Zeitökonomie und Zeitökologie in der 24-Stunden-Gesellschaft


Trabajo de Seminario, 2003

23 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Problemstellung

2 Definition und Begriffserklärungen
2.1 Zeitökonomie
2.2 Zeitökologie

3 Geschichtliche Entwicklung von Zeiten und Rhythmen
3.1 Vormoderne
3.2 Moderne
3.3 Postmoderne

4 Zehn Trends in der europäischen Zeitkultur
4.1 Einführung
4.2 Beschleunigung
4.3 Verdichtung
4.4 Verstetigung
4.5 Deregulierung
4.6 Desynchronisierung
4.7 Individualisierung
4.8 Zeitmanagement
4.9 Fatalismus
4.10 Neue Zeitbindungen im privaten Haushalt
4.11 Ökonomisierung der Zeit

5 Das Leben im Rhythmus der Stadt
5.1 Auf dem Weg zu einer Nonstop Gesellschaft
5.2 Folgen der Nonstop Gesellschaft
5.3 Die Stadt als Taktgeber
5.3.1 Formelle und informelle Taktgeber
5.3.2 Bedeutung natürlicher Rhythmen für das Leben in einer Stadt

6 Ausblick

Literaturverzeichnis

1 Problemstellung

„Zeit ist Geld“. Diese mathematische Formel postulierte einst Benjamin Franklin als eine Forderung zum Zeitsparen und zur Zeitkontrolle. Noch bis heute ist dieses Zeitverständnis in unserer heutigen Gesellschaft stark verankert, gar noch erweitert. Diese Sichtweise bzw. diese Forderung führt dazu, immer schneller zu werden, schneller Produkte herzustellen, schneller zu konsumieren, schneller zu essen, zu kommunizieren und sich fortzubewegen. Mit dem sogenannten Nonstop-Prinzip versucht man ungeachtet von sozialen und natürlichen Rhythmen möglichst alles zur gleichen Zeit erledigen zu wollen, quasi mit dem herrschenden Prinzip des „Immer und überall (Geissler, K.A. 1998a).

Bedenklich allerdings ist die Tatsache, dass durch das Entkoppeln von natürlichen Rhythmen und Eigenzeiten die Gefahr besteht, die lebensnotwendige Verbindung zwischen Individuum, Gesellschaft und Natur zu unterbrechen (Geissler, K.A. 1995). Mit Sicherheit ergeben sich erhebliche Fortschritte in der Technologie, Wirtschaft und im Handel, die früher so nicht gegeben waren. Jedoch sollte man genauso den Konsequenzen einer Nonstop- Gesellschaft Beachtung schenken, denen bisher nur sehr selten betrachtet wurde. So ist zu bedenken, welchen individuellen, sozialen und ökologischen Preis die Nonstop Gesellschaft mit sich bringt und welche Rolle die Zeitökologie in der nachhaltigen Entwicklung spielt (Geissler, K.A. 1998).

Das hier anschließende Kapitel 2 beschäftigt sich zunächst mit den Begriffserklärungen der Zeitökonomie und Zeitökologie. Vor diesem Hintergrund werden in Kapitel 3 Zeiten und Rhythmen im historischen Ablauf dargestellt. Kapitel 4 beschreibt zehn Trends über den Umgang mit der Zeit, welche aus der Modernisierung, Globalisierung und Europäisierung des sozialen Lebens hervorgehen. Im darauf folgenden Kapitel 5 wird die zunehmende Entrhythmisierung von der Natur anhand der Stadt als Taktgeber verdeutlicht. Abschließen wird die Arbeit mit einer kleinen Zusammenfassung, sowie einem Ausblick zur ursprünglichen Problemstellung

2 Definition und Begriffserklärungen

2.1 Zeitökonomie

Die Ökonomie als wissenschaftliche Teildisziplin beschäftigt sich mit den Problemen, die der Einsatz knapper Mittel zur Erreichung unterschiedlicher Ziele hervorruft. Der Blickpunkt richtet sich dort besonders auf den Knappheitsbegriff. Denn wenn alle Ressourcen unbegrenzt wären, gäbe es keine ökonomischen Probleme (Dietl, H.M. 1991). Die Zeitökonomie beschäftigt sich somit mit dem Wirtschaften der Zeit als knappes Gut. Waren im 18. Jahrhundert noch religiöse Aspekte im Vordergrund, die von Gott gegebene Zeit verantwortungsbewusst auszufüllen, so verstärkte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Tendenz, mit der Zeit sparsamer umzugehen. Es herrschten nun wirtschaftliche Überlegungen vor, mit der Annahme, dass Zeit nun für den Menschen ein begrenztes Gut ist, welches nicht durch Manipulation erhöht werden konnte, sondern als knappe Ware behandelt wurde (Wendorf, R. 1985). In Bezug auf Benjamin Franklins Formel „Zeit ist Geld“ wird die Bedeutung der Ökonomie der Zeit nochmals deutlich: Die Zeit wird interpretiert als etwas wertvolles, welches nicht vergeudet werden darf. (oder: welches vergeudet wird, wenn man es nicht sinnvoll nutzt.) So spiegelt diese Maxime die Figur des rastlosen Unternehmers wider, welcher unermüdlich durch aktives Tun versucht, seinen Gewinn zu optimieren (Hüpen, R. 1995).

Seit dem Beginn der Industrialisierung gehörte die Arbeitszeit zu den großen Konfliktpotentialen der sozialen Auseinandersetzungen. Im Rahmen der Ökonomie der Zeit wurde die Dauer des Arbeitstages „unmenschlich“ ausgedehnt, um mehr zu produzieren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts aber, konnte die Dauer des Arbeitstages letztlich zum „Normalarbeitstag“ reduziert werden. Unter diesem, mit den Manufakturen und Fabriken entstandenen neuen Konzept der Zeitökonomie wurde des weiteren deren Stetigkeit und Intensität, sprich ihrer ökonomischen effektiven Verwendung Beachtung geschenkt ( Dorn, K. 1992).

2.2 Zeitökologie

Im eigentlichen Sinne ist Ökologie die Lehre vom Haushalten. Somit versteht man in diesem Zusammenhang unter der Zeitökologie den sinnvollen

Umgang mit der Zeit. Unter Zeitökologie wird aber vielmehr als nur der sinnvolle Umgang mit der Zeit verstanden. Der Begriff der Zeitökologie ist im Vergleich zur Zeitökonomie ein relativ neuer Begriff, der allmählich relevant zu werden schien, als nicht nur erst mit der Entwicklung der Industriegesellschaft in der Vergangenheit die Menschen an ihre Grenzen mit dem Umgang der Natur gestoßen sind.

Die Ökologie der Zeit beschäftigt sich mit der Stellung des Menschen in der Natur und der von ihm geschaffenen Kultur (Kümmerer, K 1993). Als Ursache der ökologischen Krise ist der Wunsch bzw. das Streben des Menschen nach immer weiterer Beschleunigung, die Unabhängigkeit von kulturellen Zeitmustern zu vergrößern, zu nennen. Im Rahmen der Zeitökologie sollten also kulturelle Zeitmaße gefunden werden, die sich mit den Rhythmen und Eigenzeiten der inneren und äußeren Natur des Menschen vertragen. Daher sollte eine Bereitschaft der Menschen dahingehend bestehen, auf den Willen zur Beherrschung der Natur zu verzichten, die Eigendynamik der Natur zuzulassen sowie eine sinnvolle Abstimmung der menschlichen und natürlichen Dynamik zu ermöglichen (Altner, G 1993).

Somit widerspricht im Grunde die Zeitökologie der Zeitökonomie, deren Hauptanliegen meist auf ihrer kurzfristigen, zumeist ökonomischen Nutzungsinteressen steht. Es ist enorm wichtig, die Zeitskalen ökologischer, sozialer und psychischer Systeme zu entdecken, um eingebettete Zeitmaße für menschliches Handeln zu finden. Zudem gilt es, gesellschaftliche Rhythmen des Wechsels von Aktivität und Ruhe und Formen des Wirtschaftens beizubehalten, die zeitlich an andere Rhythmen anderer Systeme angepasst werden können. Die Art des Wirtschaftens der Gesellschaft ist es, die mit ihrer Zeitknappheit Menschen und Natur mit derart kurzen Eigenund Systemzeiten konfrontiert, dass diese nicht mehr die Möglichkeit haben, angemessen darauf zu reagieren und sich davon zu erholen (z.B. ökologische Krise). Dabei ist nicht die Schnelligkeit das Problem, sondern vielmehr die stetige Beschleunigung, welche die Rhythmen ignoriert die sich nicht so schnell daran anpassen können (Zahrnt, A. 1993).

3 Geschichtliche Entwicklung von Zeiten und Rhythmen

3.1 Vormoderne

Die erste Phase (Postmoderne) ist charakterisiert durch einen Zusammenhang des gesamten Lebens, insbesondere auch die Arbeit mit der Dynamik der Natur. So bestimmten noch natürliche Rhythmen wie z.B. Wechsel der Gestirne, Ebbe und Flut, Regen und Trockenzeiten sowie Tag und Nacht den Lebensrhythmus der Menschen. Mit ihnen wurden kulturelle sowie soziale Ereignisse festgemacht. So spielte das Sonnenlicht noch eine erhebliche Bedeutung, welches als Zeitmaß für die Gesellschaft galt. Einen ebenfalls wichtigen Einfluss hatte auch die Kirche mit ihrer an der Liturgie gerichteten Zeiteinteilung (Geissler, K.A. 1988). Besonders interessant erschien in der Postmodernen die Form der Zeitmessung. So fand man in dem Hahn als Uhr (in alten Zeiten) Verwendung. Mit relativ großer Genauigkeit signalisierte er mit seinem Krähen neben Abendund Morgendämmerung auch die mitternächtliche Stunde. Bezogen auf den Tagund Nachrhythmus war zu bemerken, dass aufgrund der Lichtverhältnisse die Bauern nur bei Tage arbeiteten, Fütterungs- und Melkzeiten den Tagesablauf bestimmten, während die Nacht zum Schlafen oder den physiologischen Bedürfnissen wie des Wasserlassens bestimmt war (Geissler, K.A. 1988).

3.2 Moderne

Die Moderne ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Entkopplung von Kultur und Naturzeit. Nicht mehr die Natur bestimmt nun die Zeit des Menschen, sondern Technik und Ökonomie setzen den Takt. Ein sehr einschneidendes Ereignis in der Modernen war historisch gesehen die Industrielle Revolution. Die Zeit war nun nicht mehr durch natürliche Ereignisse wie z.B. Hahn und Sonne gegeben, sondern wurde planund organisierbar. Maschinen ersetzen das Tier, um schneller Produkte herstellen zu können und durch die Erfindung des elektrischen Lichtes waren die Menschen nicht mehr an den Tag- Nachttakt gebunden.

Die Ökonomie der Zeit spielt nun eine wesentliche Rolle. Zeit wird nun mehr an das Geld gekoppelt und wird als knappes Gut gesehen. Es galt nicht mehr sich an Rhythmen der Natur zu halten, sondern primär galt nun der Takt der Maschine, an den man sich orientierte (Geissler, K.A. 1998b).Die Beschleunigung war in der Modernen ein charakteristisches Merkmal. Nicht nur Arbeitsprozesse wurden durch den Einsatz von Maschinen erhöht, sondern auch die Beschleunigung der Fortbewegung von Menschen, Waren und Informationen durch etwa Eisenbahn, Automobil, Telefon und Telefax wurde ermöglicht (Held, M. 1995). Eigentlich sollte man annehmen, dass die Menschen in der Modernen aufgrund der Beschleunigung der Prozesse (Arbeitsprozesse, Fortbewegung) mehr Zeit zur Verfügung hatten, allerdings ist ein Paradox zu bemerken, nämlich dass die Menschen durch die zeitsparenden Erfindungen nicht an Zeit gewannen, sondern weniger Zeit für sich hatten. Levine spricht auch von einer wachsenden Knappheit der Zeit als Ergebnis einer Steigerung der Produktion und des Konsums ( Levine, R. 1997).Bevor Maschinen den Takt für die Menschen vorgaben, konnten sie sich die Arbeit selbst einteilen. Mit der Erfindung der Dampfmaschine mussten die Menschen arbeiten, wenn die Maschinen liefen. So wurden sie „Sklaven“ der Uhr, da der Takt der Maschine sie nun zur Pünktlichkeit zwang (Whitrow, G.J. 1991).

3.3 Postmoderne

Bei den Phasen Vormoderne und Moderne ist man sich in ihrer Anerkennung als eigenständige Epoche einig, wohingegen über die Postmoderne als eigenständige Epoche keine Einigkeit besteht. So ist Held der Ansicht, dass die Postmoderne als solche eigentlich keine eigenständige Epoche sei, da sie nach der Modernen kommend (post), deswegen auch postmodern ist. Er bezeichnet sie vielmehr als eine Art Übergangsphase. Geissler dagegen bezeichnet die Postmoderne jedoch als eine eigenständige Epoche, da sich Grenzen der am mechanisierten Takt orientierten zeitlichen Lebensund Arbeitsform in der Postmodernen entpuppten. Die Postmoderne ist durch eine Überwindung des charakteristischen Maschinentakt der Modernen gekennzeichnet. Während die Phase der Modernen gekennzeichnet war durch den Takt der Maschine, wird in der Postmoderne sich von diesen Abhängigkeiten des Taktes gelöst. Flexibilisierung kultureller und individueller Zeiten sind jetzt ein bedeutendes Stichwort. Nach dem Prinzip des „Alles immer und überall sofort verfügbar zu haben“, können unabhängig von Jahreszeiten und Tageszeiten individuelle Eigenzeiten ausgewählt werden (Held, M. 1995). Es zeichnet sich ein Wandel vom mechanistischen Weltbild des Uhrwerks des gleichmäßigen Taktes zum Chaos, der Komplexität, der Unregelmäßigkeit und des Nichtlinearen. So können Nachrichten in sekundenschnelle innerhalb der ganzen Welt verschickt werden. Durch Änderung der Ladenschlusszeiten sind wir nicht mehr an Markttage gebunden, sondern ermöglichen uns sogar den Dauerkonsum. Internet und Telebanking charakterisieren dieses Zeitalter der Postmodernen. So können wir uns losgelöst von Wochentagen bequem über z.B. Ebay im Internet unsere Waren bestellen. Nicht mehr die Stadtuhr, sondern der Wecker als Ausprägung einer individualisierten selbstorganisierten Zeiteinteilung spiegeln diese neue Zeitkultur wider (Geissler, K.A. 1998).

Momentan befindet sich die Gesellschaft in einem Strukturwandel von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungsund Wissensgesellschaft. Hervorzuheben sind aus diesem Wandel die Flexibilisierung der Arbeitsund Betriebszeiten sowie der Arbeitsverhältnisse. Zudem kennzeichnen sich eine erhöhende Komplexität sozialer Synchronisationen und die Veränderung gesellschaftlicher Rhythmen ab. Während der Anteil der Beschäftigten in den sogenannten „Normalarbeitsverhältnissen“ kleiner wird, steigt der Anteil abweichender Arbeitsverhältnisse wie z.B. Nacht-, Schicht-, Wochenendsowie regelmäßiger Mehrarbeit (Eberling M., Henckel, D 1999).

4 Zehn Trends in der europäischen Zeitkultur

4.1 Einführung

In diesem Kapitel werden zehn verschiedene Entwicklungstendenzen in der europäischen Zeitkultur dargestellt, welche die Prinzipien des sozialen Umgangs mit der Zeit qualitativ abbilden sollen. Dabei ist zu bemerken, dass die folgenden Trends der Zeitkultur nicht alle in gleicher Weise betreffen, sondern für verschiedene Gruppen unterschiedlich ausfallen. Allen gemein ist aber, dass sie aus der Modernisierung, Globalisierung und Europäisierung des sozialen Lebens hervorgehen und als sogenannte Triebkräfte des Wandels bezeichnet werden (Garhammer, M. 1998).

[...]

Final del extracto de 23 páginas

Detalles

Título
Zeitökonomie und Zeitökologie in der 24-Stunden-Gesellschaft
Universidad
University of Hannover  (Sozialpsychologie)
Curso
Schlaf und Erholungsforschung
Calificación
1,7
Autor
Año
2003
Páginas
23
No. de catálogo
V14218
ISBN (Ebook)
9783638196833
Tamaño de fichero
500 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Zeitökonomie, Zeitökologie, Schlaf, Erholungsforschung
Citar trabajo
Edwin Maringka (Autor), 2003, Zeitökonomie und Zeitökologie in der 24-Stunden-Gesellschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14218

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