Fontaines Gönner Foucquet und dessen Würdigung in den Fabeln


Hausarbeit, 2005

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Hauptteil

I. Zur Person Foucquets
1.1 Politischer Aufstieg und Werdegang
1.2 Foucquet als Mäzen

II. Foucquet und La Fontaine
2.1 Die (Schaffens-) Zeit in Vaux-le-Vicomte
2.2 Der Sturz Foucquets und dessen Auswirkungen auf La Fontaine
2.3 Auswirkungen auf das literarische Schaffen
2.4 La Fontaine als politischer Kritiker?

III. Foucquet in den Fabeln La Fontaines
3.1 „Le renard et l’écureuil“ (inédit)
3.2 „Le lièvre et la perdrix“ (V, 17)
3.3 „Le berger et le roi“ (X,9)
3.4 „Le chêne et le roseau“ (I, 22)
3.5 Weitere Fabeln

Zusammenfassung

Quellenangabe

Vorwort

„Ce ministre et ce Mécène était […] un mutant préparé par plusieurs siècles de raffinement littéraire du cœur et des sens.“[1] Mit diesen Worten beschreibt Fumaroli den Finanzintendanten Nicolas Foucquet, der ein großer Mäzen seiner Zeit war und zu dessen Kreis viele namhafte Künstler gehörten. Dass er auch im Leben und Werk des Fabeldichters Jean de La Fontaine eine große Rolle spielt, soll im Rahmen dieser Arbeit dargelegt werden.

Vor allem hinsichtlich seiner literarischen Entwicklung haben Foucquet und die Zeit, die er auf seinem Schloss Vaux-le-Vicomte verbrachte, La Fontaine stark geprägt. Hauptaspekte sind dabei sowohl die Beziehung zwischen den beiden Männern als auch die Einflüsse des Mäzens und seines Schicksals auf die Fabeln des Dichters.

Am Anfang steht eine kurze Erläuterung des politischen Aufstiegs und Werdegangs Foucquets, wobei aus Gründen des Rahmens dieser Arbeit nur die wichtigsten Aspekte angesprochen werden. Danach erfolgt eine Einordnung Foucquets in das Mäzenatentum der Zeit, um schließlich im zweiten Teil der Arbeit genauer auf das Verhältnis der beiden Männer zueinander und das Wirken La Fontaines als Auftragsdichter für Foucquet und als politischer Dichter, der aktuelle Ereignisse verarbeitet, eingehen zu können. Ein Schwerpunkt wird dabei der Sturz Foucquets sein.

Der dritte und letzte Teil der Arbeit befasst sich mit der Analyse einiger ausgesuchter Fabeln, in denen eine Auseinandersetzung La Fontaines mit dem Schicksal Foucquets zu finden ist, beziehungsweise in denen eine solche angedeutet wird.

Ziel der Ausführungen ist es, Foucquet als Person und Mäzen zu skizzieren und dessen Wichtigkeit für das Leben und Schaffen La Fontaines herauszuarbeiten. Vor allem aber soll auch die Würdigung Foucquets in den Fabeln verdeutlicht werden.

Hauptteil

I. Zur Person Foucquets

1.1 Politischer Aufstieg und Werdegang

Nicolas Foucquet lebte von 1615 bis 1680 und entstammt einer Familie der noblesse de robe. Sein Leben ist gekennzeichnet durch einen rasanten politischen Aufstieg, der in einem eben so abrupten Sturz endete.

Zu Beginn seiner Karriere hatte er verschiedene Aufgaben im Verwaltungsbereich der Provinzen bzw. der Armee Mazarins inne und bekam so erstmalig Kontakt zum Hof. Durch diesen Kontakt konnte er 1650 die Stelle des Generalprokurators im Pariser Parlament käuflich erwerben, was ihm bereits eine nicht geringe politische Position zusicherte.

In der Zeit von August 1652 bis Februar 1653 war Mazarin im Exil, was Foucquet dahingehend zu seinen Gunsten nutzte, dass er sich loyal gegenüber dem Mann verhielt, der ihm misstraute. Seine Familie gewährte außerdem Kredite für die Heeresfinanzierung. Mazarin blieb demnach keine Wahl: nach seiner Rückkehr im Jahr 1653 erhielt Foucquet das Amt des Oberintendanten der Finanzen, wobei Abel Servien zu seinem Associé ernannt wurde.[2] Damit oblagen ihm die Entscheidung darüber, mit welchen Geldmitteln die Schulden des Staates bezahlt werden sollten und die Verhandlungen mit den Großfinanziers. Angesichts der unsicheren Regierungssituation, in der sich Frankreich zu diesem Zeitpunkt befand, hatte er, vor allem durch die Einräumung hoher Kredite für die Ausgaben des Landes, eine sehr große Machtposition inne.

Foucquet nutzte die allgemeine unsichere Lage der Regierung und der Finanzen des Landes geschickt aus, was ihm zu einem unglaublichen Reichtum verhalf, der bald denjenigen Mazarins übertraf und ihn noch misstrauischer werden ließ.

Zu Foucquets Charakter äußert sich Fumaroli folgendermaßen: „Foucquet ne sortait pas, comme Fénélon, d’une très ancienne famille, mais ses dons naturels, accomplis par son éducation religieuse et littéraire, avaient fait de lui un prince. Un prince non pas par la naissance, mais par le degré de civilisation.“.[3] Er stellt den Staatsmann als nahezu perfekt dar und schlussfolgert, dass sowohl Colbert als auch der König diese Art der Überlegenheit Foucquets nicht ertrugen. Dies mag vielleicht historisch nicht eindeutig belegbar sein, aber es scheint doch wesentliche Züge Foucquets darzulegen und einen möglichen Grund für seinen baldigen Sturz aufzuzeigen. Er war seiner selbst viel zu sicher, als dass er eine mögliche Verstimmtheit des Königs rechtzeitig hätte bemerken können. So gibt Fumaroli dem vierten Kapitel seines Buches dann auch den Titel „Nicolas Foucquet, ou comment on ne devient pas le favori de Louis XIV“.

Nach dem Tod Mazarins erwartete Foucquet, zum Regierungsminister aufzusteigen, aber auch Ludwig der XIV. misstraute ihm, da seine Ambitionen zu offensichtlich waren und ihn Mazarin davor warnte, Foucquet zu mächtig werden zu lassen. In der Nacht vom achten zum neunten März 1661 spricht Ludwig der XIV. folgende Worte aus: „Le cardinal de Mazarin est mort, Messieurs les Ministres, c’est à moi que vous vous adresserez désormais. Je veux à l’avenir gouverner moi-même mon royaume. Je ne veux point de Premier Ministre, je me servirai de ceux qui ont des charges pour agir sous moi selon leurs fonctions et, s’il arrive que j’aie besoin de vos conseils, je vous en demanderai".[4] Ab sofort beanspruchte er für sich selbst eine absolute Herrschaft. Er machte den Bürgerlichen Colbert – der geheime Günstling Mazarins, der schon seit längerem als Widersacher Foucquets galt - zu dessen Nachfolger. Colbert verstärkte in dieser neuen Funktion das Misstrauen des Königs in Foucquet und trug durch einige geschickte politische Schachzüge entscheidend zu seinem Sturz bei.

Am 17. August 1661 gab Foucquet eine große Feier zu Ehren des Königs, auf der der gesamte Hof anwesend war. Sie fand in Vaux-le-Vicomte, seinem Schloss, statt, das zwischen Versailles und Fontainebleau lag und hinsichtlich seines Erscheinungsbildes durchaus mit dem Hof des Königs konkurrieren konnte. Unvorsichtig stellte Foucquet an diesem Tag seinen enormen Reichtum und seine Macht zur Schau. Zwar war es dem König so unmöglich, öffentlich gegen ihn vorzugehen, aber es verdeutlichte ihm wohl, dass er etwas gegen den inzwischen zu mächtig gewordenen Staatsmann unternehmen musste.

Drei Wochen nach der Feier, am 5. September 1661, wurde Foucquet in Nantes verhaftet. Der Vorwurf, den man gegen ihn erhob, lautete auf Veruntreuung öffentlicher Gelder und Planung einer Verschwörung. Darauf folgte ein dreijähriger Prozess, bei dem die öffentliche Meinung stets auf seiner Seite stand. La Fontaine und Madame de Sévigné verfassten Petitionen zu seinen Gunsten. Dennoch wurde er zur Verbannung verurteilt, die Ludwig der XIV. in lebenslange Haft umwandelte, da ihm Foucquet zu mächtig war und er befürchtete, dass durch ihn Staatsgeheimnisse ans Tageslicht kommen könnten. 1665 wurde Foucquet zur Festung von Pignerol in den savoyardischen Alpen eskortiert, wo er 1680 starb.

So wurde aus dem einstigen favori des Volkes ein Gefangener. Fumaroli kommentiert dies wie folgt: „Le renvoi d’un ministre est un événement public et normal; la chute d’un favori est un drame humain autant que politique […]“[5]. Er hat nie wirklich zu den Favoriten des Königs gezählt, aber durch seine große Beliebtheit und vor allem dadurch, dass ihn Ludwig der XIV. wie einen Favoriten fallen lässt, galt er dennoch als einer.

1.2 Foucquet als Mäzen

Die Position Foucquets als ein sehr großer und wichtiger Mäzen und Förderer der Kunst seiner Zeit ist evident. Sweetser sagt dazu: „ La plupart des historiens s’accordent à voir dans le surintendant Nicolas Fouquet un important mécène qui a laissé sa marque dans la littérature et dans les arts aussi bien que dans l’histoire politique de la France […]“.[6]

In der Mitte des 17. Jahrhunderts galt das Mäzenatentum als ein Ideal, das viele ranghohe Persönlichkeiten zu ihren Pflichten zählten. Foucquet bildete dabei keine Ausnahme. Er hatte große Ambitionen und das Mäzenatentum war für ihn ein gutes Mittel der öffentlichen Repräsentation. Doch nicht allein dieser Aspekt war für ihn entscheidend. Er zeigte ein ausgeprägtes Interesse an Kunst und Literatur, das sich am Erscheinungsbild des Schlosses Vaux-le-Vicomte niederschlug. Er verfügte über diverse Sammlungen von seltenen Hand-schriften, Gemälden, Juwelen und Antiquitäten. Künstler und Schriftsteller wie zum Beispiel La Fontaine, Corneille und Scarron umgaben ihn hier. Pellisson spricht von einer „amour de connaissance“ für die schönen Künste, die ihn ausgezeichnet haben soll.[7] Foucquet schien darüber hinaus ein sehr angesehener Mäzen zu sein, da er die Freiheit der Dichter weitgehend akzeptierte.

[...]


[1] Fumaroli, Marc : Le poète et le roi. Jean de La Fontaine en son siècle, S. 186.

[2] Mazarin sah darin eine Möglichkeit, die Kontrolle über Foucquets Transaktionen zu behalten.

[3] Ebd., S.186.

[4] http://www.histoire-en-ligne.com/article.php3?id_article=225, 14.08.2005.

[5] Fumaroli, Marc : Le poète et le roi. Jean de La Fontaine en son siècle, S. 205.

[6] Sweetser, Marie-Odile : Le mécénat de Foucquet. La période de Vaux et ses prolongements dans l’œuvre de La Fontaine, S.264.

[7] vgl. Sweetser, Marie-Odile : Le mécénat de Foucquet. La période de Vaux et ses prolongements dans l’œuvre de La Fontaine, S.264.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Fontaines Gönner Foucquet und dessen Würdigung in den Fabeln
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Philologische Fakultät, Romanisches Seminar)
Veranstaltung
Die Fabeln Jean de La Fontaines
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V140973
ISBN (eBook)
9783640488766
ISBN (Buch)
9783640488919
Dateigröße
429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fontaines, Gönner, Foucquet, Würdigung, Fabeln
Arbeit zitieren
Marlen Niemuth (Autor:in), 2005, Fontaines Gönner Foucquet und dessen Würdigung in den Fabeln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140973

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