Oft sind es die Medien selbst, die sich an der Medialisierung des Para-Sports versuchen – mit gemischten Resultaten. Sogenannte Human-Interest-Themen sind in der Behindertensportberichterstattung beliebt. Dieser Fakt äußert sich in der Berichterstattung entweder in Betroffenheitsjournalismus oder in Übermensch-Narrativen. So oder so wird der Fokus vom eigentlichen Sport weg gelenkt. Einerseits belegt die erfolgreiche Superhuman-Kampagne der Paralympics von 2012, dass Menschen auf so etwas zum Teil positiv reagieren, andererseits mögen die Sportler in der Regel ein solches Narrativ nicht. Das IPC selbst positioniert sich in den eigenen Richtlinien ebenfalls gegen eine solche Inszenierung und hat dezidierte Forderungen an die Berichterstattung. Doch wie geht das IPC vor diesem gerade geschilderten Kontext damit konkret auf YouTube um?
Dass große Sportverbände wie das IPC versuchen, den eigenen Sport über diverse Kanäle an ein disperses Publikum zu verbreiten, ist dabei nichts Neues. Der Stellenwert des Sports hat in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Entwicklung genommen. Einige Sportarten, wie in Deutschland in erster Linie der Fußball, weisen eine hohe Nachfrage auf. Entsprechend präsent ist der Fußball in der heutigen Medienlandschaft. Andere Sportarten fristen dagegen eher ein Nischendasein. Um attraktiver für die Zuschauer und somit populärer zu werden, versuchen sich solche Sportarten an die Erfolgsbedingungen der Medien anzupassen. Dazu scheint jedes Mittel recht. Von kleineren ästhetischen Änderungen, bis hinzu zu Eingriffen in das Regelwerk. So wurden etwa die Outfits im Beachvolleyball durch Kleidungsvorschriften immer kürzer – die Popularität stieg. Der Respekt für den eigentlichen Sport musste dabei jedoch in diesem Fall einem voyeuristischen Interesse weichen. Auch am Behindertensport lassen sich, seitdem dieser in den letzten Jahren an medialer Präsenz gewonnen hat, ähnliche Entwicklungen ablesen. In den verschiedenen Disziplinen wurde wenig zu Gunsten der Attraktivität des Wettkampfs verändert. Zwar werden etwa vereinfachte Klassifizierungssysteme der verschiedenen Schadensklassen immer wieder diskutiert, aber noch nicht im großen Stil umgesetzt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Beziehung zwischen Medien und dem Sport
- Geschichtlicher Verlauf in Deutschland
- Medialisierung im Spitzensport
- Behindertensport – Ein Überblick
- Definitionen
- Geschichte, Organisation und Wettkämpfe
- Aktuelle Paradigmen
- Behindertensport in den Medien
- Quantitative Aspekte
- Qualitative Aspekte
- Gesellschaftliche Bedeutung und Forderungen
- Forschungsdesign
- Methodik und Zielsetzung
- Untersuchungsgegenstand
- Analyse der Videos
- Video 1: My Disability is Not a Super Power
- Video 2: Feature Heinrich Popow
- Video 3: Chasing Greatness
- Evaluation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Medialisierung des Behindertensports am Beispiel des YouTube-Kanals des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC). Ziel ist es, die Medialisierungstendenzen im Behindertensport zu analysieren und dabei die Rolle des IPC als Akteur in der medialen Vermarktung des Para-Sports zu untersuchen.
- Beziehung zwischen Medien und Sport
- Medialisierungstendenzen im Spitzensport
- Geschichte, Organisation und aktuelle Paradigmen des Behindertensportes
- Mediale Darstellung des Behindertensportes
- Analyse der Videos des IPC-YouTube-Kanals
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die These auf, dass der Behindertensport zunehmend medial geprägt wird und das IPC eine aktive Rolle bei der medialen Vermarktung des Para-Sports spielt. Sie beleuchtet die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Medialisierung des Sports und insbesondere des Behindertensportes.
- Die Beziehung zwischen Medien und dem Sport: Dieses Kapitel betrachtet die historische Entwicklung der Beziehung zwischen Medien und Sport in Deutschland und analysiert die Medialisierungsprozesse im Spitzensport.
- Behindertensport – Ein Überblick: Dieses Kapitel definiert den Begriff des Behindertensportes, beleuchtet seine Geschichte, Organisation und Wettkämpfe und analysiert die aktuellen Paradigmen im Para-Sport.
- Behindertensport in den Medien: Das Kapitel untersucht die quantitative und qualitative Präsenz des Behindertensportes in den Medien und geht auf die gesellschaftliche Bedeutung und Forderungen ein, die im Zusammenhang mit der medialen Darstellung des Para-Sports stehen.
- Forschungsdesign: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik und Zielsetzung der Arbeit und stellt den Untersuchungsgegenstand, die Videos des IPC-YouTube-Kanals, vor.
- Analyse der Videos: Dieses Kapitel analysiert drei Videos des IPC-YouTube-Kanals: „My Disability is Not a Super Power”, „Feature Heinrich Popow” und „Chasing Greatness”.
Schlüsselwörter
Behindertensport, Medialisierung, International Paralympisches Komitee (IPC), YouTube, Para-Sport, Human-Interest-Themen, Betroffenheitsjournalismus, Übermensch-Narrative, Mediale Vermarktung, Qualitative und quantitative Aspekte, Gesellschaftliche Bedeutung, Forschungsdesign, Videoanalyse.
- Quote paper
- Michael Reifenrath (Author), 2020, Medialisierungstendenzen im Behindertensport. Der YouTube-Kanal des Internationalen Paralympischen Komitees, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1415707