Diese Arbeit setzt sich mit dem Diskursbegriff am Beispiel der okzidentalen Sexualität auseinander und folgt in ihrer Analyse den Erkenntnissen Foucaults. Dazu ist es vorab notwendig, seine besondere Arbeitsweise zu erläutern, um dann den von ihm geprägten Begriff des Diskurses möglichst genau definieren zu können. Das etymologische Umsäumen des Terminus discours erlaubt es, zu einer ersten, vorläufigen Interpretation zu gelangen. Da sich das Konzept des Diskurses im Laufe der Ausarbeitung immer konkreter mit einem spezifischen Verständnis von Macht verschränkt, soll der weiter gefasste Begriff des Dispositivs verdeutlicht werden, um die erste provisorische Interpretation zu bereichern. Die von Foucault als Dispositiv bezeichnete rhizomatische Struktur drückt aus, dass sich die verschiedenen, heterogenen Diskurse einer Gesellschaft in einem Macht–Wissen–Komplex kreuzen und es zu bedeutsamen Überlappungen kommt, so dass die Diskursanalyse auch nicht-sprachliche Aspekte einer umfassenden diskursiven Praxis miteinbeziehen muss. Die ausführliche Darstellung dieser Vorgehensweise ist insofern erforderlich, da sie zum einen als eine elementare Prämisse des Foucaultschen Denkens und Schreibens zu begreifen ist und zum anderen die dann anschließende Analyse des Sexualitätsdispositives vorbereitet.
An der Geschichte der okzidentalen Sexualität zeigt Foucault eine modifizierende Verschiebung der Wissensstrukturen und deren Formationsregeln auf. Für den Verlauf des klassischen Zeitalters konstatiert er, dass der Körper und die Sexualität aus noch darzulegenden Gründen als Zielscheiben der Macht entdeckt werden. Im Zeitalter der Aufklärung hat sich die christliche Tradition samt ihrer Moral und Weltanschauung in andere Wissensordnungen umstrukturiert, insbesondere durch die Ausdifferenzierung der Natur- und Humanwissenschaften, welche durch die philosophische Erfindung der Subjektkategorie getragen wird. Gestützt durch die Säulen Medizin und Psychiatrie aber auch durch die Architektur und Pädagogik wird von nun an auf eine veränderte Weise Wahrheit und Wissen über den Sex in der Gesellschaft gesammelt, klassifiziert und gewertet, so dass es zu einer profitablen Normierung der Körper und ihrer Lüste kommen kann. Aus gewinnbringenden Motiven heraus besteht diese Normierung exklusiv in der monogamen Ehe, da nur sie aufgrund ihrer gewährleisteten Fertilität den Aufschwung des Kapitalismus und die Ansammlung von Kapitalien garantiert...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Foucaults Verfahren: Genealogie und Archäologie
- Der Diskurs: Eine Begriffserfassung
- Das Dispositiv: Diskurse der Macht
- Normierung und Disziplinierung: Einschreibungen der Lust
- Im Echoraum der Politik: Biomacht
- Reflexionen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Diskursbegriff am Beispiel der okzidentalen Sexualität, indem sie die Erkenntnisse Michel Foucaults aufgreift. Sie zielt darauf ab, Foucaults Arbeitsweise und den Begriff des Diskurses zu erläutern, um anschließend das Sexualitätsdispositiv zu analysieren. Die Arbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung des Diskurses der Sexualität, die Rolle von Macht und Wissen in diesem Diskurs sowie die Auswirkungen auf die Normierung und Disziplinierung von Körpern und Lüsten.
- Foucaults Verfahren der Genealogie und Archäologie
- Der Diskursbegriff und seine Verbindung zu Macht
- Das Sexualitätsdispositiv als ein Macht-Wissen-Komplex
- Normierung und Disziplinierung von Körpern und Lüsten
- Die Rolle der Biomacht in der Gestaltung des Sexualitätsdiskurses
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Arbeitsweise Foucaults. Sie stellt den Diskursbegriff vor und zeigt seine Verbindung zu Macht und Wissen. Kapitel 2 beleuchtet Foucaults Verfahren der Genealogie und Archäologie, die er zur Analyse von Wissensstrukturen und Machtverhältnissen einsetzt. Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Diskursbegriff und seiner Bedeutung für die Analyse von Macht und Wissen. Es wird das Konzept des Dispositivs vorgestellt, das die Vernetzung verschiedener Diskurse in einem Macht-Wissen-Komplex beschreibt. Kapitel 4 analysiert die Normierung und Disziplinierung von Körpern und Lüsten im Kontext des Sexualitätsdispositivs. Es wird die Rolle der Biomacht in der Gestaltung des Sexualitätsdiskurses untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Diskursbegriff, Michel Foucault, Sexualität, Macht, Wissen, Dispositiv, Normierung, Disziplinierung, Biomacht, Genealogie, Archäologie, okzidentale Kultur.
- Citation du texte
- M.A. Hoelenn Maoût (Auteur), 2007, Profitables Bettgeflüster - Eine kulturwissenschaftliche Analyse des Foucaultschen Sexualitätsdispositvs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141422