Der Markt für Seniorenimmobilien

Eine Betrachtung der Nachfrageseite


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2009

14 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Nachfragepotentiale für Seniorenimmobilien
1.1 Grundlagen
1.2 Wünsche und Bedürfnisse von Senioren an eine Seniorenimmobilie

2 Literatur:

1. Nachfragepotentiale für Seniorenimmobilien

1.1 Grundlagen

Aufgrund der demographischen Entwicklung gewinnen Seniorenimmobilien immer größere Bedeutung. Im Jahr 2020 werden über 5 Mio. und im Jahr 2050 fast 8 Mio. Hochaltrige[1] in Deutschland leben. Im Vergleich hierzu leben zurzeit etwa 3 Millionen Hochaltrige in der Bundesrepublik.[2] Die Bedeutung dieser Bevölkerungsgruppe für die Gesellschaft wird noch deutlicher, wenn man deren Anteil an der Gesamtbevölkerung betrachtet:

Im Jahre 2030 werden mindestens 25% zu dieser Bevölkerungsgruppe gehören. Die stetige Zunahme des Altenquotienten verdeutlicht ebenfalls das stetige Wachstum dieser Bevölkerungsgruppe. Der Altenquotient stellt das Verhältnis der über 60-Jährigen zur erwerbstätigen Bevölkerung, also der Altersgruppe zwischen 20 und 59 Jahren, dar. Ein Anstieg des Altenquotienten bedeutet also, dass sich entweder die Anzahl der Rentner insgesamt erhöht, die Bevölkerungszahl der Erwerbstätigen sinkt oder eine Kombination aus beiden.

Betrug der Altenquotient im Jahr 2000 rund 40 %, steigt dieser bis zum Jahr 2020 auf rund 50 % an. Im Jahr 2030 wird sogar mit einem weiteren Anstieg auf deutlich über 60 % gerechnet.

Seit Beginn dieses Jahrhunderts ist die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland ständig angestiegen.[3] Angesichts dieser Entwicklung wird die Relevanz eines adäquaten Wohnformangebots für Senioren immer wichtiger.[4] Die Lebenserwartung in Deutschland ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts ständig angestiegen. Lag die Lebenserwartung bei Geburt bei Männern um 1900 noch bei rund 44 Jahren, ist diese in rund 100 Jahren um ungefähr 30 Jahre auf knapp 75 Jahre angewachsen. In demselben Zeitraum hat sich die Lebenserwartung von Frauen sogar auf rund 81 Jahren bewegt. Bei beiden Geschlechtern ist die Tendenz weiter steigend.

Durch eine immer älter werdende Gesellschaft steigt der Bedarf nach adäquaten Wohnungskonzepten weiter an.[5] Angesichts der demographischen Entwicklung und der zu erwartenden Entwicklungen im Bereich der Versorgungssysteme für alte Menschen in Deutschland wird das Wohnen im Alter in Zukunft mit einer ganzen Reihe von neuen Herausforderungen verbunden sein. Entsprechende Angebote müssen nicht nur den sich wandelnden Wohnbedürfnissen älterer Menschen entsprechen, sondern auch den zukünftigen gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Veränderungen Rechnung tragen.

Da die Senioren aber weder bezüglich ihrer finanziellen Möglichkeiten noch bezüglich ihrer Wünsche, Anforderungen, Gewohnheiten und dem Grad ihrer Hilfsbedürftigkeit bzw. der gesundheitlichen und geistigen Lebensumstände eine homogene Gruppe darstellen, muss ihre Nachfrage- und Bedarfssituation genau untersucht werden, um marktgerechte Angebote zu schaffen.[6] Dementsprechend vielfältig sind die Anforderungen an eine Seniorenimmobilie und die damit angebotenen Dienstleistungen.

Die Zunahme der Zahl hochaltriger Senioren stellt erhebliche Anforderungen an die Altenhilfe und an die Pflege, da das Risiko der Pflegebedürftigkeit bei den über 80-Jährigen besonders hoch ist. Während dieses Risiko der 60- bis 80-Jährigen bei 3 % liegt, steigt es bei den über 80-Jährigen Personen auf 25 % an. Nach einer Berechnung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe wird sich die Zahl der älteren Leistungsempfänger der Pflegeversicherung im Alter von 65 und mehr Jahren, die stationär versorgt werden, von heute ca. 470.000 um ca. 220.000 bis 250.000 im Jahr 2020 erhöhen.[7] Dies bedeutet, dass bis dahin also noch einmal etwa die Hälfte des heutigen Bestands an Pflegeplätzen hinzukommen muss. Der heutige Bestand an Pflegeplätzen muss bis zum Jahr 2050 mehr als verdoppelt werden. Allein für die Leistungsempfänger der Pflegeversicherung werden bis zum Jahr 2050 mindestens 600.000 zusätzliche Pflegeplätze benötigt, wenn nicht andere Möglichkeiten der Versorgung Pflegebedürftiger ausgebaut und keine weiteren präventiven Maßnahmen ergriffen werden.

Nicht nur die Tatsache, dass mit zunehmendem Alter die Pflegebedürftigkeit steigt, sondern auch die Tatsache, dass es eine Zunahme von alleinstehenden älteren Menschen und somit eine Verringerung des Potenzials helfender Angehöriger zu beobachten ist, verschärfen die Notwendigkeit, adäquaten Wohnraum für ältere Menschen im ausreichendem Maße zu schaffen.

Ebenfalls muss beachtet werden, dass Senioren häufig in der Nähe ihrer Angehörigen wohnen wollen, sodass der Umzug in eine entfernte Seniorenimmobilie häufig als inakzeptabel eingestuft wird.[8] Die zurzeit überwiegenden monofunktionalen Einrichtungen, d.h. entweder Altenheime oder Altenpflegeheime oder Altenwohnheime entsprechen häufig nicht mehr der aktuellen Nachfragesituation. Der Trend weg vom traditionellen Alten-/Pflegeheim zeigt sich auch darin, dass 98,5% der 60-70-jährigen noch aktiv und keineswegs pflegebedürftig sind. Bei den 70-80 Jährigen liegt diese Quote noch bei 92%.[9]

Senioren müssen in diesen Einrichtungen bis zu dreimal umziehen, um eine optimale Versorgung zu erhalten.[10] Der Trend geht zu multifunktionalen Senioreneinrichtungen, die weitere Serviceleistungen anbieten und den somit altersbedingten Anstieg an Pflegebedarf in einer Einrichtung gewährleisten können. Hinsichtlich der unterschiedlichen Ansprüche und Präferenzen an eine Seniorenimmobilie ist bezüglich des Neubaus entsprechender Handlungsbedarf vorhanden. Es ist somit nicht ausreichend als Projektidee die Entwicklung einer Seniorenimmobilie zu haben, da Seniorenimmobilien nur der Überbegriff für eine Reihe unterschiedlicher Konzeptionen sind. Die Konkretisierung dieser Idee muss mit Hilfe von Marktanalysen in ein nachfrageorientiertes Nutzungskonzept geschehen.[11]

1/3 der ostdeutschen Senioren leben in rein ländlichen Gegenden. Dieser Anteil liegt fast doppelt so hoch wie in den westlichen Gebieten. Im Westen wohnen in Kernstädten 34,5% der Senioren, im Osten nur jeder Vierte.[12] Da die Bereitschaft zum Umzug im Alter bei den jetzigen Senioren nicht sehr groß ist, liegt die Vermutung nahe, dass sich im Osten Seniorenimmobilien eher im ländlichen Raum ansiedeln werden bzw. eine Wohnanpassung der bestehenden Wohnungen vorgenommen wird. Generell werden Wohnanlagen bevorzugt, die sich im bisher bewohnten Stadtteil befinden oder eine angenehme Wohngegend darstellen.[13] Wenig Zustimmung finden Wohnanlagen, die sich am Stadtrand befinden, da diese nicht die sozialen Bedürfnisse der Senioren widerspiegeln.

Anforderungen und Empfehlungen an eine altersgerechte Wohnung können mittels entsprechender Richtlinien oder DIN-Normen geregelt werden.[14]

Im Laufe der letzen Jahrzehnte hat sich ein Wertewandel in der deutschen Gesellschaft vollzogen. In dem Zeitraum zwischen 1920 und 1940 herrschte das Bild der Großfamilie. Begriffe wie Sparsamkeit, Konventionen, Leben in der Gemeinschaft und Arbeitsethos beherrschten diese Zeit.[15] In den Jahren zwischen 1941 und 1959 begann der Trend hin zur Kleinfamilie. Der Lebensstandard sollte gesichert und bleibende Werte erschaffen werden. Der Trend hin zu Kleingruppen und die Arbeit bzw. die Familie als Pol dominierten diese Zeit.[16] Ab 1960 traten Werte wie die Freizeitorientierung, Selbstverwirklichung, Individualisierung und der Trend zum Singledasein in den Vordergrund. Hierbei ist klar der Trend von der Großfamilie über die Kleinfamilie bis hin zum Singlehaushalt zu erkennen. Darüber hinaus hat die Bedeutung der Freizeit deutlich an Gewicht gewonnen und spiegelt auch die vorherrschende ich-bezogene Sichtweise wieder. Ebenfalls ist ein Anstieg der Anonymität erkennbar. Die gestiegene Mobilitätsbereitschaft hat dazu geführt, dass nachbarschaftliche Kontakte nicht mehr in dem Maße aufgebaut und gepflegt werden wie in früheren Generationen. Die Folge ist, dass im Bedarfsfall keine oder nur geringe nachbarschaftliche Hilfe möglich ist.

Über Jahrhunderte hinweg hatte die Familie einen sehr hohen Stellenwert für den Einzelnen in Bezug auf materielle und soziale Absicherung. Vor der industriellen Revolution lebten die Menschen meisten ihr gesamtes Leben im Bund der Familie. Dies bedeutet, dass mehrere Generation von Kindern über Eltern und Großeltern bis teilweise auch zu den Urgroßeltern unter einem Dach lebten. Im Falle der Pflegebedürftigkeit eines Familienmitgliedes übernahmen die anderen Familienangehörigen diese Aufgabe.

Durch die industrielle Revolution wurden neue Arbeitsplätze, besonders in den Städten, geschaffen. Dies bedeutete, dass besonders die junge Generation den Verbund der Großfamilie verlassen musste, um Arbeit finden zu können. Dies war die Geburt der Kleinfamilie, auch deshalb, weil das Leben in der Stadt teurer war als auf dem Lande, sodass die restliche Familie in ihrer vertrauten Umgebung verblieb. Dieser Trend wurde besonders in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und dem danach anschließenden Wirtschaftswachstum noch verstärkt.[17] Ende der 1980er lebten lediglich nur noch 4% aller Haushalte in einer Dreigenerationenfamilie. Der heutige Idealtypus des modernen Wohnens entspricht dem des Zweigenerationenhaushalts. Darüber hinaus steigt die Anzahl der Singlehaushalte ständig an.[18]

[...]


[1] Eine eindeutige Definition ab wann eine Person zu den Hochaltrigen gezählt wird, gibt es nicht. Jedoch wird in der Literatur im überwiegenden Teil von Hochaltrigen Personen gesprochen, wenn diese über 80-jährig sind.

[2] Vgl. Bertelsmann Stiftung und Kuratorium Deutsche Altershilfe: Neue Wohnkonzepte, S. 5.

[3] Vgl. Hoffmann: Gerontologisches Management, S. 34.

[4] Vgl. o.V.: Bau und Wohnforschung, S. 1.

[5] Vgl. Pearce: Senior Living Communities, S. 5 f.

[6] Vgl. Haber: Seniorenimmobilien, S. 144. Vgl. auch o.V.: Geborgenheit und Sicherheit, S. 16.

[7] Vgl. Bertelsmann Stiftung und Kuratorium Deutsche Altershilfe: Neue Wohnkonzepte, S. 6 f.

[8] Vgl. Loesch>

[9] Vgl. Jasny: Seniorenmarketing, S. 196 f.

[10] Vgl. Haber: Seniorenimmobilien, S. 144.

[11] Vgl. Nell: Die Entwicklung einer Nutzungskonzeption, S. 85 f.

[12] Vgl. o.V.: Bau- und Wohnforschung, S. 10.

[13] Vgl. Kavalirek: Immobilienmarketing, S. 320.

[14] Vgl. Loesch>

[15] Vgl. Krieb: Seniorenmarketing , S. 93.

[16] Vgl. ebenda, S. 93.

[17] Vgl. Lorenz: Planen und Bauen, S. 10 ff.

[18] Vgl. Kammermeier: Der Plan von der Stadt, S. 36.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Markt für Seniorenimmobilien
Untertitel
Eine Betrachtung der Nachfrageseite
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V141352
ISBN (eBook)
9783640508198
ISBN (Buch)
9783640508259
Dateigröße
475 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Seniorenimmobilien, Nachfrage, Wünsche von Senioren
Arbeit zitieren
David A. Martin (Autor:in), 2009, Der Markt für Seniorenimmobilien , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141352

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