Der Nationalsozialismus und der 2. Weltkrieg gehören sicherlich zu den besterforschten Feldern der Geschichtswissenschaft, so dass es auch hierzu an Publikationen nicht mangelt. Beim Lesen eines eher populärwissenschaftlichen Magazins stieß ich auf eine Passage, welche besagt, dass in den letzten zehn Kriegsmonaten des Zweiten Weltkrieges knapp die Hälfte der insgesamt gefallenen deutschen Soldaten fiel – 2,5 Millionen. Auch eine wissenschaftliche Studie Rüdiger Overmans bestätigt diese Zahl. Beim Studium dieses Werkes fiel außerdem auf, dass die Überlebensdauer der ab 1942 Rekrutierten zum Teil drastisch abfiel, so dass sie 1945 weniger als einen Monat betrug.
Das mochte dem rücksichtlosen Einsatz trotz offenkundiger Unterlegenheit, oft als „Verheizen“ bezeichnet, geschuldet sein, doch findet man in der Literatur oft Formulierungen, die „schlecht ausgebildete und ausgerüstete Soldaten“ erwähnen oder, dass „halb ausgebildeter Ersatz“ eingesetzt wurde. Interessant war aber, dass in den meisten Werken dazu keine näheren Angaben gemacht wurden.
Um Licht ins Dunkel dieser Allgemeinplätze zu bringen, führte ich im Zeitraum von Dezember 2008 bis Juli 2009 narrative Interviews mit sieben ehemaligen Soldaten durch, die ab 1943 eingezogen worden waren. In verschiedenen Publikationen wurden ähnliche Interviews zur Faktenfindung durchgeführt, so dass die von verschiedenen Historikern und mir durchgeführten narrativen Interviews hier als wichtigste Quellen betrachtet werden können, genauso wie Erfahrungsberichte, Autobiographien Nichtinterviewter und Briefe.
Die zu dem Zwecke vorliegender Arbeit durchgeführten Interviews mit ehemaligen Soldaten bzw. einem Angehörigen der RAD-Flak geben Aufschluss darüber wie sie diesen Teil ihrer Lebensgeschichte selbst erlebt haben, aus welchem sozialen Umfeld sie kamen, wie sie zum Nationalsozialismus standen und vor allem, wie sie ihre militärische Ausbildung erlebten und bewerten.
daran.
Um dies herauszuarbeiten habe ich auch einige Werke zu den Einheiten der Soldaten untersucht, sowie allgemeinere Werke über Ausbildung und Werdegang von deutschen Soldaten im 2. Weltkrieg herangezogen, um das Erzählte zeitlich, lokal und inhaltlich richtig einordnen bzw. interpretieren zu können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Narrative Interview in der Theorie und in der praktischen Umsetzung
- 2.1 Das Narrative Interview in der Forschungsliteratur
- 2.2 Eigene Praxiserfahrungen und Schlussfolgerungen
- 3. Die Interviewten: Ihre Viten und die Interviewumstände
- 4. Militärische Ausbildung ab 1943
- 4.1 Die Ausbilder - fronterfahren und Rekonvaleszenten?
- 4.2 Ausbildungsdauer ab 1943
- 4.3 Ausbildungsdauer und Ausbilder in der Luftwaffe
- 5. Vormilitärische Ausbildung in HJ und RAD ab 1943
- 6. Der Volkssturm: Aufstellung, Ausbildung und Verwendung
- 7. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die militärische Ausbildung in Heer und Luftwaffe ab 1943, unter Berücksichtigung von Erlebnisberichten ehemaliger Soldaten und der Einbeziehung des Volkssturms. Das Hauptziel ist es, die Ausbildungsdauer und die Identität der Ausbilder im Kontext der sich verschlechternden Kriegslage zu analysieren.
- Ausbilderidentität im Kontext der Kriegslage ab 1943
- Ausbildungsdauer und deren Einfluss auf die Kampfeffektivität
- Vergleich der Ausbildung in Heer und Luftwaffe
- Rolle des Volkssturms in der militärischen Ausbildung
- Analyse von Erlebnisberichten ehemaliger Soldaten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kontext der Arbeit, indem sie auf die Veränderungen in der militärischen Einsatzweise, Taktik, Ausbildung und Bewaffnung des Dritten Reiches ab 1943 eingeht. Sie hebt die Problematik unzureichend ausgebildeter Soldaten hervor und begründet die Notwendigkeit der Untersuchung anhand von Statistiken über die hohe Verlustrate deutscher Soldaten in den letzten Kriegsmonaten. Die Arbeit nutzt narrative Interviews als Hauptquelle, um die subjektiven Erfahrungen ehemaliger Soldaten zu beleuchten.
2. Das Narrative Interview in der Theorie und in der praktischen Umsetzung: Dieses Kapitel erläutert die theoretischen Grundlagen des narrativen Interviews und die methodischen Überlegungen der Studie. Es beschreibt die Auswahl der Interviewpartner und die Herausforderungen bei der Durchführung und Auswertung der Interviews, insbesondere die Probleme, die sich aus der zeitlichen Distanz der Ereignisse und der unzureichenden Reflexion der Ausbildung durch die Befragten ergeben.
3. Die Interviewten: Ihre Viten und die Interviewumstände: Kapitel 3 stellt die befragten ehemaligen Soldaten vor, skizziert kurz ihre Lebensläufe und beschreibt die jeweiligen Interviewumstände. Diese Informationen liefern den Kontext für die Interpretation der späteren Interviewaussagen und ermöglichen es, die individuellen Erfahrungen der Soldaten in die Gesamtbetrachtung einzuordnen.
4. Militärische Ausbildung ab 1943: Dieses Kapitel analysiert die militärische Ausbildung im Heer und in der Luftwaffe ab 1943. Es untersucht die Profile der Ausbilder (fronterfahren oder Rekonvaleszenten?), die Ausbildungsdauer und die Unterschiede zwischen den beiden Teilstreitkräften. Die Analyse stützt sich auf die Interviewdaten sowie auf sekundärliterarische Quellen, um ein umfassendes Bild der Ausbildungssituation zu zeichnen.
5. Vormilitärische Ausbildung in HJ und RAD ab 1943: Das Kapitel widmet sich der vormilitärischen Ausbildung in der Hitlerjugend (HJ) und im Reichsarbeitsdienst (RAD) ab 1943. Es untersucht, inwiefern diese Ausbildung die spätere militärische Ausbildung beeinflusst hat und welche Rolle sie im Gesamtkontext der Vorbereitung auf den Krieg spielte. Es analysiert auch den Einfluss der ideologischen Indoktrination in diesen Organisationen auf die Soldaten.
6. Der Volkssturm: Aufstellung, Ausbildung und Verwendung: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Volkssturm, seiner Aufstellung, Ausbildung und Verwendung im letzten Kriegsjahr. Es analysiert die spezifischen Herausforderungen, die sich aus der Rekrutierung und Ausbildung von Männern unterschiedlichen Alters und militärischer Erfahrung ergaben, und untersucht die Rolle des Volkssturms im Kontext der Gesamtstrategie des Dritten Reiches im Endstadium des Krieges. Es wird die oft mangelhafte Ausbildung und Ausrüstung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Militärische Ausbildung, Zweiter Weltkrieg, Deutsches Heer, Deutsche Luftwaffe, Volkssturm, Ausbilderidentität, Ausbildungsdauer, Narrative Interviews, Zeitzeugenberichte, Kriegslage 1943, Frontkämpfer, Rekonvaleszenten, HJ, RAD.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Militärische Ausbildung im Zweiten Weltkrieg ab 1943
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die militärische Ausbildung im deutschen Heer und in der Luftwaffe ab 1943. Sie untersucht die Ausbildungsdauer, die Identität der Ausbilder und die Rolle des Volkssturms im Kontext der sich verschlechternden Kriegslage. Die Analyse basiert auf narrativen Interviews mit ehemaligen Soldaten.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Studie verwendet narrative Interviews als Hauptmethode, um die subjektiven Erfahrungen ehemaliger Soldaten zu erfassen. Die Auswertung dieser Interviews wird durch sekundärliterarische Quellen ergänzt.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die Ausbilderidentität (Frontsoldaten, Rekonvaleszenten), die Ausbildungsdauer und deren Einfluss auf die Kampfeffektivität, Vergleich der Ausbildung in Heer und Luftwaffe, die Rolle des Volkssturms, sowie die Analyse der vormilitärischen Ausbildung in HJ und RAD.
Wer sind die Interviewpartner?
Kapitel 3 stellt die befragten ehemaligen Soldaten vor, skizziert ihre Lebensläufe und beschreibt die Interviewumstände. Diese Informationen dienen dem Kontext der Interpretation der Interviewaussagen.
Welche Herausforderungen gab es bei der Durchführung der Studie?
Die Arbeit beschreibt die Herausforderungen bei der Durchführung und Auswertung der Interviews, insbesondere die Probleme aufgrund der zeitlichen Distanz zu den Ereignissen und die oft unzureichende Reflexion der Ausbildung durch die Befragten.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf narrative Interviews mit ehemaligen Soldaten und sekundärliterarische Quellen, um ein umfassendes Bild der Ausbildungssituation zu zeichnen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Theorie und Praxis des narrativen Interviews, Vorstellung der Interviewpartner, militärische Ausbildung ab 1943, vormilitärische Ausbildung in HJ und RAD, der Volkssturm und ein Resümee. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der Kapitel sind enthalten.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die konkreten Schlussfolgerungen der Arbeit lassen sich aus der bereitgestellten Zusammenfassung nicht vollständig ableiten. Das Resümee (Kapitel 7) fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und bietet eine Bewertung der Ausbildung im Kontext der Kriegslage ab 1943.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Militärische Ausbildung, Zweiter Weltkrieg, Deutsches Heer, Deutsche Luftwaffe, Volkssturm, Ausbilderidentität, Ausbildungsdauer, Narrative Interviews, Zeitzeugenberichte, Kriegslage 1943, Frontkämpfer, Rekonvaleszenten, HJ, RAD.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für die akademische Nutzung bestimmt, insbesondere für die Analyse von Themen im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg und der militärischen Ausbildung.
- Quote paper
- Robert Kerlin (Author), 2009, Militärische Ausbildung in Heer und Luftwaffe ab 1943, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140818