Diese Arbeit widmet sich der Analyse von Henrik Ibsens Drama "Gespenster" aus dem Jahr 1881. Im Mittelpunkt steht die kritische Betrachtung der Konstruktion von Geschlechterrollen und Moralität, insbesondere im Kontext der Frauenfiguren des Dramas. Kernthemen der Handlung sind die Aushandlung gesellschaftsspezifischer Aspekte, moralische Normen und die damit verbundenen Geschlechterrollen, Erwartungen und Praktiken. Die vorliegende Arbeit schafft ein Verständnis für die im Drama präsentierten Machtverhältnisse, die Konstruktion von Geschlechterrollen und die diskursive Produktion von Moralität im Spannungsfeld zwischen den unterschiedlichen Perspektiven der Figuren.
Die Hypothese dieser Arbeit besagt, dass nicht nur eine diskursive Produktion des Moralkonzeptes im Drama stattfindet, sondern parallel auch eine Aushandlung der Geschlechterrollen. Diese Prozesse prägen die Machtverhältnisse innerhalb der Figurenkonstellation. Die Forschungsziele umfassen die Beleuchtung der Konstruktion von Geschlechterrollen und Moralität bezüglich der Frauenfiguren in "Gespenster". Die Dramenanalyse soll die prägenden Charakteristika der Frauenfiguren und deren Position innerhalb des drameninternen Charaktergefüges ermitteln.
Die Figuren im Drama sind Träger unterschiedlicher moralischer Perspektiven, wobei der Pastor Manders eine religiös geprägte Sichtweise vertritt, während Frau Alvings Ansicht auf individualistischem Bestreben basiert. Der Konflikt zwischen diesen Positionen wird exemplarisch anhand der Aushandlung des moralischen Zusammenlebens verdeutlicht. Manders beschuldigt Frau Alving des Verbrechens gegen Ehemann und Sohn, da ihr eigeninteressiertes Handeln nicht nur gegen soziale Konventionen verstößt, sondern auch als Verletzung der Pflichten einer Ehefrau und Mutter interpretiert wird.
Besonders signifikant ist die geschlechterspezifische Diskrepanz bezüglich des Moralitätskonzeptes im Drama. Manders stigmatisiert sexuelle Verhältnisse außerhalb der Ehe als widersprüchlich zur gesellschaftlichen Ordnung, sexualisiert jedoch Regine durch seine Bemerkungen. Die Stigmatisierung von Johannes als "gefallene Frau" resultiert aus ihrer sexuellen Beziehung zum Kammerherren Alving. Diese diskrepanten moralischen Maßstäbe sind konstitutiv für die Konstruktion der weiblichen Geschlechterrolle im Drama.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Informationen zum Autoren
- 3. Zusammenfassung des Dramas
- 4. Charakteranalyse
- 4.1 Johanne
- 4.2 Regine
- 4.3 Frau Alving
- 5. Macht und Diskurs nach Michel Foucault
- 5.1 Macht
- 5.2 Diskurs
- 6. Produktion von Macht und Diskurs im Rahmen des Dramas
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion von Geschlechterrollen und Moralität in Henrik Ibsens Gespenster. Sie analysiert das Drama, um die prägenden Charakteristika der Frauenfiguren und deren Position im drameninternen Charaktergefüge zu ermitteln. Die Ergebnisse werden anschließend anhand der Macht- und Diskursbegriffe nach Michel Foucault betrachtet.
- Die diskursive Produktion des Moralkonzeptes im Drama
- Die Aushandlung von Geschlechterrollen im Kontext der Moralität
- Die konstitutive Rolle von Machtverhältnissen in der Figurenkonstellation
- Die Bedeutung der religiösen und individuellen Perspektiven auf Moralität
- Die Auswirkungen von Geschlechterrollen auf die Moralvorstellungen im Drama
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Dramas ein und stellt die zentralen Forschungsfragen vor. Kapitel 2 beleuchtet die Biographie des Autors und die Entwicklung seines Stils im Kontext der norwegischen Theatertradition. Kapitel 3 bietet eine Zusammenfassung des Dramas, um den Leser mit der Handlung vertraut zu machen. Kapitel 4 widmet sich einer detaillierten Charakteranalyse der Frauenfiguren, um deren individuelle Eigenschaften und Position im dramatischen Gefüge zu beleuchten. Kapitel 5 stellt die Macht- und Diskursbegriffe nach Michel Foucault vor, die als analytisches Werkzeug im Rahmen der Untersuchung dienen. Kapitel 6 untersucht die Produktion von Macht und Diskurs im Rahmen des Dramas und die Auswirkungen auf die Konstruktion von Geschlechterrollen und Moralität. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und befasst sich mit den implizierten Schlussfolgerungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Moralität, Geschlechterrollen, Macht, Diskurs, Dramenanalyse, Henrik Ibsen, Gespenster, Michel Foucault, Figurencharakterisierung.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2021, Macht und Moral in "Gespenster" von Henrik Ibsen. Geschlechterrollen und Moralität im Fokus einer Dramenanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1417278