Leseprobe
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung
2 Hauptteil
2.1 Das Duale System der Berufsausbildung
2.2 Beispiele für lernende Kooperationen in der beruflichen Erstausbildung
2.2.1 Verbundausbildung
2.2.2 „Klassische“ Lernortkooperation
2.2.3 Berufsbildungsnetzwerke
2.3 Handlungsfelder der Personalentwicklung im Bezug auf lernende Kooperationen
2.3.1 Personenbezogene Handlungsfelder
2.3.2 Organisationsbezogene Handlungsfelder
2.3.3 Interorganisationsbezogene Handlungsfelder
3 Schlussteil
Literaturverzeichnis
Anhang II
1 Einleitung
Schon seit einigen Jahren befindet sich die berufliche Erstausbildung im Brennpunkt verschiedener Diskussionen. Die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatzstelle und die Zahl der Arbeitslosen ohne Berufsausbildung werden regelmäßig von den Medien präsentiert. Aus betrieblicher Sicht wird der aktuelle und zukünftige Facharbeitermangel beklagt. Die Gewerkschaften hingegen kritisieren die zu geringe Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen. Dabei wird der deutschen Berufsbildung mit ihrem Dualen System oft der Pauschalvorwurf gemacht, zu unflexibel, zu teuer und überhaupt ungeeignet zu sein, sich den permanenten gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen. Es stellt sich die Frage, ob das Duale System dem erheblichen Modernisierungsdruck überhaupt gerecht werden kann.
Dabei hat sich in den letzten Jahren einiges im Dualen System getan. Zum Beispiel hat das Bundesinstitut für Berufsbildung Modellversuchs- programme initiiert, um die Forschung und Entwicklung von Lernort- kooperationen und Berufsbildungsnetzwerken voranzubringen. Es wurde nicht nur erkannt, dass sich die gesetzlichen und pädagogischen Rahmenbedingungen an die Veränderungen anpassen müssen. Auch die Ausbildungspartner und die Regionen selbst benötigen dringend größere Handlungsspielräume. Einem zukunftsweisenden Gestaltungselement der Berufsbildung wurde dabei erhöhte Aufmerksamkeit zuteil:Lernende Kooperationen.
Als Personalentwickler interessiert mich im Folgenden, welche Chancen und Impulse von solchen Kooperationen in der beruflichen Bildung für die Personalentwicklung ausgehen können. Wie sehen die Handlungsfelder aus, die sich aus einer engeren Zusammenarbeit von Betrieben, berufsbildenden Schulen und anderen Partnern des Dualen Systems für die Personalentwicklung ergeben?
2 Hauptteil
2.1 Das Duale System der Berufsausbildung
Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) unterscheidet zwischen betrieblicher und schulischer Berufsbildung. Die betriebliche Berufsbildung wird in Betrieben der Wirtschaft, in Einrichtungen des Öffentlichen Dienstes, bei Angehörigen freier Berufe und in Haushalten durchgeführt. Die schulische Berufsbildung findet in berufsbildenden Schulen statt (§ 2 Absatz 1 Satz 1+2 BBiG). Die betriebliche und die schulische Berufsbildung bilden zusammen das Duale Berufsbildungssystem.
Daneben gibt es noch die außerbetriebliche Berufsbildung an sonstigen Berufsbildungseinrichtungen (§ 2 Absatz 1, Satz 3 BBiG).
Die Ziele der Berufsbildung sind in § 1 BBiG verankert.
Die rechtlich-organisatorische und didaktisch-pädagogische Struktur des Dualen Systems verdeutlicht die folgende Abbildung „Struktur des Dualen Systems“ (Münch 1994, S. 37):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Beispiele für lernende Kooperationen in der beruflichen Erstausbildung
Bevor ich nun in den folgenden drei Abschnitten Beispiele von lernenden Kooperationen in der beruflichen Erstausbildung darstelle, möchte ich kurz den Begrifflernende Kooperationenerläutern.
Den Begrifflernende Kooperationenverwende ich übergreifend für die verschiedenen Kooperationsformen in der Berufsbildung. Miteinander und voneinander lernen und dadurch neues Wissen zu erzeugen, ist das verbindende Element all dieser Kooperationsformen. Die Kooperationspartner, die Kooperationsziele und die Kooperationsintensität können verschieden sein, aber der Prozess des Lernens wird immer ein zentraler Bezugspunkt sein.
2.2.1 Verbundausbildung
In der Fachliteratur gibt es verschiedene Definitionen des Begriffs
„Verbundausbildung“, die sich mehr oder weniger unterscheiden. Eine einheitliche Definition von „Verbundausbildung“ gibt es bisher nicht. (vgl. Pahl/Schütte 2003, S. 51; Mülhausen 1992, S. 32 ff.). Für Mülhausen heißt „Verbundausbildung“:„[…]Zusammenarbeitvon Betrieben zum Zweck gemeinsamer arbeitsplatzbezogender Ausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen“ (Mülhausen 1992, S. 35). Der Kern der Verbundausbildung ist demnach, die Kooperation von Betrieben in der beruflichen Erstausbildung. Eine Kooperation mit einer oder mehreren Berufsschulen oder überbetrieblichen Ausbildungsstätten ist demnach nicht unbedingt notwendig. In der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes 2005 wurde die Verbundausbildung explizit mit aufgenommen (vgl. § 10 Abs. 5 und § 27 Abs. 2 BBiG).
Es existierenverschiedene Verbundausbildungstypen(vgl. Pahl/Schütte 2003, S. 51-53, Nackmayr 2005, S.3-5):
a) Auftragsausbildung
Einzelne Ausbildungsabschnitte werden aus fachlichen Gründen oder wegen fehlender Kapazität an andere Betriebe oder Bildungsträger vergeben.
b) Ausbildungskonsortium
Mehrere kleine und mittlere Unternehmen stellen jeweils Auszubildende ein und tauschen diese zu vereinbarten Phasen aus.
c) Leitbetrieb mit Partnerbetrieben
Der Leitbetrieb ist für die Ausbildung insgesamt verantwortlich. Er schließt die Ausbildungsverträge ab und organisiert die phasenweise Ausbildung bei den Partnerbetrieben, mit denen er einen Kooperationsvertrag schließt.
d) Ausbildungsverein
Mehrere Betriebe schließen sich auf vereinsrechtlicher Grundlage zusammen. Der Verein tritt als Ausbilder auf. Er übernimmt die Steuerung der Ausbildung und wird von den Mitgliedern finanziell getragen.
FolgendeAnreize für den Betrieb, eine Verbundausbildung einzugehen, sind (vgl. Drinkhut et al. 2003, S. 15; Nackmayr 2005, S. 3-7; Rauner
2003, S. 151 ff.):
- Besonders für Betriebe, die bisher noch nicht ausgebildet haben, eignet sich eine Verbundausbildung. Durch die Unterstützung in der Verbundausbildung wird der Einstieg in die Ausbildung erleichtert. Organisation und Verwaltungsaufgaben können vom Verbund übernommen werden. Damit können mehr Betriebe für eine Ausbildung gewonnen und das Ausbildungsangebot vergrößert werden.
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