Das Ziel meiner Hausarbeit soll sein, eine Antwort auf die Frage: Was versteht Michel Foucault unter Macht? zu geben und die Entwicklung seines Machtverständnisses klar strukturiert darzustellen. Bevor ich mich aber auf das Machtverständniss Foucaults beziehe, möchte ich zunächst einmal klären, was unsere moderne Gesellschaft unter Macht versteht.
Ich selber denke bei dem Begriff ‘Macht’ an Unterdrückung; seinen eigenen Willen auch gewaltsam durchzusetzen; Autorität; Gehorsam; etwas Negatives. Dieses repressive Verständnis von Macht findet man auch in zahlreichen Enzyklopädien.
Eine Definition aus dem Brockhaus von 1965 lautet:
„Macht: Kraft, Gewalt, Stärke; die Möglichkeit, den eigenen Willen gegenüber dem Willen anderer durchzusetzen; Wirkungsmöglichkeit und Befehlsrecht.“
Eine weitere Definition aus dem Brockhaus von 1996 lautet:
„Macht ist die Summe aller Kräfte und Mittel, die einem Akteur (einer Person, einer Gruppe oder einem Sachverhalt, auch der Natur) gegenüber einem anderen Akteur zur Verfügung stehen.“
In jeweils beiden Definitionen spiegelt sich die Macht als etwas Gewaltsames, etwas sehr Negatives und sehr Autoritäres wieder. Die Macht, als etwas, das zwar in allen Lebensbereichen vorkommt, für die moderne Gesellschaft aber etwas Mißbilligendes und nichts Wünschenswertes ist. Auch der Soziologe Max Weber hat sich mit dem Machtbegriff auseinandergesetzt. In seinem Buch Wirtschaft und Gesellschaft findet man einen von ihm selber definierten Machtbegriff: „ Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“ Weiter sagt er noch: „ Der Begriff ‘Macht’ ist soziologisch amorph. Alle denkbaren Qualitäten eines Menschen und alle denkbaren Konstellationen können jemand in die Lage versetzen, seinen Willen in einer gegebenen Situation durchzusetzen.“
Auch in dieser Definition ist wieder das schon zuvor genannte Verständnis der Macht zu erkennen. In dem ersten Teil wird nämlich die Macht von Weber unspezifisch bestimmt als anderer Begriffe wie Autorität, Gewalt, Herrschaft, Kraft, Überredung oder Zwang. Weiter weist er im zweiten Teil darauf hin, dass es ein Problem der Bestimmbarkeit der Macht gibt, wenn er schreibt, der Begriff sei soziologisch amorph. Was nach Webers Definition bedeutet, dass jeder Mensch Macht ausüben kann, um den eigenen Willen durchzusetzen!
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Alte Formen der Macht
- Souveräne Macht
- Vertragsmacht
- Die Bio-Macht
- Die Disziplinarmacht
- Das Panopticon
- Die Pastoralmacht
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Die Kritik an traditionellen Machtkonzepten, die Macht als etwas Negatives und Restriktives ansehen.
- Foucaults Analyse der souveränen Macht und der Vertragsmacht als Grundlage für das moderne Machtverständnis.
- Die Einführung des Begriffs der Bio-Macht und die Analyse der Disziplinarmacht als zentrale Elemente von Foucaults Machtverständnis.
- Das Panopticon als Beispiel für die Funktionsweise der Disziplinarmacht.
- Die Pastoralmacht als Erweiterung von Foucaults Machtverständnis, die das Selbstverhältnis der Individuen berücksichtigt.
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach Foucaults Machtverständnis und analysiert die gängige Vorstellung von Macht als etwas Negatives und Restriktives. Es wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, Macht als Technologie zu begreifen, und auf die Bedeutung der souveränen und Vertragsmacht als Ausgangspunkt für Foucaults Kritik.
- Alte Formen der Macht: Dieses Kapitel beleuchtet die souveräne Macht und die Vertragsmacht als dominierende Machttechniken im 17. Jahrhundert. Es wird gezeigt, wie diese Machtformen durch die Betonung von Strafe und Kontrolle ein negatives Bild von Macht prägten.
- Die Bio-Macht: Dieses Kapitel führt in Foucaults Machtverständnis ein, das Macht als Bio-Macht begreift. Es analysiert die Disziplinarmacht und das Panopticon als Beispiele für moderne Machtmechanismen, die die Lebensbedingungen von Individuen kontrollieren und beeinflussen.
- Die Pastoralmacht: Dieses Kapitel betrachtet die Pastoralmacht als Erweiterung von Foucaults Machtverständnis, die die Rolle des Selbstverhältnisses in der Machtbeziehung hervorhebt. Es wird gezeigt, dass Foucaults Machtverständnis nicht nur die Gesellschaft und das Individuum betrifft, sondern auch die Selbststeuerung von Individuen in den Blick nimmt.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit zielt darauf ab, Michel Foucaults Verständnis von Macht zu beleuchten und die Entwicklung seines Machtverständnisses klar darzustellen. Zunächst wird geklärt, wie Macht in der modernen Gesellschaft verstanden wird. Anschließend analysiert die Arbeit Foucaults Kritik an diesem Verständnis und stellt seine eigene Sichtweise vor, die Macht als Technologie betrachtet.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Machtverständnis Michel Foucaults und analysiert die Entwicklung seines Denkens anhand verschiedener Machtformen, insbesondere der souveränen Macht, der Vertragsmacht, der Bio-Macht und der Pastoralmacht. Wichtige Begriffe sind: Bio-Macht, Disziplinarmacht, Panopticon, Pastoralmacht, Überwachen und Strafen, Selbstverhältnis, Technologie, repressive Macht, Macht als Technologie.
- Arbeit zitieren
- Nina Klitzke (Autor:in), 2003, Das Machtverständnis Michel Foucaults, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14131