Seit Beginn der sechziger Jahre wurde die Wahrnehmung der Öffentlichkeit durch die Frauenbewegung verstärkt auf sexistische Tendenzen in der Gesellschaft gelenkt. Insbesondere Feministinnen und Soziolinguistinnen begannen, die Sprache als Spiegel gesellschaftlicher Bedingungen zu erkennen und ihren Einfluß auf die Überlieferung traditioneller Machtverhältnisse zu untersuchen. Linguistische Analysen zum Thema Sexismus in der Sprache erschienen zunächst zahlreich vor allem ausgehend vom englischen Sprachraum und bis heute ist der größte Teil der Fachliteratur englischsprachig. Im romanischen Sprachraum liegen zum Genus-Problem im Französischen deutlich mehr Untersuchungen vor, als dies in den anderen romanischen Sprachen der Fall ist. Analysen zum Thema mit Bezug auf die spanische Sprache in Spanien und Lateinamerika wurden verstärkt erst zu Beginn der achziger Jahre publiziert. Die meisten der dennoch wenigen Beiträge zum Thema Sexismus in der spanischen Sprache, die ich im Rahmen meiner Recherche ausfindig machen konnte, wurden von Hispanisten außerhalb spanischsprachiger Länder verfaßt. In Spanien und Lateinamerika selbst scheint dieser Bereich immer noch vernachlässigt zu werden.
Ich möchte mich deshalb in der folgenden Arbeit auf sexistische Tendenzen im Spanischen konzentrieren, wobei ich mich insbesondere auf lexikalische und grammatikalische Aspekte des Genus-Problems beschränke. Berücksichtigt werden sowohl die Variante des Spanischen der iberischen Halbinsel, als auch Sprachvarianten lateinamerikanischer Länder, sofern sie der Veranschaulichung des Problems und seiner Lösung dienlich sein können.
Der Prozeß der gesellschaftlichen Emanzipierung der Frau, der in den letzten Jahrzehnten auch zunehmend in spanischsprachigen Länder Einzug hielt, ging nicht spurlos an der Alltags-Sprache vorbei. Den Veränderungen und Lösungsversuchen des Genus-Problems in der aktiv angewandten Sprache werde ich mich deshalb im dritten Kapitel dieser Arbeit widmen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Genus-Problem auf grammatikalischer Ebene
- 2.1 Mann Mensch: El masculino como presunto genérico
- 2.2 Indefinitpronomen
- 2.3 Attributive Genuskongruenz und Determination
- 3. Das Genus-Problem auf lexikalischer Ebene
- 3.1 Sexobjekt Frau
- 3.2 Das Weib als Eigentum des Mannes
- 3.3 Frauen und Beruf
- 3.4 Von Kindfrau bis Mannweib
- 4. Wege aus der Sprachlosigkeit
- 4.1 Grammatikalische Gleichberechtigung
- 4.2 Worte für Weiblichkeit
- 5. Zusammenfassung: Die Macht der Gewohnheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit dem Genus-Problem im Spanischen, insbesondere mit den Auswirkungen des generischen Maskulinums und der lexikalischen Diskriminierung von Frauen in der Sprache. Sie analysiert die grammatischen und lexikalischen Muster, die zur Perpetuierung traditioneller Geschlechterrollen beitragen, und untersucht Lösungsansätze für eine sprachliche Gleichberechtigung.
- Das generische Maskulinum als Ausdruck von patriarchalen Denkweisen
- Die Verobjektivierung der Frau in der Sprache
- Die sprachliche Konstruktion von Geschlechterrollen und Machtverhältnissen
- Möglichkeiten zur Überwindung des Genus-Problems und zur Förderung einer geschlechtergerechten Sprache
- Der Einfluss des Genus-Problems auf die Wahrnehmung von Frauen in der Geschichte und in der Gesellschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Genus-Problems in der spanischen Sprache ein und stellt den historischen und gesellschaftlichen Kontext dar. Sie beleuchtet die Entwicklung der Forschung zum Thema Sexismus in der Sprache und die Rolle der Frauenbewegung in der Sensibilisierung für diese Problematik.
Kapitel 2 befasst sich mit den grammatikalischen Aspekten des Genus-Problems. Es analysiert das generische Maskulinum und seine Auswirkungen auf die sprachliche Repräsentation von Frauen. Des Weiteren untersucht das Kapitel die Verwendung von Indefinitpronomen und die Attributive Genuskongruenz in Bezug auf Geschlechterungleichheiten.
Kapitel 3 widmet sich den lexikalischen Aspekten des Genus-Problems. Es untersucht die sprachliche Verobjektivierung der Frau und die Verwendung von Begriffen, die Geschlechterrollen stereotypisieren. Die Analyse umfasst die sprachliche Darstellung der Frau im beruflichen Kontext und die Verbindung zwischen Sprache und Geschlechteridentität.
Kapitel 4 präsentiert verschiedene Lösungsansätze für die Überwindung des Genus-Problems und die Förderung einer geschlechtergerechten Sprache. Es diskutiert die Einführung grammatikalischer Veränderungen und die Entwicklung neuer Bezeichnungen, die die Weiblichkeit positiv und selbstbestimmt repräsentieren.
Schlüsselwörter
Genus-Problem, generisches Maskulinum, Sprachlicher Sexismus, Geschlechterrollen, Sprache als Spiegel der Gesellschaft, Frauenbewegung, Sprachliche Gleichberechtigung, Lexik, Grammatik, Hispanistik, Spanische Sprache, Lateinamerikanische Sprachen, Feministische Linguistik, Soziolinguistik.
- Arbeit zitieren
- Ulrike Decker (Autor:in), 1999, Das Genusproblem im Spanischen Spaniens und Lateinamerikas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14197