Grundzüge der Sozialpädagogik

Begriff, Gegenstand, Methoden, Arbeitsfelder


Hausarbeit, 2009

29 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriff
2.1 Arbeitsdefinition
2.2 Sozialpädagogik als Reflexionswissenschaft

3 Umriss und innere Logik
3.1 Dimensionierung des sozialpädagogischen Konflikts
3.2 Soziale Arbeit im sozialstaatlichen Dienstleistungssystem
3.3 Ordnung als Funktion
3.4 Externe und interne Ordnungen
3.5 Aufgaben der Disziplin
3.6 Disziplin im Kontext

4 Aspekte päd. Wissens
4.1 Analytisches Modell
4.2 Situation als päd. Grundbegriff
4.3 Die Sozialpädagogin / Der Sozialpädagoge
4.4 Fallverstehen

5 Aspekte der sozialpädagogischen Fürsorge
5.1 Fürsorge, Planung, Diagnose
5.2 Schutz
5.3 Pflege
5.4 Beratung
5.5 Institutionen

6 Methoden
6.1 Das Adaptionsmodell
6.2 Das Lebensweltkonzept
6.2.1 Die phänomenologische Perspektive
6.2.2 Die hermeneutische Perspektive
6.2.3 Die Anamnese
6.2.4 Das narrative Interview
6.3 Die Netzwerkkonzeption
6.4 Der Empowermentgedanke
6.5 Systemtheorie und Autopoiese als Modell für die S
6.6 Mesosoziale Analyse der Alltagswelt

7 Eigene Stellungnahme

1 Einleitung

Zu Beginn dieser Arbeit wollen wir versuchen, uns dem Begriff der Sozialpädagogik zu nähern, damit wir ein Bild von ihr gewinnen können. Woher stammt er? Was ist charakteristisch, was grenzt sie ab? Warum gibt es sie überhaupt? Wie arbeitet sie und welche Voraussetzungen sind nötig? Danach möchte ich näher auf den Umriss und die innere Logik der S. eingehen, ihre Struktur darlegen, d. h., wie und woraus sich die S.[1] entwickelt hat. In einem weiteren Schritt erfolgt dann die Darlegung der Position des Individuums in der Gesellschaft, wobei ich näher die Dimensionen des Konfliktes behandeln möchte. Der zuvor erwähnte Staat möchte durch das Sozialgesetzbuch die gesellschaftlichen Reproduktionsprozesse ankurbeln, und stellt dafür die S. in ihren Dienst. Doch was ist ihre Funktion? Was leistet sie? Welche Institutionen sind beteiligt? Was ist ihr Aufgabenfeld? Dies führt uns in einem Nächsten zu den 4 Grundpfeilern der S. Welche Rolle spielen hier die Schlagwörter Wissenschaftlichkeit, Geschichte, Theorie und soziale Wirklichkeit? Wie kann man Soziale Arbeit bestimmen? Welche Parameter über die Auffassung von sozialpädagogischer Praxistätigkeit kann man festmachen? In welche Bereiche streut sich die Forschung? Dieser Punkt stellt einen guten Übergang zur Disziplin im Kontext dar. Ich gehe hier der Frage nach, welche Disziplinen die S. tangieren, und wie sie am sinnvollsten von ihnen profitieren kann. Was kann der Autor mit den 7 wissenschaftlichen Schwestern der S. meinen? Kann die S. sich Erkenntnisse z.B aus der Theologie zu Nutze machen? In einem weiteren Schritt möchte ich mich der Theorie der S. nähern und klären, welches berufliche Handeln sie eigentlich verfolgt, und was in ihrem Mittelpunkt steht, insbesondere geht es hier um die Analyse von Situationen. Dies führt uns zum Punkt der Situation als päd. Grundbegriff. Hier wird erläutert, was die Voraussetzungen für eine glückende Verständigung sind, bzw. wie man den Klienten richtig erreicht. Wie kann man gezielt päd. Einfluss nehmen? Diese Frage ist wichtig für die Bereiche der sozialpäd. Fürsorge (Planung, Schutz, Pflege, Beratung, Institutionen). Denn Menschenkenntnis, bzw. das Lesen in Menschen, ist eine Grundvoraussetzung für päd. Handeln. S. hat es mit Lebenswelten zu tun. Aber welche Dimensionen umspannen die Lebenswelt von Menschen? In diesem Punkt der Methoden soll veranschaulicht werden, wie zerbrochene Lebenswelten wiederhergestellt werden können. Die Eigenleistung der Patienten spielt hier eine wichtige Rolle. Welche Anstrengungen werden unternommen, um Menschen zurück auf die Lebensbahn zu lenken? Wie können sie zu ihrer Menschenstärke und Lebensautonomie finden? Wie kann der Mensch sich im System von Gesellschaft, Natur und Umwelt finden? Zum Abschluss soll eine eigene Stellungnahme diese Arbeit abrunden und meine Sicht der Dinge darlegen.

2 Begriff

Der Begriff tauchte erstmals 1850 in einem Wegweiser zur Bildung für deutsche Lehrer auf. Dann kann man ihn weiterverfolgen im 19. Jh. mit Aufkeimen der sozialen Fragen (Arbeiterfrage und Armut) in Zusammenhang mit den erzieherischen Praktiken. Später dann wandte man ihn auch auf andere soziale Probleme wie der Drogenabhängigkeit und anderen abweichenden Verhalten an. Anfang des 20. Jh. fand der Begriff Einzug in der Jugendfürsorge, später in der Jugendpflege. Heute richtet er sich an alle Kinder und Jugendliche. Der Terminus umfasst heute auch die Gebiete Erziehung, Begleitung, Betreuung, Unterstützung, Beratung, Aktivierung etc.[2]

Die Sozialpädagogik stellt sich als fixierte Gedankenschrift ebenso dar, wie sie auch als gesellschaftliche Realität in diversen Formen existiert. Die Identität der Sozialpädagogik wird häufig auch als Nichtidentität beschrieben. Man sagt, es fehle ihr an einem fixen Ort in der Praxis. Es gäbe kein gleichbleibendes Profil in der Lehre. Es fehle ihr an konstanten wissenschaftlichen theoretischen und professionellen Grundelementen. Oftmals wird der Sozialpädagogik die Eigenschaft einer Hülle, die ohne erkennbaren disziplinären Kern daherkommt, und zudem Unübersichtlichkeit an den Tag legt, nachgesagt. Eine Offenheit für den Begriff der Sozialpädagogik ist in sofern von großer Bedeutung, als dass sie sich als Vermittlerin zwischen Individuum und Gesellschaft wiederfindet, und von daher den Anspruch an sich stellt, die Vielfältigkeit der Gesellschaft in ihre Offenheit einzubeziehen. Allerdings darf diese Offenheit nicht als Beliebigkeit verstanden werden. Vereinfacht kann man sagen, Sozialpädagogik ist das, was Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen tun, ergo die geschlechtsspezifische Zuordnung von Tätigkeiten bezüglich der Verteilung von Personen auf Theorie und Praxis auf empirisch verifizierter Grundlage, woraus dann ein Problem formuliert wird, dem sich die Sozialpädagogik dann annimmt. Sie widmet sich der Ungleichheit von Männern und Frauen, oder anders gesagt, sie hat die Divergenz eines Sachverhaltes und die Ablehnung/Akzeptanz im Auge. Der Ansatz liegt bei den unteren Schichten der Gesellschaft, ihr soll materielle und geistige Hilfe zukommen. Hilfe also nicht nur am Leib, sondern auch an der Seele. (Vgl. Kronen 1986, S. 127). Der Seinsgrund der sozialpädagogischen Theorie liegt in der Bewertung von sozialen Tatsachen. Dies erfolgt durch die Analyse von Zuständen, dem Rekonstruieren von Bewertungen, aber auch Möglichkeiten der Veränderung, zu explorieren. Die Sozialpädagogik nimmt sich Personen an, die sich mit der in einem sozialen Problem ergebenden Differenz und der eigenen Identität auseinandersetzen, und entwickelt Interventionsmaßnahmen, nachdem die Differenz zwischen Individuum und Gesellschaft sorgfältig erarbeitet wurde.[3] Anders ausgedrückt, es findet ein Umformen von Individuum-Gesellschaft-Beziehungen statt. Die Theorie der Sozialpädagogik enthält für ihre Arbeit wichtige Begriffe, wie Hilfe, Kontrolle, Integration, System und Lebenswelt. Durch die herausdestillierten Begriffe finalisiert die Theorie die Wirklichkeit in der Perspektive dieser Theorie. Es muss hier nicht unbedingt klar abgegrenzt werden, sondern es gilt vielmehr die Maxime einer klaren Logik des inneren Funktionierens eines Partikels von Wirklichkeit. Begriffe müssen für den Wandel offen sein. Es gilt, kritisch zu analysieren. Dieses umfasst einen lebenslangen Sozialisationsprozess. Dabei setzt sie sich mit bestimmten Personen situativ mit geschlechtsspezifischen Anforderungen auseinander und hat sich konkret institutionalisiert.[4] Die sich daraus ergebenden Arbeitsweisen sollen im Weiteren einen Einblick in das Feld Sozialpädagogik gewähren. Der Unterschied zur S.A. besteht darin, dass diese mit z.T. großen Gruppen arbeitet (Straße, Drogen), die S. ist eher einzelfallorientiert.

2.1 Arbeitsdefinition

Sozialpädagogik ist nicht nur allgemeine sozial- und erziehungswissenschaftliche Disziplin, sondern auch Theorie besonderer Praxisinstitutionen (Sozialarbeit, Jugendhilfe hauptsächlich). Sie nimmt sozial-strukturell und institutionell bedingte Missstände an, die in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen auftreten, und versucht sie aufzuklären und ihre Folgeprobleme abzuschätzen, um daheraus Ansatzpunkte für Erziehungsbeistände leisten zu können. Die Sozialpädagogik ist Wissenschaft und praktische Tätigkeit zugleich. Nicht nur Praxis ist mit Problemlösungen behaftet, sondern in gleichem Maße auch die Wissenschaft. Die Stellung der Person in der Gesellschaft bildet in der Sozialpädagogik den Dreh- und Angelpunkt. Ausgegrenzt werden dabei aber pädagogische Aufgaben wie schulisches Lernen, Berufs- und Weiterbildung etc., sowie das Verhältnis des Individuums zu sich selbst i.w.S. Ebenfalls wird eine Grenze zur physischen Existenz gezogen (leibliche Entwicklung, Gesundheit). Die Sozialpädagogik hat eine Doppelfunktion inne, indem Hilfe und Kontrolle das Handeln des Sozialarbeiters bestimmen. Einerseits wird der Pädagoge von Staat und Gesellschaft bezahlt, von daher erheben sie Ansprüche, andererseits stehen die Rechte und Bedürfnisse des Menschen dem Sozialstaat gegenüber. Es liegt aber doch auf der Hand, dass der Pädagoge nicht nur in Fremdinteresse handelt, sondern auch in Eigeninteresse. Er fühlt sich den Hilfesuchenden verpflichtet, er baut eine Beziehung zu den Menschen auf, oder mit anderen Worten: Der Berufsethos gebietet es ihm. Er wird sich freuen über Anerkennung und Dankesgesten. Menschen handeln selten aus reinem Altruismus heraus. Das Hauptaugenmerk der Sozialpädagogik liegt auf der Differenz von Realität und unzureichender Anerkennung dieser. Hier werden Homogenitätsvorstellungen und Differenzbedürfnisse, Ungleichheitszustände und Modelle sozialer Gerechtigkeit anhand von Normalitätsvorstellungen und Werteorientierungen der Klienten analysiert. Folglich werden Konfliktlösungen erarbeitet, wobei auf theoretisches Wissen zurückgegriffen wird. Dabei wird versucht, die Handlungslogik von Individuum, Gesellschaft und einschreitendem Pädagogen herzuleiten.[5] Folglich werden erziehungsplanende Funktionen abgeleitet. „Darin liegt der pädagogische Sinn der Fürsorge-These von der Hilfe zur Selbsthilfe, der sozialpolitischen Sicherung eines die soziale Eingliederung sichernden Lebensraumes, besonders aber des Jugendamtes.“[6] Die gesellschaftliche Erziehungsaufgabe liegt für heutige sozialpädagogische Ansätze hauptsächlich in der Maxime, die wir seit der Aufklärung durch Kant Mündigkeit nennen.[7] Nachdem die Arbeitsweise der Sozialpädagogik uns erkennen ließ, dass diese sich klar von anderen Disziplinen abgrenzt, und die Stellung des Individuums in der Gesellschaft zum Ansatz ihrer Arbeit macht, wollen wir weiterhin die Stellung des Sozialpädagogen beleuchten. In welcher Position findet er sich wieder? Wie erkenne ich, dass jemand Hilfe benötigt, und, wie soll ich überhaupt helfen? Was macht einen guten Pädagogen aus? Dies führt uns zur reflexiven Sozialpädagogik.

2.2 Sozialpädagogik als Reflexionswissenschaft

Sozialpädagogik bietet Hilfe und Erziehung und ist hinsichtlich menschlicher Existenzen voller Sinngebung, denn die Hilfe ist mit dem Innersten was Menschen bieten, verbunden, und ist daher sinnvoll. Durch Einzel-/Gruppen-/Gemeinwesenarbeit verändern sich Menschen und reifen, damit sie wieder Anschluss an die Gemeinschaft finden. Sie richtet sich an jeden, der Hilfe wünscht und benötigt. Besonders an die, die benachteiligt, leidend, krank, misshandelt, vernachlässigt und in der pluralen Gesellschaft und der moralischen Ordnung den Anschluss nicht mehr finden. Von daher hat sich die Sozialpädagogik die Funktion einer Reflexionstheorie, die sich mit deren Bedingungen auseinandersetzt, einverleibt. Sie stellt eine wissenschaftliche, selbstreferentielle Handlungsform dar, angetrieben durch Profession und Kompetenz.[8] Weil Erziehungs-Für-Sorge existential ist, schafft dies die Bedingung der Möglichkeit von Existenz überhaupt erst, weshalb Hilfe er-wartet werden kann. Der Pädagoge entscheidet über Bedarf/Nichtbedarf von Sachen, ob geholfen werden kann oder nicht. Er muss sich fragen, ob Hilfe, und wenn dann, welche Hilfe notwendig ist, und ob sie der Sinnhaftigkeit Rechnung trägt. Der Pädagoge muss zudem lernen seine Bedürfnisse zurückzunehmen, und dafür die Interessen und Perspektiven des anderen verfolgen können, und nimmt damit Charakterzüge der Intersubjektivität an. Der Pädagoge findet sich dann in Situationen wie Konsens/Dissens, Hilfebedarf/kein Hilfebedarf, Gut/Böse wieder. Die Kommunikation beider (Helfender, Hilfebedürftiger) findet mittels Kommunikation auf der Sachebene statt. Es geht auch viel um das Beobachten von Beobachtungen. Die Zeitdimension (vorher/nachher), also die punktuelle und dauerhafte Wahrnehmung von Zeit ist von hoher Relevanz für das Tätigkeitsfeld der Sozialpädagogik. Zu wissen, dass Gegenwärtiges sobald Vergängliches wird, und dass in einer Zeitperiode Prozesse beschleunigt oder verlangsamt werden können, befähigt uns dazu, ein Vergangenheitsgefühl zu bilden, und dadurch Sinn auf Zukunft zu beziehen. Wichtig zu wissen ist auch die Tatsache, dass heutige Hilfe sich reziprok von der gegenseitigen Hilfe unter Personen der Oberklasse basierend auf dem Moral/Gott Codex verlagert hat, hin zu Organisationen (Jugend-/Sozialämter, Kirchen, Krankenkassen etc.). Oftmals aber versagt die Profession der Sozialpädagogik, deshalb, weil die funktionale Differenzierung der Gesellschaft personale Freiheitsprozesse in Gang setzt. Dies bedeutet, dass die Individualisierung erst Selbsthilfe ermöglicht.[9] Reflexivität meint ein Nachdenken über den Istzustand – also wie ist das Verhältnis von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft zum Individuum – und wie ist der Zustand des Gesellschaftsgeistes in Bezug auf Erziehung? Welche Werte/Normen werden angestrebt? Hat sich was verändert? Ergibt sich vielleicht eine neu zu definierende Erziehungstatsache? Reflektieren heißt analysieren, heißt revue passieren lassen, heißt auch, alle nur denkbaren pädagogischen Ereignisräume ins Aktionsfeld einzubeziehen. Reflexion bedeutet Kritik, und damit die Produkte, Mängel Folgeprobleme einer Wissenschaft zu erkennen, sprich sie antizipieren. Immer wieder wird der Mensch Lehren ziehen müssen, aus der Vorwegnahme der Verwissenschaftlichung der Erziehungstatsache. Auch Pestalozzi ging es um die Sicherstellung der Erziehungskraft der Gesellschaft und um eine Ausdehnung des Erziehungs- und Bildungsverständnisses. Wie müssen überlegen, ob heutzutage eine Misswirtschaft vorliegt, ob Sittenverderben an der Tagesordnung stehen und ob ein Verfall gemeinschaftlicher Bindungsformen uns irgendwann zu selbstsüchtigen Menschen macht.[10] Da wir nun die Sozialpädagogik als reflexive Wissenschaft entlarvt haben, führt uns dies zu der Frage, wie denn die Sozialpädagogik eigentlich strukturiert ist. Wie bewertet sie Konflikte und in welchem Rahmen tut sie das?

3. Umriss und innere Logik

Die Sozialpädagogik besitzt eine innere Ordnung. Auch wenn dies in Punkt 2 anfangs reziprok beschrieben wurde, so wird sie nach Ebenen des Gegenstandsbezuges gegliedert. Wie wird das sozialpädagogische Problem definiert? Welches Problem herrscht vor, und wie geht sie darauf ein? Sozialwissenschaftliche Analytik und erziehungswissenschaftliche Prinzipienreflexion fließen hier gleichermaßen ein. Auch ordnet sie sich durch Organisationen und institutionelle Strukturen, die ihr die Züge von gesellschaftlich organisierten, sozialstaatlich und rechtlich normierten Variablen verleihen. Gesellschaftliche Funktionen, Differenzierungsprozesse, aber auch staatliche Regulierung per Gesetz und Verordnung und die Interessen von sozialen Berufen haben an der Ordnung ihrer Struktur geschichtlich mitgewirkt, weshalb die Interdisiplinarität als sehr hoch anzusehen ist.[11]

3.1 Dimensionierung des sozialpädagogischen Konflikts

Durch die Analyse des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft wird die Dimension des Konflikts grundbegrifflich herausgearbeitet. Sollte die Subjektivität des Individuums den Arbeitskern bilden, dann bildet der kategorische Imperativ von Kant die Grundlage dafür. Die Verfügung einer Person über die 4 Grundkapitalien (ökonomisch, kulturell, sozial, ökologisch) entscheidet maßgeblich über seine soziale Position. Weiterhin determinieren der Wohnort und seine Qualität, die Ausstattung des sozialen Raumes und die Erreichbarkeit zu Gütern als auch die ästhetische Lebensraumgestaltung die Dimension des Konflikts. Sicherheit im Alltag und Freiheit vor Verbrechensfurcht sind ebenfalls zu nennen.[12] Die Dimension des Aufwachsens stellt hohe Anforderungen an ein Individuum. Hier interveniert die Sozialpädagogik zweigleisig, zum Einen in Bezug auf die Kompetenzen des Individuums, und zum Anderen auf die Möglichkeiten der Gesellschaft. Eine weitere Dimension, die persönliche Integrität (physisch, psychisch) ist bei der pädagogischen Arbeit ebenfalls zu berücksichtigen, und schließt Behinderung nicht aus. All diese Dimensionen sind bei der Untersuchung von Lebenslagen maßgebend. Eine letzte Dimension, die Rechtsposition, meint die Sicherung von sozialen Rechten durch den Staat, bzw. das Eingreifen des Staates ins Lohnarbeit-Kapitalverhältnis. Aber welche Fragen führen uns zu einer genauen Bewertung dieser Dimensionen? Nun, wir können uns fragen, welche Bedürfnisse, Wahrnehmungen und Fähigkeiten das Individuum in den einzelnen Dimensionen hat. Desweiteren können wir fragen, welche Möglichkeiten und Begrenzungen die Gesellschaft dem Individuum entgegenbringt, vermittelt in den je konkreten Bedingungen von Familie und weiterer sozialer Umwelt als auch der weiteren sozialen Lage.[13]

[...]


[1] S. = Sozialpädagogik, S.A. = Soziale Arbeit.

[2] Vgl. Hamburger, Franz, Einführung in die Sozialpädagogik 21-23.

[3] Vgl. Hamburger, Franz, Einführung in die Sozialpädagogik 14-17.

[4] Vgl. Hamburger, Franz, Einführung in die Sozialpädagogik 11-14.

[5] Vgl. Hamburger, Franz, Einführung in die Sozialpädagogik 14-17.

[6] Zit. n. Mollenhauer 1987, S. 131, In: Kraimer, Klaus, Die Rückgewinnung des Pädagogischen 15.

[7] Vgl. Kraimer, Klaus, Die Rückgewinnung des Pädagogischen 16.

[8] Vgl. Noack, Winfried, Sozialpädagogik. Ein Lehrbuch 11.

[9] Vgl. Noack, Winfried, Sozialpädagogik. Ein Lehrbuch 11-17.

[10] Vgl. Niemeyer, Christian, Theorie und Praxis der Sozialpädagogik 63-65.

[11] Vgl. Hamburger Franz, Einführung in die Sozialpädagogik 32-33.

[12] Vgl. Hamburger Franz, Einführung in die Sozialpädagogik 33-34.

[13] Vgl. Hamburger Franz, Einführung in die Sozialpädagogik 33-37.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Grundzüge der Sozialpädagogik
Untertitel
Begriff, Gegenstand, Methoden, Arbeitsfelder
Hochschule
Universität Osnabrück  (Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Einführung in die Sozialpädagogik
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
29
Katalognummer
V141346
ISBN (eBook)
9783640510993
ISBN (Buch)
9783640511181
Dateigröße
578 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grundzüge, Sozialpädagogik, Begriff, Gegenstand, Methoden, Arbeitsfelder
Arbeit zitieren
Manuel Berg (Autor:in), 2009, Grundzüge der Sozialpädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141346

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