Wenn man Identität als ein Zusammenspiel aus Abgrenzung und Zugehörigkeitsgefühl versteht, dann kann Sprache definitiv als einer der wichtigsten Faktoren gesehen werden. Die Frage welche Varietät als überregionale Hoch- und Literatursprache die geeignete ist, damit sich alle Menschen des betroffenen Gebietes damit identifizieren können – und so eine Gemeinschaft basierend auf einem Zusammengehörigkeitsgefühl möglich ist –, wurde besonders im Gebiet des heutigen Italien über mehrere Jahrhunderte hinweg diskutiert. Den Anfang nahm die Auseinandersetzung, als man sich zu fragen begann, welches Latein das korrekteste sei. Diese Fragestellung kann als Questione della lingua I aufgefasst werden. Als jedoch die Schere zwischen Latein als Schriftsprache und dem volgare als Sprechsprache immer weiter aufging, setzte ein neuer Diskurs darüber ein, ob denn nun das Latein zugunsten des volgare als Schriftsprache zurücktreten sollte. Dies kann als Questione della lingua II verstanden werden. Das Thema dieser Arbeit ist die Questione della lingua im Cinquecento. Diese Questione della lingua III ist die ausgeprägteste. Sie beschäftigt sich mit der Kontroverse, welches der unterschiedlichen volgari würdig ist als Hoch- bzw. Literatursprache überregional, also als Italienisch, Verwendung zu finden. Ausgelöst wurde sie vor allem durch die Tatsache, dass ab etwa 1470 Bücher in italienischer Sprache gedruckt und so schnell verbreitet wurden. Als Folge wurden verschiedene Sprachtheorien aufgestellt, die in der Arbeit jeweils kurz vorgestellt werden (zusammen mit ihren Hauptvertretern). Kurz geht die Arbeit zuvor noch auf Dantes De Vulgari Eloquentia ein, da dieser sich in seinem Werk schon im 14. Jahrhundert mit der dann 300 Jahre später aufkommenden Thematik auseinandersetzt.
Aufgrund der Seitenzahlbeschränkung muss die Arbeit eher als grundlegender Überblick über das Thema verstanden werden, nicht als vollständige und intensive Abhandlung. Jedoch sind die verwendeten Quellen mit Sicherheit bei einer Vertiefung des Themas hilfreich.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Dante und sein Werk De Vulgari Eloquentia
- Die wichtigsten Modelle und ihre Vertreter
- Das modern-gesamtitalienische Modell
- Hauptvertreter
- Hauptwerke
- Modell der lingua cortigiana
- Das modern-toskanische Modell
- Hauptvertreter
- Hauptwerke
- Modell der fiorentinità contemporanea
- Das archaisch-gesamtitalienische Modell
- Das archaisch-toskanische Modell
- Hauptvertreter
- Hauptwerk
- Modell der trecentisti
- Durchsetzung des trecentisti-Modells
- Gründe
- Auswirkungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die „Questione della lingua“ im Cinquecento, die Kontroverse um die Wahl einer geeigneten Schriftsprache für Italien. Das Hauptziel ist es, die verschiedenen Sprachmodelle dieser Zeit zu präsentieren und zu analysieren, um die Entwicklung des Italienischen als Nationalsprache nachzuvollziehen.
- Die verschiedenen Sprachmodelle des Cinquecento (modern-gesamtitalienisch, modern-toskanisch, archaisch-gesamtitalienisch, archaisch-toskanisch)
- Die Rolle von Dante Alighieri und seinem Werk „De Vulgari Eloquentia“ in der Sprachdebatte
- Die wichtigsten Vertreter der einzelnen Sprachmodelle und ihre Argumente
- Die Faktoren, die zur Durchsetzung des „trecentisti“-Modells beitrugen
- Die Auswirkungen der „Questione della lingua“ auf die Entwicklung der italienischen Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die „Questione della lingua“ ein und beschreibt die Entwicklung der Debatte vom lateinischen Schriftgebrauch zum volgare. Sie betont die Bedeutung der Frage nach einer überregionalen Schriftsprache für die nationale Identität Italiens und die besondere Bedeutung der „Questione della lingua III“ im Cinquecento, ausgelöst durch den Buchdruck. Die Arbeit kündigt die Vorstellung verschiedener Sprachtheorien und einen Exkurs zu Dantes „De Vulgari Eloquentia“ an, da Dante bereits im 14. Jahrhundert ähnliche Fragestellungen behandelte.
Dante und sein Werk De Vulgari Eloquentia: Dieses Kapitel porträtiert Dante Alighieri, seinen Lebensweg und seine Bedeutung für die italienische Literatur und Sprachwissenschaft. Es analysiert sein Werk „De Vulgari Eloquentia“, das die Frage nach der Eignung der Volkssprache für die Dichtung behandelt, und hebt dessen unvollendeten Charakter sowie die Wahl Latein als Sprache des Traktats hervor. Die Zusammenfassung der mittelalterlichen volkssprachlichen Literatur und der Versuch, eine ideale italienische Sprache zu definieren, wird erörtert, ebenso wie die begrenzte Verbreitung des Werks zu Lebzeiten Dantes und seine spätere Bedeutung im Kontext der „Questione della lingua“. Die Begründung für die Wahl des Lateinischen für das Traktat wird ausführlich erläutert.
Die wichtigsten Modelle und ihre Vertreter: Dieses Kapitel beschreibt die vier Hauptmodelle der „Questione della lingua“: modern-gesamtitalienisch, modern-toskanisch, archaisch-gesamtitalienisch und archaisch-toskanisch. Es unterteilt die Modelle anhand der Kriterien „modern/archaisch“ und „gesamtitalienisch/toskanisch“. Das Kapitel konzentriert sich auf die Vorstellung des modern-gesamtitalienischen Modells mit seinen Hauptvertretern und Hauptwerken, insbesondere Baldassare Castiglione und seinem Werk „Il libro del cortegiano“. Der Einfluss seines Lebens als Höfling und Diplomat auf seine Sprachvorstellungen wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Questione della lingua, Cinquecento, Dante Alighieri, De Vulgari Eloquentia, Sprachmodelle, lingua cortigiana, lingua comune, volgare, Toskanisch, Italienisch, nationale Identität, Sprachgeschichte, Sprachwissenschaft.
Häufig gestellte Fragen zu: "Questione della lingua" im Cinquecento
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die „Questione della lingua“ im Cinquecento, die Debatte um die Wahl einer geeigneten Schriftsprache für Italien. Das Hauptziel ist es, die verschiedenen Sprachmodelle dieser Zeit zu präsentieren und zu analysieren, um die Entwicklung des Italienischen als Nationalsprache nachzuvollziehen.
Welche Sprachmodelle werden behandelt?
Die Arbeit behandelt vier Hauptmodelle: modern-gesamtitalienisch, modern-toskanisch, archaisch-gesamtitalienisch und archaisch-toskanisch. Jedes Modell wird anhand von Hauptvertretern, Hauptwerken und den zugrundeliegenden sprachlichen Vorstellungen erläutert. Besonderes Augenmerk liegt auf dem modern-gesamtitalienischen Modell und Baldassare Castigliones „Il libro del cortegiano“.
Welche Rolle spielt Dante Alighieri?
Dante Alighieri und sein Werk „De Vulgari Eloquentia“ spielen eine zentrale Rolle. Die Arbeit analysiert Dantes Lebensweg, sein Werk und seine Bedeutung für die italienische Sprachwissenschaft. Besonders wird Dantes Versuch, eine ideale italienische Sprache zu definieren, sowie die Wahl des Lateinischen für sein Traktat untersucht.
Was sind die Hauptargumente der verschiedenen Sprachmodelle?
Die genauen Argumente der verschiedenen Sprachmodelle werden im Detail in den jeweiligen Kapiteln dargestellt. Die Arbeit vergleicht und kontrastiert die Positionen der verschiedenen Vertreter und analysiert die unterschiedlichen Kriterien, die zur Wahl eines bestimmten Modells führten (z.B. Modernität vs. Archaismus, regionale vs. überregionale Verbreitung).
Warum setzte sich das „trecentisti“-Modell durch?
Die Gründe für die Durchsetzung des „trecentisti“-Modells werden in einem separaten Kapitel behandelt. Es werden die Faktoren analysiert, die zu seiner Akzeptanz beitrugen und die langfristigen Auswirkungen auf die Entwicklung der italienischen Sprache.
Welche Auswirkungen hatte die „Questione della lingua“?
Die „Questione della lingua“ hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Entwicklung der italienischen Sprache. Die Arbeit untersucht diese Auswirkungen und zeigt auf, wie die Debatte zur Standardisierung und Verbreitung des Italienischen als Nationalsprache beitrug.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, Dante und seinem Werk „De Vulgari Eloquentia“, den wichtigsten Sprachmodellen und ihren Vertretern, der Durchsetzung des „trecentisti“-Modells und einem Fazit. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Questione della lingua, Cinquecento, Dante Alighieri, De Vulgari Eloquentia, Sprachmodelle, lingua cortigiana, lingua comune, volgare, Toskanisch, Italienisch, nationale Identität, Sprachgeschichte, Sprachwissenschaft.
- Quote paper
- Dorothea Bernhard (Author), 2009, Die Questione della lingua im Cinquecento, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141807