Im nachfolgenden Buch wird genau diese Rolle der protestantischen Kirche in Dudenhofen nachgewiesen. An Beispielen wird demonstriert, wie sie ihrer Rolle gerecht wird, aber auch wie sie dabei ureigene Interessen vertritt. Die Freiheit des Christenmenschen bestand in der Praxis darin, die Lehrmeinungen des Protestantismus strikt zu befolgen.
Die Dörfer des Rodgaus erfuhren nach 1945 das erste Mal eine größere Bevölkerungsdurchmischung durch den Zuzug von Vertriebenen. Diese Leute wurden als Fremdkörper einer intakten Dorfgemeinschaft empfunden. Die neu Hinzugezogenen
konnten vor allem diese Feststellung machen: All ihr Handeln und Tun wurde von der einheimischen Bevölkerung kritisch und neugierig beäugt.
Die Einheimischen kannten sich untereinander, bei der noch überschaubaren Bevölkerungszahl. Da Heirat meist nur innerhalb des Dorfes stattfand, konnte man sich bei vielen Familiennamen zur Unterscheidung nur dadurch helfen, dass man gleiche Familiennamen mit römischen Ziffern versah. Gut konnte man das auf den Grabsteinen des nun stillgelegten alten Friedhofs von Nieder-Roden - dem Nachbarort Dudenhofens- sehen, so z. B. bei dem Namen Weiland I, Weiland II, Weiland III. Die Einzelperson wurde außerdem mit einem Spitznamen belegt, sodass beim Dorfklatsch eine eindeutige Zuordnung erfolgen
konnte. Ein Hauptthema des Dorfgeredes waren die verwandtschaftlichen Verhältnisse.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichtliche Situation
- Der kirchliche Zeigefinger
- Das Presbyterium
- Das Presbyterium und seine Verwaltungseingliederung
- Die Kirche als Geldverleiher
- Geschichtliche Entwicklung des Zinsverbotes
- Geldgeschäfte der Kirche
- Kreditvergabe
- Der Neubau der Kirche
- Weitere Baumaßnahmen und Ausgaben
- Kirchenkasse Hanau
- Kirchliche Seelsorge
- Glaube
- Sabbatordnung
- Strafe
- Die Armen des Dorfes
- Der Platz in der Kirche
- Spinnstuben
- Die medizinische Versorgung
- Das Schulwesen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Buch untersucht die Rolle der protestantischen Kirche in dem Dorf Dudenhofen im Mittelalter und zeigt auf, wie sie als Stütze der Ständegesellschaft fungierte und gleichzeitig ihre eigenen Interessen vertrat. Es wird untersucht, wie die Kirche die Lebensweise der Dorfbewohner beeinflusste und wie die Dorfbewohner sich mit den Vorgaben der Kirche auseinandersetzten.
- Die Rolle der Kirche als moralische Instanz und ihre Einmischung in das Dorfleben
- Die Auswirkungen der Reformation auf die Lebensweise der Dorfbewohner
- Die Bedeutung der Kirche als Geldverleiher und Verwalter von Gütern
- Die soziale und wirtschaftliche Situation der Dorfbewohner im Mittelalter
- Die Beziehung zwischen der Kirche und den Bewohnern von Dudenhofen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die historische Situation des Dorfes Dudenhofen im 18. Jahrhundert dar und beschreibt die Besonderheiten des dortigen Lebens, insbesondere die starke Kontrolle und Beobachtung der Bewohner durch die Kirche. Es wird die Wichtigkeit der Kirchenarchive für die Forschung in diesem Kontext betont.
- Geschichtliche Situation: Dieses Kapitel skizziert die historische Einordnung Dudenhofens innerhalb der Herrschaft Hanau-Lichtenberg und zeichnet die Entwicklung der Grafschaft Hanau-Lichtenberg nach. Es behandelt die Einführung der Reformation in der Region und die sich daraus ergebenden Veränderungen.
- Der kirchliche Zeigefinger: Dieser Abschnitt beleuchtet die Überwachungsfunktion der Kirche und deren Einfluss auf das tägliche Leben der Dorfbewohner. Es werden Beispiele für den "Zeigefinger" der Kirche in der moralischen Kontrolle und im Einmischen in das Dorfleben genannt.
- Das Presbyterium: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Organisation und den Aufgaben des Presbyteriums, einem wichtigen Gremium der Dorfkirche. Es wird die Rolle des Presbyteriums bei der Verwaltung der Gemeinde, der Kontrolle der Gemeindemitglieder und der Durchsetzung der kirchlichen Ordnung beschrieben.
- Das Presbyterium und seine Verwaltungseingliederung: Dieser Teil beschreibt die genaue Einordnung des Presbyteriums in die Verwaltung des Dorfes und seine Verbindung zur Herrschaft Hanau-Lichtenberg. Es werden die Verantwortlichkeiten und die Machtverhältnisse im Kontext der lokalen Verwaltung dargestellt.
- Die Kirche als Geldverleiher: Dieses Kapitel beleuchtet die wirtschaftlichen Aktivitäten der Kirche, insbesondere ihre Rolle als Geldverleiher. Es wird die Rolle der Kirche im Kreditwesen und die Auswirkung dieser Aktivitäten auf die Dorfbewohner beschrieben.
- Geschichtliche Entwicklung des Zinsverbotes: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Geschichte und den Gründen für das Verbot von Zinsen in der mittelalterlichen Kirche. Es werden die verschiedenen Argumentationslinien für und gegen das Zinsverbot erläutert.
- Geldgeschäfte der Kirche: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit verschiedenen Formen der Geldgeschäfte der Kirche in Dudenhofen, einschließlich der Kreditvergabe, dem Kirchenneubau und anderen Baumaßnahmen. Es werden auch die Finanzen der Kirchenkasse Hanau beschrieben.
- Kirchliche Seelsorge: Dieses Kapitel behandelt die verschiedenen Aspekte der Seelsorge, die die Kirche in Dudenhofen betrieb, inklusive der Glaubenslehre, der Sabbatordnung und der Strafen für Verfehlungen. Es werden die wichtigen Themen der Kirchenlehre und deren Bedeutung für die Dorfbewohner vorgestellt.
- Die Armen des Dorfes: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Situation der Armen im Dorf und der Rolle der Kirche in der Armenfürsorge. Es werden die Formen der Unterstützung durch die Kirche und die soziale Situation der Armen im Mittelalter dargestellt.
- Der Platz in der Kirche: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Kirche als Versammlungsort für die Dorfbewohner und die soziale Hierarchie im Kirchenraum. Es werden die unterschiedlichen Plätze und Rollen innerhalb der Kirche während der Gottesdienste beschrieben.
- Spinnstuben: Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den Spinnstuben als Ort der sozialen Interaktion und der gemeinschaftlichen Arbeit im Dorf. Es werden die Rolle der Spinnstuben im Leben der Frauen und deren Bedeutung für das Dorfgeschehen beschrieben.
- Die medizinische Versorgung: Dieses Kapitel befasst sich mit der medizinischen Versorgung im Dorf und der Rolle der Kirche in diesem Bereich. Es werden die Möglichkeiten der ärztlichen Hilfe und die Rolle von traditionellen Heilmethoden im Mittelalter dargestellt.
- Das Schulwesen: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Schulwesen im Dorf und der Rolle der Kirche in der Bildung. Es werden die Organisation und die Inhalte des Schulunterrichts im Mittelalter beschrieben.
Schlüsselwörter
Dieses Buch befasst sich mit den Themen der Kirche, der Reformation, der sozialen Kontrolle, der Armenfürsorge, der Wirtschaft und dem gesellschaftlichen Leben im Dorf Dudenhofen im Mittelalter. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Presbyterium, Dorfgemeinschaft, Herrschaft Hanau-Lichtenberg, Zinsverbot, Seelsorge, Armenfürsorge, Spinnstuben, medizinische Versorgung und Schulwesen. Das Buch liefert Einblicke in die Alltagskultur und die soziale und wirtschaftliche Situation im Dorf während des 18. Jahrhunderts und zeigt die enge Verflechtung von Kirche und Dorfleben auf.
- Arbeit zitieren
- Karl Pohl (Autor:in), 2023, Dörfliches Leben im Mittelalter. Der kirchliche Zeigefinger, die Armen und die Sünder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1420989