Gott im Körper begegnen – Aikidō als eine Hilfe zur praktischen Einübung in die Nachfolge Jesu in der heutigen Gesellschaft


Diplomarbeit, 2008

149 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

VORWORT

0 EINLEITUNG UND ANSATZ DER ARBEIT
0.1 Aufbau
0.2 Abgrenzung

1 GOTT UND KORPER IN DER CHRISTLICHEN BOTSCHAFT
1.1... BEGRIFFSKLARUNG UND INHALT VON KORPER UND LEIB
1.2 DER MENSCH UND SEIN KORPER IN DER GANZHEITLICHEN SICHT DER BIBLISCHEN BOTSCHAFT
1.2.1 Zeugnisse aus dem Alten Testament
1.2.2 Exkurs: Begegnung des judisch-christlichen Denkens mit dem griechisch hellenistischen Dualismus.
1.2.3 Oberlieferungen aus dem Neuen Testament.
1.2.3.1 Ganzheitliche Sicht der Leiblichkeit bei den Synoptikern
1.2.3.2 Leiblichkeit bei Paulus
1.2.3.3 Fleisch-Menschwerdung Gottes im Johannesevangelium
1.3 Geist-Leib-Personen-Einheit in der Tradition der katholischen Kirche
1.3.1 Leib und Steele als Spannungseinheit bei Thomas von Aquin
1.3.2 Aussagen des II. Vatikanums.

2 ANSATZ DES AIKIDO
2.1 Geschichtlich-philosophischerHintergrund von Aikido
2.2 Aikido - Entstehungsgeschichte
2.3 AI-KI-dO BEGRIFFSKLARUNG.
2.4 Technische Grundlagen und Prinzipien
2.5 Das Prinzip des Aiki
2.6 Aikido und Meditation
2.7 Spirituell-religiose Botschaft des Aikido

3 CHRISTLICHE BOTSCHAFT UND AIKIDO.
3.1 Ganzheitlichkeit
3.2 RESPEKT VORDER WORDE DESMENSCHEN IN SEINER GANZHEITLICHEN DIMENSION
3.3 Spirituell-religiose Ebene.

4 AIKIDO IM BLICKWINKEL DER PASTORALEN PRAXIS - EINE HILFE ZUR PRAKTISCHEN EINUBUNG IN DIE NACHFOLGE JESU HEUTE
4.1 NACHFOLGE JESU
4.2 Die Zeichen der Zeit
4.2.1 Pluralisierung und Fragmentarisierung.
4.2.2 Werteverlust und die EntwQrdigung des menschlichen Korpers
4.2.3 Zerstorerische Gewalt als Folge des mangelnden Respekts und der mangelnden Achtung vor der WQrde des Menschen und seiner Leiblichkeit
4.3 Aikido und der pastoral-psychologische Ansatz der Schlusselmethode von Karl Frielingsdorf - Eine AnnAherung
4.3.1 Pastoral-psychologischer Ansatz der SchlQsselmethode von Karl Frielingsdorf
4.3.1.1 Bedeutung des Korpers im ganzheitlichen Ansatz der SchlQsselmethode
4.3.2 These einer christlichen Deutung der Prinzipen des Aikido in Annaherung an die SchlQsselmethode
4.3.2.1 Aikido und Gottesbegegnung

5 RESUM EE UND AUSBLICK

6 GRAPHISCHE UM SETZUNG.

X QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS
XI Quellen
X2 Internet.
X3 Literatur
XI ANHANG
XII Interview mit MichaelD. Nakajima, Rosenberg, 05
XI2 Interview mit Pater Jonathan During, Munsterschwarzach, 07.07.2008
XI3 Bilder..

„Liebe Bruder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe.“

1 Joh 4, 7 - 8

„Wahres Budo kennt keine Feinde. Wahres Budo ist Liebe. Es ist nicht da, urn zu toten oder zu kampfen, sondern Budo for- dert und verwirklicht alles Bestehende. Liebe beschutzt und erhalt das Leben. Ohne Liebe konnen wir nichts erreichen. Aikido ist Ausdruck der Liebe.“

Morihei Ueshiba

Abkurzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hinweis

Diese Arbeit ist in neuer Rechtschreibung verfasst. Originalzitate in alter Recht- schreibung wurden nicht angepasst.

Fur die Bezeichnung von Personen (z.B. Christ, Aikido-Trainer usw.) wird zur bes- seren Lesbarkeit die maskuline Form verwendet. Diese soll selbstverstandlich auch Frauen erfassen.

Vorwort

Mein Interesse an verschiedenen Kampfkunstarten war immer schon sehr groB. Als ich 1989 nach Deutschland kam, fand ich in meiner Umgebung zuerst eine Taekwondo-Schule. Durch den Taekwondo-Trainer lernte ich meinen spateren Aikido-Lehrer Michael Daishiro Nakajima kennen. Nicht nur vom Aikido begeis- tert, sondern auch von des Senseis1 Personlichkeit habe ich mich entschieden, Taekwondo zu beenden und stattdessen Aikido zu praktizieren. Die nachsten 6 Jahre, die ich damals bei Nakajima Sensei intensiv Aikido trainieren durfte, war- en fur mich sehr segensreich und entscheidend fur meinen weiteren Lebensweg. Durch Aikido, Meditation und den Umgang mit Sensei Nakajima entdeckte ich eine tiefere Dimension des Lebens, die sich deutlich unterschied von meinem bisherigen eher oberflachlichen Dasein. Diese Erfahrungen waren so intensiv, dass sie in mir einen Wunsch nach einer Art Befreiung auslosten. In der Folge wurde mir immer klarer, primar nicht mehr fur mich selbst zu leben, sondern fur Gott und fur die Menschen. Ich habe mich entschieden, dies in der katholischen Kirche zu tun. Mit 24 Jahren wurde ich gefirmt, mit 26 bin ich in eine Ordens- gemeinschaft eingetreten und wollte Priester werden.

Diese Diplomarbeit ist - neben einer wissenschaftlichen Beschaftigung mit die- sem hochspannenden Themenbereich - auch mein personliches Zeugnis und gibt einen kleinen Einblick in das, was geschehen kann, wenn die heilende ganzheit- lich-christliche Botschaft durch eine Kampfkunst wieder neu entdeckt wird und am eigenen Korper erfahren werden darf. Durch Aikido und meinen Lehrer, der fur mich sehr tief und uberzeugend sein Christsein lebte, habe ich wieder zur Kirche und zum Glauben an den lebendigen Gott gefunden.

0 Einleitung und Ansatz der Arbeit

Die Frage nach dem Korper des Menschen ist zunachst eine Frage nach der Ein- heit von Korper-Seele-Geist. Denn nur dann, wenn der Mensch in seiner Gesam- theit, also ,,ganz“ betrachtet wird, konnen sein Korper, seine Seele oder sein Geist nicht voneinander getrennt und in keiner Weise zum Vorteil oder Nachteil der einen oder anderen Dimension als in sich gespalten gesehen werden. Leider ist dieses Phanomen der fragmentierten und gespalteten Betrachtung des Men­schen in unsrer Gesellschaft in Vormarsch. Nach Durckheim ist die

,,Gefahrdung der Ganzheit des Menschen ... das Krankheitszeichen unse- rer Zeit, aber auch die Ursache tiefgreifender Bewegungen, deren Sinn die Wiederherstellung der Ganzheit ist. Alle mit der Bildung, Heilung oder Fuh- rung des Menschen befaBten Berufe: der Erzieher, der Arzt, der Psychothera- peut, der Seelsorger, - sie alle mussen sich heute die Frage stellen: ,Was ist uns eigentlich als zu verwirklichende Ganzheit des Menschen aufgegeben? Wann ist der Mensch, wann fuhlt er sich eigentlich ganz?‘ ,Ganz‘, das bedeutet auch heil! In welcher Hinsicht ist der Mensch von heute nicht mehr heil? Durch welche Einsichten und auf welchen Wegen kann er wieder ganz, d. h. heil wer- den?“2

Das Christentum kann mit seiner ganzheitlichen Betrachtung des Menschen als personales Abbild Gottes dem heute oft zerrissenen Menschen einen Weg anbie- ten, wieder die ursprungliche Ganzheit, das Heil, zu finden. Leider ist dieses Be- wusstsein von der transformierenden, ganz machenden und Heil bringenden Kraft des christlichen Glaubens trotz der Prasenz und Bekanntschaft der Kirche in un- serer Gesellschaft immer seltener vorhanden3 Der damit verbundener Wertever- lust, der letztendlich den Menschen in seinem Kern, seiner Wurde als Kind Got­tes mitt en ins Herz trifft, bricht wie eine Lawine auf alle Ebenen unserer Gesell­schaft ein. Da es aber die grundsatzliche Sehnsucht des Menschen ist, ganz und heil zu sein, wenden sich immer mehr Menschen den ostlichen, ganzheitlich orientierten Denkansatzen und Heilmethoden zu.

In dieser Diplomarbeit werden deshalb zwei Schwerpunkte gesetzt. Zum einen soil die ganzheitlich christliche Botschaft und darin die Rolle des Korpers wis- senschaftlich reflektiert und so das Bewusstsein von dem absolut positiven Wert des ganzheitlichen Denkens im Christentum wieder neu geweckt werden. Zwei- tens soll der ganzheitliche Ansatz der fernostlichen Kampfkunst Aikido zu der christlichen Botschaft in Beziehung gesetzt werden und, auf die ,,Zeichen der Zeit“ horend, als dreifache Hilfe dienen:

- eine Hilfe, die christliche Botschaft besser zu verstehen und zu erfahren, und es als Wert zu erkennen, dass der Korper der Tempel des Heiligen Geistes ist,
- eine Hilfe, sich in die Nachfolge Jesu praktisch - im biblischen Sinne der Bergpredigt - einzuuben,
- eine Hilfe, sich fur die tiefere Dimension des Glaubens zu offnen und den Bo- den fur die Begegnung mit Christus im Sakrament vorzubereiten.

0.1 Aufbau

Diese Diplomarbeit beinhaltet 5 Kapitel und einen Anhang, der vorwiegend aus zwei vollstandig abgedruckten Interviews besteht. Das erste Kapitel beschaftigt sich mit der Darstellung der Bedeutung des Korpers in der christlich- ganzheitlichen Botschaft vom Menschen als personalem Abbild Gottes. Der Schwerpunkt liegt auf der biblisch-ganzheitlichen und ganzheitlich anthropolo- gisch-traditionellen Sicht der katholischen Kirche. In Kapitel 2 folgt eine Vor- stellung des Ansatzes von Aikido samt seiner Entstehungsgeschichte, den Tech- niken, Prinzipien und seiner religios-spirituellen Botschaft.

Im dritten Kapitel werden die christliche Botschaft und die ganzheitliche Bot­schaft des Aikido zueinander in Beziehung gesetzt. Diese Ausfuhrungen verdeut- lichen vor allem den inkulturatorischen Charakter der Anwendung von Aikido im christlichen Kontext. Dabei werden die Erlauterungen durch die Aussagen zweier Interviews unterstutzt. Nachdem die These, dass die Inhalte des Aikido im Sinne des II Vatikanums ,,wahr und gut“ sind und von Christen ubernommen werden konnen, dargelegt wurden, findet im Kapitel 4 eine denkbare Verortung des Aikido in der Praktischen Theologie statt. Es geschieht durch die Annaherung des Aikido-Ansatzes an den pastoral-psychologischen Ansatz der Schlusselme- thode von Pater Karl Frielingsdorf SJ. Im Kapitel 5 wird Resumee gezogen und ein Ausblick auf die Umsetzung des Aikido in der pastoralen Arbeit der Zukunft gegeben. Es folgt danach unter 6 eine graphische Umsetzung der vorausgegange- nen Uberlegungen.

0.2 Abgrenzung

Das Thema der Diplomarbeit ist sehr umfassend, es beruhrt vier groBe Themen- komplexe: die Thematik des Christentums und des Korpers, den Ansatz der fer- nostlichen Kampfkunst Aikido, den Horizont der Praktischen Theologie und die gegenwartige Analyse der Gesellschaft. Aus diesem Grund erschien es notwen- dig, die groBen Themengebiete deutlich abzugrenzen und die Untersuchung dem Rahmen einer Diplomarbeit anzupassen.

Im ersten Themengebiet wurden daher bestimmte Teilgebiete ausgeklammert, so die Betrachtung der Korperlichkeit im Christentum in bestimmten Epochen wie in der fruhen Kirche, bei den Kirchenvatern, im Mittelalter4 oder in der Neuzeit. Ebenfalls unerwahnt bleiben das wichtige Thema der Korperlichkeit in der litur- gischen Entwicklung oder die Betrachtung der ganzheitlichen Zusammenhange aus der medizinisch-naturwissenschaftlichen und philosophischen Perspektive. An den entsprechenden Stellen wurde auf weiterfuhrende Literatur verwiesen.

Das zweite Themengebiet musste ebenfalls schmal gehalten werden. Der ganze Hintergrund der ostlichen Philosophie, der des Zen-Buddhismus und Konfuzia- nismus, des Shintoismus und der Lehre der Omotokyo-Richtung konnten nicht annahernd angesprochen werden. Ebenfalls mussten viele Techniken, Prinzipien und Teilbereiche des Aikido, wie der Schwert5 - und Stockkampf, aus den Uber­legungen groBtenteils ausgeklammert werden.

Die Nahe der christlichen Botschaft und der Intention von Aikido musste eben- falls knapp abgehandelt werden.

Das Einbeziehen der Aikido-„Idee“ in den Horizont der Praktischen Theologie ist ebenfalls ein weites Feld. Auf den Vergleich der Aikido-„Philosophie“ mit den verschiedenen pastoral-theologischen Denkansatzen, z. B dem mystagogischen6 Konzept oder der Kommunikationspatoral7, wurde verzichtet.

Auch die Interviews konnten nicht vollstandig ausgewertet werden. Daher emp- fiehlt es sich, zur Erganzung der Darstellungen der Diplomarbeit die Interviews im Anhang komplett zu lesen.

1 Gott und Korper in der christlichen Botschaft

„Der Mensch ist nach dem Bild Gottes geschaffen, und Gott selbst ist Liebe.

Daher ist die Berufung zur Liebe das, was den Menschen zum echten Eben- bild Gottes macht: Er wird in dem MaBe Gott ahnlich, in dem er ein Lieben- der wird. Aus dieser fundamentalen Verbundenheit zwischen Gott und dem Menschen folgt eine weitere: die unauflosliche Verbindung zwischen Geist und Korper: Der Mensch ist namlich Seele, die im Korper Ausdruck findet, und Korper, der von einem unsterblichen Geist belebt wird“ (Benedikt XVI).8

In dem Kontext unserer westlich modernen Gesellschaft, welche durch die letzten zwei Jahrhunderte verstarkter Korperdistanzierung und -abwertung9 stark gepragt wurde und in der der Korper auf paradoxe Weise einerseits aus der Gesellschaft verschwindet10, andererseits gerade deswegen in einem Korperkult11 verherrlicht wird, hat die Idee ,Gott im Korper‘ keinen Platz12. Nicht zu leugnen ist die Tat- sache, dass es in der Geschichte des Christentums ebenfalls Tendenzen zur ein- seitigen Abwertung des Korpers gegeben hat. Hier ist an die Ubernahme einiger Aspekte des antik-griechischen Denkens wie z.B. des platonischen Dualismus, dann die negative Beurteilung des Leibes von Origines bis Gregor von Nyssa, Augustinus und die nachfolgende Rezeption, zu erinnern.13 An dieser Stelle ist es wichtig, festzuhalten, dass ,,eine pessimistische Sicht des Leibes immer im Wi- derspruch zu unumstoBlichen Offenbarungswahrheiten“14 des christlichen Glau- bens stand. So kann man zusammen mit Carlo Martini behaupten, ,,dass aufgrund des Geheimnisses der Inkarnation, der Menschwerdung Gottes, die in Auferste- hung ihre Vollendung erreicht, der Leib, ja, die Leiblichkeit im Zentrum des Christentums steht“15.

Die Betrachtung und Erorterung des Korpers und sein Stellenwert in der christli- chen Botschaft werden zum Inhalt des folgenden Kapitels. Die Begriffsklarung wird vorangestellt.

1.1 Begriffsklarung und Inhalt von Korper und Leib

Trotz der deutschsprachigen Differenzierung der Begriffe ,Korper‘ und ,Leib‘ werden diese umgangssprachlich beinahe unterschiedslos verwendet. Wenn auch der Begriff ,Korper‘ den Leib-Begriff aus der sprachlichen Landschaft weitge- hend verdrangt hat16, ,,hat der Begriff Korper nicht automatisch alle Bedeutungen des Leib-Begriffs ersetzt“17 Hier ist an die Verwendung des Leib-Begriffes in Bezug auf den Leib Christi oder auf bestimmte Komposita wie Unterleib, Mutter- leib hinzuweisen.18 Die Etymologie kennt den Begriff ,Korper‘, mittelhoch- deutsch koerper, korper, als ein seit dem 13 Jh. bezeugtes Substantiv, das aus dem lateinischem corpus, (Korper, Leib, Masse) entlehnt wurde und das die aus dem 8. Jh. bezeugten Substantive ,Leib‘ und ,Leiche‘ ersetzte.19 Das Wort ,Leib‘, mittelhochdeutsch lip, lib, ist mit dem Wort ,Leben‘, das aus dem germanischen leiba stammte, verwandt.20 Auf den ersten Blick scheint auf Grund der Ver- wandtschaft des ,Leib-Begriffs‘ mit ,Leben‘, ,Leib‘ dieser Begriff einseitig ge- genuber dem Begriff ,Korper‘ aufgewertet.21 Jedoch muss differenzierter gesehen werden, dass das Wort corpus, das mit dem althochdeutschen Wort href (Leib, Mutterleib) urverwandt ist, deutlich vom Begriff cadaver, im Sinne von ,toter Korper’ zu unterscheiden ist. So deutet die etymologische Rekonstruktion an, dass die beiden Begriffe, ,Korper‘ und ,Leib‘ eine gemeinsame Wurzel haben.22

Trotz dieser semantischen Gemeinsamkeit ist der Inhalt von ,Korper‘ und ,Leib‘ sowohl kulturell als auch weltanschaulich gepragt. An dieser Stelle wird die Problematik der Leib-Korper-Debatte derart komplex, dass sie im Rahmen dieser Arbeit nur in Kurze angedeutet werden kann.

Zunachst geht es um das Problem der deutschsprachigen Unterscheidung der Be- griffe ,Leib‘ und ,Korper‘. Diese Debatte hat eine langere philosophische Tradi­tion. Sie begann mit Edmund Husserl23 und wurde durch die kritische Theorie von Horkheimer/Adorno24 und durch bestimmte feministische Stromungen be- einflusst.25 Fur die vorliegende Diplomarbeit, die einerseits in Bezug auf die Be- gegnung Gottes im Korper des Menschen ein ganzheitliches Denken beansprucht, d.h. die Begriffe Korper und Leib nicht polar zueinander verstehen will, anderer- seits die deutschsprachige Unterscheidung vom Korper und Leib nicht unreflek- tiert, einfach im synonymen Sinne verwenden mochte, werden die nachfolgenden Ausfuhrungen von Marcel tonangebend sein.

Marcel benutzt fur die Unterscheidung der deutschen Termini Korper und Leib die franzosischen Begriffe: corps que j‘ai und corps que je suis, der Korper, den ich habe und der Leib, der ich bin.26 Das Leib-sein bedeutet fur Marcel ein Da- Sein, das nur als inkarniertes Sein da sein kann27, ,,denn existieren heiBt inkar- niert sein“28. Inkarnation ist fur ihn eine geheimnishafte und erhellende Gege- benheit, in der sich der Leib, eine besondere und von keinem einzunehmende Form begrundend, in die Welt einfugt.29 Der Korper ist fur Marcel zunachst: „der typische Fall fur das Haben“30:

„Und hier werden wir auf den Korper und auf die Korperlichkeit zuruckgewor- fen. Das primare Objekt, das typische Objekt, mit dem ich mich identifiziere, und das sich mir dennoch entzieht, ist mein Korper. Es ist als ob wir gleichsam im geheimsten und tiefsten VerlieB des Habens standen. Der Korper ist also der ty­pische Fall fur das Haben.“31

Als Schlussfolgerung seines Ringens um die Abgrenzung der beiden Begriffe muss Marcel feststellen:

,,DaB es moglich ist, zwei Worte einzusetzen und als Begriffe zu bestimmen, erleichtert zwar das Verstandnis der verschiedenen Aspekte, unter denen ge- fragt und gedacht wird, bringt aber in Gefahr, deren innere Verschrankung auBer acht zu lassen. Das Zugleich von Leibsein und Einen-Korper-Haben bleibt unter Umstanden undeutlich. Dieses Zugleich aber steht in Frage. Es lasst sich in der deutschen verbalen Unterscheidung nur etwas muhsam formulie- ren: indem ich Leib bin, habe ich einen Korper - aber zugleich verfuge ich nur scheinbar uber diesen Korper, eben weil ich Leib bin.“32

Die Darstellungen in diesem Kapitel (1.1) sollten darauf hinweisen, dass erstens eine eindeutige Abgrenzung der beiden Begriffe voneinander etymologisch nicht eindeutig grundgelegt ist, zweitens, dass wegen der inneren Verschrankung der Begriffe Korper und Leib eine sprachliche Trennung nicht konsequent durchge- halten werden kann. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden die Begriffe Leib und Korper in einem komplementar-synonymen Sinne gebraucht werden, da aus dem semantischen oder inhaltlichen Gebrauch der Begriffe keine spezifische Verwendung ermittelt werden konnte. Als zentral benutzter Begriff soll, wie dem Titel dieser Arbeit bereits zu entnehmen ist, Korper und nicht der Leib des Men- schen stehen. Diese Gewichtsverlagerung hat die Absicht, den heute haufiger gebrauchten Begriff des menschlichen ,Korpers‘ aufzugreifen, und im hiesigen kontextuellen Gebrauch dieses Begriffes zu zeigen, dass der personale und trans- zendente Bezug des Menschen im Begriff ,Korper’ mit gemeint ist33. Es ist eben- falls ein Anliegen dieser Arbeit, in der gerade heute erlebten Korperabwertung und -distanzierung34 auf die personal transzendente Dimension des Korpers auf- merksam zu machen.35 Was ist aber der personale und transzendente Bezug eines Menschen in seinem Korper? Diese Frage lenkt automatisch das Augenmerk auf das Leib-Seele- oder das erweiterte Leib-Seele-Geist-Verhaltnis des Menschen36. Die klassische Leib-Seele-Debatte wird auf drei groBen Foren gefuhrt: dem me- dizinisch-naturwissenschaftlichen, dem philosophischen und dem theologi- schen37. Im Fokus der nachfolgenden Auseinandersetzung wird die theologische Leib-Seele-Debatte, die sich zwischen den biblischen Ganzheitsvorstellungen und einem platonisch-neuplatonischen Dualismus bewegt, stehen.38

1.2 Der Mensch und sein Korper in der ganzheitlichen Sicht der biblischen Bo- tschaft

Seit dem alttestamentlichen Fruhjudentum bis weit ,,in die neutestamentliche Zeit wurde der Mensch ganzheitlich als beseeltes Lebewesen begriffen“.39 Erst als das Christentum mit anderen Kulturen und ihrer Weltanschauung konfrontiert wurde, kam es in der christlichen Verkundigung zu begrifflich-inhaltlichen Kompatibili- tatsproblemen.40 Die in der biblischen Offenbarung benutzten vorwissenschaftli- che Urworter wie z.B. Fleisch basar, Geist ruah, Seele nefesh und ihre Bezie- hung zueinander41 mussten in andere Sprachen, Religionen und Philosophien hi- nein ubersetzt werden.42

1.2.1 Zeugnisse aus dem Alten Testament

GemaB der Schopfungsgeschichte im Buch Genesis hat Gott den Menschen aus einem Erdklumpen geformt und ihn durch seinen Lebensatem zu einem lebendi- gen Personenwesen gemacht:43 „Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen“ (Gen 2,7)44 Der Mensch adam (Gen 2,7) ist als Fleisch basar (Gen 2,21) mit der Erde adama (Gen 3,19) verwandt. Er ist gleichzeitig eine ,,atemhaft gedachte“45 dem Himmel verwandte Seele nefesh (Gen 2,7), die vom gottlichem Lebensodem nesamah (Gen 2,7) und Geist ruah (Gen 6,17; Jes 11,2; Ps 65f) beseelt ist und seinen personalen Wesenskern aus- macht,46 Der Mensch ist als basar (Fleisch, Korper, Verwandtschaft, Schwache)47 ein hinfalliger Mensch, der ,,dem Zugriff von Menschen und Machten ausgelie- fert, schwach, ohnmachtig und sterblich ist.“48 Als nefes (Kehle, Begehren, Seele, Leben, Person)49 ist er ein bedurftiger Mensch, der ,,Hunger und Durst, Sehnsucht nach Zuwendung und Begegnung, nach Hilfe und schlieBlich nach Zukunft und Vollendung“50 erfahrt. Als ruah, (Wind, Atem, Lebenskraft, Geist, Gemut, Wil- lenskraft)51 ist er ein ermachtigter Mensch, der die „Erfahrung von Kraft und Energie, von korperlicher geistiger Lebendigkeit“52 in sich macht. Als nefesh und ruah unterscheidet sich der Mensch grundsatzlich von den Tieren, denen der Jahwist nur den Lebensodem nesamah zuschreibt.53 Und obwohl der gleiche Le- bensodem das Tier und den Menschen am Leben erhalt, wird nesamah bei den Tieren nicht im direkten Zusammenhang wie bei der Erschaffung des Menschen (Gen 2,7) erwahnt, sondern sie werden als ,,alles, was Lebensatem in seiner Nase hat“54 (Gen 7,22), in die Schopfung mit eingeschlossen.55

Durch die Verwendung vieler verschiedener Begriffe und ihren durchdachten Gebrauch wird deutlich, dass auch der Hebraer das Geheimnis der Erschaffung des Menschen und seine komplexe Existenz zu verstehen und begrifflich darzus- tellen versucht. Hier stellt sich die Frage: Wo bleibt in derartig analysierender Zersplitterung des Menschen in viele Begriffe die ganzheitliche Betrachtung des Menschen? Hier ist es wichtig zu unterscheiden, dass der Hebraer in einer ganz anderen Weise denkt, als der abendlandische, vom griechischen Dualismus ge- pragte Mensch es gewohnt ist.56

Der Semit denkt weder dichotomisch57 noch trichotomisch58 und kennt somit kei- ne zerbrochene Ganzheitlichkeit, die in einer Korper-Leib- oder Leib-Seele-De- batte wiederhergestellt werden musste. In einer synthetischen Lebensauffassung sieht er den Mensch als ein ganzheitliches, relationales, immer in einer Bezie- hung stehendes Wesen.59 Die Relationalitat wird in seiner Leiblichkeit ausged- ruckt und geht nie an ihr vorbei.60 So ist ,,jeder hebraische ,Leib-‘ oder ,Korper- begriff ... in sich bereits ganzheitlich orientiert.“61 Z.B. hat basar, in unserer Sprache uberwiegend mit Fleisch ubersetzt, im Denken der Hebraer bei der Haut des Menschen seinen konkreten Ausgang. Wie eine Hulle umfasst sie den ganzen Menschen und wird von Gott belebt. Die ganzheitliche sich durchdringende Di­mension von basar wird im folgenden semantischen Dreischritt gut sichtbar. Zu- erst umfasst die Haut nur einen Korperteil: ,,Mein Gebein klebt am meiner Haut“ (Ps 102,662 ). Im zweiten Schritt umhullt sie die gesamte Person: ,,Gebein von meinem Gebein, Fleisch von meinem Fleisch“ (Gen 2,2363 ), um schlieBlich in einer dritten Stufe die Gesamtheit aller Lebewesen im Sinne einer korporativen Person zu betonen: ,,Ich lasse jetzt die Sintflut uber die Erde kommen, um alles Fleisch (kol basar), das Lebensodem in sich hat, unter dem Himmel zu vertilgen“ (Gen 6,1764 ).65 Auch die ubrigen die menschliche Existenz bezeichnenden Begrif- fe des AT ,,meinen jeweils den ganzen Menschen in je verschiedener Hinsicht“.66 Sie beschreiben ihn jeweils in der Ganzheit seiner vitalen, personalen, sozialen oder transzendenten Bezogenheit.67 So steht der alttestamentliche Mensch immer in einer ganzheitlichen Beziehung zu sich selbst, seinem Gegenuber und zu Gott.68 Die Auflosung dieser Ganzheit bedeutet in der synthetischen Lebensauf- fassung der Hebraer die Auflosung des Lebens69.

Bilanzierend kann also festgehalten werden, dass das alttestamentlich-hebraische Denken trotz der begrifflichen Vielfalt keine strikte Trennung von Leib/Korper, Seele und Geist kennt.70 Der Mensch wurde als Abbild Gottes geschaffen: ,,Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie“ (Gen 1,27); er lebt als Person in der unaufloslichen Einheit von Erde/Fleisch und Lebenshauch/Geist, die zugleich in Spannung zuei- nander stehen:71,,Der Geist braucht das Fleisch, um sich auszudrucken; das Fleisch, der Korper, konnte ohne den Lebenshauch nicht uber sich hinauskom- men, konnte sich nicht transzendieren“72.

So wird nach Lanfermann

,,im Leib die Beziehung zu Gott gelebt. Im Leib und in der Seele erfahrt der Mensch, wie Gott ist und antwortet: ,Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach dem Tempel des Herrn. Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm zu, ihm, dem lebendigen Gott‘ (Ps 84, 3). Der ,Leib‘ - im Sinne des Korpers - ist damit ein Erfahrungsraum fur Gott und gleichzeitig Ort der Beziehungs- gestaltung zu diesem Gott: der Leib wird zum ,Tempel‘.“73

1.2.2 Exkurs: Begegnung des judisch-christlichen Denkens mit dem grie- chisch hellenistischen Dualismus

Die hebraische Bibel kannte in ihrem anfangs monistischen Menschenbild74 bis zu den Anfangen der Apokalyptik keine unabhangige Fortexistenz der individuel- len Seele. Mit dem Tod war die Grenze erreicht und das Ende der ganzheitlich- leiblichen Existenz des Menschen angebrochen.75 Weil es nach dem Tod kein Weiterleben der Seele mehr gab, blieb die einzige Hoffnung, in der Erinnerung der Nachkommen weiterzuleben.76 Mit der Auferstehungserwartung des Jesaja ,,Deine Toten werden leben, die Leichen stehen wieder auf; wer in der Erde liegt, wird erwachen und jubeln. Denn der Tau, den du sendest, ist ein Tau des Lichts; die Erde gibt die Toten heraus.“ (Jes 26,19) setzt sich trotz eines leiblosen Zwi- schenzustandes, in der die Seelen warten, die ganzheitliche Anthropologie des AT weiter fort. Doch bereits im Buch der Weisheit wird diese ganzheitliche Denkweise durch den hellenistischen Einfluss, bei dem die Gegenuberstellung des verganglichen Leibes gegenuber der praexistenten Geistseele herausgestellt wird, unterwandert.77,,Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen und hin- fallig unsere Gedanken; denn der vergangliche Leib beschwert die Seele, und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Geist“ (Weis 9,14-15).Wahrend der Semit den Menschen in seinen Grundzugen als ganz empfindet und wahr- nimmt, ist der Grieche ein Augenmensch, der bei der Analyse des Menschen vom Gegensatz ,sichtbar - unsichtbar‘ ausgeht. Was er sieht, ist das soma/Korper- /Leib. Die psyche/Seele wird un-sichtbar, un-greifbar und im-materiell durch die Negation des Sichtbaren, des Korperlichen definiert.78 Durch eine derartige Be- trachtung des Menschen entwickelt der Grieche eine vom Leib/Seele- Korper/Geist-Dualismus beherrschte Anthropologie.79

„Nach Homer, der soma gleichzeitig als lebenden tierischen, menschlichen Kor- per und als Leichnam bestimmt, setzen sich die dualistischen Vorstellungen bei Platon und in gnostischen und stoischen Gedanken fort.“80

Bei Platon wird der Korper zu einem sterblichen Gehause der praexistenten und gottlichen Seele degradiert. Die Seele ist im Korper wie in einem Grabe einge- kerkert, was die orphisch-platonische Formel mit soma sema ausdruckt. Nur durch Philosophieren, Kontemplation und Askese kann sich die Seele vom die- sem Grabe losen, um nach dem Tod zum Reich der ewigen Ideen zuruckzukeh- ren.81

Fur die Gnostiker, die das pneuma (Geist) als den geistigen Kern des Menschen und gleichzeitig einen Teil der gottlichen Substanz begriffen, wurde das soma (Materie/Korper) zum widergottlichen Prinzip, in dem sich das pneuma schick- salhaft verstrickte. Nur durch die Erkenntnis ihres gottlichen Ursprungs kann das pneuma die Erlosung finden.82

Es ist allgemein bekannt, dass das griechisch-hellenistische Denken einen Ein- fluss auf das neutestamentliche Leibverstandnis ausubte.83 In diesem Zusammen- hang stellt sich die Frage, wie das Neue Testament mit dem die Korperlichkeit abwertenden dualistischen Denken und ihrer Inkommensurabilitat84 mit dem Denken des Hebraers umgegangen ist.

1.2.3 Uberlieferungen aus dem Neuen Testament

In den neutestamentlichen Schriften gibt es zunachst im Bezug auf das Korper- Leib-Verstandnis keine einheitliche Sichtweise.85 Als die Synoptiker noch an der alttestamentlich ganzheitlichen Sicht des Menschen und seiner Leiblichkeit fes- thalten, scheint Paulus sich der griechischen Konzeption des Leibes zu bedienen und in der Gegenuberstellung zur Seele den Leib eher negativer zu bewerten.86 Johannes wiederum trotzt mit seiner antidoketischen87 Christologie88 allen Ver- achtern des Leibes, indem er in seinem Evangelium (Joh 1,14) die Fleischwer- dung des logos, die Menschwerdung Gottes, die Korperlichkeit des Menschen ins Unermessliche aufwertet.89

1.2.3.1 Ganzheitliche Sicht der Leiblichkeit bei den Synoptikern

AuBer den einzelnen Aussagen in Mt 6, 22, Lk 11, 34 und 12, 22 und Mk 14, 34, die das alttestamentliche Verstandnis von der leiblichen Ganzheitlichkeit des Menschen voraussetzen90, besteht bei den Synoptikern die Kontinuitat zum alttes- tamentlichen Menschen- und Gottesverstandnis in der Verkundigung des Reiches Gottes:91,,So ist auch die Reich-Gottes-Verkundigung der Jesusbewegung un- trennbar verbunden mit Heilungen, Damonenaustreibungen und Totenerweckun- gen, bei der keine Unterscheidung von Korper und Seele eines Menschen voraus- gesetzt wird.“92 Die Verkundigung des Reiches Gottes geschieht in Heilsworten und -taten Jesu, die ganzheitlich auf das korperliche Wohl ausgerichtet sind.93 Der Evangelist Markus fasst die Heilungserzahlungen so zusammen, dass in ih- nen der ganze menschliche Korper zur Sprache kommt.94 „Jesus heilt den Beses- senen in Kafarnaum, ..., den Aussatzigen, einen Gelahmten, einen Mann mit einer abgestorbenen Hand, ..., Gebresten an Augen, Mund und Ohren kommen hier vor, Erkrankungen der inneren Organe und der Haut, Fieber und schlieBlich verschiedene Formen von Geisteskrankheiten.“95 Es ist offensichtlich, dass im Zentrum der Verkundigung des Reiches Gottes Frauen und Manner stehen, die einer ganzheitlich korperlichen Heilung und Vergebung bedurftig sind.96 Man mag sich fragen, was die Vergebung der Sunden mit der korperlichen Heilung zu tun hat? Hier geht es um das Zusammengehoren von Heil und Heilung in der Leibhaftigkeit des Menschen, um das zusammengehoren von geistiger Integritat und korperlicher Gesundheit. Dies wird bei der Heilung des Gelahmten in Kafar­naum (Mk 2, 3 - 12) besonders deutlich ausgedruckt.97,,Ist es leichter, zu dem Gelahmten zu sagen: Deine Sunden sind dir vergeben! oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher?“ (Mk 2, 9). In der Sundenvergebung ist Gott anwesend, und dort, wo Gott anwesend ist, geschieht gleichzeitig die kor- perliche Heilung. Das zeigt deutlich, wie die geistige Dimension der Gottesge- genwart und die materielle Dimension der Korperlichkeit des Menschen untrenn- bar miteinander verbunden sind. Jesus kannte diese Verbundenheit, weil sein Le- ben und sein Umgang mit der menschlichen Leibhaftigkeit den Ursprung in sei­ner Gottesbeziehung hatten.98 Er hatte Gottes Heilshandeln an und in seinem ei- genen Korper erfahren. Indem er schaute, beruhrte und sprach, lieB er das Heils­handeln Gottes durch seinen Korper an den Kranken und Bedurftigen wahr wer- den. Weil seine Gegenwart selbst heilte, rettete und lebendig machte, war es eine deutliche Botschaft, dass in Jesus selbst das Reich Gottes eingebrochen ist.99,,Wenn ich aber die Damonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen“ (Lk 11, 20).

Fur das neutestamentliche Leibesverstandnis ist wesentlich, dass Jesus zugleich einen starken gottlichen und einen zerbrechlichen, menschlichen Korper hatte. Er war ein Mensch, der gelitten hat und gestorben ist.100 Er war aber auch der Sohn Gottes, denn „gleichzeitig erfuhren die Menschen in seinem ,auferstandenem Leib‘ die ungeheure Kraft des lebendigen Gottes, die selbst dem Tod widersteht und sie erfahren lieB: Jesus lebt.“101 Diese ,Froh‘-Botschaft von der Auferste- hung, Erlosung und Verwandlung des Leibes war fur den Platoniker, fur den die Seele im Reich der ewigen Ideen ohne den Leib ihre Vollendung erreicht, ein befremdender Gedanke. Es kostete Paulus viel Muhe, wie dem 1 Kor 15, 35 - 53 zu entnehmen ist, die Griechen nicht nur zum Glauben, sondern zum volligen Umdenken zu bewegen.102

1.2.3.2 Leiblichkeit bei Paulus

Der Kern des damaligen Problems, das Paulus bei der Vermittlung der christli- chen Heilsbotschaft im griechisch-hellenistischen Raum hatte, und der Ursprung vieler heutiger Missverstandnisse ist ein Zweifaches. Einerseits ist auf der anthropologischen Ebene das inhaltliche Verstandnis des griechischen Leib- Seele-Dualismus103 gegenuber dem christlichen von Grund auf andersartig, ande- rerseits gibt es in der paulinischen Leibestheologie, eine spezifisch paulinische Fullung der griechischen Begriffe. Das heiBt, dass die vom Paulus vorgenomme- ne inhaltliche Besetzung der Begriffe wie soma, sarx, psyche oder pneuma nicht dem Inhalt der hellenistisch-anthropologischen Begriffe ahnelt oder deckungs- gleich ist.104 Obwohl Paulus sowohl die trichotomische und die dichotomische Formel der Verbundenheit als auch den Gegensatz zwischen soma und pneuma benutzt, ,,nehmen daher die von Paulus benutzten Formeln und Begriffe niemals den griechischen Dualismus auf, sondern meinen wenn antithetisch benutzt den soteriologischen Gegensatz von Heil und Unheil, bezeichnen also nie eine Ab- wertung von Korper oder Materie.“105 Der Gegensatz zwischen Gut und Bose ist aber als Kern der biblischen Botschaft nur auf dem Hintergrund der alttestament- ichen Heilsbotschaft zu verstehen.106 In ihrer gegenseitigen Inkommensurabilitat konnen „die hebraischen Worter fur den Menschen niemals im griechischen Sinn auf Korper und Seele verteilt werden, sondern jedes meint den ganzen Menschen unter einer bestimmten Hinsicht.“107 Daher leuchtet die Antwort von Hans Weder ein, wenn er auf die Frage, wie Paulus mit der hellenistisch-dichotomischen Ab- wertung des Korpers umgegangen ist, erwidert: Er ,,ist auf die Abwertung der Korperlichkeit gar nicht eingegangen; er hat sich mit dem dichotomischen oder trichotomischen Menschenbild gar nicht auseinandergesetzt.“108 Er lieB es auBer acht, um den Begriff des soma (Korper, Leib) fur ein Menschenbild ganz anderer Art zu beanspruchen.“109 Einerseits, auf dem semitischen Hintergrund von basar, meint soma bei Paulus im ethisch-anthropologisch wertneutralen Sinne einer Ganzheit: den ganzen Menschen als Person, seinen Korper in der biologischen Einheit vieler Glieder, den Menschen als Geschlechtswesen und als Einheit meh- rerer Personen. Andererseits meint soma als ein theologisch, soteriologisch ge- pragter Begriff im negativen Sinne: eine sundige Existenz, die fur die Versu- chung und Sunde anfallig ist, und einen infolge der Sunde sterblichen und unter der Prufung leidenden Menschen. Im positiven Sinne einer neuen Existenz meint soma ein neues Sein in Christus, den verherrlichten Leib der Auferstehung, den Leib Christi.110 Zum ersten Problemkreis, der in der Vermutung grundet, dass Paulus die Begriffe und den Dualismus der hellenistischen Anthropologie uber- nimmt, kommt ein zweiter durch eine Vermischung der anthropologischen, ethisch wertneutralen mit den soteriologischen Aussagen des Paulus. So entste- hen immer wieder irrefuhrende Vermutungen, dass die Korperlichkeit beim Pau­lus gegenuber dem pneuma, dem Geist, insgesamt negativ besetzt sei.111 Wah- rend nach Bultmann das soma der Mensch selbst ist, ist sarx eine Macht, die den Menschen beansprucht und bestimmt.112 Sarx meint also nicht nur den konkreten fleischlichen Korper des Menschen, sondern die ,Fleischlichkeit‘ als Schwache und Verganglichkeit des Menschen, die sich gegen Gott und sein pneuma rich- tet.113 „Das Leben kata sarka (Rom 8, 5f.) ist das Leben aus der eigenen ,sarkischen‘ Kraft, in der Gott aus der Welt ausgeschaltet ist (Rom 7, 5ff.) und das auf den Tod zugeht.“114 Paulus spricht im Romerbrief von der Erlosung des ,sarkischen soma‘, des von der ,sarkischen‘ Macht durchdrungenen und bedroh- ten Leibes: „Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seuf- zen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlosung unseres Leibes als Sohne offenbar werden (Rom 8, 23).“ Es ist wichtig zu unterscheiden, dass das soma im anthropologisch ganzheitlichen Sinne als Mensch und Person115 keiner Erlosung bedarf, denn es vermittelt als Konstante zwischen dem irdischen und erlosten Sein.116 Paulus kann sich die erloste Existenz eben nur leiblich, so- matisch vorstellen (1 Kor 15, 44). Es scheint, dass die Leiblichkeit ein solches Charakteristikum fur den Menschen ist, dass eine himmlische Existenz ohne den Leib gar nicht denkbar sei.117

Den Abschluss der Uberlegungen uber die Leiblichkeit bei Paulus soll die be- kannte und oft kritisch gewurdigte Stelle aus dem ersten Brief an die Korinther bilden:

„Hutet euch vor der Unzucht! Jede andere Sunde, die der Mensch tut, bleibt auBerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versundigt sich gegen den eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehort nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherr- licht also Gott in eurem Leib!“ (1 Kor 6, 19 -20).

Vor dem Hintergrund, dass die damalige Hafenstadt Korinth als eine Metropole der Bordelle bekannt war, entfaltet Paulus seine Leibestheologie am Beispiel der Sexualmoral und mahnt so die Korinther gegen Unzucht und Missbrauch des Leibes. Nach Schroer und Staubli118 liegt der Sprengstoff nicht in der Tabus be- ruhrenden Thematik des Unzuchtproblems (1 Kor 6, 15) der Korinthergemeinde. Sprengkraft haben die ungeheuerlich weitreichenden positiven Gedanken des Paulus, die er uber den Leib des Menschen als den Tempel Gottes, Christi und des Heiligen Geistes entwickelt. Seine Worte grunden in der alttestamentlichen Schopfungsgeschichte in der Gottesebenbildlichkeit von Mann und Frau. Hier schlieBt sich der Kreis. Im vom Gott geschaffenen und zum Leben erweckten Leib ist Gott selbst gegenwartig. So ist jeder Teil unseres Korpers fur Gott heilig. Und wer seinen Leib heilig halt, verherrlicht gleichzeitig Gott in seinem Leib. SchlieBlich ist der Leib fur Paulus der Ort, wo der Glaube an Jesus Christus ver- wirklicht wird119: ,,Wohin wir auch kommen, immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird“ (2 Kor 4, 10).

Wenige Jahrzehnte nach Paulus bezeugt Johannes in seinem Evangelium die Fleischwerdung des praexistenten Gottessohnes, des ewigen „Logos“, des Wortes Gottes.120

1.2.3.3 Fleisch-Menschwerdung Gottes im Johannesevangelium

„Und das Wort (l ogoj /logos) ist Fleisch (s ar x/sarx)121 geworden und hat un- ter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).

Zur Begriffsklarung erscheint es wichtig, dass bei Johannes das griechische Wort logos nicht an die hellenistische Philosophie anknupft, die logos als eine die gan- ze Welt durchdringende Vernunft versteht, sondern eine Beziehung zum alttesta­mentlichen Begriff dabar, das wirkmachtige Wort Gottes122 herstellt. Die Ge- genwart des wirkmachtigen Wortes Gottes im Leib Jesu wurde von der Gemeinde dahingehend verstanden, dass sie seinen Leib mit dem reinen Wort Gottes identi- fizierte. Sie begriff Jesus als den Sohn Gottes, in dem die Leibhaftigkeit Gottes zum Vorschein gekommen ist.123 Wahrend Paulus den griechischen Begriff fur Fleisch sarx, als eine Macht, die den Menschen gegen Gott stimmt, benutzt, ist der sarx-Begriff bei Johannes ganz anders konnotiert. Fleischwerdung meint bei Johannes die Menschwerdung im absolut positiven Sinne.124 Gottes Gegenwart erscheint in der Person Jesu als Ganzheit von Leib und Seele.125 Aus Sorge vor der Verwechslung des im johanneischen Sinne gebrauchten Begriffes sarx mit der hellenistisch dichotomischen und den Korper abwertenden Benutzung des sarx-Begriffs sprach man im 4. Jahrhundert von der Menschwerdung Gottes und nicht von der Fleischwerdung Gottes.126 Die Fleischwerdung Gottes im johannei­schen Sinne hat den Christen eine ganz neue Sicht der menschlichen Leiblichkeit erschlossen.127,,Der Sohn Gottes hat unseren sterblichen Leib angenommen; er wollte unsere Schwachheit und Zerbrechlichkeit teilen. Zerbrechlichkeit, die for- tan die Schonheit unseres Leibes nicht mehr verdunkelt. ... Und so ist auch un- ser Leib in seiner Ganzheit aus Fleisch und Geist dazu bestimmt, die gottliche Schonheit zu spiegeln.“128 Hier schlieBt sich wieder der Kreis vom Menschen, der als Abbild Gottes geschaffen wurde und dem Beispiel des leibhaftigen Gottes in Jesus Christus folgend zur Uberwindung aller Verhaltnislosigkeit und Stiftung der Einheit, einer Relation zu sich selbst, zu seinem Nachsten und zu Gott beru- fen ist.129

Als summa summarum des biblischen Verstandnisses bezuglich der Korperlich- keit des Menschen kann festhalten werden: In der biblischen Botschaft durch- zieht sich von der Erschaffung des Menschen als Abbild Gottes (Gen 1, 27) bis hin zur seiner Erlosung durch Jesus Christus (Hebr 2, 14) durchgehend eine abso­lut positive Sicht der menschlichen Leiblichkeit, die in der Ganzheitlichkeit und leib-seelischen Einheit des Menschen begrundet ist. Daher sind - trotz der ,,Ver- wandtschaft“ mancher biblischer Schriften des Neuen Testaments mit der dualis- tisch-hellenistischen Mystik - gnostische als auch orphisch-platonische und ma- nichaische, also die menschliche Korperlichkeit abwertende Gedanken, dem Neuen Testament fremd130. Die katholische Kirche hatte in ihrer Geschichte im- mer wieder viel Muhe, solch negative Einflusse von sich zu weisen und der bibli- schen Botschaft von der Ganzheitlichkeit des Menschen treu zu bleiben.131

1.3 Geist-Leib-Personen-Einheit in der Tradition der katholischen Kirche

Die katholische und apostolische Kirche hat sich in ihrer Lehre und Tradition durchgehend gegen diverse dualistische und leibfeindliche Konzepte gewandt.132 Da die Darstellung der gesamten kirchlichen Lehre samt den „Zeugnissen der Kirchenvater“133, der ,,liturgischen Tradition“134, der ,,Konzilien und anderer lehramtlichen Aussagen“135 den Rahmen dieser Diplomarbeit sprengen wurde, wird es in den folgenden Uberlegungen hauptsachlich um die Aussagen der theo- logischen Anthropologie des Thomas von Aquin und die Lehre des II. Vatikani- schen Konzils gehen. Die Fokussierung auf die thomistische Anthropologie und die Lehre des II Vatikanums ist beabsichtigt. Einerseits bildet sie einen Bogen zwischen der erstmals theologisch reflektierten christlichen Anthropologie des Thomas und der modernen Personen-Anthropologie des II. Vatikanums, ander- seits sind beide so zentral fur die Lehre der Kirche, dass durch sie exemplarisch immer wieder auftauchende Problemfelder aufgewiesen und Missverstandnisse ausgeraumt werden konnen.

1.3.1 Leib und Seele als Spannungseinheit bei Thomas von Aquin

Im Ringen der Kirche um die Lauterung des Verhaltnisses von Leib und Seele brachte die Anthropologie des Thomas von Aquin eine entscheidende Klarung.136 Er ,,... hat auf aristotelischer Grundlage eine Konzeption der substantialen Einheit des Menschen und seiner geistigen und leiblichen Natur, der Einzigkeit und indivi- duellen Unsterblichkeit der Seele als des geschaffenen Prinzips des Auferweckungs- handelns Gottes entwickelt.“137 Thomas wendet sich gegen den platonischen Dualis- mus, der meint, dass Leib und Seele zwei getrennte Wirklichkeiten sind und nur in einer akzidentiellen Einheit zusammenkommen. Auf diese Weise konne sich die Seele als anima intellectiva einen beliebigen Korper oder KorpergroBe wahlen. Das ist nach Thomas aber nicht so. Die Seele formt als anima humana den menschlichen Leib als corpus humanum und gibt ihm so ihre species nicht eines beliebigen, sondern eines typisch menschlichen Leibes (anima forma corporis138 ) 139 Das thomistische Modell der Spannungseinheit von Leib und Seele bringt Markus Schulze folgendermaBen zum Ausdruck: Sie ist ,,weder eine Einheit ohne Zweiheit noch eine Zweiheit ohne ontolo- gische Einheit ..., sondern Einheit in Zweiheit und Zweiheit in Einheit, also Spannungseinheit.“140 Karl Rahner erklart es auf folgende Weise: ,,Naturlich ha- ben wir in der christlichen Anthropologie einen Dualismus .... Aber wir fallen auch bei einem solchen Dualismus nicht in den vorhin bekampften griechisch- neuplatonischen Dualismus von Leib und Seele zuruck, weil wir in unsrer dualis- tischen Konzeption - wenn wir es Dualismus nennen wollen - klar haben, daB das konkret Antreffbare immer das schon geeinte ist.“141 Fur Thomas grundet diese Art des Zusammengehorens von Leib und Seele in der Tatsache, dass der Mensch als Abbild Gottes das Geheimnis der innertrinitarischen Relationen Got- tes bildlich wiedergeben kann:142 „Homo est de homine sicut Deus de Deo.“143 Diese anthropologische Aussage des Thomas grundet wiederum im christologi- schen Anliegen der Kirche, wo der Logos, nach Geist(seele), Seele und Leib, ein „wahrer und ganzer Mensch“144 wurde.145 Die Lehre des Thomas von der substan- tialen Einheit des Menschen in seiner geistig-leiblichen Natur ist in die „... dog- matische Lehrverkundigung des Konzils von Vienne (1311), des V. Laterankonzils (1513) und auch des II. Vatikanums eingegangen ,..“.146

1.3.2 Aussagen des II. Vatikanums

Das Zweite Vatikanische Konzil hat sich uber das Verhaltnis von Leib und Seele im Menschen in der Pastoralkonstitution ,,Uber das Wesen des Menschen“ geau- Bert:

,,In Leib und Seele einer, vereint der Mensch durch seine Leiblichkeit die Elemente der stofflichen Welt in sich. ... Das leibliche Leben darf also der Mensch nicht gering achten; er muB im Gegenteil seinen Leib als von Gott geschaffen und zur Auferweckung am Jungsten Tage bestimmt fur gut und der Ehre wurdig halten.“ (GS 14)147

,,Der Mensch ist in Geist, Seele und Leib nicht eins, sondern ,einer‘“.148 Er ist eine Person, die die Wurde ihres Leibes, ihre personale Identitat, ihre unmittelba- re Selbstgegebenheit und Selbstverantwortlichkeit aus ihrer Gottesebenbildlich- keit bezieht.149 „Die Leiblichkeit ist dabei ihr wesenseigener Vollzug und ada- quates Medium der Heilsbegegnung mit dem personalen Gott.“150 Zu dieser Heilsbegegnung gehoren die Inkarnation des Menschen, seine individuelle und soziale Verwirklichung von Nachstenliebe, die Kirche als Heilgemeinschaft von Menschen, die Sakramente als Gnadenvermittlung in sinnlichen Zeichen und die leibliche Auferstehung.151 Da aber der Mensch als Person nur als Frau oder Mann existiert, ist ,,der Leib ... in seinem Mann- bzw. Frau-sein ,von Anfang an‘ da- zu berufen, zu einer Kundgabe des Geistes zu werden. Er (der Leib) wird dies auch, durch die eheliche Verbindung von Mann und Frau, wenn sie ,ein Fleisch‘ werden.“152

Als Bilanz des ersten Kapitels ist hervorzuheben, dass die katholische Kirche die biblische Offenbarungsvorgabe der ganzheitlichen Erschaffung des Menschen in ihre Lehre ubernahm und weiter tradierte. Sie bewahrte diese Offenbarung bis heute, indem sie in der Theologie der Gegenwart die Wurde des Menschen in seiner personalen Ganzheit als Abbild Gottes und die sich daraus ergebende posi­tive Sicht des Leibes einheitlich betont.153 So ist die Heiligung des Leibes und das Anstreben der leib-seelischen und korper-geistigen Einheit die Aufgabe jedes Christen und aus der christlichen Perspektive auch jedes Menschen, denn:

,,Der Mensch wird dann ganz er selbst, wenn Leib und Seele zu innerer Ein­heit finden; ... Wenn der Mensch nur Geist sein will und den Leib sozusa- gen als blob animalisches Erbe abtun mochte, verlieren Geist und Leib ihre Wurde. Und wenn er den Geist leugnet und so die Materie, den Korper, als alleinige Wirklichkeit ansieht, verliert er wiederum seine Grobe"154

Wie ist es aber praktisch umzusetzen, den Leib zu heiligen und ganz Selbst zu werden, zur einen Einheit von Leib und Seele, Korper und Geist zu finden? Kann der Mensch aus sich selbst heraus uberhaupt seine Heiligung und Ganzheitlich- keit vollbringen? Fur die Christen, deren ,,leibhafter Glaube“155 allein im trinita- rischen Gott und im von Ihm angenommenen Leib in Christus gegrundet ist, gilt156: ,,Der Leib ist ... fur den Herrn da, und der Herr fur den Leib“ (1 Kor 6,13). Das bedeutet, dass erst in der „Nachfolge Christi“157 der vom personlichen Gott durch den Heiligen Geist bewohnte und verwandelte Korper in einer Einheit mit der Seele zum lebendigen Leib wird und so den in der „Kontingenz erlebten Antagonismus“158 zwischen Korper und Seele auflosen kann.159 Demzufolge kann ein Christ nicht aus eigener Kraft die Heiligung seines Leibes und Lebens voll­bringen. „Der Leib des Christen lebt durch die Taufe aus seiner Eingliederung in den Leib des auferstandenen Christus; er wird Glied jenes groBen Leibes Christi, der die Kirche ist.“160 Durch die Teilnahme am sakramentalen Leben der Kirche heiligt jeder Christ auf der personalen und sozialen Ebene seinen Leib und fordert so nicht nur seine personale Einheit, sondern gleichzeitig die Einheit mit dem Volk Gottes und Gott selbst.161 Im Zentrum der sakramentalen Heiligung und Erneuerung steht die Eucharistie, in der die Christen den Leib Christi auf- nehmend gleichzeitig von Ihm, in seiner Liebe umgestaltet, aufgenommen wer­den.162 Auf diese Weise lernen sie immer wieder neu, ihren Leib als Tempel Got­tes zu betrachten. So wird die Eucharistie zum eigentlichen Ort der Dynamik des Leibes.163 Diese Dynamik drangt die Christen, in der Kraft des Heiligen Geistes die den ganzen Menschen umfassende Liebe Gottes zu alien Menschen zu brin- gen164 und ,,nach Art des Sauerteigs ihr Apostolat165 in der Welt auszuuben“ (AA 2). Die Vision des Apostolates aller Christen hatte Vinzenz Pallotti, der Grunder der Pallottiner, bereits vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil.166 „Seine Arbeit fur das korperliche und geistliche Wohl der Menschen kam aus einem zweifachen Hinhoren: auf Gott und auf die Zeichen der Zeit.“167 Das zweite Vatikanum hat es spater so formuliert:

,,Im Glauben daran, dass es vom Geist des Herrn gefuhrt wird, der den Erd- kreis erfullt, bemuht sich das Volk Gottes, in den Ereignissen, Bedurfnissen und Wunschen, die es zusammen mit den ubrigen Menschen unserer Zeit teilt, zu unterscheiden, was darin wahre Zeichen der Gegenwart oder der Absicht Gottes sind“ (GS I 11).

Auch die Ausfuhrungen dieser Diplomarbeit mochten auf das Hinhoren auf Gott in seiner Offenbarung und auf die ,,Zeichen der Zeit“168 nicht verzichten, weil der Kirche in ihrem Auftrag zum Dienst am Menschen zu allen Zeiten die Pflicht obliegt, die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums zu deuten und alle Wege zu suchen, ihre Frohe Botschaft den Menschen weiter zu geben. (Vgl. GS 3) ,,Es geht um die Rettung der menschlichen Person, es geht um den rechten Aufbau der menschlichen Gesellschaft. Der Mensch also, der eine und ganze Mensch, mit Leib und Seele, Herz und Gewissen, Vernunft und Willen steht im Mittelpunkt unserer Ausfuhrungen“ (GS 3). Da es allerdings in unserer „sakularisierten“169 und „postsakularen“170 Gesellschaft immer schwieriger wird, direkt mit den christlichen Wahrheiten auf die Menschen zuzugehen, wird als eine Hilfe, sich praktisch in die Nachfolge Jesu einzuuben und die Frohe Botschaft von der ganz- heitlichen Teilhabe am Leben Gottes in Jesus Christus171 besser verstehen und aufnehmen zu konnen, im Folgenden ein ganzheitlicher Ansatz prasentiert, der sich nicht in der Tradition des abendlandischen Christentums findet, sondern der in einer fernostlichen Kampfkunst, dem ,,Aikido“ entwickelt wurde. Dies ist ganz im Sinne des Kirchenvaters Justin, welcher fordert, man solle auch in den heidnischen Religionen die ,,Samenkorner des Wortes“ als Vorbereitung auf das Evangelium sehen.172 Paulus formuliert pragnant: ,,Pruft alles, und behaltet das Gute!“ (ITess 5, 21) und das II. Vatikanum bestatigt dies, indem es aussagt:

Das Gottesvolk ,,fordert und ubernimmt ... Anlagen, Fahigkeiten und Sit- ten der Volker, soweit sie gut sind“ (LG 13). ,,Was sich namlich an Gutem und Wahrem bei ihnen findet, wird von der Kirche als Vorbereitung fur die Frohbotschaft und als die Gabe dessen geschatzt, der jeden Menschen er- leuchtet, damit er schlieBlich das Leben habe“ (LG II 16).

2 Ansatz des Aikido

Was bedeutet eigentlich Aikido? Im Brockhaus Lexikon findet sich folgende De­finition:

„japanisch ai ,Harmonie‘, ki ,Geist‘ und do ,Weg‘, ,Grundsatz‘ das, -s, ein aus dem Jujutsu entwickeltes Selbstverteidigungssystem ohne Wett- kampfcharakter, das durch beobachtend-passives Ausweichen in Verbindung mit geschickten kreisformigen Abwehrbewegungen der Arme und Beine ge- kennzeichnet ist. Der Kraft des Angreifers wird kein Widerstand entgegen- gesetzt; die StoB- oder Zugrichtung des Angreifers wird durch die eigenen Abwehrbewegungen so beeinflusst und ausgenutzt, dass dieser das Gleich- gewicht verliert.“173

Aus dieser Brockhaus-Definition kann wohl die kampftechnische Seite aber lei- der noch kein ganzheitlicher Charakter des Aikido entnommen werden. In Protins Definition kommt die Ganzheitlichkeit schon besser zur Sprache:

,,Aikido ist eine umfassende Disziplin der Lebensfuhrung, ohne deshalb sei­ne kampferische Dimension zu verlieren. Es wendet sich an den Menschen in seiner existentiellen und spirituellen Totalitat. Es ist der ,Weg der Har- monie‘.“174

Die zwei obengenannten Aikido-Definitionen lassen vielleicht erahnen, was Aikido sein konnte, verraten aber recht wenig von den umfassenden Grundlagen, Prinzipienund Botschaft des Aikido. Um diesen auf die Spur zu kommen, ist es im ersten Schritt hilfreich, den geschichtlich-philosophischen Hintergrund der Aikido-Entstehung zu betrachten.

...


1 Sensei: jap.: Meister, Lehrer

2 Durckheim, K., Erlebnis und Wandlung, Grundfragen der Selbstfindung, Munchen 51986, S. 156.

3 Mehr dazu in: Wippermann, C. / Magalhaes, I., Milieuhandbuch ,,Religiose und kirchliche Orientierungen in den Sinus-Milieus 2005“, Munchen 2005.

4 Mehr dazu in: Dinzelbacher, P., Korper und Frommigkeit in der mittelalterlichen Mentalitats- geschichte, Paderborn 2007.

5 Mehr zur Aikido-Schwertubung aus christlichen Perspektive in: Wahler-Gobel, S., Das Schwe­rt: vernichtend und bewahrend, Christ in der Gegenwart, Spiritualitat / Essay 373, Jg. 60, H. 34 (August 2008), S. 6.

6 Mehr dazu in: Zulehner, P. M. / Rahner, K., Denn du kommst unserem Tun mit deiner Gnade zuvor, Zur Theologie der Seelsorge heute, Ostfildern 2002.

7 Mehr dazu in: Ebertz, M. N., Aufbruch in der Kirche, Anstohe fur ein zukunftsfahiges Christentum, Freiburg im Breisgau 22003.

8 Papst Benedikt XVI, in: (http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2005/june- /documents/hf_benxvi_spe_20050606_convegno-famiglia_ge.html: Eroffnung der Pastoralta- gung der Diozese Rom zum Thema Familie in der Lateranbasilika), 01.04.2008.

9 Vgl. Treutlein, G., Korper und Gesellschaft am Ende des 20. Jahrhunderts, in: Ulrichs, H. G. / Engelhardt, T. / Treutlein, G. (Hg.): Korper, Sport und Religion, interdisziplinare Beitrage (For- schen - lehren - lernen 17), Idstein 12003, S. 86.

10 Vgl. Ammicht Quinn, R., Korper - Religion - Sexualitat, Theologische Reflexionen zur Ethik der Geschlechter, Mainz 32004, S.ff..

11 Mehr dazu in: Lutz, M., Lebenslust, Wider die Diat-Sadisten, den Gesundheitswahn und den Fitnesskult (Knaur 77695), Munchen 2005.

12 Vgl. Lanfermann, A., Wenn Gott im Korper erfahrbar wird, in: Lanfermann, A. / Pompey, H. (Hg.): Auf der Suche nach dem Leben begegnet dir Gott, Festschrift fur Karl Frielingsdorf, Mainz 2003, S. 212.

13 Vgl. Martini, C. M. / Liesenfeld, S., Horen, was der Leib uns sagt (Reihe Spiritualitat), Mun­chen 22002, S. 38.

14 Ebd.

15 Vgl. Martini, C. M. / Liesenfeld, S., a.a.O., S. 39.

16 Vgl. Ammicht Quinn, R., a.a.O., S. 27.

17 Ebd., S. 27f..

18 Vgl. ebd.

19 Vgl. Grebe, P. / Drosdowski, G., Duden Etymologie, Herkunftsworterbuch der deutschen Sprache (Der grofie Duden in 10 Banden / hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredakti- on Bd. 7), Mannheim 1963, S. 361.

20 Vgl. Kluge, F. / Seebold, E., Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache, Berlin 242002, S. 511.

21 Vgl. Ammicht Quinn, R., a.a.O., S. 27.

22 Vgl. ebd., S. 27f..

23 Zu Husserls Konzept der Leiberfahrung durch Selbstberuhrung (taktiles chiasma) und Objek- tivierung des Korpers durch Visualisierung s. ausfuhrlich in: Rogozinski Jakob, Wie die Worte eines berauschten Menschen..., Geschichtsleib und politischer Korper, in: Nagl-Docekal, H. / Angehrn, E. (Hg.): Der Sinn des Historischen, Geschichtsphilosophische Debatten (Fischer- Taschenbucher Philosophie der Gegenwart, 12776), Frankfurt 1996, S. 339-350, und Welton, D. (Hg.): The Body, Classic and Contemporary Readings, 1999. Zitiert in: Lorenz, M., Leibhaftige Vergangenheit, Einfuhrung in die Korpergeschichte (Historische Einfuhrungen Bd. 4), Tubingen 2000, S. 33.

24 Ausfuhrlich dazu in: Horkheimer, M. / Adorno, T. W., Interesse am Korper, in: Tiedemann, R. (Hg.): Dialektik der Aufklarung, Philosophische Fragmente (Gesammelte Schriften / Theodor W. Adorno. /Hrsg. von Rolf Tiedemann Bd. 3), Frankfurt am Main 11981, S. 265-271.

25 Vgl. Lorenz, M., a.a.O., S. 33.

26 Vgl. Marcel, G., Leibliche Begegnung, Notizen aus einem gemeinsamen Gedankengang, bear- beitet von Fischer-Barnicol, F. A., in: Petzold, H. (Hg.): Leiblichkeit, Philosophische, gesell- schaftliche und therapeutische Perspektiven (Reihe innovative Psychotherapie und Humanwis- senschaften 25), Paderborn 21986, S. 15.

27 Vgl. Marcel, G., 21986, a.a.O., S. 16.

28 Ebd.

29 Vgl. Marcel, G., 21986, a.a.O., S.16.

30 Marcel, G., Sein und Haben, Paderborn 1954, S. 175.

31 Ebd.

32 Marcel, G., 1986, a.a.O., S. 18.

33 Ammicht Quinn, R., a.a.O., S. 29-37.

34 Vgl. Treutlein, G., a.a.O., S. 86.

35 Vgl. Ammicht Quinn, R., a.a.O.

36 Vgl. Hutter, A., Geistige Objektivitat, Eine systematische Erweiterung des Leib-Seele- Problems, in: Hermanni, F. / Buchheim, T. (Hg.): Das Leib-Seele-Problem, Antwortversuche aus medizinisch-naturwissenschaftlicher, philosophischer und theologischer Sicht, Munchen 2006, S. 3.

37 Vgl. Hermanni, F. / Buchheim, T. (Hg.): Das Leib-Seele-Problem, Antwortversuche aus medi- zinisch-naturwissenschaftlicher, philosophischer und theologischer Sicht, Munchen 2006.

38 Ammicht Quinn, R., a.a.O., S. 31.

39 Vgl. Dautzenberg, G., Leib, Leiblichkeit, II. Biblisch-theologisch, in: Buchberger, M. / Kas­per, W. (Hg.): Kirchengeschichte bis Maximianus (Lexikon fur Theologie und Kirche / begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper ... Bd. 6), Freiburg im Breisgau 31997, S. 764.

40 Baumert, N., Frau und Mann bei Paulus, Uberwindung eines MiBverstandnisses, Wurzburg 1992, S. 238-244.

41 Vgl. Scharbert, J., Fleisch, Geist und Seele im Pentateuch, Ein Beitrag zur Anthropologie der Pentateuchquellen (Stuttgarter Bibelstudien 19), Stuttgart 1966, S. 17-27.

42 Vgl., Schulte, R., Leib und Seele, III., Systematisch-theologisch, in: Buchberger, M. / Kasper, W. (Hg.): Kirchengeschichte bis Maximianus (Lexikon fur Theologie und Kirche / begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper ... Bd. 6), Freiburg im Breisgau 31997, S. 775f..

43 Vgl., Schrey, H. H., Leib/Leiblichkeit, in: Muller, G. (Hg.): Kreuzzuge - Leo XIII (Theologi- sche Realenzyklopadie / in Gemeinschaft mit Horst Balz ... hrsg. von Gerhard Muller ... 20), Berlin 1990, S. 638-643, S. 638.

44 Alle weiteren Bibelstellen, wenn andere Ubersetzungen nicht angegeben, werden aus der Ein- heitsubersetzung zitiert: Deissler, A. / Vogtle, A. / Nutzel, J. M. (Hg.): Neue Jerusalemer Bibel, Einheitsubersetzung, Mit dem Kommentar der Jerusalemer Bibel, Stuttgart 2005.

45 Kraus, G., Blickpunkt Mensch, Menschenbilder der Gegenwart aus christlicher Sicht, Mun- chen 1983, S. 20.

46 Vgl. Scharbert, J., a.a.O., S. 18-27.

47 Vgl. Wolff, H. W., Anthropologie des Alten Testaments, Munchen 1973, S. 49-52.

48 Baumert, N., a.a.O., S. 233.

49 Vgl. Wolff, H. W., a.a.O., S. 25-48.

50 Baumert, N., a.a.O., S. 233.

51 Vgl. Wolff, H. W., a.a.O., S. 57-65.

52 Baumert, N., a.a.O., S. 233-234.

53 Vgl. Scharbert, J., a.a.O., S. 26.

54 Ebd., S. 22.

55 Vgl. ebd.

56 Vgl. Baumert, N., a.a.O., S. 231 / 239.

57 Dichotomie: Zweigliedrige Bestimmung eines Begriffs durch einen ihm untergeordneten und dessen Verneinung (z.B. Seele: Bewusstes und Unbewusstes). Vgl. Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG: Duden - Die sinn- und sachverwandten Worter; Worterbuch fur den tref- fenden Ausdruck. Mannheim 2001.

58 Trichotomie: Die Anschauung, dass Seiendes dreigegliedert sei: z.B. der Mensch in Leib, Seele und Geist; bei G.W.F. Hegel der dialektische Dreischritt des An-sich (These), Fur-sich (Antithese) und An-und-fur-sich (Synthese). Vgl. ebd. .

59 Vgl. Krieg, M., Leiblichkeit im Alten Testament, in: Krieg, M. / Weder, H. (Hg.): Leiblich­keit (Theologische Studien 128), Zurich 1983, S. 9.

60 Vgl. ebd.

61 Ebd., S. 13.

62 Krieg, M., a.a.O., S. 10.

63 Ebd.

64 Ebd.

65 Vgl. ebd.

66 Mehr dazu in: Schrey, H. H., a.a.O., S. 638f..

67 Vgl. Krieg, M., a.a.O., S. 16-21.

68 Vgl. Muller, G. L., Katholische Dogmatik,Breisgau 2007, S. 115.

69 Vgl. Krieg, M., a.a.O., S. 16.

70 Lanfermann, A., a.a.O., S. 216.

71 Vgl. Martini, C. M. / Liesenfeld, S., a.a.O., S. 37-38.

72: Ebd.

73 Lanfermann, A., a.a.O., S. 216.

74 Vgl. Baumert, N., a.a.O., S. 235f..

75 Vgl. Dautzenberg, G., a.a.O., S. 764f..

76 Vgl. Schroer, S. / Staubli, T., Die Korpersymbolik der Bibel, Darmstadt 2005, S. 28.

77 Vgl. Dautzenberg, G., a.a.O., S. 765.

78 Vgl. Baumert, N., a.a.O., S. 231-233.

79 Vgl. Kefiler, H., Bibliodrama und Leiblichkeit, Leibhafte Textauslegung im theologischen und therapeutischen Diskurs (Praktische Theologie heute 20), Stuttgart 1996, S. 120.

80 Kefiler, H., a.a.O., S. 120.

81 Vgl. ebd.

82 Vgl. Torini, M., S., Gnosis, I. Religionsgeschichtlich, in: Kasper, W. / Buchberger, M. (Hg.): Franca bis Hermenegild (Lexikon fur Theologie und Kirche / begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper... Bd. 4), Freiburg im Breisgau 32006, S. 802.

83 Vgl. Kefiler, H., a.a.O., S. 120.

84 Mehr zur Inkommensurabilitat des griechischen und hebraischen Denkens in: Baumert, N., a.a.O., S. 238-244.

85 Vgl. Lanfermann, A., a.a.O., S. 218.

86 Vgl. Dautzenberg, G., a.a.O., S. 765.

87 Doketismus: Christologie, welche die Menschwerdung Gottes und das volle Menschsein Jesu Christi bestreitet. Christus war nur dem Schein nach ein Mensch. Als gottlicher Erloser ist er nie eine Verbindung mit der Materie eingegangen und hat demzufolge nie wirklich gelitten. Vgl. in: Hainthaler, T., Doketismus, in: Kasper, W. / Buchberger, M. (Hg.): Damon bis Fragmentenstreit (Lexikon fur Theologie und Kirche / begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper ... Bd. 3), Freiburg im Breisgau 32006, S. 301f..

88 Schnelle, U., Antidoketische Christologie im Johannesevangelium, Eine Untersuchung zur Stellung des vierten Evangeliums in derjohanneischen Schule, Gottingen 1987.

89 Vgl. ebd., S. 231-247.

90 Vgl. Dautzenberg, G., a.a.O., S. 765.

91 Vgl. Schroer, S. / Staubli, T., a.a.O., S. 28.

92 Ebd.

93 Vgl. Krieg, M., a.a.O., S. 35.

94 Vgl. Schroer, S. / Staubli, T., a.a.O., S. 29.

95 Ebd.

96 Vgl. ebd. Schroer, S. / Staubli, T., a.a.O., S. 29.

97 Vgl. Krieg, M., a.a.O., S. 35.

98 Vgl. ebd.

99 Vgl. Lanfermann, A., a.a.O., S. 218-219.

100 Vgl. ebd. Lanfermann, A., a.a.O., S. 218-219.

101 Ebd., S. 218.

102 Vgl. Baumert, N., a.a.O., S. 232.

103 Vgl. Rahner, K. / Neufeld, K. H., Theologie aus Erfahrung des Geistes (Schriften zur Theo- logie 12), Einsiedeln 1975, S. 420-426.

104 Vgl. Baumert, N., a.a.O., S. 231-244.

105 Ebd., S. 243.

106 Vgl. Baumert, N., a.a.O., S. 240.

107 Ebd.

108 Dies erkennt man an den Bedeutungsnuancen von soma, welche bei Paulus schlicht fehlen (dazu Schweizer, Artikel soma, ThWNT VII1057, 5-17). Zitiert in: Weder, H., Leiblichkeit, Neutestamentliche Anmerkungen zu einem aktuellen Stichwort, in: Krieg, M. / Weder, H. (Hg.): Leiblichkeit (Theologische Studien 128), Zurich 1983, S. 34.

109 Ebd.

110 Vgl. Baumert, N., a.a.O., S. 241.

111 Vgl. Baumert, N., a.a.O., S. 242.

112 Vgl. Bultmann, R., Theologie des Neuen Testaments (Neue theologische Grundrisse), Tubin­gen 31958, S. 202.

113 Vgl. Bultmann, R., a.a.O., S. 234.

114 KeBler, H., a.a.O., S. 127.

115 Vgl. Baumert, N., a.a.O., S. 241.

116 Vgl. KeBler, H., a.a.O., S. 127.

117 Vgl. Weder, H., a.a.O., S. 44.

118 Vgl. Schroer, S. / Staubli, T., a.a.O., S. 32.

119 Vgl. Heine, S., Leibhafter Glaube, Ein Beitrag zum Verstandnis der theologischen Konzepti- on des Paulus, Wien 1976, S. 139.

120 Vgl. Muller, G. L., a.a.O., S. 315.

121 „Kai. o' logoj sarx egepeto ....” In: BibleWorks 6.0, CD-ROM, Software for Biblical Ex­egesis and Research. For Windows. 2003.

122 Vgl. Muller, G. L., a.a.O., S. 315.

123 Vgl. Weder, H., a.a.O., S. 39.

124 Vgl. Lanfcrmann, A., a.a.O., S. 218.

125 Vgl. Weder, H., a.a.O., S. 38f..

126 Vgl. Muller, G. L., a.a.O., S. 315f..

127 Vgl. Martini, C. M. / Liesenfeld, S., a.a.O., S. 39.

128 Ebd.

129 Vgl. Weder, H., a.a.O., S. 40.

130 Vgl. Schrey, H. H., a.a.O., S. 640f..

131 Mehr dazu in: Muller, G. L., a.a.O., S. 114 - 121.

132 Unvereinbar mit der kirchlichen Lehre von der in der Person grundenden Wesenseinheit der menschlichen Natur in der Pluralitat ihrer geist-seelischen und leiblichen Vollzuge sind: ,,- der Manichaismus: die Materie sei Ursprungsprinzip der Sunde; Erlosung bestehe in der Be- freiung der Seele von den Ketten der Materie; - der Platonismus: die Seele gehore zur gottlichen Ideenwelt; der Leib sei der Kerker der Seele; die Zuordnung der Geistwelt (mundus intelligibilis) zur Sinnenwelt (mundus sensibilis) geschieht durch das Schema ,,Idee - Erscheinungswelt", wobei der Erscheinungswelt eine verminderte Wirklichkeitsdichte zukomme; - der Trichotomismus: der Mensch bestehe aus drei verschiedenen Substanzen: Leib, Seele und Geist, wobei der Geist nicht unmittelbar als das Organisationsprinzip des ganzen Menschen verstanden, sondern durch animalische und vegetative Seelenkrafte nur indirekt mit dem Leib verbunden gedacht wird; - der Cartesianische Dua- lismus: die Seele als geistiges Bewuhtsein (res cogitans) existiere als vollig unabhangige und in sich geschlossene Substanz; sie sei mit dem Leib (res extensa) nur akzidentell verbunden; - Empiris- mus/Sensualismus: die Seele sei keine Eigensubstanz, sondern nur die Bundelung sinnlicher Perzep- tionen (David Hume; vgl. den Atomismus Demokrits); - Idealistischer Monismus: die Materie (die ,,Natur") sei nur die Erscheinungsform von Geist und Bewubtsein; - Materialistischer Monismus: die Geistseele sei nur Epiphanomen der Materie, die funktionale Vernetzung rein materieller Funktio- nen im Gehirn; es gebe keine Eigenstandigkeit der Geistseele und damit keinen Wesensunterschied zurMaterie.“ In: Muller, G. L., a.a.O., S. 114f..

133 Mehr dazu in: Muller, G., ebd. .

134 Mehr dazu in: Stock, A., Leib und Leben (Christologie 3), Paderborn 1998.

135 Mehr dazu in: Denzinger, H. / Hunermann, P. / Hoping, H., Kompendium der Glaubensbe- kenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, Freiburg im Breisgau 412007.

136 Vgl. Muller, G. L., a.a.O., S. 117.

137 Vgl. S.th. 1 q.75; 76. Zitiert in: Muller, G. L., ebd.

138 Vgl. Muller, G. L., a.a.O., S. 114-122.

139 Vgl. Schulze, M., Leibhaft und Unsterblich, Zur Schau der Seele in der Anthropologie und Theologie des Heiligen Thomas von Aquin; 76, Freiburg / Schweiz 1992, S. 91.

140 Ebd., S. 94.

141 Rahner, K. / Neufeld, K. H., a.a.O., S. 423.

142 Vgl. Schulze, M., a.a.O., S. 94.

143 “Der Mensch ist ein Mensch wie Gott aus Gott ist.“ In: S.th. 1 q. 93a; 3.

144 Jesus war gleichzeitig ganz Mensch und ganz Gott: ,,Der eine Christus, der eine fleischge- wordene Sohn Gottes ist wahrhaft und vollkommen in Gottheit und Menschheit! Die Motive zu dieser Aussage kommen aus fruheren Epochen wie aus der letzten Phase der Geschichte der Christologie, der Zeit zwischen Ephesus und Chalcedon. In Erinnerung sind die Doketen, die Gnostiker, die Manichaer, mit denen besonders Leo in Rom zu tun hatte. Die arianische und apolinaristische Leugnung der Vollstandigkeit der menschlichen Natur Christi ist ebenfalls zuruckgewiesen: Jesus Christus hat eine vernunftige Seele und einen echt menschlichen Leib. Nichts darf von der Menschennatur Christi geopfert werden, um dadurch leichter zu einer Deu- tung der Einheit von Gott und Mensch zu kommen. In: Grillmeier, A., Das Konzil von Chalce­don (451), (Jesus der Christus im Glauben der Kirche / Alois Grillmeier 1), Freiburg im Breis- gau 1979, S. 759f..

145 Vgl. Schulte, R., a.a.O., S. 776.

146 Muller, G. L., a.a.O., S. 117.

147 Alle im Weiteren verwendeten Konzilsdokumente, wenn nicht anders vermerkt, in: Rahner, K. / Vorgrimler, H. (Hgg.): Kleines Konzilskompendium, Samtliche Texte des Zweiten Vati­kanums; allgemeine Einleitung - 16 spezielle Einfuhrungen - ausfuhrliches Sachregister (Her- derbucherei 270), Freiburg im Breisgau 302 0 0 3.

148 Muller, G. L., a.a.O., S. 114.

149 Vgl. Muller, G. L., a.a.O., S. 114.

150 Ebd.

151 Vgl. ebd.

152 Johannes Paul (Papa, II), Die menschliche Liebe im gottlichen Heilsplan ( Katechesen 1979­1981 1), Vallendar-Schonstatt 1985, S. 293.

153 Vgl. Schrey, H. H., a.a.O., S. 462.

154 Deutsche Bischofskonferenz (Hg.): Enzyklika Deus caritas est von Benedikt XVI. an die Bischofe, an die Priester und Diakone, an die gottgeweihten Personen und an alle Christglaubi- gen uber die christliche Liebe, 25. Dezember 2005. Bonn 2006.

155 Heine, S., a.a.O.

156 Vgl. Martini, C. M. / Liesenfeld, S., a.a.O., S. 71.

157 Nachfolge Christi: Das II. Vatikanum bestimmt die Nachfolge Christi als Lebensgesetz und Grundauftrag der Kirche in all ihren Gliedern. Sakramentales Leben und das daraus erwachsende per- sonal-soziale Wirken der Glaubigen umfassend ist sie die Kraftquelle, aus der im Christenleben der Anspruch Gottes alle Lebensbereiche durchdringt. In: Feifel, E., Nachfolge Christi, IV. Praktisch- theologisch, in: Kasper, W. / Buchberger, M. (Hg.): Maximilian bis Pazzi (Lexikon fur Theolo- gie und Kirche / begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper ... Bd. 7), Freiburg im Breisgau 32006, S. 612.

158 Vgl. Eid, V., Leib, Leiblichkeit, III., Systemathisch-theologisch, in: Buchberger, M. / Kas­per, W. (Hg.): Kirchengeschichte bis Maximianus (Lexikon fur Theologie und Kirche / begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper ... Bd. 6), Freiburg im Breisgau 31997, S. 766.

159 Vgl. Josef, Z., in: (http://www.hirzel.de/universitas/archiv/zellnerkoerperkult.pdf: Korperkult und existenzielle Unbehaustheit - warum wir nicht mehr in unserem Korper wohnen), 27.03.2008.

160 Martini, C. M. / Liesenfeld. S., a.a.O., S. 71.

161 Vgl. ebd., S. 69-104.

162 Ebd., S. 82-88.

163 Martini, C. M. / Liesenfeld, S., a.a.O., S. 86.

164 Vgl. ebd., S. 88.

165 Apostolat: ... das Apostelamt, das heifit die Aufgabe, als Apostel zu wirken; in den christli- chen Kirchen beschrieben als die in Taufe und Firmung begrundete Sendungjedes Christen, den Glauben zu bezeugen und so fur ihn zu werben. In: Bibliographisches Institut & F. A. Brock- haus AG: Duden - a.a.O.

166 Vgl. Jackson, P., Die Liebe Christi drangt uns, Einfuhrung in die Spiritualitat Vinzenz Pallot- tis, Friedberg 2001, S. 8.

167 Ebd., S. 13.

168 Zum Begriff „Zeichen der Zeit“ des II Vatikanum siehe: Unitatis Redintegratio 4; Apostoli- cam Auctositatem 14; Gaudium et Spes 4, 11 und Optatam Totius 9. In: Rahner, K. / Vorgrim- ler, H. (Hg.), 2003, a.a.O.

169 Ausfuhrlich dazu in: Ebertz, M. N., Kirche im Gegenwind, Zum Umbruch der religiosen Landschaft, Freiburg / Basel / Wien 2001.

170 Mehr dazu in: Hohn, H. J., Postsakular, Gesellschaft im Umbruch - Religion im Wandel, Paderborn 2007.

171 Vgl. Kongresse, I. E. / Kasper, K. W., in: (http://www.vatican.va/roman_curia/pont_co- mmittees/eucharistcongr/documents/rc_committ_euchar_doc_20041007_symposium- kasper_ge.html: Eucharistie - Sakrament der Einheit, Vortrag Walter Kardinal Kasper), 22.05.2008.

172 Zitiert bei: Krautler, E., 500 Jahre Leidensgeschichte in Lateinamerika, in: Schreijack, T. (Hg.): Die indianischen Gesichter Gottes , Frankfurt 1993, S. 280.; auch bei Vorgrimler findet sich der Hinweis, dass in der Theologie der Kirchenvater in Gebet und Meditation gemachte Erfahrungen einzelner Menschen als authentisch anerkannt wurden, so Vorgrimler in: Vorgrim­ler, H., Theologische Gotteslehre (Leitfaden Theologie Bd. 3), Dusseldorf 1985, S. 87.

173 Aikido, in: Brockhaus Enzyklopadie (Hg.): A - Apt. (Brockhaus-Enzyklopadie Bd. 1), Mann­heim 191986, S. 261.

174 Protin, A., Aikido, Die Kampfkunst ohne Gewalt ein Weg der Selbstfindung und Lebensfuh­rung, Munchen 92004, S. 223f..

Ende der Leseprobe aus 149 Seiten

Details

Titel
Gott im Körper begegnen – Aikidō als eine Hilfe zur praktischen Einübung in die Nachfolge Jesu in der heutigen Gesellschaft
Hochschule
Philosophisch-Theologische Hochschule der Pallottiner Vallendar
Note
1.0
Autor
Jahr
2008
Seiten
149
Katalognummer
V140737
ISBN (eBook)
9783640489084
ISBN (Buch)
9783640488834
Dateigröße
2150 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gott, Körper, Aikidō, Hilfe, Einübung, Nachfolge, Jesu, Gesellschaft
Arbeit zitieren
Marius Trzaski (Autor:in), 2008, Gott im Körper begegnen – Aikidō als eine Hilfe zur praktischen Einübung in die Nachfolge Jesu in der heutigen Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140737

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