„Dies alles widerfuhr den Menschen, nachdem der Dämon Menschengestalt angenommen hatte, und er selber gab als Kaiser Veranlassung hierzu; (…) was er mit heimlicher Macht und infolge seiner dämonischen Natur der Menschheit Leiden zufügte. Während seiner Regierung ereigneten sich viele nie gekannte Katastrophen, (…).“ Bei der vorstehenden, in der Forschung oft zitierten Beschreibung handelt es sich um eine Aussage des Hofschreibers Prokopios von Kaisarea aus dem 6. Jahrhundert n. Chr., der über den römischen Kaiser Iustinian den Ersten schreibt. Ohne eine Epochenbetrachtung vorwegzunehmen und völlig unabhängig von dem Verhältnis zwischen Verfasser und der beschriebenen Person, lässt sich zu dem oben stehenden Zitat folgende Aussage treffen: Der Schreiber Prokop muss, aufgrund der geschehenen „Katastrophen“ und den „Leiden“, die seiner Meinung nach von seinem Kaiser Iustinian, direkt oder indirekt verursacht wurden, eine besonders schlimme Aneinanderreihung von Katastrophen erlebt haben.
In Übereinstimmung dazu, lassen sich in den so genannten Novellen des Kaisers Iustinian Äußerungen finden, in welchen er die schlechte Moral und Disziplin der Bevölkerung als Ursache für die schlimmen Hungersnöte und Erdbeben sieht. Beide Aussagen stimmen in dem Punkt überein, dass die Ursachen dieser Katastrophen in menschlichem Fehlverhalten gesucht werden. Auch die Wahrnehmung der Katastrophen als eine Strafe Gottes lässt sich in den Quellen wieder finden.
Weil Naturkatastrophen in der antiken Geschichtsschreibung nicht erstmals im 6. Jahrhundert Beachtung finden, sondern bereits das erste Geschichtswerk der Antike, die Ilias des Homer, zu Anfang von einer Pest berichtet, muss der Unterschied zwischen der Wahrnehmung von Naturkatastrophen in der Antike allgemein und der des iustinianischen Zeitalters von besonderer Bedeutung für die Alte Geschichte sein.
In der vorliegenden Arbeit soll folgende zentrale Fragestellung untersucht werden: Warum gilt die Epoche Iustinians und die Deutung der stattgefunden Naturkatastrophen als besonders wichtig für die Antike und welche Deutungsmuster lassen sich in der Epoche Iustinians feststellen. Weiterhin geht es um die Frage, wie die Menschen mit Naturkatastrophen umgegangen sind und welche Konsequenzen die Katastrophen gesamtgesellschaftlich hatten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in das Thema und Fragestellung
- Forschungsstand und Vorgehensweise
- Relevante Informationen zu Iustinian dem Ersten
- Naturkatastrophen und die historische Bedeutung für die Antike
- Naturkatastrophen
- Mediterraneum
- Wahrnehmung von Naturkatastrophen
- Wahrnehmung von Naturkatastrophen im Altertum
- Wahrnehmung von Naturkatastrophen in der Epoche Iustinians
- Die chronologischen Modelle
- Der Kaiser Anastasios
- Die Serie der Naturkatastrophen
- Versuch einer Chronologie der Naturkatastrophen im 6. Jahrhundert
- Naturkatastrophen in Antiocheia
- Bedeutung der Stadt Antichoeia in der Epoche Iustinians
- Katastrophen in Antiocheia
- Bewältigung von Naturkatastrophen in der Antike
- Schlussbetrachtung
- Anhang
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Naturkatastrophen im 6. Jahrhundert n. Chr., speziell in der Epoche des byzantinischen Kaisers Iustinian I., und beleuchtet deren Wahrnehmung und Bewältigung in der Antike. Es wird untersucht, warum diese Epoche im Kontext der historischen Bedeutung von Naturkatastrophen eine besondere Rolle einnimmt und welche Deutungsmuster sich in dieser Zeit feststellen lassen.
- Die Bedeutung der Wahrnehmung von Naturkatastrophen in der Antike
- Die spezifische Rolle von Naturkatastrophen in der Epoche Iustinians
- Die Deutung von Naturkatastrophen als Strafe Gottes und die Rolle menschlichen Fehlverhaltens
- Die Bewältigungsstrategien für Naturkatastrophen in der Antike
- Die Auswirkungen von Naturkatastrophen auf die Gesellschaft und die Politik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert die historische Bedeutung von Naturkatastrophen im 6. Jahrhundert, insbesondere während der Herrschaft Iustinians. Sie skizziert den Forschungsstand und die Vorgehensweise der Arbeit und führt relevante Informationen über Iustinian I. ein.
- Naturkatastrophen und die historische Bedeutung für die Antike: Dieses Kapitel beleuchtet die allgemeine Bedeutung von Naturkatastrophen in der Antike, insbesondere im Mittelmeerraum. Es diskutiert die Wahrnehmung von Naturkatastrophen als historisches Ereignis.
- Wahrnehmung von Naturkatastrophen: Dieses Kapitel untersucht die Wahrnehmung von Naturkatastrophen im Altertum, mit einem Schwerpunkt auf der Epoche Iustinians. Es analysiert, wie Menschen mit Naturkatastrophen umgingen und wie diese Ereignisse gedeutet wurden.
- Versuch einer Chronologie der Naturkatastrophen im 6. Jahrhundert: Dieses Kapitel bietet eine chronologische Aufzählung relevanter Naturkatastrophen im iustinianischen Zeitalter und beleuchtet deren Auswirkungen auf das oströmische Reich.
- Naturkatastrophen in Antiocheia: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen von Naturkatastrophen auf die Stadt Antiocheia, ein Beispiel für eine besonders schwer betroffene Region im iustinianischen Kaiserreich. Es beleuchtet die Politik Iustinians hinsichtlich der Katastrophenbewältigung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Naturkatastrophen, Antike, Epoche Iustinians, Wahrnehmung, Deutung, Bewältigung, und die Stadt Antiocheia als Fallbeispiel. Die Analyse basiert auf historischen Quellen, insbesondere den Werken von Prokopios von Kaisarea und Johannes Malalas, sowie relevanten Sekundärliteratur.
- Quote paper
- Michael Gamperl (Author), 2007, Naturkatastrophen in der Epoche Iustinians - Deutung und Umgang, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141100