In den letzten Jahren sind in Russland verschiedene öffentliche Bewegungen, Protest-Aktionen entstanden, die ursprünglich in Online-Communities im Runet (russischsprachiges Internet) entstanden sind und deren Umsetzung später im Offline dort geplant wurde. Aus ökonomischen, sozialen und politischen Gründen war es daher interessant herauszufinden, welche Faktoren diese Prozesse beeinflussen und unter welchen Voraussetzungen Online- in Offline-Beziehungen umgewandelt werden können.
Um diese Frage zu beantworten, wurde aus der bestehenden Literatur ein theoretisches Modell herausgearbeitet, das den Transfer von sozialen Verhältnissen aus dem Online ins Offline (die Entstehung von Offline-Interaktionen aufgrund der Kommunikation in der Online Community) erklären soll. Um einige theoretische Dimensionen zu operationalisieren, wurden Interviews mit aktiven Nutzern des sozialen Service „Internet“ durchgeführt und um das gesamte Modell zu prüfen, wurde die Online-Befragung zu zwei verschiedenen Zeitpunkten organisiert.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die befragten Teilnehmer die Online Community in erster Linie als Mittel, Leute mit den eigenen Interessen zu finden und neue soziale Kontakte zu knüpfen, als „soziale Suchmaschine“ und „soziales Labor“ betrachten. Im Prozess der Kommunikation in der Online Community entsteht das Gefühl der Zugehörigkeit zu diesen Online-Gruppen, die durch die Übereinstimmung der Interessen, Hobbys, Vorlieben der Teilnehmer zu erklären ist. Das größte Problem der Online Community ist nach Meinung der Nutzer die fehlende Möglichkeit, Emotionen auszudrücken, was nach der Identifikation mit einer Online-Gruppe zur Entstehung des Wunsches führen kann, sich offline zu treffen. Aber für die Entscheidung, sich offline zu treffen, ist auch das Gefühl der Unzufriedenheit mit der eigenen sozialen Umgebung(Unterhaltungskreis) notwendig, welche die Interessen, Hobbys, politischen Einstellungen und Kulturpräferenzen der Nutzer nicht teilt. Deswegen kann man den Versuch, aus dem Online ins Offline zu wechseln, als das Streben nach Anerkennung der persönlichen Identität erklären, die von der eigenen sozialen Gruppe offline eher missachtet oder unterdrückt, zumindest nicht vollständig geteilt wird. In einer Online Community bietet sich den Nutzern größere soziale Mobilität und diese Gemeinschaften helfen, mehr harmonische Beziehungen gemäß den eigenen Interessen und Vorlieben zu schaffen, die er später ins Offline übertragen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Relevanz
- Aufbau der Arbeit
- Forschungsgegenstand
- Online Community im Runet
- Begriffsdefinition und Einordnung: Online Community
- On- und Off-Unterschiede
- Gemeinschaft, Gesellschaft und Online Community
- Sozialer Transfer
- Theoretische Einordnung
- Struktur von Online-Communities
- Veränderung von Struktur
- Place Identity
- Members
- Selbstpräsentation online
- Interaktion
- Shared goal: Befriedigung der sozialen Bedürfnisse
- Place Attachment. Affektive Gründe des sozialen Transfers
- Low social presence
- Emotionen
- Zwischenfazit
- Hypothesen und theoretisches Modell der Forschung
- Theoretisches Modell der Forschung
- Abhängige Variable: sozialer Transfer
- Unabhängige Variable: Interne Faktoren
- Unabhängige Variable: Externe Faktoren
- Hypothesen
- Methodische Umsetzung
- Qualitative Studie
- Methodenauswahl
- Operationalisierung und Gestaltung des Leitfadens
- Durchführung der Studie
- Transkription und Analyse der Interviews
- Quantitative Studie
- Methodenauswahl
- Design der Studie
- Operationalisierung
- Umsetzung des Fragebogens
- Durchführung der Studie
- Ergebnisse
- Ergebnisse der qualitativen Studie
- Motivation zur Teilnahme an der Online Community
- Betrachtung der Möglichkeiten von Online Unterhaltung
- Interaktionen im Offline. Die Gründe
- Zwischenfazit
- Ergebnisse der quantitativen Studie
- Motivation der Nutzung von Online-Communities
- Die Rolle von Identität in der Online-Kommunikation
- Einstellung zu Online-Kommunikation
- Sozialer Transfer
- Zwischenfazit: Überprüfung der Hypothesen der Studie
- Fazit und Ausblick
- Beantwortung der Forschungsfragen
- Sozialer Transfer als soziale Technologie
- Blick in der Zukunft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ursachen und Prozesse, die den Transfer von Online-Gemeinschaften im russischsprachigen Internet (Runet) in die „reale“ Offline-Welt bewirken. Sie analysiert die Faktoren, die diese Entwicklungen beeinflussen und unter welchen Bedingungen sich Online-Beziehungen in Offline-Interaktionen verwandeln lassen.
- Das Streben nach Anerkennung der eigenen Identität
- Die Suche nach Übereinstimmung in Interessen, Hobbys und Einstellungen
- Die Rolle von Online-Gemeinschaften als „soziale Suchmaschine“ und „soziales Labor“
- Die emotionale Komponente und die Notwendigkeit, Emotionen offline auszudrücken
- Die Nutzung von Online-Gemeinschaften zur Bildung harmonischer Beziehungen und deren Übertragung ins Offline
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung und Relevanz des Themas beleuchtet. Sie definiert den Forschungsgegenstand und grenzt ihn von anderen Bereichen ab. Kapitel 2 widmet sich der Online Community im Runet, definiert den Begriff und erläutert die Unterschiede zwischen Online- und Offline-Interaktionen. Kapitel 3 stellt ein theoretisches Modell vor, das die Struktur und Veränderung von Online-Communities sowie die Entstehung von Place Identity und Place Attachment beleuchtet. In Kapitel 4 werden Hypothesen und das theoretische Modell der Forschung vorgestellt. Kapitel 5 beschreibt die methodische Umsetzung der Studie, die sowohl qualitative als auch quantitative Ansätze umfasst. In Kapitel 6 werden die Ergebnisse der Studie präsentiert und analysiert. Das Fazit und der Ausblick in Kapitel 7 befasst sich mit der Beantwortung der Forschungsfragen, dem Sozialen Transfer als soziale Technologie und dem Blick in die Zukunft.
Schlüsselwörter
Online Community, Runet, sozialer Transfer, Identität, Place Identity, Place Attachment, Emotionen, soziale Mobilität, soziale Technologie, qualitative Forschung, quantitative Forschung, Interviews, Befragung.
- Quote paper
- Dmitry Pankov (Author), 2008, Die Gründe für das Streben und den Weggang aus Online-Gemeinschaften des russischsprachigen Internet in eine „reale“ Unterhaltung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141951