"Die Feiertage sollen eingehalten werden", heißt eine der ersten Anweisungen von Cato an seinen Gutsverwalter.1 Und Varro beginnt seine Gespräche über die Landwirtschaft nicht eher, als dass er die zwölf Götter angerufen hat, die "vor allem der Bauern Lenker sind".2 Dies zeigt, wie fest verankert die Religion im römischen Landleben war - und zwar nicht als theologische Grundlage, sondern als ganz konkreter, obligater Kult, der den bäuerlichen Lebensrhythmus zwischen Saat und Ernte begleitete. Erfolg hing eng mit der genauen Befolgung der sakralen Vorschrift zusammen, Misserfolg war oft auf mangelnde Sorgfalt bei ihrer Ausführung zurückzuführen. Die Liste der - z.T. sehr komplexen - Vorschriften aber war lang und kaum jemand wird sie bis ins letzte gekannt haben. Nicht zuletzt deshalb sahen es die großen römischen Agrarschriftsteller als ihre Aufgabe an, dem Bauern auch in dieser Hinsicht Orientierungshilfe und Richtschnur zu sein.
Die vorliegende Arbeit wird versuchen, die landwirtschaftlichen Abhandlungen der drei großen Agrarexperten Marcus Porcius Cato, Marcus Terentius Varro und Lucius Iunius Moderatus Columella auf ihren religiös-kultischen Gehalt zu untersuchen. Dabei soll geklärt werden, welche Mächte und Gottheiten der Landbewohner verehrte, bei welchen Anlässen er sich an sie wandte, welche rituellen Zeremonien er dabei vollzog, welche Opfer er darbrachte und schließlich, was er zu bewirken hoffte. Hierbei soll die Tatsache berücksichtigt werden, dass die Kulthandlungen, wie sie sich in den zugrundeliegenden Quellen präsentieren, bereits spätere Umformungen einer nebelhaften Urform sind; das letztliche Ziel kann also nur sein, Hinzugekommenes und Eigentliches zu trennen und gesondert zu betrachten. Um dabei vorhandene Gesetzmäßigkeiten und zeitliche Entwicklungstendenzen der römischen Bauernreligion aufzuzeigen, beschränkt sich die Untersuchung nicht auf die bei den genannten Autoren aufgeführten Kulthandlungen, sondern bezieht auch andere, sofern sie von essentiellem Rang sind, mit ein.
Inhaltsverzeichnis
- Fragestellung, Problemlage und Arbeitsmethode
- Die ländlichen Feste - eine Einführung
- Riten zum Schutz von Feld und Saat
- Die Terminalia
- Die Liberalia
- Die Fordicidia
- Die Cerealia
- Die Robigalia
- Das Fest der Dea Dia und die Riten der Arvalbrüder
- Riten bei der Aussaat
- Iuppiter Dapalis.
- Die Feriae Sementivae
- Die Saturnalia
- Erntebezogene Riten
- Die Floralia
- Opfer vor der Ernte
- Die Calendae fabariae
- Consualia, Opiconsivia und Opalia
- Weinfeste
- Die Vinalia rustica
- Beginn der Weinlese
- Die Meditrinalia
- Die Vinalia priora
- Hirtenfeste
- Mars und Silvanus
- Die Lupercalia
- Die Parilia
- Quellen- und Regenkulte
- Heilige Handlungen jenseits des Feldes
- Heilige Haine
- Der Herd
- Die Laren
- Aberglaube und Zauberei
- Die Religion der Bauern - Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den religiös-kultischen Gehalt der landwirtschaftlichen Abhandlungen von Marcus Porcius Cato, Marcus Terentius Varro und Lucius Iunius Moderatus Columella. Sie will klären, welche Gottheiten der Landbewohner verehrten, bei welchen Anlässen sie diese anriefen, welche Rituale sie vollzogen und welche Ziele sie damit verfolgten. Die Arbeit berücksichtigt dabei, dass die in den Quellen präsentierten Kulthandlungen spätere Umformungen einer ursprünglichen Form sind und versucht, Hinzugekommenes von Ursprünglichem zu trennen.
- Die Rolle der Religion im römischen Landleben
- Die Bedeutung kultischer Handlungen für die bäuerliche Lebensweise
- Die Verehrung von Landgottheiten und ihre Beziehung zu Feldarbeit und Ernte
- Die Entwicklung von ländlichen Festen und ihre Bedeutung für die soziale und gesellschaftliche Ordnung
- Die historische Entwicklung und das Verhältnis von römischen und griechischen kultischen Praktiken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Bedeutung der Religion im römischen Landleben und die Arbeitsmethode der Untersuchung erläutert. Kapitel 2 bietet eine Einführung in die ländlichen Feste und ihre Bedeutung für die bäuerliche Gesellschaft. Kapitel 3 beleuchtet Riten zum Schutz von Feld und Saat, einschließlich der Feste Terminalia, Liberalia, Fordicidia, Cerealia, Robigalia und des Festes der Dea Dia sowie der Riten der Arvalbrüder. Die Kapitel 4 und 5 befassen sich mit Ritualen bei der Aussaat und der Ernte, wobei Iuppiter Dapalis, die Feriae Sementivae, die Saturnalia, die Floralia, Opfer vor der Ernte, die Calendae fabariae und die Feste Consualia, Opiconsivia und Opalia behandelt werden. Die Kapitel 6 und 7 widmen sich Weinfesten und Hirtenfesten, einschließlich der Vinalia rustica, der Meditrinalia, der Vinalia priora, der Lupercalia und der Parilia.
Schlüsselwörter
Römische Landwirtschaft, Kultische Handlungen, Rituale, Landgottheiten, Feste, Landleben, Agrarschriftsteller, Marcus Porcius Cato, Marcus Terentius Varro, Lucius Iunius Moderatus Columella, Geschichte der Religion.
- Arbeit zitieren
- Eduard Luft (Autor:in), 2002, Kultische Handlungen in der römischen Landwirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14086