Die vorliegende Arbeit ist während meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Wirtschaftswissenschaft, Abteilung für Volkswirtschaftslehre, der TU Clausthal entstanden.
Eine Regionaluntersuchung in Form einer Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen, erschien mir unter anderem auch deshalb interessant zu sein, weil das analytische Konzept der Kosten-Nutzen-Analyse (als Teil der Wohlfahrtsökonomik) immer wieder teilweise starker Kritik ausgesetzt war und es immer noch ist und auf der anderen Seite in der deutschsprachigen Literatur in den letzten Jahren ziemlich vernachlässigt wurde. Das mag unter Umständen daran gelegen haben, dass die herkömmliche Wohlfahrtsökonomik (und damit natürlich auch die Kosten-Nutzen-Analyse) von der konstitutionellen Ökonomik (einschließlich der Public-Choice-Theorie) abgelöst worden ist.
Die orthodoxe Wohlfahrtsökonomik ging bekanntlich davon aus, dass bei Marktunvollkommenheiten der Staat als Ersatzmechanismus mit seinen wohlbekannten Instrumenten einzugreifen hat, um diese zu beseitigen. Das setzte die Vorstellung voraus, dass – sobald Marktunvollkommenheiten erkannt worden sind – die politischen Entscheidungsträger durch politische Entscheidungen (seien es nun direkte Eingriffe oder indirekte durch Gesetze) dieses Ungleichgewicht korrigieren können (und wollen). Nachdem jedoch allmählich erkannt worden war, dass auch politische Entscheidungsträger sich eigennützig verhalten, trat die traditionelle Wohlfahrtsökonomik in den Hintergrund und hat sich die konstitutionelle Ökonomik (sowie die Public Choice Theorie) als Teil der Neuen Institutionenökonomik Schritt für Schritt entwickelt.
Retrospektiv betrachtet haben sich erst im Verlauf dieser Arbeit zwei Änderungen des zunächst entwickelten, herkömmlichen Konzeptes einer Kosten-Nutzen-Analyse ergeben: Erstens werden die mit den Projekten zusammenhängenden externen Nutzen, für die zunächst lediglich eine qualitative zusätzliche Besprechung vorgesehen war, durch telefonische Befragung ermittelt. Dies stellt bereits eine Abweichung von den „herkömmlichen“ Konzepten von Kosten-Nutzen-Analysen dar, da in der Regel, falls Befragungen über Zahlungsbereitschaften bzw. Mindestentschädigungen durchgeführt werden, diese Befragungsmethode für das gesamte Projekt, und nicht allein für die Externalitäten, angewendet wird.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Teil I
- 1. Einleitung und allgemeine Grundlagen von Kosten-Nutzen-Analysen
- 1.1 Die Bedeutung von Energie für unsere Volkswirtschaft
- 1.2 Konjunkturelle Arbeitslosigkeit und Inflation versus nichtkonjunkturelle Arbeitslosigkeit und Inflation
- 1.3 Exkurs: Theorie kollektiver Entscheidungen (Public Choice Theorie)
- 1.3.1 Public-Choice-Theorie, regionale Aspekte und Förderbeispiele
- 1.3.2 Konstitutionelle Lösungsvorschläge
- Teil II
- 2. Ziele
- 2.1 Einleitende Bemerkungen
- 2.1.1 Pareto-Kriterium, maximale Zahlungsbereitschaft und Mindestentschädigung
- 2.2 Erhöhung des Volkseinkommens
- 2.3 Schaffung/Erhaltung von Arbeitsplätzen
- 2.4 Steuereinnahmen
- 2.5 Externe Nutzen durch Wissenstransfer zwischen öffentlichen Wissenschaftseinrichtungen und regionalen Unternehmen als interaktiver Prozess und Klimaschutz
- 2.5.1 Externe Nutzen (Reputationsgewinn) durch Wissenstransfer zwischen öffentlichen Wissenschaftseinrichtungen und regionalen Unternehmen
- 22.5.2 Externe Nutzen durch verbesserten Klimaschutz
- 2.6 Neoklassisch-monetaristischer und postkeynesianischer Ansatz in der Stabilisierungspolitik
- 2.6.1. Öffentliche Güter und externe Effekte
- 2.6.1.1 Instrumente zur Korrektur bzw. Internalisierung externer Effekte
- 2.6.1.1.1 „Staatliche“ Instrumente
- 2.6.1.1.1.1 Abgaben/Steuern (Pigou-Steuer und Standard-Preis-Ansatz)
- 2.6.1.1.1.2 Subventionen
- 2.6.1.1.1.3 Gebote und Verbote
- 2.6.1.1.2 Marktliche Instrumente zur Korrektur externer Effekte
- 2.6.1.1.2.1 „Coase-Theorem\" (private Verhandlungslösung)
- 2.6.1.1.2.2 Zertifikate (handelbare Schädigungsrechte)
- 2.6.1.1.1 „Staatliche“ Instrumente
- 2.6.1.1 Instrumente zur Korrektur bzw. Internalisierung externer Effekte
- 2.6.1. Öffentliche Güter und externe Effekte
- 3. Grundannahmen
- 3.1 Wertschöpfungsquoten
- 3.1.1 Wertschöpfungsquote für den Umsatz im Baugewerbe
- 3.1.2 Wertschöpfungsquote für den Umsatz im Anlagen- und Maschinenbau
- 3.1.3 Wertschöpfungsquote für den Umsatz in der Gesamtwirtschaft
- 3.2 Multiplikator
- 3.3 Akzelerator
- 3.4 Zeitpräferenzrate (Diskontierungsrate) - Einleitung
- 3.4.1 Private und soziale Zeitpräferenzrate
- 3.5 Öffentliche Einnahmequote/Steuereinnahmen
- 3.1 Wertschöpfungsquoten
- Teil III: Projekt 1
- 4. Das Konzept der Stadtwerke Clausthal-Zellerfeld
- 34.1 Kostenkonzepte - Einleitung
- 4.2 Folgekosten
- 4.2.1 Subventionen
- 4.2.1.1 Subventionen nach Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz
- 4.2.1 Subventionen
- 5. Nutzen - Einleitende Bemerkungen
- 5.1 Nutzen aus der Folgezeit
- 5.1.1 Volkseinkommenserhöhung
- 5.1.2 Schaffung bzw. Erhaltung von Arbeitsplätzen
- 5.1.2.1 Direkter Beschäftigungseffekt (bei den Stadtwerken Beschäftigte)
- 5.1.2.2 Indirekter Beschäftigungseffekt (in der Gesamtwirtschaft)
- 5.1.3 Steuereinnahmen
- 5.1.4 Externer Nutzen durch Wissenstransfer zwischen der Technischen Universität Clausthal, der CUTEC und den Stadtwerken Clausthal-Zellerfeld durch Klimaschutz
- 5.1.5 Exkurs: Basis für die Ermittlung der externen Nutzen
- 5.1.6 Bewertungsmethode - Einleitung
- 5.1.6.1 Contingent-Valuation-Method (kontingentes Bewertungsverfahren)
- 5.1.6.2 Grundgesamtheit, Stichprobe und Varianz
- 5.1.6.3 Befragungsdurchführung
- 5.1.6.4 Befragungsergebnis bezüglich des Reputationsgewinns
- 5.1.6.5 Befragungsergebnis bezüglich des Klimaschutzes
- 6. Entscheidungskriterien und Schlussbetrachtung/Projekt I
- 6.1 Tabellarische Zusammenstellung der Nutzen und Kosten sowie Nutzen-Kosten-Vergleich
- 6.2 Nutzen-Kosten-Verhältnis und Netto-Nutzenquote
- 46.3 Zusammenfassende Schlussbetrachtung des Projektes I
- 5.1 Nutzen aus der Folgezeit
- Teil IV: Projekt II
- 7. Das Konzept der Harz Energie
- 7.1 Einleitung
- 7.2 Kosten/Subventionen
- 8. Nutzen
- 8.1 Nutzen aus der Bauphase
- 8.1.1 Volkseinkommenserhöhung
- 8.1.2 Schaffung von Arbeitsplätzen
- 8.1.2.1 Direkte Beschäftigungseffekte (im Anlagen- und Maschinenbau)
- 8.1.2.2 Indirekte Beschäftigungseffekte (in der Gesamtwirtschaft)
- 8.1.3 Steuereinnahmen
- 8.2 Nutzen aus der Folgezeit
- 8.2.1 Volkseinkommenserhöhung
- 8.2.2 Schaffung von Arbeitsplätzen
- 8.2.2.1 Direkte Beschäftigungseffekte (bei der Harz Energie)
- 8.2.2.2 Indirekte Beschäftigungseffekte (in der Gesamtwirtschaft)
- 8.2.3 Steuereinnahmen
- 8.2.4 Externer Nutzen durch Klimaschutz
- 9. Entscheidungskriterien und Schlussbetrachtung Projekt II
- 9.1 Tabellarische Zusammenstellung der Nutzen und Kosten sowie Nutzen-Kosten-Vergleich
- 9.2 Nutzen-Kosten-Verhältnis und Netto-Nutzen-Quote
- 10. Gesamtzusammenfassung
- 8.1 Nutzen aus der Bauphase
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Kosten und den Nutzen der Energieversorgung im Westharz. Ziel ist es, eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die Investition in zwei Energieprojekte im Westharz zu schaffen. Der Schwerpunkt liegt auf der Anwendung von Kosten-Nutzen-Analysen, die sowohl die direkten als auch die indirekten Auswirkungen der Projekte auf die Volkswirtschaft, die Beschäftigung und den Umweltschutz berücksichtigen.
- Kosten-Nutzen-Analyse von Energieprojekten im Westharz
- Bewertung der Auswirkungen auf die Volkswirtschaft
- Analyse von Beschäftigungseffekten
- Bewertung der externen Effekte, insbesondere des Klimaschutzes
- Anwendung von ökonomischen Theorien und Methoden
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einführung in die Kosten-Nutzen-Analyse und die Bedeutung von Energie für die Volkswirtschaft. Die Bedeutung der Theorie kollektiver Entscheidungen (Public Choice Theorie) im Kontext der Energieversorgung wird diskutiert.
- Kapitel 2: Definition der Ziele und Bewertungskriterien für die Kosten-Nutzen-Analyse, einschließlich der Berücksichtigung von externen Effekten und dem Einsatz unterschiedlicher ökonomischer Ansätze.
- Kapitel 3: Präsentation der wichtigsten Annahmen und Daten für die Analyse, wie Wertschöpfungsquoten, Multiplikator, Akzelerator und Zeitpräferenzrate.
- Kapitel 4 und 5: Analyse des ersten Projekts, das Konzept der Stadtwerke Clausthal-Zellerfeld. Es werden die Kosten und der Nutzen des Projekts, einschließlich des externen Nutzens durch Wissenstransfer und Klimaschutz, bewertet.
- Kapitel 7 und 8: Analyse des zweiten Projekts, das Konzept der Harz Energie. Es werden die Kosten und der Nutzen des Projekts, einschließlich des externen Nutzens durch Klimaschutz, bewertet.
Schlüsselwörter
Kosten-Nutzen-Analyse, Energieversorgung, Westharz, Stadtwerke Clausthal-Zellerfeld, Harz Energie, Volkswirtschaft, Beschäftigung, Umweltschutz, Klimaschutz, externe Effekte, Wissenstransfer, Public Choice Theorie, ökonomische Theorien und Methoden.
- 7. Das Konzept der Harz Energie
- 4. Das Konzept der Stadtwerke Clausthal-Zellerfeld
- 2.1 Einleitende Bemerkungen
- 2. Ziele
- 1. Einleitung und allgemeine Grundlagen von Kosten-Nutzen-Analysen
- Arbeit zitieren
- Monika Josefa Stögmayer, Dipl. oec. (Autor:in), 2003, Die Energieversorgung des Westharzes - eine Kosten-Nutzen-Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14214