„Geld regiert die Welt“ – diese Aussage ist nicht universell, sondern ein modernes Urteil über die Machtverschiebung in modernen Gesellschaften. Auch schon in vorkapitalistischen Zeiten spielte Geld im Zusammenhang mit Herrschaftsausübung eine wichtige Rolle. Mit Geld konnten Soldaten und Ämter gekauft werden, Kriege geführt oder Friedensschlüsse gekauft werden, Produkte aus anderen Staaten importiert werden, Residenzen gebaut werden, usw. Grundlage für Herrschaft und Stellung der Eliten bildeten aber generell die eingerichteten feudalen Herrschaftsverhältnisse, die den Eliten ihren Lebensunterhalt und Einfluss sicherten. Geld war ein nützliches Mittel für bestimmte Zwecke der Eliten und der politischen Führung.
Es gab in Bayern zahlreiche Institutionen, die über größere Geldmittel verfügten. Damit diese Geldmittel aber als „Kapital“ im modernen Sinn fungieren konnten, also Produktionen zu finanzieren, die freigesetzte Bevölkerung aus der Landwirtschaft oder dem Handwerk in großer Zahl beschäftigen konnten und deren Produkte auf dem Markt gewinnbringend verkaufen konnten, waren tief greifende gesellschaftliche Veränderungen notwendig, um die Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen: Säkularisierung der Kirchengüter, Mediatisierung des Adels, Liberalisierung des Handels, also Abbau von Zollschranken etc., Zentralisierung der Staatsverwaltung, Standortpolitik des Staates, Infrastrukturmaßnahmen, usw.
In Hinblick auf das Thema „Kapitalmarkt in Bayern von 1789 bis 1868“ will ich mich der Beantwortung folgender Fragen widmen: Welche Personen und Institutionen verfügten über Geldmittel in einem Maß, dass es als Kapital investiert werden konnte? Welche Personen und Institutionen waren bereit, ihre Vermögen in eine industrielle Produktion zu investieren? Wie stellte sich der Staat zur aufkommenden Industrialisierung? Welche Rolle spielten die alten Eliten in der Phase der Frühindustrialisierung und welche neuen Eliten entstanden? Welche neuen Institutionen entstanden im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Veränderungen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Traditionelle Akteure und Institutionen der Geldwirtschaft in Bayern
- Der bayerische Staat
- Der Adel
- Private Bankhäuser und Handelskapital
- Kirche und Klöster
- Die Juden
- Die neue Rolle des Staats als Standortverwalter
- Neue Eliten in der Phase der Frühindustrialisierung
- Neue Eliten brauchten neue Kapitalmärkte - Entstehung neuer Institutionen
- Aktiengesellschaften
- Sparkassen
- Bayerische Hypotheken- und Wechselbank
- Rentenbanken
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Entwicklung des bayerischen Kapitalmarkts zwischen 1789 und 1868. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Personen und Institutionen über die finanziellen Mittel verfügten, um Kapital zu investieren und welche Faktoren die Entstehung neuer Institutionen im Zusammenhang mit der Industrialisierung Bayerns beeinflussten.
- Traditionelle Akteure der Geldwirtschaft in Bayern (Staat, Adel, Bankhäuser, Kirche, Juden)
- Die Rolle des Staats als Standortverwalter
- Neue Eliten und die Frühindustrialisierung
- Entstehung neuer Institutionen (Aktiengesellschaften, Sparkassen, Hypothekenbanken, Rentenbanken)
- Die Bedeutung des Kapitalmarkts für die Industrialisierung Bayerns
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Bedeutung von Geld in der Geschichte der Herrschaft und die Herausforderungen der Industrialisierung in Bayern dar. Sie beleuchtet die Unterschiede im Industrialisierungsprozess zwischen England und Bayern und die Notwendigkeit von Kapital für die Entwicklung moderner Fabriken.
Traditionelle Akteure und Institutionen der Geldwirtschaft in Bayern
Dieses Kapitel untersucht die traditionellen Akteure und Institutionen der Geldwirtschaft in Bayern, wie den bayerischen Staat, den Adel, private Bankhäuser, die Kirche und die jüdische Gemeinde. Es beleuchtet die finanziellen Ressourcen dieser Akteure und ihre Rolle im Kontext der damaligen Zeit.
Die neue Rolle des Staats als Standortverwalter
Dieses Kapitel analysiert, wie der bayerische Staat seine Rolle als Standortverwalter im Kontext der aufkommenden Industrialisierung entwickelte. Es untersucht die Auswirkungen von Maßnahmen wie der Säkularisierung, der Mediatisierung und der Liberalisierung des Handels auf die Entwicklung des Kapitalmarkts.
Neue Eliten in der Phase der Frühindustrialisierung
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Aufstieg neuer Eliten im Zuge der Frühindustrialisierung in Bayern. Es untersucht die Bedeutung von Kapital für die Gründung von Unternehmen und die Herausforderungen, die sich für die neuen Unternehmer ergaben.
Neue Eliten brauchten neue Kapitalmärkte - Entstehung neuer Institutionen
Dieses Kapitel untersucht die Entstehung neuer Institutionen, die im Zuge der Industrialisierung zur Finanzierung von Unternehmen und zur Bereitstellung von Kapital für die Wirtschaft notwendig wurden. Es betrachtet die Rolle von Aktiengesellschaften, Sparkassen, Hypothekenbanken und Rentenbanken in diesem Prozess.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des Kapitalmarkts in Bayern im Kontext der Frühindustrialisierung. Wichtige Schlüsselwörter sind: Kapitalmarkt, Industrialisierung, Bayern, Staat, Adel, Bankhäuser, Kirche, Juden, Aktiengesellschaften, Sparkassen, Hypothekenbanken, Rentenbanken, Standortverwalter, Eliten.
- Arbeit zitieren
- Christian Schroth (Autor:in), 2009, Der bayerische Kapitalmarkt 1789 - 1868, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141985