Das ewige Eis der Polkappen unserer Erde war schon immer ein Magnet für viele Abenteurer und Entdecker aus aller Herren Länder. Schon im Jahre 1909 verkündete der US-Amerikaner Robert Peary, dass er als erster Mensch den Nordpol erreicht habe. Dieser unter Historikern äußerst strittige Erfolg löste einen ersten großen Wettlauf zum nördlichsten Punkt unserer Erde aus. Viele Abenteurer folgten, die, angestachelt vom angeblichen Erfolg Pearys, sich auf die beschwerliche und gefährliche Reise zum Pol begaben. In den folgenden Jahren gab es viele Menschen, die von sich behaupteten nun wirklich als Erster einen Fuß auf den Nordpol gesetzt zu haben. Nicht wenige allerdings bezahlten diese Jagd nach dem Ruhm mit dem Tod. Als wissenschaftlich einwandfrei bewiesen gilt bis heute jedoch nur der Überflug des Nordpols durch die Abenteurer Umberto Nobile, Roald Amundsen und Lincoln Ellsworth im Jahre 1926 (vgl. Seidler, 2009, S. 23f).
Einundachtzig Jahre später, im August 2007, startete mit der russischen Expedition „Arktika 2007“ die bis heute letzte große Polarexpedition. Doch diese diente nur untergeordnet dem Patriotismus oder gar dem Heldentum. Denn: Das oben schon erwähnte „ewige Eis“ des Nordpolarmeeres wie auch das der Antarktis taut und legt damit in nicht all zu ferner Zukunft den Blick auf, wie die meisten Wissenschaftler vermuten, knapp ein Drittel der weltweit vorhandenen Öl- und Gasvorkommen und verschiedene andere Rohstoffe frei (s. 1.3 Ausbeutbare Rohstoffe).
Diese Arbeit soll einen Überblick auf eines der heikelsten politischen wie auch umwelttechnischen Themen unserer Zeit geben, von dem viele Experten sogar behaupten, dass sich in diesem Konflikt genug Zündstoff für eine Neuauflage des Kalten Krieges verberge.
Inhaltsverzeichnis
0. Vorwort
1. Das arktische Gebiet
1.1 Geographische Bedingungen
1.2 Die Auswirkungen des Klimawandels
1.2.1 Das schmelzende Meereis
1.2.2 Die tauenden Permafrostgebiete
1.3 Ausbeutbare Rohstoffe
1.4 Besitzansprüche
1.4.1 Rechtliche Lage
1.4.2 Forderungen
1.4.2.1 USA
1.4.2.2 Kanada
1.4.2.3 Grönland/Dänemark
1.4.2.4 Norwegen
1.4.2.5 Russland
1.5 Aktuelle und zukünftige Konflikte
1.5.1 Aktuelle Konflikte
1.5.2 Zukünftige Konflikte
2. Die Antarktis
2.1 Geographische und klimatische Bedingungen
2.2 Sonderstatus Antarktis
2.3 Gebietsforderungen
3. Ausblick
Anlagen
Literaturverzeichnis
Erklärung
0. Vorwort
Das ewige Eis der Polkappen unserer Erde war schon immer ein Magnet für viele Abenteurer und Entdecker aus aller Herren Ländern. Schon im Jahre 1909 verkündete der US-Amerikaner Robert Peary, dass er als erster Mensch den Nordpol erreicht habe. Dieser, unter Historikern, äußerst strittige Erfolg löste einen ersten großen Wettlauf zum nördlichsten Punkt unserer Erde aus. Viele Abenteurer folgten, die, angestachelt vom angeblichen Erfolg Pearys, sich auf die beschwerliche und gefährliche Reise zum Pol begaben. In den folgenden Jahren gab es viele Menschen, die von sich behaupteten nun wirklich als Erster einen Fuß auf den Nordpol gesetzt zu haben. Nicht wenige allerdings bezahlten diese Jagd nach dem Ruhm mit dem Tod. Als wissenschaftlich einwandfrei bewiesen gilt bis heute jedoch nur der Überflug des Nordpols durch die Abenteurer Umberto Nobile, Roald Amundsen und Lincoln Ellsworth im Jahre 1926 (vgl. Seidler, 2009, S. 23f).
Einundachtzig Jahre später, im August 2007, startete mit der russischen Expedition „Arktika 2007“ die bis heute letzte große Polarexpedition. Doch diese diente nur untergeordnet dem Patriotismus oder gar dem Heldentum. Denn: Das oben schon erwähnte „ewige Eis“ des Nordpolarmeeres wie auch das der Antarktis taut und legt damit in nicht all zu ferner Zukunft den Blick auf, wie die meisten Wissenschaftler vermuten, knapp ein Drittel der weltweit vorhandenen Öl- und Gasvorkommen und verschiedene andere Rohstoffe frei (s. 1.3 Ausbeutbare Rohstoffe).
Diese Arbeit soll einen Überblick auf eines der heikelsten politischen wie auch umwelttechnischen Themen unserer Zeit geben, von dem viele Experten sogar behaupten, dass sich in diesem Konflikt genug Zündstoff für eine Neuauflage des Kalten Krieges verberge.
1. Das arktische Gebiet
1.1 Geographische Bedingungen
Die Region des arktischen Gebietes wird heute über klimatische und vegetationsgeographische Kriterien definiert. So kommt es, dass teilweise große Teile der Anrainerstaaten, Russland, USA, Kanada, Norwegen, Island und Grönland (Dänemark), geographisch gesehen, zum arktischen Gebiet gehören (vgl. Anlage 1). In dieser Arbeit wird jedoch der Fokus vor allem auf dem Nordpolarmeer liegen, da dieses der eigentliche Streitpunkt der Anrainerstaaten ist.
Das Nordpolarmeer, das durch die 5 großen oben genannten Anrainerstaaten begrenzt wird hat eine Fläche von 13 Millionen km2 und hat seine tiefsten Stellen im sog. Nordpolarbecken. Dieses Becken, das an seiner tiefsten Stelle 5450m tief ist, ist am Meeresboden von verschiedenen Bergrücken durchzogen. Der größte und umkämpfteste Bergrücken ist der Lomonossowrücken, von dem später noch oft die Rede sein wird. Der Nordpol bzw. das Nordpolarmeer ist entgegen der oft verbreiteten Meinung keine feste Landmasse sondern lediglich ein Meer, das teilweise ganzjährig von Eis bedeckt ist.
Das arktische Gebiet ist mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von -15 Grad eine der unwirklichsten Regionen der Erde. Aber dieser Zustand könnte sich bald ändern.
1.2 Die Auswirkungen des Klimawandels
Die Arktis heizt sich doppelt so schnell auf wie der Rest der Erde. Dies stellte die US-Wetterbehörde NOAA in ihrem Klimabericht im Herbst 2008 fest. Dies hat weitreichende Auswirkungen u. a. auf das Meereis und den nun tauenden Permafrostboden. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, steigt der Meeresspiegel durch das tauende Meereis allerdings nicht an, da das Eis schon eine seiner Masse entsprechende Menge Wasser verdrängt und somit, wenn es taut, kein zusätzliches Wasser in das Meer gelangt. Das stetig weiter tauende Gletschereis wiederum erhöht den Meeresspiegel jedoch sehr wohl. Der schlimmste Fall, so vermuten einige Experten, der durch vermehrte Süßwasserkonzentration im Meer eintreten könnte, wäre das Versagen des Golfstroms, der als „Heizung“ Europas dient. Die heutige Arbeitsweise des nordatlantischen Stroms funktioniert in etwa so:
Arktische Winde kühlen das aus dem Süden einströmende Wasser ab und es kommt zu Meereisbildung. Durch die erhöhte Salzkonzentration sinkt das nun schwerere Wasser vor Grönland und Island in die Tiefseeregionen ab und fließt zurück Richtung Äquator. Gleichzeitig strömt warmes Oberflächenwasser aus dem Süden nach und bringt so gemäßigtes Klima nach Europa. Falls nun zu viel warmes Süßwasser von den Gletschern abschmilzt, verringert sich die Meereisbildung und das Wasser ist weder kalt noch schwer genug um absinken zu können. Folge: Der Motor kommt zum Erliegen (vgl. Anlage 2).
Ein weiteres Problem, das wir heute schon beobachten können, ist der sog. Albedo-Effekt. Das Wort Albedo leitet sich vom lateinischen Wort „albus“ für „weiß“ ab. Beim Albedo-Effekt trifft das aus dem All kommende Sonnenlicht auf das weiße Eis der Arktis und wird zu ca. 70-80 % wieder reflektiert. Experten sprechen hierbei von einem Albedo von 0,7 – 0,8. Somit hält sich die Arktis sozusagen selber kühl. Nun aber taut das Eis des Nordpolarmeeres in atemberaubender Geschwindigkeit und das dunkle Meerwasser tritt an seiner Stelle. Wasser hat allerdings nur ein Albedo von 0,07 d.h., das Meer wirft nur 7 % der eingestrahlten Energie wieder zurück. Dies wiederum hat zur Folge, dass sich erst das Meer selber aufheizt und danach die Atmosphäre. Trifft mehr Sonnenlicht auf die Oberfläche verdampft auch mehr Meerwasser, was in der Atmosphäre auch als Klimagas agiert und somit die Erde weiter aufheizt.
Ein Teufelskreis.
Bei allen Horroreszenarien, die der Klimawandel in der Arktis auslöst oder noch auslösen wird, bezweifeln viele Experten aber immer noch den Einfluss des Menschen auf dieses Phänomen. Ihr Hauptargument hierbei ist, dass sich diese Region schon immer aufgewärmt aber auch wieder abgekühlt hat. Dies belegen auch Studien verschiedener Glaziologen, die festgestellt haben, dass das Polarmeer vor 40 Millionen Jahren 10-15 Grad warm war. Aber angesichts der Tatsache, dass der Mensch in den letzten 250 Jahren ungefähr genauso viel CO2 in die Atmosphäre gepumpt hat wie in den gesamten 800000 Jahren davor und dass diese Klimaerwärmung wie wir sie jetzt erleben die gravierendste seit 5000 Jahren Erdgeschichte ist, lässt diese These mehr als fragwürdig erscheinen.
1.2.1 Das schmelzende Meereis
Das arktische Meereis entsteht größtenteils an den Küsten Sibiriens. Von dort aus treibt es durch den Transpolardrift einmal von Ost nach West (vgl. Anlage 3). Diese Reise des Eises dauert mehrere Jahre. Wissenschaftler sprechen bei der Zusammensetzung des Eises von einjährigen bzw. von mehrjährigen Eis. Auf seinem Weg nach Westen ist das Eis mehren Wetterlagen ausgesetzt. Eis, das die Jahreszeiten und die Oszillation, die später noch erklärt wird, übersteht, wird als mehrjähriges Eis bezeichnet. Das dünnere, weniger widerstandsfähige Eis, als einjähriges. Neben den Jahreszeiten, die dem Eis auf seinem Weg schwer zusetzen, gibt es noch ein anderes Phänomen, das ebenfalls durch den Klimawandel beeinflusst wird. Die Rede ist hierbei von der sog. Oszillation. Hierbei muss zwischen negativer und positiver Oszillation unterschieden werden. Beide wechseln sich in einem Rhythmus von ca. 10 Jahren regelmäßig ab. Bei der negativen Oszillation befindet sich in den Wintermonaten ein Hochdruckgebiet über der Arktis, das für kühlere Winter in Europa sorgt. Gleichzeitig wird der sog. Beaufortwirbel verstärkt (vgl. Anlage 3), was dazu führt, dass das Eis länger in der kälteren Zone bleibt und somit letztendlich die Eiskappe wächst.
Bei der positiven Oszillation gibt es in der Arktis erwartungsgemäß wärmere Winter. Dafür sorgen zu einem großen Teil Westwinde, die warme Luft vom Atlantikraum nach Nordeuropa und Sibirien bringen. Dies hat zur Folge, das der Transpolardrift verstärkt wird und das Eis auf den Atlantik gedrückt wird, wo es sehr schnell schmilzt. In dieser Zeit verringert sich die Eisdecke drastisch. So geschehen im Jahr 2007, als durch positive Oszillation und begünstigende Wetterumstände die Arktis über eine Million Quadratkilometer an Eis verlor. Normal sind ca. 100000 Quadratkilometer. Durch den Klimawandel und das damit verbundene immer wärmer werdende Weltklima werden die Erholungsphasen für das arktische Eis leider immer kürzer sodass in Zukunft wohl die positive Oszillation die Überhand gewinnen wird. Erste Messungen der Eisdicke haben außerdem ergeben, dass sich diese um knapp die Hälfte verringert hat. Dies bedeutet, dass im Nordpolarmeer wesentlich mehr einjähriges Eis als mehrjähriges existiert. Wieslaw Maslowski von der Naval Postgraduate School in Monterey hat mithilfe einer Computersimulation errechnet, dass die Arktis schon im Jahr 2013 komplett eisfrei sein könnte. Das Bemerkenswerte an Maslowskis Studie ist, dass er die besonders schlechten Eisjahre, nämlich 2005 und 2007 nicht einmal mit eingerechnet hat (Seidler, 2009, S. 72-82).
1.2.2 Die tauenden Permafrostgebiete
Eine weitere Folge des Klimawandels könnte dazu führen, dass Straßen, Eisen-bahnstrecken, Pipelines usw. nur noch im Winter nutzbar sein könnten. Hierbei ist die Rede von den tauenden Permafrostgebieten. Durch das oben erwähnte schmelzende Meereis tauen die meist an den Küsten liegenden Permafrostgebiete. Schon jetzt bekommen wir diese Folge des Klimawandels deutlich vor Augen geführt. So stehen an Russlands Küsten in vielen Gebieten Bäume schief und es bilden sich auffällig runde Schmelzwasserseen. Dies ist dem sog. Thermokarst geschuldet. Hierbei sinkt die Oberfläche des Dauerfrostbodens durch den Volumenverlust ab und das Schmelzwasser kann nirgendwohin abfließen. Ein weit größeres Problem, das durch den tauenden Permafrost ausgelöst wird ist das im Eis eingeschlossene Kohlendioxid. Einige Experten schätzen, dass im Eis 750-950 Gigatonnen des gefährlichen Treibhausgases existieren. Dies ist mehr als im Moment in der gesamten Erdatmosphäre vermutet wird. Der Grund für diese enorme Anreicherung an Kohlendioxid sind die Pflanzen. Die Pflanzen entziehen der Atmosphäre mit Hilfe von Photosynthese große Mengen an Kohlendioxid. Wenn die Pflanzen absterben, versinken sie im Boden und beginnen sich zu zersetzen. Da es aber im Dauerfrostboden zu kalt ist, wird dieser Prozess gestoppt. Taut nun der Boden auf, geht die Zersetzung weiter und es werden schlagartig riesige Mengen an Kohlendioxid freigesetzt. Zusätzlich zu Kohlendioxid kommt auch noch ein weit gefährlicherer Klimakiller auf den Plan. Die Rede ist hierbei von Methangas. Sollten die gesamten Methangasvorkommen der Permafrostgebiete auf einmal freigesetzt werden, würde sich der Methangehalt in der Atmosphäre um 1200 % erhöhen! Was dies für das Erdklima bedeutet möchten sich die meisten Klimaforscher nicht einmal vorstellen.
Aber bei allen Hiobsbotschaften, die bekannt gegeben werden, gibt es auch gute Nachrichten. In Kanada wurde 2007 ein 750000 Jahre altes Permafrostgebiet gefunden, das mehrere Klimawandel überstanden hat. Dieses Beispiel zeigt den Menschen wieder deutlich, wie wenig wir über unser Klima wissen. Bleibt nur zu hoffen, dass unsere Vorstellungen vom Verlauf des Klimawandels deutlich übertrieben sind.
1.3 Ausbeutbare Rohstoffe
Durch die in 1.2 beschriebenen Folgen des Klimawandels ist in nur wenigen Jahren zu erwarten, dass das arktische Gebiet im Sommer fast vollständig eisfrei sein wird. Dieser Aspekt und die Tatsache, dass sich die Preise für Öl und Gas zusehends erhöhen, führt dazu, dass sich die Förderung für die großen Energiekonzerne wieder lohnt. Allerdings ist das arktische Gebiet mit seinen 550 sicher existierenden Öl- und Gasfeldern, die in einer Wassertiefe von weniger als 500 Metern liegen, geologisch gesehen noch weitgehend unerforscht. Laut Aussage von Robert Scott, Geologe an der Universität von Cambridge, sind die entnommenen Gesteinsproben von fast überall nördlich des Polarkreises zwar äußerst vielversprechend, allerdings nach Schätzungen Scotts noch zu jung, als dass sich unter ihnen Erdöl verbergen könnte. Die seiner Meinung nach aussichtsreichsten Gebiete sind die Barentsee (Norwegen/Russland), die Nordküste Alaskas (USA), das Mackenzie-Delta (Kanada) und die Jamal-Halbinsel (Russland) (vgl. Karte des arktischen Gebietes in der Anlage 1).
Eine erste öffentlich zugängliche Schätzung des gesamten Öl- und Gasvorkommens nördlich des Polarkreises bietet das „Circum-Arctic Resource Appraisal (Cara)“. Diese Statistik wurde vom amerikanischen geologischen Institut erstellt und bedient sich weitgehend schon vorhandener Messdaten aus Westnorwegen und dem nördlichen Teil der Nordsee. Da dieses Gebiet viele geologische Parallelen zu den noch weitgehend nicht vermessenen Gebieten der Arktis aufweist, konnte damit eine erste Hochrechnung erstellt werden.
Laut Cara lagern im arktischen Gebiet ca. 90 Milliarden Barrel unentdecktes Öl. Dies entspricht 13 % des unentdeckten Öls weltweit. Mehr als die Hälfte davon wird nördlich von Alaska, im Kanadabecken und in Ostgrönland (Dänemark) vermutet.
Interessanter noch als Öl, sind die vermuteten reichen Gasvorkommen der Arktis. 47,3 Billionen Kubikmeter und zusätzlich 44 Milliarden Barrel Flüssiggas werden vor allem im Westsibirischen Becken (Russland), in der östl. Barentsee (Norwegen/Russland) und abermals nördlich von Alaska vermutet. Diese Zahlen entsprechen 30 % des unentdeckten Gasvorkommens der Erde.
Zusätzlich zu Öl- und Gas wird Methanhydrat (Im Eis eingeschlossenes Methangas) in einer Menge von 2,41 Billionen Kubikmeter vermutet. Diese Menge entspricht ca. dem Jahresbedarf an Methangas der gesamten Erdbevölkerung. (Circum-Arctic Resource Appraisal, U.S Geological Survey, 2008)
Dies sind aber immer noch nicht alle Rohstoffe um die es sich für die Konkurrenten zu kämpfen lohnt. Neben Gold, Silber und Platin lagern auch seltene Stoffe wie Gallium, Indium und Tellur, die vor allem in der Halbleitertechnik eingesetzt werden, in der Arktis. Richtet man den Blick in den Nordpazifik, stößt man auf Vorkommen von Mangan, Nickel, Kupfer und Erz die zusammen über 8,5 Milliarden Tonnen wiegen würden.
Die Aubeutung der Öl- und Gasreserven, ist mit den heutigen technischen Möglichkeiten allerdings äußerst bedenklich. Dies zeigt sich vor allem am Beispiel des Snohvit (übersetzt: Schneewittchen)-Gasfeldes in Norwegen. Dieses in 300 Meter Tiefe liegende Gasfeld wird durch eine sich komplett am Meeresgrund befindende Anlage abgebaut. Das Projekt, das im September 2007 in Betrieb genommen und von mehreren ausländischen Sponsoren finanziert wurde (u.a. mit 3 % von dem Deutschen Unternehmen RWE/Dea), sollte ursprünglich eine Gasmenge im Wert von 1,4 Milliarden US-Dollar jährlich fördern. Tatsächlich ist die geförderte Gasmenge allerdings wesentlich geringer. Zusätzlich zu diesem Problem mussten über zwei Jahre mehrere Umbaumaßnahmen mit Gesamtkosten von 11 Milliarden Dollar vorgenommen werden. Während der Umbaumaßnahmen konnte allerdings kein Gas mehr aufgefangen werden, was dazu führte, dass der überflüssige Rohstoff in einer 130 Meter hohen Flamme, die sogar noch von der Raumstation ISS gesehen werden konnte, verfeuert wurde. In nur zwei Monaten wurden so über 3,5 Millionen Tonnen des gefährlichen Treibhausgases CO2 in die Atmosphäre geschleudert (Seidler, 2009, S. 128-131). Der norwegische Umweltminister Erik Solheim kommentierte diese Umweltverpestung folgendermaßen: „Wie soll ich da noch appellieren, weniger autofahren oder Strom sparen?“ (Seidler, 2009, S.131)
1.4 Besitzansprüche
Wie die Zahlen und Fakten im Punkt 1.3 eindrucksvoll beweisen, ist der Kampf um die arktischen Gebiete und die damit einhergehenden notwendigen An-strengungen, für die betroffenen Länder äußerst lohnenswert. Im Folgendem soll also die Frage geklärt werden, welche völkerrechtlichen Instrumente den fünf Anrainerstaaten zur Verfügung stehen, um ihre Gebietsansprüche im Nordpolarmeer durchsetzen zu können.
1.4.1 Rechtliche Lage
Sieht man den Kampf um die arktischen Gebiete aus Sicht der reinen Völkerrechtslehre, ist die Angelegenheit schnell vom Tisch. Im Jahre 1609 erklärte der Niederländer Hugo Grotius, zuerst anonym, in seiner Schrift „Mare Liberum“ (übs. Freies Meer) alle Nationen als gleichberechtigt, was die Nutzung der offenen See betraf. Sein Landsmann Cornelis van Bynkershoek führte zusätzlich noch eine 3-Meilen-Zone vor den Küsten ein. Dies entsprach der früheren Reichweite von Kanonen. Als diese Grundsätze im 18 Jhd. offiziell anerkannt wurden war der Begriff der Hoheitsgewässer geboren. Außerdem gilt bis heute die offene See als Erbe der Menschheit. Wie kommt also der Kampf um die arktischen Gebiete zustande? Hauptverantwortlich hierfür ist das UNO-Seerechts-abkommen, das seit 1994 in Kraft ist und von fast allen Anrainerstaaten der Arktis, außer den USA, ratifiziert wurde. In diesem Abkommen sind verschiedene Grundsätze enthalten wie zum Beispiel:
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt dieser Arbeit über das arktische Gebiet?
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über das arktische Gebiet, einschließlich seiner geographischen Bedingungen, der Auswirkungen des Klimawandels, der ausbeutbaren Rohstoffe, der Besitzansprüche der Anrainerstaaten und potenzieller zukünftiger Konflikte. Sie behandelt auch kurz die Antarktis und gibt einen Ausblick auf die Zukunft.
Welche geographischen Bedingungen prägen das arktische Gebiet?
Das arktische Gebiet wird klimatisch und vegetationsgeographisch definiert und umfasst Teile von Russland, den USA, Kanada, Norwegen, Island und Grönland (Dänemark). Der Fokus liegt auf dem Nordpolarmeer, das von den genannten Staaten begrenzt wird. Das Nordpolarmeer hat eine Fläche von 13 Millionen km² und ist an seiner tiefsten Stelle 5450m tief. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt -15 Grad.
Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Arktis?
Die Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie der Rest der Erde. Dies führt zum Schmelzen des Meereises und zum Tauen der Permafrostböden. Das Schmelzen des Meereises erhöht nicht direkt den Meeresspiegel, aber das Tauen von Gletschereis trägt dazu bei. Ein weiteres Problem ist der Albedo-Effekt, bei dem das schmelzende Eis dazu führt, dass weniger Sonnenlicht reflektiert wird, was die Erwärmung verstärkt.
Was sind die potenziellen Folgen des Tauens der Permafrostböden?
Das Tauen der Permafrostböden kann zu Schäden an Infrastruktur wie Straßen, Eisenbahnstrecken und Pipelines führen. Ein noch größeres Problem ist die Freisetzung von im Eis eingeschlossenem Kohlendioxid und Methan, was die globale Erwärmung beschleunigen könnte.
Welche Rohstoffe sind im arktischen Gebiet vorhanden?
Das arktische Gebiet birgt Schätzungen zufolge große Mengen an Öl, Gas und Methanhydrat. Es wird geschätzt, dass sich dort ca. 90 Milliarden Barrel unentdecktes Öl und 47,3 Billionen Kubikmeter Gas befinden. Außerdem gibt es Vorkommen von Gold, Silber, Platin und seltenen Stoffen.
Welche Staaten erheben Besitzansprüche auf das arktische Gebiet?
Die Anrainerstaaten des arktischen Gebiets – USA, Kanada, Grönland/Dänemark, Norwegen und Russland – erheben aufgrund des UNO-Seerechtsübereinkommens Besitzansprüche. Dieses Abkommen regelt die Hoheitsrechte und Nutzung der Meeresgebiete.
Wie ist die rechtliche Lage bezüglich der Besitzansprüche im arktischen Gebiet?
Das UNO-Seerechtsübereinkommen, das von fast allen Anrainerstaaten der Arktis (außer den USA) ratifiziert wurde, regelt die Hoheitsrechte und Nutzung der Meeresgebiete. Das nationale Küstenmeer umfasst 12 Seemeilen, in dem der jeweilige Küstenstaat das Hoheitsrecht hat. Die offene See gilt als Erbe der Menschheit.
- Arbeit zitieren
- David Eichhorn (Autor:in), 2009, Der Kampf um die Rohstoffe der Arktis und Antarktis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141431