Die Zusammenstellung und Systematisierung der Paralipomena sind in mehreren Ausgaben erfolgt, wobei ihre Anordnung nach wie vor umstritten bleibt. Die Frage danach, aus welchen Gründen bestimmte Szenen von Goethe ausgelassen wurden, wurde in der «Faust»-Forschung nicht endgültig gelöst. Dabei ist das Thema von großer Bedeutung, wenn man die Frage bedenkt, wie sehr sich die Aussage des «Faust» bzw. die Interpretationsmöglichkeiten von diesem Werk ändern können, falls die ausgelassenen Passagen in den bestehenden Text mit einbezogen werden. Manche Aufzeichnungen Goethes, sobald man sie in die Endfassung integriert, verleiten zu anderen Schlussfolgerungen über das Werk insgesamt. Solche Integrierung wirft zwangsläufig nicht nur konzeptionelle Fragen auf – etwa die Frage danach, welchen möglichen Modifikationen die Gesamtstruktur des Dramas unterliegt –, sondern sie kann auch entscheidende Bedeutung für die Deutung des Inhalts haben. Da man «Faust» in der Regel als ein Werk betrachtet, das philosophische Probleme und Weltanschauungsfragen berührt, muss man beim Thema Paralipomena fragen, inwieweit ihre Berücksichtigung das in diesem Drama zum Ausdruck gebrachte Weltbild beeinflussen würde. Gleichzeitig müsste man nach der Intention des Autors und nach dessen Weltanschauung fragen: Hat Goethe bestimmte Szenen vielleicht deswegen ausgelassen, weil er die Figuren des Dramas anders gewichten und dadurch ein anderes Weltbild vermitteln wollte? In der Arbeit wird hauptsächlich dieser letzten Frage nachgegangen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung: Die Paralipomena als Gegenstand der Forschung
- II. Die Kontroverse um die Paralipomena
- II.I. Die Problematik der Satansmesse
- III. Deutungsversuche der Paralipomena
- III.I. Die dualistische Lesart des «Faust» bei Albrecht Schöne
- III.II. Die Dialektik des Guten und des Bösen bei Thomas Zabka
- IV. Schlussbemerkung: «Faust» als offener Text
- V. Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle der Paralipomena in der Edition von Goethes «Faust. Der Tragödie Erster Teil». Sie untersucht die Bedeutung dieser ausgelassenen Textpassagen für das Verständnis des Werkes und die Interpretation seiner philosophischen Dimensionen.
- Die Bedeutung der Paralipomena in der Goethe-Forschung
- Die Kontroverse um die Einbindung der Paralipomena in die Edition von «Faust»
- Die Interpretation der Paralipomena im Kontext von dualistischen und dialektischen Weltbildern
- Die Frage nach der Intention Goethes bei der Auslassung bestimmter Szenen
- Der Einfluss der Paralipomena auf die metaphysische Ebene des Dramas
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung der Paralipomena als Forschungsgegenstand und stellt die Kontroverse um ihre Relevanz für das Verständnis des «Faust» dar. Kapitel II beschäftigt sich mit der Problematik der „Satansmesse“ und deren Einfluss auf die metaphysische Ebene des Werkes. Kapitel III skizziert unterschiedliche Deutungsansätze, insbesondere die dualistische Lesart von Albrecht Schöne und die dialektische Perspektive von Thomas Zabka.
Schlüsselwörter
Paralipomena, «Faust», Goethe, Metaphysik, Dualismus, Dialektik, Satansmesse, Edition, Interpretation, Weltbild, Philosophie, Literaturwissenschaft.
- Quote paper
- Adam Galamaga (Author), 2009, Metaphysischer Dualismus oder eine Dialektik des Bösen? Zur Rolle der Paralipomena in der Edition des «Faust I» , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142221