Die wissenschaftliche Arbeit stellt den Verlust der antiken Literatur beim Übergang vom vierten ins fünfte Jahrhundert und die in der Forschung diskutierten Ursachen dar. Anders als bisher in der Forschungsliteratur überwiegend dargestellt, wird als Hauptursache jedoch nicht die "Völkerwanderung" und die "innere Verwahrlosung" des Imperium Romanum ermittelt, sondern die Ernennung der katholischen Kirche zur Staatskirche im Jahre 380 unter Kaiser Theodosius. Mit dessen Erlass "cunctos populos" und weiteren ca. 60 Edikten wird die Vernichtung der antiken "heidnischen" Kultur eingeleitet. Dabei trifft es die antike Literatur als erstes.
Das, was übrig bleibt und überliefert wird, stammt aus verschiedenen Quellen. Die Klosterbibliotheken des frühen Mittelalters, die lediglich selektierte Bestände überliefern, sind dabei nur eine Quelle, und eine unsichere dazu. Denn bei fast allen Textüberlieferungen muß man von Fälschungen in Form von Auslassungen, Veränderungen und Einschüben ausgehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anlaß
- Methodik
- Eingrenzung des Themas
- Die antiken Literaturbestände bis ca. 400 n.Chr.
- Der Bildungshunger des antiken Bürgers
- Die Privatbibliotheken. Tradition und Bedeutung
- Die staatlichen Bibliotheksbestände bis ca. 400 n.Chr.
- Die Bibliotheken in Alexandria
- Die Bibliotheken in Rom
- Zusammenfassung: Die Schätze der Vergangenheit werden gepflegt
- Die Literaturkrise ab dem 5. Jahrhundert
- Zahlen und Daten. Ein Überblick
- Die Literaturkrise am Beispiel der Bibliotheken
- Der Untergang der staatlichen Bibliotheken
- Die Bibliotheken von Alexandria
- Die Bibliotheken in Rom
- Die Auflösung der Privatbestände
- Zusammenfassung: Das literarische "Trümmerfeld"
- Ursachen. Der Literaturverfall im Urteil der Forschung
- Vergreisung der Literatur? Die Dekadenztheorie
- Der Barbarensturm
- "Völkerwanderung". Die Fakten
- Germanen als Kulturzerstörer? Theorie und Wirklichkeit. Eine Bewertung
- Habent sua fata libelli. Die Selektions- oder Verrottungstheorie
- Zusammenfassung und Ausschau nach anderen zerstörerischen Kräften
- Die entscheidende Ursache. Voraussetzungen und treibende Kräfte
- Voraussetzung: Die Toleranz schaufelt sich ihr eigenes Grab
- Kaiser und Kirche
- Bilanz: Der Untergang der freien Literatur
- Reste und Fragmente. Warum dennoch antike Werke überliefert sind
- Das Erbe der römischen Senatoren
- Papyrusfunde
- Palimpseste
- Byzantinische und arabische Überlieferung
- Christliche Überlieferungen
- Epilog: Requiem für die antike Kultur
- Abkürzungen
- Bibliographie
- Texteditionen und Übersetzungen
- Monografien
- Aufsätze
- Kompendien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit dem Bestand und Verfall der antiken Literatur im 4. und 5. Jahrhundert. Sie untersucht die Ursachen für den Verlust eines Großteils der antiken Literatur und analysiert die Faktoren, die zur Überlieferung der uns heute bekannten Werke beigetragen haben. Die Arbeit verfolgt das Ziel, ein wissenschaftlich fundiertes Urteil über die Ursachen des Literaturverlustes zu bilden und dieses in einer klaren und verständlichen Form darzustellen.
- Die Entwicklung der antiken Bibliotheken und ihre Bedeutung für die Bewahrung der Literatur
- Die Rolle der "Völkerwanderung" und der Germanen im Kontext des Literaturverlustes
- Die Bedeutung der christlichen Überlieferung für die Erhaltung antiker Texte
- Die Faktoren, die zur Selektion und zum Verfall der antiken Literatur beigetragen haben
- Die Bedeutung von Papyrusfunden und Palimpsesten für die Rekonstruktion des antiken Literaturbestandes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Anlaß und die Methodik der Arbeit dar und grenzt das Thema ein. Sie beleuchtet die Kontroversen in der Forschung über die Ursachen des Literaturverlustes. Das zweite Kapitel befasst sich mit den antiken Literaturbeständen bis ca. 400 n.Chr. Es untersucht den Bildungshunger des antiken Bürgers, die Bedeutung der Privatbibliotheken und die staatlichen Bibliotheksbestände in Alexandria und Rom. Das dritte Kapitel analysiert die Literaturkrise ab dem 5. Jahrhundert, die sich in der Auflösung der staatlichen Bibliotheken und der Privatbestände zeigt. Es beleuchtet die Rolle der "Völkerwanderung" und der Germanen im Kontext des Literaturverlustes. Das vierte Kapitel befasst sich mit den Ursachen des Literaturverlustes im Urteil der Forschung. Es untersucht die Dekadenztheorie, die Rolle der Germanen und die Selektions- oder Verrottungstheorie. Das fünfte Kapitel analysiert die entscheidende Ursache für den Literaturverlust, die in der Toleranz und der Macht der Kirche zu sehen ist. Das sechste Kapitel zieht eine Bilanz des Untergangs der freien Literatur. Das siebte Kapitel beleuchtet die Reste und Fragmente der antiken Literatur, die uns dennoch überliefert sind. Es untersucht das Erbe der römischen Senatoren, die Bedeutung von Papyrusfunden, Palimpsesten, byzantinischen und arabischen Überlieferungen sowie die Rolle der christlichen Überlieferung. Der Epilog fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zeichnet ein Requiem für die antike Kultur.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Bestand und Verfall der antiken Literatur, die antiken Bibliotheken, die Rolle der "Völkerwanderung" und der Germanen, die Bedeutung der christlichen Überlieferung, die Selektion und Verrottung der antiken Literatur, Papyrusfunde, Palimpseste und die Rekonstruktion des antiken Literaturbestandes.
- Quote paper
- Rolf Bergmeier (Author), 2008, Die spätantiken Literaturquellen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140787