciosité du langage“
3. „la préciosité de l´esprit“
4. „la préciosité des sentiments“

2.2 Vertreterinnen der Salonkultur im 17. Jahrhundert

Im Folgenden werden die bedeutendsten Vertreterinnen der Salonkultur im 17. Jahrhundert dargestellt. Jede „salonière“ verstand es, ihrem Salon eine bestimmte Ausrichtung und einen speziellen Charakter zu vermitteln.

Die wichtigsten Salons waren wohl die der Marquise de Rambouillet, der Madeleine de Scudéry und der Madame de Sévigné. Der Salon von Ninon de Lenclos war nicht ganz so bedeutend, wird aber hier erwähnt, da er unter anderem auch von Molière besucht wurde.

Die Marquise de Rambouillet, geborene Cathérine de Vivonne, wurde 1588 in Rom geboren und bereits mit zwölf Jahren mit Charles d’Angennes, dem Marquis de Rambouillet, verheiratet. Seitdem lebte sie in Paris und ließ dort das „Hôtel de Rambouillet“, beim gegenwärtigen Palais-Royal, nach ihrem eigenen künstlerischen Geschmack aufbauen und gestalten. Seit 1610 empfing sie dort in ihrem Salon, dem weltbekannten „chambre bleue“, Gäste aus dem Adel und der Welt der Kultur und Gelehrsamkeit.[6]

Ziel der Madame de Rambouillet und ihrer Gäste war es, sich geistreich zu unterhalten. Dazu gehörte das Aufführen von Theaterstücken, das Dichten und Vorlesen von Versen und Diskussionen über die Verbesserung und Verfeinerung der französischen Sprache. Mitglieder ihres Salons waren auserwählte Leute wie: François de Malherbe, Roger de Bussy-Rabutin, Pierre Corneille, Madame de Sévigné und Vincent Voiture.[7]

2.2.1 Madame de Sévigné

Marie de Rabutin- Chantal, Marquise de Sévigné wurde am 05.02.1626 in Paris geboren und verstarb am 18.4.1696 auf Schloss Grignan, dem Residenzsitz ihrer Tochter im Süden Frankreichs.

Geboren als Marie de Rabutin-Chantal, verlor sie mit anderthalb Jahren ihren aus altem burgundischen Adel stammenden Vater und mit sechs auch ihre einer neuadeligen Bankiersfamilie angehörende Mutter. Ihre fromme Großmutter Chantal wollte eine Nonne aus ihr machen, doch stattdessen kam sie ins Haus der Großeltern mütterlicherseits, wo sie eine vorzügliche Erziehung genoss und insbesondere Singen, Tanzen, Reiten, Latein, Spanisch und Italienisch lernte sowie eine gute literarische Bildung erhielt. 18-jährig, und versehen mit der stattlichen Mitgift von 300.000 Francs, heiratete sie 1644 den aus alter bretonischer Familie stammenden Marquis de Sévigné, mit dem sie 1646 eine Tochter und 1648 einen Sohn bekam. Nachdem sie ihren Mann 1651 durch ein Duell verloren hatte (es ging dort um die Ehre seiner Geliebten), blieb sie ledig und ließ ihren Besitz von ihrem Onkel, dem Abbé de Coulanges, verwalten. Sie selbst lebte teils auf ihren Gütern in der Bretagne, meist aber in Paris, wo sie als geistreiche Unterhalterin und anregende Gesprächspartnerin geschätzt, in besten Kreisen verkehrte und auch mit bekannten Literaten Kontakt hatte, z.B. der Romanautorin Madeleine de Scudéry, von der sie in deren Erfolgsbuch „Clélie“ (1657) sehr schmeichelhaft porträtiert wurde.

Nachdem 1669 ihre geliebte Tochter den Comte de Grignan geheiratet hatte und Anfang 1671 mit ihm in die ferne Provence entschwunden war, begann Mme de Sévigné Briefe an sie zu verfassen. Hierin schildert sie effektvoll und lebendig sowie manchmal auch drastisch nicht nur ihre wechselnden Befindlichkeiten, sondern auch das, was sich in Paris und Versailles um sie herum tat und was als Reflex der großen Politik an ihre Ohren gelangte.

Auf den Geschmack gekommen, schrieb sie bald nicht nur an ihre Tochter, sondern auch an andere Adressaten – zunehmend in Kenntnis dessen, dass ihre Briefe herumgezeigt, vorgelesen, kommentiert und sehr häufig sogar abgeschrieben wurden. Nach und nach entwickelte sie so ihre Briefkunst zu einer literarischen Gattung, deren Form sie kreierte. Eine erste gedruckte, nicht sehr umfangreiche Sammlung (auf der Basis von Abschriften) erschien allerdings erst 1725, eine andere 1726, also lange nach ihrem Tod.[8][9][10][11][12]

Sie gilt als Begründerin eines neuen, damals noch unbekannten Schreibstils, da sie spontane, persönliche Briefe an ihre Tochter( ihre Hauptadressatin) schrieb und somit in den Briefen offen und ehrlich über ihre Zuneigung und Liebe zu ihrer Tochter sprach. Da ihre Briefsammlung zu ihren Lebzeiten nicht veröffentlicht wurde, ist anzunehmen, dass sie nur ihre Tochter ansprechen wollte und nicht für ein breites Publikum schrieb. Die Briefe sind daher stark geprägt von Liebes- und Zuneigungsbekundungen („Sentiment“), aber auch durch einen anschaulichen, lebendigen, natürlichen Schreibstil, der so in der Literaturlandschaft zur damaligen Zeit nicht auftrat.[13]

[...]


[1] Küchler, Walther: Molière, Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin, 1929, S, 23 ff.

[2] Grewe, Andrea: Die französische Klassik. Literatur, Gesellschaft und Kultur des 17. Jahrhunderts, Stuttgart, 1998, S. 53.

[3] Grewe, Andrea: Die französische Klassik. Literatur, Gesellschaft und Kultur des 17. Jahrhunderts, Stuttgart, 1998, S. 53.

[4] Grewe, Andrea: Die französische Klassik. Literatur, Gesellschaft und Kultur des 17. Jahrhunderts, Stuttgart, 1998.

[5] Baader, Renate: „die verlorene weibliche Aufklärung. Die französische Salonkultur des 17. Jhdts. Und ihre Autorinen“, in: Gnüg, H.; Möhrmann, R.(Hrsg.): Frauen Literatur Geschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwar t, Stuttgart, 1985.

[6] Grewe, Andrea: Die französische Klassik. Literatur, Gesellschaft und Kultur des 17. Jahrhunderts, Stuttgart, 1998, S.51.

[7] http://de.wikipedia.org/wiki/Marquise_de_Rambouillet

[8] Dûchene, Roger: Madame de Sévigné, 3. Bde., Paris, 1972-1978

[9] Theodora von der Mühll( Hrsg.): Madame de Sévigné, Vrin, Paris, 1981.

[10] Zimmermann/ Böhm: Französische Frauen der frühen Neuzeit. Dichterinnen, Malerinnen, Mäzeninnen, Darmstadt, 1999.

[11] http://de.wikipedia.org/wiki/Sevigne

[12] Grewe, Andrea: Die französische Klassik. Literatur, Gesellschaft und Kultur des 17. Jahrhunderts, Stuttgart, 1998.

[13] Dûchene, Roger: Madame de Sévigné, 3. Bde., Paris, 1972-1978

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Molière „Les Précieuses ridicules“. Analyse, Interpretation, Einschätzung
Hochschule
Technische Universität Berlin
Veranstaltung
Die soziale Funktion der Komödie bei Molière
Note
1,3
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V140717
ISBN (eBook)
9783640481279
ISBN (Buch)
9783640481446
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Molière, Précieuses, Analyse, Interpretation, Einschätzung
Arbeit zitieren
Anonym, 2005, Molière „Les Précieuses ridicules“. Analyse, Interpretation, Einschätzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140717

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