Bei allen drei Achsenmächten war das Bestreben nach neuem Lebensraum, ein essenzieller Teil ihrer Ideologie. Das eigene Volk war anderen Völkern rassisch überlegen und brauchte alleine zum Selbsterhalt Zugriff auf neue Gebiete. Dieser Kerngedanke fand sich bei allen Lebensraumkonzepten der Achsenmächte. Dennoch unterschieden sich die Vorstellungen nicht nur bezüglich des geografischen Mittelpunkts, auch Ansichten zur Bevölkerungspolitik oder der Wirtschaftsform unterschieden sich teils deutlich voneinander. Die verschiedenen Ausprägungen der Lebensraumkonzepte lassen die Frage aufkommen, wie die Achsenmächte die Lebensraumkonzeptionen ihrer Partner bewertet haben.
Diese Arbeit wird das Sphärenkonzept der japanischen Lebensraumvorstellung, der „Großasiatischen Wohlstandssphäre“, genauer betrachten und dabei eine deutsche Perspektive einnehmen. Es wird ein konkludentes Bild von der deutschen Einschätzung zu dem Lebensraumkonzept ihrer japanischen Verbündeten gegeben. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Einfluss militärstrategischer und wirtschaftlicher Interessen der Deutschen an einer japanischen Expansion in Südostasien. Diese Arbeit fokussiert sich bei der Konstruktion einer „deutschen Meinung“ auf die Ansichten des Auswärtigen Amts. Das Auswärtige Amt, insbesondere der Reichsaußenminister Ribbentrop und die deutschen Botschafter in Tokio waren prägend für die Kommunikation mit dem japanischen Verbündeten. Ihre Berichterstattung und Beurteilung dortiger Geschehnisse waren wichtige Ansichten für die Urteilsbildung der deutschen Führung. Dabei differierten die Auffassungen des deutschen Auswärtigen Amts zum Teil mit denen des Führers. Nicht immer unterstützen hochrangige Vertreter der deutschen Außenpolitik den Kurs der deutschen Führung.
Auch diese Beziehung zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Kurs der deutschen Führung wird nachfolgend berücksichtigt. Als Kernaspekt der Arbeit werden die wesentlichen deutschen Interessen, welche die Einschätzung zum japanischen Lebensraumkonzept prägten, aufgezeigt. Gleichzeitig werden die Unterschiede zwischen der außenpolitischen Beurteilung und der Einschätzung der deutschen Führung, allen voran Hitlers, herausgearbeitet. Der zeitliche Rahmen, der nachfolgend untersucht wird, umfasst dabei Entwicklungen von 1939 bis 1945. Die Jahre 1939 bis 1942 sind aber für diese Arbeit von besonderer Relevanz, weil sich hier die wichtigsten Entwicklungen der Großasiatischen Wohlstandssphäre verorten lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Deutsche Perspektive(n) zum japanischen Lebensraumkonzept
- Forschungsfrage und Aufbau der Arbeit
- Quellen und Literatur
- Hintergründe der Großasiatischen Wohlstandssphäre
- Der Dreimächtepakt als Basis deutsch-japanischer Sphärenvorstellungen
- Entstehung des Dreimächtepakts
- Das deutsch-japanische Sphärenkonzept im Dreimächtepakt
- Die Einschätzung des Auswärtigen Amts zum Konzept der Großasiatischen Wohlstandssphäre
- Militärstrategische Bedeutung
- Bindung alliierter Truppen im Pazifik
- Position Japans im deutsch-sowjetischen Krieg
- Wirtschaftliche Potentiale
- Deutsche Interessen an Rohstoffen aus Südostasien
- Wirtschaftsbeziehungen der Sphären
- Militärstrategische Bedeutung
- Deutscher Nutzen aus der Großasiatischen Wohlstandssphäre
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die deutsche Perspektive auf die „Großasiatische Wohlstandssphäre", ein japanisches Lebensraumkonzept, und untersucht den Einfluss dieser Perspektive auf die deutsch-japanische Beziehung während des Zweiten Weltkriegs. Der Fokus liegt auf der Einschätzung des Auswärtigen Amts, insbesondere von Reichsaußenminister Ribbentrop und deutschen Botschaftern in Tokio, und deren Kommunikation mit dem japanischen Verbündeten.
- Die deutsche Wahrnehmung des japanischen Lebensraumkonzepts
- Der Einfluss von militärischen und wirtschaftlichen Interessen auf die deutsche Einschätzung
- Die Rolle des Dreimächtepakts in der Entwicklung der deutsch-japanischen Sphärenvorstellungen
- Die Unterschiede zwischen der außenpolitischen Beurteilung und der Einschätzung der deutschen Führung
- Die Bedeutung der Großasiatischen Wohlstandssphäre für die deutsche Außenpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit. Es stellt die Kernidee des japanischen Lebensraumkonzepts dar, erläutert die deutschen Interessen an einer japanischen Expansion in Südostasien und beschreibt die Rolle des Auswärtigen Amts in der deutschen Einschätzung des japanischen Lebensraumkonzepts.
Das zweite Kapitel fokussiert sich auf die Entwicklung und Ziele des Dreimächtepakts. Es analysiert die Entstehung des Pakts und die deutsch-japanische Beziehung in diesem Kontext. Der Schwerpunkt liegt auf der Rolle des Pakts als Grundlage für die deutsch-japanischen Sphärenvorstellungen.
Das dritte Kapitel untersucht die deutschen Interessen im Zuge der japanischen Expansion und deren Einfluss auf die Einschätzung des japanischen Lebensraums. Es beleuchtet insbesondere die militärische und wirtschaftliche Bedeutung der Großasiatischen Wohlstandssphäre für Deutschland.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Großasiatische Wohlstandssphäre, Lebensraumkonzept, deutsch-japanische Beziehungen, Dreimächtepakt, Auswärtiges Amt, militärische und wirtschaftliche Interessen, und die deutsche Einschätzung des japanischen Lebensraumkonzepts im Zweiten Weltkrieg.
- Quote paper
- Jonas Seekopf (Author), 2021, Die Großasiatische Wohlstandssphäre aus der Sicht der deutschen Außenpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1415434