Interkulturelle Kompetenz


Magisterarbeit, 2000

93 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung
1.1. Zielsetzung und Relevanz

2. Kultur, Versuch einer Eingrenzung
2.1. Über die (Un-) Möglichkeit einer Definition
2.2. „Ein Konfuzianer und ein Westler“, Konstruktion von Kulturbildern beim auslandsvorbereitenden Training
2.3. Eigenschaften von Kultur

3. Fremdkulturelle Wahrnehmung, Beispiele aus der Praxis
3.1. Methode
3.2. Analyse der Interviewsequenzen
3.2.1. Die Praktiker kommen zu Wort
3.3. Zusammenfassung der empirischen Befunde

4. Was ist interkulturelle Kompetenz?
4.1. Spracherwerb und Übersetzung
4.2. Landeskundliche Kenntnisse
4.3. Personenbezogene Eigenschaften
4.3.1. Selbstreflexivität
4.3.2. Konfliktfähigkeit

5. Schlußbetrachtung

Anhang

Literatur

1. Einleitung

„Die Zukunft wird nicht nur soziale Kompetenz in unserem Sinne verlangen. Interkulturelle Kompetenz verlangt von uns eine noch wesentlich größere Flexibilität. Sie wird Baustein sein sowohl für den persönlichen wie für den geschäftlichen Erfolg.“ (Böning, 2000, S. 46)

Interkulturelle Kompetenz[1] ist zu einer Qualifikation avanciert, die für eine steigende Anzahl an Akteuren eine Eigenschaft sine qua non geworden ist. Immer mehr Menschen finden sich in einer Situation wieder, in der es für sie, für die Institution oder Organisation die sie vertreten, eine entscheidende Rolle spielt, ob sie in der Lage sind, der Herausforderung ‘interkulturelle Kontaktsituation’ kompetent zu begegnen. Dies erweist sich insofern als eine diffizile Angelegenheit als sich dabei auf verschiedenen sozialen Ebenen bezüglich ihrer Struktur teilweise ähnliche, bezüglich ihrer möglichen Lösungen teilweise höchst differenzierte Problemfelder unterschiedlicher Reichweite ergeben. Das liegt auch daran, daß mit zunehmendem Organisationsgrad der beteiligten Akteure die Elastizität und Flexibilität in der Gestaltung der Spielräume abnimmt. Zudem entstehen dabei auf jeder Ebene jeweils eigene Dynamiken und Wechselwirkungen, die erheblichen Einfluß auf die Handelnden ausüben.

Vom Einzelnen ausgehend bis hin zur Makroebene steigt die Komplexität hinsichtlich zu berücksichtigender, zum Teil fremdbestimmter, hierarchisch geordneter Interessen und damit die Wahrscheinlichkeit von Interessenskonflikten mit denen die Beteiligten konfrontiert werden. Für Manager im Auslandseinsatz erschwert sich die Konsensfindung im Dissens zwischen der Umsetzung unternehmerischer Vorstellungen und den ihnen gegenüberstehenden Interessen der Angestellten dadurch, daß einer der Interaktionspartner, die Angestellten, aus einem ihm zumeist fremden kulturellen Kontext agieren. Dabei gilt es nicht nur mit den Besonderheiten und Widrigkeiten des politischen, rechtlichen, und wirtschaftlichen Systems einer anderen Nation vertraut zu sein und umgehen zu können, sondern gleichzeitig in der Niederlassung vor Ort einer Vermittlerrolle gerecht zu werden, die dazu beiträgt, in einem fremden Land ein unternehmerisches Umfeld zu installieren in dem professionelles, effizientes und profitables Zusammenarbeiten möglich ist. Hier kann es zum Erleben erheblicher Widersprüche zwischen Management- und Gesellschaftskultur kommen (vgl. Klimecki/Probst 1992).

Es fällt nicht schwer zu verstehen, daß Einzelpersonen, die mit vordefinierten Zielvorgaben in eine, für sie in vielen Bereichen fremde Umgebung entsandt werden, sich angesichts dieser komplexen Situation per se nicht optimal verhalten und handeln. Diese Personen, die immer auch Entscheidungs- und Funktionsträger sind, müssen auf diese besondere Aufgabe noch eingehender trainiert werden als sie es bezüglich ihres gewohnten Kontextes ohnehin schon werden. Um dies zu gewährleisten versuchen die Konzerne ihre Expatriates mit speziellen Schulungen und Trainings vorab fit zu machen, ihnen die Eigenarten der Zielkultur näher zu bringen, sie auf den Umgang mit den Menschen dort vorzubereiten, den Grundstein dafür zu legen, interkulturelle Kompetenz zu entwickeln.

Im Zuge sich weit über nationale Grenzen ausweitender Absatzmärkte, länderübergreifender Firmenfusionen und Unternehmenskooperationen wächst der Bedarf an Strategien, die eine erfolgreiche interkulturelle Zusammenarbeit ermöglichen und fördern (vgl. Müller, 1996) . Aber was ist interkulturelle Kompetenz? Wie kann sie erlernt und vermittelt werden? Von Seiten der Ökonomie ist die Nachfrage nach Konzepten zur Beantwortung dieser Fragen in den letzten Jahren enorm gestiegen, entsprechend vielfältig scheint auf den ersten Blick das Angebot in diesem Bereich zu sein.

Betrachtet man das Sammelsurium an Seminaren, Lehrgängen und Schulungen zum Thema Interkulturelles-Management-Training eingehender, sind es die oberflächlich, eindimensionale Darstellung der jeweiligen Zielkulturen, sowie der fahrlässige Umgang mit komplexen Begrifflichkeiten die geradezu eklatant auffallen. Hier wird der Begriff Kultur nachweislich instrumentalisiert und die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise einer einfacher zu vermittelnden Stereotypisierung geopfert. Matthes (1999) kritisiert dazu:

„Ins Kraut schießt derzeit ferner ein eher instrumentalistischer Zugriff auf das Thema [interkulturelle Kompetenz], der sich, im Wirtschaftsleben, ebenso wie im Erziehungswesen, am Erwerb von Fertigkeiten zur vorausschauenden Bestimmung von Handlungsproblemen im Umgang mit Fremden und an Mitteln zu deren effizienten Lösung orientiert.“ (Matthes, 1999, S. 414),

Dabei die begrifflichen, theoretischen und methodischen Instrumentarien nicht in Frage gestellt.

Die damit erzielte Wirkung auf die Wahrnehmung und die Handlungsweise der so vorbereiteten Akteure birgt das hohe Risiko, nicht nur Ethnozentrismus bis hin zur Kulturarroganz zu fördern, sondern mittelfristig, über die betriebliche Ebene hinaus, contraproduktive bis fatale Folgen zu verursachen.

Nachfolgend wird anhand der Aufarbeitung von Interviewmaterial mit Praktikern, das im Zuge eines Forschungsprojekts[2] am Institut für Soziologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gewonnen werden konnte, gezeigt werden, daß es sich hierbei keineswegs um eine diffuse, mögliche Erscheinung handelt, die latent vorhanden ist und deshalb zu marginalisieren wäre. Im Gegenteil, es wird deutlich werden, daß bei den Betroffenen massive Defizite in ihren Möglichkeiten zur Bewältigung, der in der interkulturellen Kontaktsituation intra- und interindividuell auftretenden Konflikte konkret in Erscheinung treten. Ebenso wird sich zeigen, auf welch drastischem, enorm problematischen Wege versucht wird, diese Mängel zu kompensieren.

Um einen möglichen Ausweg aus diesem Dilemma aufzeigen zu können wird es unter anderem wichtig sein, eine definitorische Eingrenzung einiger Begrifflichkeiten und des Beobachtungsgegenstandes vorzunehmen. Es kann nicht das Anliegen dieser Arbeit sein, eine umfassende Analyse interkultureller Interaktion vorzunehmen und daraus eine universell gültige Theorie zu entwerfen. Vielmehr liegt das Bestreben darin, unter Berücksichtigung des gegebenen Kontextes, in dem sich die befragten Personen befinden, eine Beobachtung zweiter Ordnung, und zwar in Form einer Sekundäranalyse vorhandenen Interviewmaterials, durchzuführen, und die daraus gewonnenen Ergebnisse hermeneutisch zu deuten. Bei den so erzielten Erkenntnissen handelt es sich um, im Merton`schen Sinne (vgl. Meja/Stehr, 1995), Erkenntnisse mittlerer Reichweite, die nicht den Anspruch erheben, in dieser Form und ohne Einschränkung übertragbar zu sein; gleiches gilt für die darauf basierenden formulierten Thesen.

Die in dieser Arbeit im Blickfeld der Beobachtung stehenden Personen weisen eine Reihe gemeinsamer Merkmale auf. Es handelt sich durchgehend um:

- Inhaber, Geschäftsführer oder leitende Mitarbeiter bayerischer Unternehmen,
- Nationalität deutsch,
- die Sprachkenntnisse beschränken sich auf Englisch, welches auch die Firmensprache darstellt, sowie auf rudimentäre Chinesisch Kenntnisse.

Bevor die ablaufenden Prozesse und Dynamiken während der interkulturellen Begegnungssituation an sich eingehender beleuchtet werden können, ist es unablässlig zu fragen: Was ist Kultur? Zwei Schritte werden notwendig sein, um auf diese Frage eine differenzierte Antwort geben zu können - die ebenso kritikfähig wie plausibel ist.

Erstens: Es soll deutlich werden, daß ein Kulturkonzept, wie es vorallem in der Management-Literatur überwiegend interpretiert und in entsprechenden Seminaren und Trainings vermittelt und benutzt wird, falsch und irreführend konotiert ist. Dieses Kulturkonzept muß aufgebrochen und dekonstruiert werden.

Zweitens: Auf der Basis bereits vorhandener profunder Kulturkonzepte aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen wird ein tragfähiges Kulturkonzept generiert werden. Dabei wird es weder notwendig noch möglich sein, den Kulturbegriff inhaltlich neu zu definieren. Was bleibt, ist nachdrücklich darauf hinzuweisen, daß die ihm anhaftenden Eigenschaften weitreichender und vielfältiger sind als sie in den oben genannten Medien dargestellt werden - zum großen Teil widersprechen sie diesen sogar. Die Reformulierung dieser Eigenschaften wird auch dazu beitragen, die Anschlußfähigkeit und Überprüfbarkeit des hier verwendeten Kulturkonzeptes zu gewährleisten.

Das Erkennen und Benennen der angeführten Diskrepanz ist deshalb so bedeutsam, weil damit gezeigt werden kann, daß interkulturelles Management-Training in seiner Funktion als einer der Stützpfeiler zur Vorbereitung auf Auslandseinsätze, bereits in seinen ihm zu Grunde liegenden Paradigmen krankt. Es bleibt zu erwähnen, daß diese Pauschalierung um einige wenige, möglicherweise vorhandener Ausnahmen zu korrigieren wäre.

1.1. Zielsetzung und Relevanz

Um Mißverständnissen hinsichtlich der Validität der Beobachtung und den daraus erzielten Ergebnisse vorzugreifen kann es nicht ausbleiben, an dieser Stelle die Zielsetzung dieser Arbeit noch einmal dezidiert zu identifizieren. Es soll plausibel gemacht werden, daß bei dem hier untersuchten Personenkreis ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Fehlinterpretation sowie der selektiven Wahrnehmung der Verhaltensweise chinesischer Mitarbeiter und der für das auslandvorbereitende Training typischen Darstellungsweise fremder Kultur besteht. Damit sei nicht gesagt, daß die subjektiven Wahrnehmungsmuster der Befragten monokausal zu erklären sind. Jedoch läßt sich feststellen daß es eine signifikante strukturelle Übereinstimmung hinsichtlich der im auslandsvorbereitenden Training vermittelten Informationen und der situativen Wahrnehmung beziehungsweise deren Rationalisierung seitens der deutschen Führungskräfte gibt.

Daraus ergibt sich der Verdacht, daß die abwertende Stereotypisierung der ‘Anderen’ sich schon im Vorfeld der interkulturellen Begegnungssituation abzeichnet und sich in der konkreten Kontaktsituation dann, in der Art einer sich selbst erfüllenden Prophetie manifestiert. Dies muß nicht zwingend in einem direkten Zusammenhang mit der konkreten Teilnahme an einem auslandsvorbereitenden Training stehen, sondern kann ebenso auf den Rückgriff auf dominante Deutungsmuster aus dem Alltag[3] zurückgeführt werden.

Unter Voraussetzung der Richtigkeit der These, daß im gesamtgesellschaftlichen Diskurs eben jenes Deutungsmuster von Kultur vorherrscht, wie es dann auch professionell vermittelt wird, üben die einschlägigen Trainings zusätzlich zwar nur eine katalytische Funktion aus, die Analyse ihrer Inhalte bietet jedoch einen Einblick in die alltagsweltliche Auseinandersetzung mit dem Fremden. Zum Erfahren des Erlebten greifen die Betroffenen zumeist unreflektiert auf dieses, ihnen bekannte Deutungsmuster zurück. Das Funktionieren und die Wirkungsweise dieses Mechanismus` zu erkennen heißt dann, zuverlässige Aussagen über die Konstitution der Wahrnehmung sozialer Realität bei den Befragten treffen zu können.

Vom Standpunkt des Zynikers könnte man anführen, daß es doch vollkommen irrelevant sei, welches Bild vom ‘Anderen’ nun tatsächlich mitschwingt weil doch allein das Faktum, daß gemeinsame Geschäfte realisiert würden, schon ein hinreichendes Indiz dafür sei, daß es funktioniert. Die Kurzsichtigkeit einer solchen Auffassung wird jedoch bereits von vielen verschiedenen Seiten erkannt und die Frage nach dem ‘wie’ im Umgang mit fremden Kulturen wird immer lauter (vgl. Böning, 2000).

„Studien aus jüngerer Zeit (vgl. z.B. Matthäus, 1998) hingegen erlauben die Schlußfolgerung, daß Fachwissen allein kein Garant mehr für ein erfolgreiches Arbeiten im Ausland ist: Weit wichtiger ist in der Zwischenzeit der Aufbau der interkulturellen Kompetenz der Individuen geworden.“ (Böning, 2000, S. 40)

Tatsächlich ist dieses Thema nicht nur, wie es den Anschein haben könnte, auf der individuell, psychischen Ebene der entsandten Manager oder auf der Mesoebene der Unternehmen von hoher Relevanz, sondern auch gesamtgesellschaftlich sind, je nach dem wie diese Thematik auf den genannten Ebenen rezipiert wird, Rückkopplungseffekte zu erwarten. Dies um so mehr, wenn man vergegenwärtigt, wie bereitwillig und unreflektiert, in der jüngsten Vergangenheit, Begrifflichkeiten und Denkschemata aus der Ökonomie von einem großen Teil der Bevölkerung aufgenommen und in den Alltagssprachgebrauch und das Denken transformiert wurden und werden.

Da sich in der Ökonomie die Globalisierung, oder zumindest das Aufeinandertreffen und das ‘miteinander müssen’ unterschiedlicher Kulturen schneller und zwingender vollzieht als dies in anderen gesellschaftlichen Bereichen beobachtbar wäre, kommt den Unternehmen und ihren Managern als Akteure hier eine besondere Verantwortung zu, sind sie doch nicht nur Botschafter und Merkmalsträger der eigenen Kultur sondern auch in erheblichem Maße daran beteiligt, welches Bild der jeweiligen ‘Gastländer’ und den dort lebenden Menschen sich in der Heimat etabliert.

Die Verantwortlichen müssen sich indes vergegenwärtigen, daß sie damit, sei es nun in Form veröffentlichter Fachliteratur oder durch Erzählungen und die Weitergabe ihres ‘Wissens’ an Dritte, einen konstitutiven Beitrag zur Konstruktion sozialer Realität leisten. Bei geeigneter Qualifikation können sie also durchaus die Rolle ‘kultureller Mediatoren’, wie sie bei Demorgon und Molz (1996) beschrieben werden, einnehmen.

„Als kulturelle Mediatoren betrachten wir Personen mit einer katalytischen Wirkung beim aufeinandertreffen von Kulturen. Sie vermögen in beide Richtungen zu vermitteln, so daß sich das Konfliktpotential divergenter kultureller Orientierungen nicht entfaltet oder aber eingedämmt wird und neue, synergetische oder zumindest aufeinander abgestimmte Produktionen möglich werden. (...) Sie können in beide Richtungen für die Vorteile fremdkultureller Orientierungen in bestimmten Situationen werben, genauso wie einen kritischen Blick schärfen für die Nachteile der habituellen eigenkulturellen Lösungen. (Demorgon/Molz 1996, S. 65-66)

Aus dem bisher Gesagten läßt sich bereits ablesen, wie wichtig es ist, daß sorgfältig danach gefahndet wird, durch welche Augen die ‘Anderen’ gesehen werden und welche immanenten Strukturen dem unterliegen. Sollte dabei zu Tage treten, daß die Wahrnehmung des ‘Fremden’ in der Praxis vor allem über unzulässige Stereotypisierungen, irrationale Pauschalisierungen und negativ konotierte Zuschreibungen funktioniert, so ist es die Aufgabe der Wissenschaft dahingehend Ursachenforschung zu betreiben und auf mögliche, fundamentale Irrtümer und Fehlannahmen, die eine derartige Wahrnehmung implizieren, hinzuweisen, sie zu korrigieren und damit, wenn auch nicht neuen, so doch anderen Ansätzen den Weg zu bereiten. Dies ist auch deshalb um so dringlicher, da solche, durch verzerrte Wahrnehmung hergestellte gesellschaftlichen Stimmungsbilder letztlich auch in der Politik ihren Niederschlag finden können. Und so ist diese Arbeit auch als ein Appell zu verstehen, alles daran zu setzen, die Akzeptanz und den Respekt für Menschen mit anderem, uns unter Umständen unverständlichem kulturellen Hintergrund zu einer Selbstverständlichkeit werden zu lassen und so ein vorurteilsfreies, gleichberechtigtes Miteinander zu fördern. Gleichzeitig soll gezeigt werden, daß in diesem Sinne bestehende Kriterienkataloge für die Auswahl von Führungskräften zum Auslandeinsatz überholt sind und erweitert werden müssen. Dies kann nicht ohne die Bereitschaft gelingen, dort wo man an die Grenzen der eigenen Wissenschaft stößt, interdisziplinär nach Erklärungs- und Verstehensansätzen zu suchen. Letztlich wird man auch nicht umhin kommen, auf wissenschaftlich teilweise schwer faßbare Termini wie Respekt, Fairneß, und Einfühlungsvermögen zurückzugreifen.

2. Kultur, Versuch einer Eingrenzung

2.1. Über die (Un-) Möglichkeit einer Definition

Wenn Eklektizismus zu nichts führt, so nicht deshalb, weil es nur eine Richtung gäbe, die sinnvoller Weise einzuschlagen wäre, sondern weil es so viele gibt: man muß eine Wahl treffen. (Geertz 1987, S. 9)

Was ist Kultur? Diese Frage scheint wie ein Damoklesschwert über den Kultur- und Sozialwissenschaften zu schweben und alle Bemühungen, eine umfassende Definition dieses Begriffs zu finden, und damit seine Operationalisierbarkeit zu gewährleisten, driften letztlich in Sphären ab, die derart allgemein gehalten sind, daß der am Ende entstehende Aussagewert nahezu tautologische Züge annimmt. Beispielhaft dafür sind Definitionen wie die Tylors:

„Culture or civilization, taken in its wide ethnographic sense, is that complex whole which includes knowledge, belief, art, morals, law custom and other capabilities and habits acquired by man as a member of society“ (Tylor 1871, zitiert in Nagels 1996, S. 6 )

wie sie bei Kerstin Nagels (Nagels 1996) aufgegriffen wird, oder:

„Zusammengefaßt ist Kultur damit eine Sichtweise für das ganze System - und in diesem Sinne ein Metakonzept zur Beschreibung, Erklärung und Gestaltung einer Ganzheit“ (Klimecki/Probst 1990, S. 4)

bei Rüdiger G. Klimecki und Gilbert Probst (Klimecki/Probst 1992) sowie:

„So gesehen ist Kultur im Sinne von Gesellschaftskultur die Gesamtheit der Grundannahmen, Wertvorstellungen und Verhaltensnormen eines Volkes, die sich in sichtbaren Entscheidungen, Handlungen und Aktivitäten konkretisieren.“ (Berger 1998, S. 19)

bei Roland Berger (1998), um nur einige wenige zu nennen[4]. Sicherlich wäre diese Aufzählung noch um etliche Ähnliche zu ergänzen, was indes hier herausgestellt werden soll, ist, daß die Schwierigkeit, das Phänomen Kultur zu fassen, oft genug dazu führt, daß dem Theoretisieren über Kultur letztlich ein Kulturbegriff abgerungen wird, der ein nahezu grenzenloses Spektrum an Interpretationsmöglichkeiten eröffnet.

Die Nützlichkeit eines solchen Kulturbegriffs der nahezu keine Unterscheidung mehr trifft und dem durchaus der Verlust „aller theoretischen Konturen“ vorzuwerfen ist (vgl. Geertz, 1987, S. 7 ff.), ist fragwürdig, sowie in seiner Verwendung wenig hilfreich. Der Movens hingegen ist durchaus nachvollziehbar: Die Etablierung eines allumfassenden, generalisierbaren Konzeptes, das es ermöglicht, definierte Entitäten hinsichtlich ihnen zuschreibbarer Merkmale in Unterscheidung zu anderen zu beobachten.

Wenn es nun aber nicht nur nicht sinnvoll, sondern auch nicht möglich ist, den Komplex Kultur und damit zusammenhängende Phänomene definitorisch festzulegen (vgl. Boesch, 1982) ist zu fragen, wie dennoch gewährleistet werden kann, daß Kultur im wissenschaftlichen Diskurs denk- und thematisierbar bleibt, denn:

„Die Tatsache, daß ‘Kultur’ ein unscharfes Konstrukt ist, spricht noch nicht gegen ihre Bedeutung für den Sozialwissenschaftler.“ (Boesch, 1982, S. 21)

Einen Kulturbegriff zu formulieren, der, wie Geertz (1987, S. 9) es fordert, etwas enger, nicht völlig standardisiert, in sich kohärent ist und eine definierbare Aussage vorzubringen hat, bleibt also ein notwendiges Unterfangen, will man die Bezugnahme auf das Thema Kultur ermöglichen - ohne damit die Hinterfragbarkeit des zugrundeliegenden Konzeptes auszuschließen.

Die Idee die hier verfolgt werden soll ist die, sich dem Kulturbegriff von einer anderen Seite zu nähern. Dabei steht nicht die Frage im Vordergrund, ‘was’ ist Kultur, sondern es wird gefragt, ‘wie’ ist Kultur. Das Ziel ist es, im Reflektieren über Kultur nicht das benennen zu wollen, was von seiner Erscheinungsform als kulturelles Phänomen einzuordnen sei und damit den Kulturbegriff ‘substanziell anfüllen’ sondern vielmehr Kultur an sich, losgelöst von ihren Inhalten zu betrachten und so Eigenschaften herauszukristallisieren, die dem Konstrukt der Kultur als eine Art Kennzeichen dienen.

Wissenschaftstheoretisch gesehen geht es also nicht darum, andere Begriffe dem Kulturbegriff zuzuordnen, sondern ihn anhand von Erscheinungen der Wirklichkeit, mit denen er korrespondiert, und den damit verbundenen Eigenschaften zu identifizieren. In diesem Sinne steht am Ende also auf keinen Fall eine Nominaldefinition und auch keine Operationaldefinition, sondern eine Aussage, die soweit den Anspruch vertritt, eine Realdefinition darzustellen (vgl. Falk, 1993 S. 23ff; Fuchs-Heinritz et al., 1994, S. 542), als daß sie Indikatoren von Kultur aufzeigt, anhand derer es möglich sein wird festzustellen, wo der Kulturbegriff ‘richtig’ oder ‘falsch’ verwendet wird. Diese Herangehensweise verspricht unter vielen Gesichtspunkten fruchtbar zu sein:

Erstens erlaubt sie, den Begriff Kultur in seinem Sinngehalt nachvollziehbar einzuschränken ohne dabei Gefahr zu laufen, ihn A) soweit zu verallgemeinern wie es zu Beginn dieses Kapitels angemahnt wurde oder, B) ihn inhaltlich derart zu reduzieren, daß er der Komplexität und Dynamik der zu beobachtenden Phänomene insofern nicht mehr gerecht werden kann, als daß er auf ein allzu starres, deterministisches Grundgerüst aufbaut.

Zweitens kann anhand begründeter, klar formulierter Annahmen, über die Merkmale von Kultur, ein Beitrag dazu geleistet werden, dem Einhalt zu gebieten, was Riberio (1998) in folgenden Worten zusammenfaßt:

„Kultur ist heutzutage inflationär in Umlauf (...). (...) Die unumschränkte Verfügbarkeit des Begriffs führt zu seiner weitgehenden Entleerung; zugleich wird Kultur als Konsumobjekt fetischisiert und ihrer konstitutiven Selbstreflexivität enthoben und kann somit jedem instrumentellen Zweck dienstbar gemacht werden.“ (Riberio, 1998, S. 3)

Denn die Beschreibung der Eigenschaften von Kultur, stellt zum einen einen, wenn auch kulturabhängigen, selbstreflexiven Prozeß dar, zum anderen wirkt eine Einigung auf seine Eigenschaften dahingehend, daß der Begriff nicht mehr unumschränkt verfügbar ist.

Drittens wird die Benennung der Eigenschaften von Kultur den Blick darauf öffnen, wie der Kulturbegriff verwendet wird, wie er konotiert ist und/oder ob er gar gezielt instrumentalisiert und bestimmten Zwecken nutzbar gemacht wird. Es wird also eine Beobachtung zweiter Ordnung, im Sinne Luhmanns (vgl. Kneer/Nassehi 1994), implementiert, nämlich die Beobachtung der Beobachtung von Kultur, die Aussagen über den ‘blinden Fleck’ der beobachteten Beobachtung zuläßt, z.B. unter welchen Vorannahmen Kultur betrachtet wird. Dadurch verlagert sich das Zentrum der Kritik weg vom Kulturbegriff hin zu der Art und Weise ‘wie’ er benutzt wird und damit zu den Personen die, ihn benutzen.

Vor allem die unter Drittens angesprochene ‘Beobachtung zweiter Ordnung’ gibt die Richtung an, der die, im Anschluß angeführten, Überlegungen über Kultur folgen werden. Das zugrundeliegende Motiv besteht darin, anhand eines weitgehenden Verstehens ‘unseres’ Verständnisses von Kultur die antecedens Bedingungen dieses Verständnisses zu isolieren, sie in Frage zu stellen und gegebenenfalls zu verwerfen und/oder zu ersetzen.

Wie sehr die oft als ‘selbstverständlich’ mitgedachten Eigenschaften von Kultur, den Blick auf die ‘Anderen’ mitprägen, wird sich bei der Analyse von Interviewsequenzen mit Praktikern in Kapitel Drei zeigen. Ein Hinweis auf dieses Kapitel an dieser Stelle dient dazu noch einmal vor Augen zu führen, wie wichtig es ist, diese, die Wahrnehmung strukturierenden Vohrannahmen zu benennen und zu korrigieren.

2.2. „Ein Konfuzianer und ein Westler“, Konstruktion von Kulturbildern beim auslandsvorbereitenden Training

„Erarbeitet man sich ein beobachtendes Verhältnis zur eigenen Kultur, so liegt die Erkenntnisleistung beim ‘Othering’ des Eigenen nicht primär im Erklären oder im Verstehen: sie liegt in der Explikation“ (Amann/Hirschauer 1997)

Obwohl die Belastungen die ein Auslandseinsatz für den Entsandten und rückwirkend auch für den Entsender mit sich bringt, enorm hoch und vielschichtig sind, ist es, gerade in der Privatwirtschaft, inbesondere bei den mittelständischen Unternehmen, auch heute noch nicht Usus, für eine angemessene Vorbereitung der betroffenen Mitarbeiter Sorge zu tragen (vgl. Bittner, 1996). Werden gezielte Maßnahmen getroffen, geschieht dies zumeist unter Einbeziehung standardisierten Schulungsmaterials, wie es, anhand eines Beispiels, nachfolgend vorgestellt wird[5].

Die Problematisierung von verschriftlichten Seminarinhalten dieser Art erhält seine Bedeutung vor allem dadurch, daß sie einerseits Bilder und Wahrnehmungsstrukturen transportieren, von denen eine prädispositionierende Wirkung zu erwarten ist, und andererseits als Sedimentierung alltagsweltlich dominanter Annahmen über Kultur erkannt werden können, so daß selbst unter Berücksichtigung einer Nichtteilnahme an einem solchen Seminar, die Analyse des verwendeten Materials Aufschluß über die Wirkungsweise eines Angebots ‘vorgefertigten Wissens’ geben kann. Es kann davon ausgegangen werden, daß sich das alltagsweltliche Kulturverständniß und das Kulturverständniß, wie es in zahlreichen Interkulturellen Seminaren kommuniziert wird, einander wechselseitig bedingen und damit ein durchaus fragwürdiges Kulturkonzept perpetuieren. Die zu Grunde liegende Problematik beschreibt Soeffner (1989) treffend:

„Der größte Teil unseres Wissens und Handelns basiert auf überlieferten second-hand-Erfahrungen, die zwar einerseits unser Wissen erweitern und zusammen mit anderen in eine Wissensgemeinschaft einbetten, die aber andererseits durchaus auch realtätsferne Stereotypen oder gar Elemente eines kollektiven Wahnsystems sein können, das wir - bis auf weiteres - übernommen haben.“ ( Soeffner, 1989, S. 99)

An dieser Stelle muß darauf hingewiesen werden, daß es durchaus möglich und nützlich ist, über Verhaltensstandards und Regeln, wie sie in anderen Kulturen erwartet und vollzogen werden, zu informieren und sie durch Training zu internalisieren. Meist handelt es sich dabei um ‘technische’ Fertigkeiten beziehungsweise Benimmregeln im Kontext standartisierter Situationen. Mit ‘technisch’ ist gemeint, daß es sich bei diesen Fertigkeiten um ein Verhalten handelt das, so es denn bekannt ist, in den entsprechenden Situationen lediglich reproduziert werden muß. So kann es beispielsweise vor allzu peinlichen Situationen schützen, zu wissen, daß beim Essen in einem Restaurant andere Regeln zu beachten sind als bei der gleichen Tätigkeit zuhause. Ebenso ist es nicht erwünscht Kirchen allzu freizügig bekleidet zu betreten. Auch auf interkultureller Ebene bestehen solche Regeln und Regelungen, ob nun religiös, traditionell etc. motiviert, die zu kennen von Nutzen sein kann, ohne daß es zwingend notwendig wäre sie zu verstehen - und selbst bei der Vermittlung derartiger Benimmregeln ist doch immer wieder zu beachten, daß auch diese dem ‘Wandel der Zeit’ unterliegen, also keinesfalls als statisch und für alle Zeiten gegeben erachtet werden können.

Obwohl das auslandsvorbereitenden Training in seinem Anspruch inhaltlich weit darüber hinausgeht, lediglich die Funktion eines ‘Auslands-Knigge’ zu erfüllen, so bleibt es doch zumeist seinem statischen, rezepthaften Anleitungscharakter verhaftet. Bei der anschließenden Interpretation der hier vorliegenden Unterlagen, die als Schulungsmaterial in einem großen deutschen Unternehmen dienen, sei das Hauptaugenmerk neben der Darstellungform und den vermittelten Inhalten darauf gerichtet, die unhinterfragt mitkommunizierten Strukturmerkmale von Kultur zu erkennen und sie explizit zu benennen.

Eine Analyse[6] der in Abbildung 1 „Chinesen und Deutsche: Acht Felder interkultureller Unterschiede“, Abbildung 2 „Ein Konfuzianer und ein Westler“ und Abbildung 3 „Rollenmoral - Personenmoral“, dargestellten Kapitel gewährt durchaus aufschlußreiche Einblicke in die Argumentationsstruktur und den zugrundeliegenden Leitmotiven der hier vorgestellten Trainingseinheit. Folgende typischen Merkmale lassen sich dabei extrapolieren:

1. Implizite Darstellung von nicht mehr hinterfragten Grundannahmen:

- Zur Beobachtung der ‘Anderen’ wird von einem Beobachtungsstandpunkt ausgegangen, der die Möglichkeit suggeriert, daß ‘wir’ ‘uns’ und die ‘Anderen’ aus einer Art Vogelperspektive betrachten könnten und damit in der Lage wären, die Position eines ‘neutralen’ Beobachters einzunehmen.
- Menschen sind verschiedenen ‘Kulturräumen’, oder wie Matthes es umschreibt[7] „Gußformen von Kultur“ (vgl. Matthes, 1992, S. 88ff), zuzuordnen. Diese ‘Kulturräume’ sind voneinander unterscheidbare, feststellbare Entitäten, es ist möglich, sie in ihrem ‘so-Sein’ zu erkennen und anhand von beobachtbaren Merkmalsausprägungen zu beschreiben. Die den jeweiligen Kulturräumen zuzuordnenden Menschen stellen bezüglich der beobachtbaren Merkmalsausprägungen eine weitgehend homogene Masse dar. Man kann davon ausgehen, daß die erkannten Merkmalsausprägungen in dieser Form Bestand haben.

2. Konstruktion einer gegenüberstellenden ‘Wir’-‘Sie’- Dichotomie

- Der Beobachtungsgegenstand ‘kulturelle Unterschiede’ wird vor dem Hintergrund einer ‘Wir’-‘Sie’-Unterscheidung, in Form eines Vergleiches dargestellt. Im Vorgang des Vergleichens wird die Dichotomisierung ‘Eigenes’-‘Fremdes’ als Leitdifferenz angelegt. Entlang dieser Leitdifferenz werden pauschalisierte Aussagen über das jeweils ‘Eigene Deutsche’ und das jeweils ‘Fremde Chinesische’ getroffen, die dann in Gegenüberstellung zueinander abgebildet werden.
- Einfache Aussagesätze werden als Prädikatoren für das ‘Deutsche’ und das ‘Chinesische’ eingeführt und deren Implikation in Form von „Allsätzen“ (zur Problematik von Allsätzen vgl. Seiffert, 1974, S. 198ff) provoziert (vgl. vor allem Abb 2).

3. Reduktion interkultureller Verschiedenartigkeit auf ‘Schlagwortüberschriften’

- Inhaltlich beschränkt man sich auf plakative, scheinbar offensichtliche Unterschiede, deren Gegensätzlichkeit schnell und einfach zu merken ist. Formal werden die Inhalte hauptsächlich entweder in Form von kurzen Seinsaussagen oder als Schlagworte formuliert, dabei werden komplexe gesellschaftliche Phänomene wie zum Beispiel ‘Moral’ (siehe dazu Abb. 2) oder ‘Achtung’ (siehe dazu Abb. 3) erfaßt.

4. Inszenierung eines entweder-oder-Szenarios

- Die diametrale Darstellung kultureller Merkmale beziehungsweise Aussagen, die einer Kultur zugeordnet werden, implementiert eine positive Identifizierung mit der ‘eigenen Seite’ unter Ausschluß der ‘anderen Seite’ nach dem Motto, Merkmalsträger der einen Kultur zu sein heißt gleichzeitig, nicht-Merkmalsträger der ‘anderen’ Kultur zu sein. Man ist also „Konfuzianer“ oder „Westler“, respektive Deutscher oder Chinese, tertium non datur.

Chinesen und Deutsche:

Acht Felder interkultureller Unterschiede

1. was ist sauber, was ist schmutzig ?

Für Deutsche wirkt es unsauber, wenn Chinesen Essen auf den Tisch spucken.

Chinesen finden es dafür unhygienisch, sich bei Tisch die Finger abzuschlecken.

2. was ist gesund, was ist krank ?

Deutsche finden Sport in der Freizeit sehr gesund.

Chinesen halten mehr vom Ausruhen.

3. was ist normal, was ist abartig ?

Bei einem Mißgeschick Fremder in der Öffentlichkeit zu lachen, ist in China normal.

Dafür finden Deutsche es normal, an roten Ampeln zu halten.

4. was ist schön, was ist häßlich ?

Deutsche finden Frauen auch dann schön, wenn sie ärmellos und unrasiert gehen.

Chinesen finden nichts dabei, wenn Nylonstrümpfe verrutscht am Bein hängen.

5. was ist gut, was ist böse - was ist ein Verbrechen ?

Ein Querrulant zu sein ist in Deutschland meist noch kein Verbrechen.

Mit Geschenken Beziehungen zu pflegen ist unter Chinesen nicht unbedingt korrupt.

6. was ist höflich, was ist unhöflich ?

Für Deutsche ist es nicht unhöflich, getrennte Rechnungen zu verlangen.

Für chinesische Chefs ist es nicht unhöflich, eine Tafel abrupt aufzuheben.

7. was ist interessant, was ist langweilig ?

Chinesische Besucher finden Hochhäuser oft interessanter als „Kulturdenkmäler“.

Deutsche finden Einsamkeit meist interessanter als betreut zu werden.

8. was ist privat, was ist öffentlich ?

Vielen Chinesen macht es offenbar nichts aus, keine Tür vor der Toilette zu haben.

Deutsche stört es nicht, Gruppendissens öffentlich zu zeigen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.: 1

Quelle: Folie aus den internen Schulungsunterlagen eines deutschen Großkonzerns

Rollenmoral - Personenmoral

Die Kulturmerkmale

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.: 2

Quelle: Folie aus den internen Schulungsunterlagen eines deutschen Großkonzerns

Ein Konfuzianer und ein Westler

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3

Quelle: Folie aus internen Schulungsunterlagen eines deutschen Großkonzerns

Wir verlassen uns auf solide Beziehungen und langjährige, erprobte Treue

Offenheit ist uns viel wert.

Ich strebe nach

Freiheit und Selbständigkeit.

Ich erwarte, daß man meine Privatsphäre respektiert.

Auch auf Reisen wollen wir oft in Ruhe gelassen werden.

Ich möchte das haben, was kein anderer in meiner Umgebung hat.

Wir gewinnen Achtung wenn wir uns selbst behaupten können.

Das Schlimmste ist, wenn ich Schuld auf mich lade.

Alle Menschen sollten in etwa gleich behandelt werden.

Hierarchie- Pyramiden sollten ganz flach sein.

An starken Persönlichkeiten schätzen wir deren Tatkraft.

Unsere Konflikte sollten von gerechten unparteiischen Instanzen geregelt werden: Gesetze, Satzungen. Betriebsordnungen, Gerichte usw.

Wir verlassen uns auf ein offenes Wort, Gesetze und Verträge.

Hinsichtlich der strukturierenden Wirkung interkulturellen Trainings auf die Wahrnehmung der Entsandten im Vorfeld des Auslandseinsatzes, sind es vor allem die genannten Darstellungsschemata, die es zu beleuchten gilt. Ihre immense Wirkkraft und die ‘Gefahr’, die von ihnen ausgeht, entsteht dadurch, daß gerade auf diesen die Konstitution der Sichtweise auf die ‘andere’ Kultur fußt. Sie geben den Rahmen vor, innerhalb dessen Grenzen die Zweiteilung einer Welt stattfindet, auf deren einen Seite ‘Wir’ uns wiederfinden sollen und auf deren anderen Seite die ‘Anderen’ zu erkennen sind. Dabei wird die Existenz und der Wahrheitsgehalt diese Rahmens weder thematisiert, geschweige denn in Frage gestellt.

[...]


[1] Die Begriffe interkulturelle Kompetenz, interkulturelle Handlungskompetenz und interkulturelle kommunikative Kompetenz (als einer der wichtigsten Bestandteile interkultureller Kompetenz) sind nicht trennscharf zueinander. In der einschlägigen Literatur wird eine exakte Trennung dieser Begriffe oft nicht aufrechterhalten und erwieß sich im Rahmen dieser Arbeit als nicht relevant.

[2] Das vorliegende Interviewmaterial entstand während der Durchführung des Forschungsprojekts, ‘Projekt F1D - Marktpräsenz über kulturelle Grenzen hinweg: Fallstudien zum Engagement bayerischer mittelständischer Unternehmen in China’, (Förderzeitraum: März 1998 - Februar 2000) gefördert durch den Bayerischen Forschungsverbund Area-Studies, FORAREA. Projektleitung: Prof. Dr. Gert Schmidt, Bearbeiter: Dr. Aida Bosch, Pamela Finley, Dr. Markus Promberger, Thomas Reichenbach M.A.

[3] Alltag wird hier im Sinne Soffners verwendet. Die generative Struktur dessen, was wir Alltag nennen, beruht [...] auf einem besonderen Typus der Erfahrung, des Handelns und des Wissens. (Soeffner 1989, S. 15)

[4] Wobei hier angemerkt werden muß, daß die Definition Tylors aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert stammt und das an dieser Stelle angeführte Zitat keine Kritik an Tylor darstellt, sondern die Hilflosigkeit Zeitgenössischer Autoren, im finden brauchbarere Deutungsmuster für den Begriff Kultur, vor Augen führen soll.

[5] Der Autor vertritt die These, daß das verwendete Material hinsichtlich seiner Struktur exemplarisch für das Gros von interkulturellen Schulungsmaterial steht, auf einen empirischen Nachweis an dieser Stelle wird jedoch verzichtet. Nähere Informationen und Quellenangaben zum hier verwendeten Material finden sich im Anhang.

[6] Eine Auseinandersetzung mit dem hier vorliegenden Material findet sich auch im FORAREA Jahresbericht 1999, Heft 14, in Form des Abschlußberichts des FORAREA-Projektes F1A, „Interkulturelle Kommunikation auf der Basis kulturkreisbedingter Wertvorstellungen als ein Erfolgsfaktor geschäftlicher Beziehungen“ von Dieter Böhn, Rüdiger Ahrens, Henning Albrecht und Thomas Reichenbach

[7] Matthes verwendet diese Begriff im Kontext einer Kritik an einem Vorgang des Vergleichens der sich auf derartige Konzepte stützt.

Ende der Leseprobe aus 93 Seiten

Details

Titel
Interkulturelle Kompetenz
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Soziologie)
Note
1,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
93
Katalognummer
V14226
ISBN (eBook)
9783638196895
Dateigröße
627 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interkulturelle, Kompetenz, Thema Interkulturelle Kompetenz
Arbeit zitieren
Thilo Heyder (Autor:in), 2000, Interkulturelle Kompetenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14226

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