„Habe ich die Haustür wirklich abgesperrt oder nur ins Schloss fallen lassen? Sind die Fenster tatsächlich fest verschlossen oder nur angelehnt? Ich bin Schuld, wenn etwas passiert. Was ist, wenn Diebe kommen? Das halte ich nicht aus! Ich muss sofort noch einmal umdrehen und zu hause nachschauen. Ich habe ohnehin alles mehrfach kontrolliert. Das Risiko ist zu groß. Das halte ich nicht aus.
Jeder Mensch vollzieht täglich die verschiedensten Rituale, die den Alltag erleichtern, Sicherheit und Struktur geben und auch eine Zeitersparnis darstellen können, wenn über routinierte Handlungsabläufe nicht mehr nachgedacht werden muss; bereits Kinder versuchen mit kleinen ritualisierten Spielchen ihr Schicksal zu bestimmen, indem beispielsweise das Ergebnis einer Schularbeit vom Vorbeifahren eines roten Autos oder der Schrittzahl bis zur nächsten Ampel abhängig gemacht wird; manche Menschen waschen sich häufiger als andere die Hände oder besitzen ein ausgeprägteres Verständnis für Ordnung und Sauberkeit. Aber was macht schlussendlich den Unterschied aus zwischen normalen sich aufdrängenden Gedanken, die jeder von Zeit zu Zeit erfährt, zu denen, die im oben dargelegten Beispiel eines Betroffenen mit Kontrollzwang beschrieben werden? In der vorliegenden Arbeit wird in einem ersten Schritt knapp die Symptomatik, Epidemiologie und der Verlauf einer Zwangsstörung dargestellt, um im darauf folgenden Kapitel auf die psychologische Ursachenbeschreibung eingehen zu können. Hierbei wird der Fokus auf Salkovskis kognitiv-behaviorales Modell zur Abgrenzung normaler gegenüber klinisch relevanter Gedanken gelegt. Zwangserkrankte verbringen den Großteil ihrer Zeit mit ihren krankhaften Gedanken und, je nach Krankheitsform, mit einhergehenden (routinierten) Handlungen. Aufgrund großer Scham und Angst vor Stigmatisierung findet im Laufe der Zeit ein sozialer Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben statt. Zwänge stellen noch immer eine große Herausforderung für Therapeuten und auch Theoretiker dar. Die Krankheit stand lange am Rande therapeutischer Behandlungsmöglichkeiten. Rückschläge und schwierige Behandlungsepisoden sind bei Betroffenen mit dieser manifestierten Störung nicht selten, aber gerade mit der Erarbeitung verhaltenstherapeutischer Behandlungsstrategien wurde die Möglichkeit der Genesung deutlich verbessert (vgl. Reinecker, 1999, S. 73). Daher wird im vierten Kapitel, vor der zusammenfassenden Schlussbetrachtung, der Ablauf dieser Behandlungsform aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zwangsstörungen – Symptomatik, Epidemiologie und Verlauf
- Psychologische Ursachen für Zwangsstörungen
- Zwei-Faktoren-Modell nach Mowrer
- Kognitiv-behaviorales Modell nach Salkovskis
- Der Ablauf verhaltenstherapeutischer Behandlung
- Vom Erstkontakt zur Therapie
- Aufklärung über Krankheitsbild und Therapie
- Den Zwang begreifen
- Den Zwang herausfordern
- Das Fühlen üben
- Die Vorbereitung des Reizkonfrontationstrainings und die Durchführung der Reizüberflutung
- Rückfallprophylaxe und Therapieende
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Zwangsstörung, einer psychischen Erkrankung, die durch wiederkehrende, intrusive Gedanken, Impulse und Handlungen gekennzeichnet ist. Ziel ist es, die Symptomatik, Epidemiologie und den Verlauf der Zwangsstörung zu beschreiben, sowie die psychologischen Ursachen mithilfe des kognitiv-behavioralen Modells nach Salkovskis zu beleuchten. Darüber hinaus wird der Ablauf verhaltenstherapeutischer Behandlungsstrategien im Detail dargestellt.
- Symptomatik, Epidemiologie und Verlauf der Zwangsstörung
- Psychologische Ursachen, insbesondere das kognitiv-behaviorale Modell nach Salkovskis
- Abgrenzung normaler von klinisch relevanten Gedanken
- Verhaltenstherapeutische Behandlungsstrategien bei Zwangsstörungen
- Schlussbetrachtung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Zwangsstörung mit Hilfe eines Beispiels vor und führt in die Themen der Arbeit ein. Das zweite Kapitel beschreibt die Symptomatik, Epidemiologie und den Verlauf der Zwangsstörung, wobei die beiden Hauptgruppen von Zwangsstörungen, Zwangsgedanken und Zwangshandlungen, sowie die am häufigsten vorkommenden Formen beleuchtet werden. Das dritte Kapitel widmet sich den psychologischen Ursachen der Zwangsstörung und fokussiert dabei auf das kognitiv-behaviorale Modell nach Salkovskis, das die Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung erklärt.
Das vierte Kapitel erläutert den Ablauf der verhaltenstherapeutischen Behandlung der Zwangsstörung. Dieser umfasst verschiedene Phasen, wie z. B. den Erstkontakt, die Aufklärung über Krankheitsbild und Therapie, die Konfrontation mit dem Zwang, das Fühlen üben und die Reizkonfrontation. Die Kapitel fünf und sechs sind in dieser Vorschau nicht berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Zwangsstörung, Zwangsgedanken, Zwangshandlungen, kognitiv-behaviorales Modell, Salkovskis, verhaltenstherapeutische Behandlung, Reizkonfrontation, Reinigungszwang, Kontrollzwang, Obsessionen, Compulsionen, Epidemiologie, Verlauf, Symptomatik.
- Quote paper
- Undine Thiemeier (Author), 2009, Zwangsstörung - Erklärungsmodelle und Darstellung des verhaltenstherapeutischen Behandlungsablaufes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141099