Die Bearbeitung erfolgt vor dem Hintergrund des aktuellen Forschungsstandes von Spiritualität und Gesundheit, welcher hauptsächlich die Zusammenhänge zwischen Glauben und Gesundheit thematisiert und in dieser Verbindung auch gesundheits-psychologische Themen wie das der subjektiven Gesundheitsvorstellungen streift.
Der Fragestellung wird in Form einer qualitativen Erhebung nachgegangen, in deren Rahmen fünf problemzentrierte Interviews ausgewertet und interpretiert werden. Die Interviewpartner sind ausschließlich Frauen mittleren Alters, deren Leben sowohl auf privater, als auch auf beruflicher Ebene eine Affinität zu spirituellen Inhalten und alternativen Heilmethoden aufweisen. Es wird insbesondere der Frage nachgegangen, inwiefern die subjektiven Vorstellungen von Gesundheit und Spiritualität Einfluss auf die Lebensweise der Frauen nehmen und wie sie sich konkret auf ihr Alltagshandeln auswirken.
Zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass unter Einbezug spiritueller Sichtweisen Gesundheit als ein Individuationsprozess verstanden werden kann, in den Krankheit als mögliches Entwicklungspotential eingebunden ist. Das rückt den subjektiven Aspekt von Gesundheit in den Mittelpunkt und kann als Beitrag zur Individualisierung des Gesundheitsbegriffes verstanden werden.
Das bewusste Beschreiten dieses persönlichen Entwicklungsweges erfordert die Fähigkeit der Selbstreflexion und kennzeichnendes Merkmal ist die Kommunikation mit einer 'Inneren, wissenden Instanz', der eine transzendente (göttliche) Dimension zugesprochen werden kann.
Die These, die ich daraus ableite, ist, dass es in jedem Menschen einen maßgeblichen individuellen Entwurf eigener Gesundheit (gesunden Kern) gibt. Vor diesem Hintergrund stellt es sich als eine Teilaufgabe von Gesundheitsförderung dar, den Menschen in der Entwicklung eines Bewusstseins für seine innere 'Kerngesundheit' zu unterstützen und ihm eine autarke Kommunikation mit diesem inneren Wissen zu ermöglichen.
Die zentralen Thesen fassen sich wie folgt zusammen:
· Gesundheit ist ein Individuationsprozess, der unter Einbezug einer 'Inneren, wissenden Instanz' stattfindet.
· Krankheit ist ein Teil von Gesundheit und stellt ein Entwicklungspotential dar.
· Bewusst-Sein fördert Gesundheit: eine Aufgabe der Gesundheitsförderung ist es, den Menschen im Zugang zu seiner 'Inneren, wissenden Instanz' zu unterstützen und ihn so dazu zu befähigen, sein größtmögliches Gesundheitspotential zu verwirklichen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Problemstellung
- 2. Gesundheit
- 2.1 Das Gesundheitsverständnis im historischen Wandel
- 2.2 Gesundheit im salutogenetischen Bezugsrahmen
- 2.3 Subjektive Gesundheitsvorstellungen
- 3. Spiritualität
- 3.1 Spiritualität und Wissenschaft
- 3.2 Verbundenheit und Suchen als Aspekte von Spiritualität
- 3.3 Spiritualität im Gesundheits(und Krankheits-)bezug
- 4. Forschungsteil
- 4.1 Theoretische Verortung und Grundannahmen
- 4.1.1. Angewandte Methode: Das problemzentrierte Interview
- 4.1.2. Auswahl der Probandinnen
- 4.1.3. Interviewleitfaden, Schlüsselbegriffe und Datenauswertung
- 4.2 Interviews
- 4.2.1. Hilke Beziehungen
- 4.2.2. Brigitta Natur und Entsprechungen
- 4.2.3. Claudia - Balance und Liebe zu sich selbst
- 4.2.4. Svea 'Aha- Effekte' und Innere Instanz
- 4.2.5. R-Geschwister - Biografie und Stigmatisierung
- 5. Querschnittsanalyse, Erkenntnisse und Diskussion
- 5.1 Spiritualität
- 5.2 Gesundheit und Spiritualität
- 5.3 Konsequenzen für den Gesundheitsbegriff
- 5.3.1. Gesundheit als Individuationsprozess
- 5.3.2. Identität und Kohärenzgefühl im Individuationsprozess
- 5.4 Ganzheitliche Gesundheitsförderung auf personaler Ebene
- 6. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Verknüpfung von subjektiven Gesundheitsvorstellungen mit spirituellen Aspekten. Ziel ist es, zu erforschen, wie spirituellen Dimensionen in den persönlichen Vorstellungen von Gesundheit und Wohlbefinden verankert sind und wie diese in den Alltag integriert werden.
- Die historische Entwicklung des Gesundheitsverständnisses und dessen Veränderung im Kontext der naturwissenschaftlichen Medizin
- Der salutogenetische Ansatz und die Bedeutung subjektiver Gesundheitsvorstellungen
- Die Rolle von Spiritualität im Gesundheitsverständnis und die Verbindung zu Verbundenheit und Suche
- Die Anwendung des problemzentrierten Interviews als Forschungsmethode
- Die Analyse von Interviewdaten und die Herausarbeitung von Schlüsselbegriffen und zentralen Themen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Problemstellung vor und erläutert den Hintergrund des Forschungsvorhabens. Sie verdeutlicht die Bedeutung eines erweiterten Gesundheitsbegriffs, der auch spirituelle Dimensionen umfasst.
- Kapitel 2 beleuchtet das Gesundheitsverständnis im historischen Wandel und stellt den salutogenetischen Bezugsrahmen vor. Es wird die Relevanz subjektiver Gesundheitsvorstellungen für das Verständnis von Gesundheit und Krankheit herausgestellt.
- Kapitel 3 setzt sich mit dem Begriff der Spiritualität auseinander. Es werden die Verbindung zwischen Spiritualität und Wissenschaft, die Aspekte von Verbundenheit und Suchen sowie die Rolle von Spiritualität im Gesundheits- und Krankheitsbezug beleuchtet.
- Kapitel 4 beschreibt den Forschungsablauf und die methodischen Vorgehensweisen. Es werden die Grundannahmen der angewandten Methode des problemzentrierten Interviews sowie die Auswahl der Probandinnen und der Aufbau des Interviewleitfadens dargelegt.
- Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse der Interviewanalysen und diskutiert die gewonnenen Erkenntnisse. Es werden die zentralen Themen der Interviews im Kontext von Spiritualität und Gesundheit beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Gesundheit, Spiritualität, Subjektivität, Salutogenese, problemzentriertes Interview, Ganzheitlichkeit, Individuationsprozess, Identität und Kohärenzgefühl. Sie untersucht, wie spirituelle Aspekte in den subjektiven Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit verankert sind und welche Bedeutung sie für den Alltag und die Gesundheitsförderung besitzen.
- Arbeit zitieren
- Gesine Hansen (Autor:in), 2009, Subjektive Vorstellungen von Gesundheit und Spiritualität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141414