Ausgehend von den organisationstheoretischen Ursprüngen fungiert die Unternehmung als „pluralistische Nutzengenerierungseinheit“ ihrer internen und externen Anspruchsgruppen. Die Unternehmung muss eine Vielzahl von unterschiedlichen Interessen und Ansprüchen bei der Konzeption einer Unternehmensstrategie berücksichtigen. Diese Ansprüche und Ziele der einzelnen Interessensgruppen sind abhängig von der konjunkturellen und wirtschaftspolitischen Konstellation. Die aktuelle weltweite Wirtschaftskrise verdeutlicht diese Abhängigkeit. Befindet sich eine Unternehmung in einer existenzbedrohenden Situation, so ist es für ein geeignetes Restrukturierungskonzept von essentieller Bedeutung unter der Vielzahl an Zielvorstellungen einen Konsens zu finden. So sehen Seeger/Ulmer (2001) und King (2002) die Aufgabe des Managements darin, die Unternehmensumwelt eingehend zu untersuchen, um die Auswirkungen der Krise auf die zugehörigen Stakeholder zu erkennen: „A crisis may affect not only the employess and other members internal to the organization, but also key public and stakeholders external to the organization“ (King, 2002; 237). Demnach muss ein Konsens unter einer Vielzahl an Zielvorstellungen im Umfeld der Unternehmung gefunden werden, um das Überleben der Unternehmung zu sichern.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Problematik der verschiedenen Interessensgruppen im Umfeld des in die Krise geratenen deutschen Traditionsunternehmen Adam Opel GmbH. Der Automobilhersteller ist durch die Schieflage seines Mutterkonzerns General Motors (GM) in den USA stark angeschlagen. Die Finanzmarktkrise in den USA, die Klimaschutzdebatte, der hohe Benzinpreis und die rückläufigen Nachfragezahlen durch das veränderte Käuferverhalten, haben den Umsätzen des US-Automobilherstellers stark zugesetzt. Der Fall Opel geriet zunehmend in das Interesse der Öffentlichkeit, da die Entscheidung über die Zukunft der Tochter nicht mehr allein von dem Management getroffen werden kann, welches für die Krise verantwortlich ist. Bei der Entscheidungsfindung stehen eine Vielzahl unterschiedlicher, untereinander konfliktärer Interessen der verschiedenen Anspruchsgruppen in Konfrontation zueinander. Diese multifokalen Ansprüche der unternehmerischen Umwelt des Automobilherstellers sind Gegenstand vorliegender Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Bestimmung des Theorierahmens zur Analyse der Interessenskonflikte
- 2.1 Krisensituation
- 2.2 Die Unternehmenspolitische Konfliktforschung
- 2.2.1 Die unternehmenspolitische Konfliktkonzeption nach Dlugos & Dorow
- 2.2.2 Die Austauschbeziehung als Konfliktgegenstand
- 2.2.1 Die Formalstruktur des rationalen Grundzielsetzungsprozesses als analytischer Bezugsrahmen
- 2.3 Theorie und Interessen der Anspruchsgruppen
- 2.3.1 Der Stakeholder Ansatz
- 2.3.2 Merkmale unternehmensrelevanter Anspruchsgruppen
- 2.3.3 Interessen der Anspruchsgruppen
- 2.4 Zwischenfazit
- 3 Die strategisch relevanten Anspruchsgruppen und Übernahmekonzepte der Investoren im Falle des Traditionskonzerns Opel
- 3.1 Historischer und aktueller Hintergrund
- 3.2 Erfassung strategischer Alternativen des Automobilherstellers
- 3.2.1 Das Konsortium um den Zulieferer Magna
- 3.2.2 Der italienische Autokonzern Fiat
- 3.2.3 Der U.S.-Finanzinvestor RHJ International
- 3.2.4 Beijing Automotive Industry Corp. (BAIC)
- 3.2.5 Insolvenz als unternehmenspolitische Option
- 3.3 Identifikation relevanter Anspruchsgruppen im Fall Opel
- 3.3.1 Der Mutterkonzern General Motors
- 3.3.2 Die Bundesregierung und ihre Minister
- 3.3.3 Die deutsche Belegschaft
- 4 Die Unternehmenspolitische Konfliktanalyse
- 4.1 Vorgehensweise der Grundzielsetzungsanalyse im Rahmen des Übernahmeprozesses
- 4.2 Ermittlung der optimalen Alternative unter Anwendung des Grundzielsetzungsprozesses
- 4.2.1 Der Mutterkonzern General Motors
- 4.2.2 Die Bundesregierung
- 4.2.3 Die deutsche Belegschaft
- 4.3 Das Interessenskonfliktfeld
- 5 Schlussbetrachtung und Ausblick auf weiteren Handlungsbedarf
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Analyse von Interessenskonflikten in Krisensituationen am Beispiel der Adam Opel GmbH. Ziel ist es, die relevanten Anspruchsgruppen und deren Interessen im Rahmen des Übernahmeprozesses zu identifizieren und die resultierenden Konflikte zu untersuchen.
- Analyse von Interessenskonflikten in Krisensituationen
- Anwendung des Stakeholder Ansatzes zur Identifikation relevanter Anspruchsgruppen
- Untersuchung der Interessen der Anspruchsgruppen im Rahmen des Übernahmeprozesses
- Anwendung des Grundzielsetzungsprozesses zur Ermittlung der optimalen Alternative
- Analyse des Konfliktfeldes zwischen den relevanten Stakeholdern
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einführung in die Thematik der Interessenskonflikte in Krisensituationen und die Relevanz der Analyse am Beispiel der Adam Opel GmbH.
- Kapitel 2: Definition und Einordnung des Theorierahmens zur Analyse der Interessenskonflikte, insbesondere im Kontext der unternehmenspolitischen Konfliktforschung.
- Kapitel 3: Identifizierung der strategisch relevanten Anspruchsgruppen und Analyse der Übernahmekonzepte der Investoren im Falle des Traditionskonzerns Opel.
- Kapitel 4: Anwendung des Grundzielsetzungsprozesses zur Ermittlung der optimalen Alternative und Analyse des resultierenden Interessenskonfliktfeldes.
Schlüsselwörter
Interessenskonflikte, Krisensituation, Unternehmensplanung, Stakeholder, Adam Opel GmbH, Übernahmeprozess, Grundzielsetzungsprozess, Konfliktfeld, Anspruchsgruppen, Unternehmenspolitik.
- Arbeit zitieren
- Felix Solovei (Autor:in), 2009, Interessenskonflikte der Anspruchsgruppen in Krisensituationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141453