Im Zusammenhang mit den Krisenerscheinungen auf den Finanzmärkten werden in der Literatur und Praxis vielfach die krisenintensivierenden Wirkungen einer Fair-Value-Bilanzierung von Finanzinstrumenten kritisiert. Der Fair Value sei ein „Brandbeschleuniger“ und habe „Mitschuld an der Finanzkrise“. Des Weiteren hat die zunehmende Illiquidität des Marktes für Subprime-Positionen Probleme bezüglich der Fair-Value-Ermittlung aufgeworfen. Dies betrifft insbesondere die damit verbundene Frage nach der Existenz noch aktiver Märkte bzw. nach einer angemessenen Ausgestaltung der Fair-Value-Bewertung, da die illiquiden Märkte einer Marktwertbewertung weitestgehend die Grundlage entzogen haben. Im Fair Value Accounting von Finanzinstrumenten ist seither – als Reaktion auf die Krise – ein großer Diskussionsbedarf und eine hohe Regelungsdynamik zu beobachten.
Die vorliegende Arbeit dient der kritischen Analyse der Fair-Value-Bewertung von Finanzinstrumenten nach IAS/IFRS vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise. Die Auffassung des IASB wird dabei um fachliche Verlautbarungen des IDW ergänzt.
Einleitend werden einige Grundlagen dargestellt, die für die weitere Arbeit von wesentlicher Bedeutung sind. Dabei wird kurz auf die Entstehung der Subprime-Krise und ihre Weiterent-wicklung zur Finanzmarktkrise, soweit es für diese Arbeit relevant ist, eingegangen. In diesem Zusammenhang werden die prozyklischen Wirkungen einer Marktwertbewertung erörtert. Es folgt eine grundsätzliche Einführung in den Wertbegriff „Fair Value“. Anschließend werden die Grundzüge der Bewertung von Finanzinstrumenten dargelegt, um dann die Zeitwertbewertung der Subprime-Finanzpositionen näher analysieren zu können. Schwerpunktmäßig konzentriert sich die Arbeit auf die Problematik der Abgrenzung von aktiven und nicht aktiven Märkten, die Identifikation von Notverkäufen bzw. die Darstellung der Fair-Value-Bewertungsverfahren in inaktiven Märkten, wobei insbesondere auf die Anwendung der Discounted Cashflow (DCF)-Methode Bezug genommen wird. Außerdem wird die stark umstrittene Aussetzung der Fair-Value-Bewertung – durch die Umwidmung von Finanzinstrumenten zu einer alternativen Bewertungskategorie – untersucht. Die Arbeit schließt mit einer kritischen Würdigung der Fair-Value-Bewertung von Finanzinstrumenten des Handelsbestands nach dem BilMoG. Diese erfolgt insbesondere vor dem Hintergrund handelsrechtlicher Bewertungsgrundsätze.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Untersuchungsanlass
- Abgrenzung der Problemstellung und Gang der Untersuchung
- Die Rolle des Fair Value in der Finanzmarktkrise.
- Von der Subprime-Krise zur Finanzmarktkrise.
- Entstehung der Subprime-Krise
- Verbriefung von Hypothekarkreditforderungen
- Prozyklität der Fair-Value-Bewertung von Finanzinstrumenten
- Fair-Value-Bewertung bei steigenden Marktpreisen
- Fair-Value-Bewertung bei sinkenden Marktpreisen
- Fair Value als Wertkonglomerat in der internationalen Rechnungslegung
- Fair-Value-Definition
- Fair-Value-Hierarchie.
- Level 1, 2, 3 Inputs
- Bewertungsmethoden
- Fair-Value-Bewertung von Finanzinstrumenten auf aktiven Märkten nach IFRS
- Bewertung von Finanzinstrumenten im Überblick
- Zuordnung zu Bewertungskategorien
- Impairment von „at amortized cost“ und „available for sale“.
- Fair-Value-Bewertung von Finanzinstrumenten
- Abgrenzung aktiver Märkte
- Indikatoren inaktiver Märkte gemäß IDW und ED/2009/5
- Kritische Würdigung der Abgrenzungskriterien
- Forced Transactions
- Indikatoren zur Identifikation von „forced transactions“.
- Kritische Würdigung der Abgrenzungskriterien
- Fair-Value-Bewertungsverfahren auf inaktiven Märkten
- Marktbasierte Vergleichswerte
- Zeitnahe Transaktionspreise identischer Finanzinstrumente
- Transaktionspreise ähnlicher Finanzinstrumente.
- Kurse von Brokern und Preis-Service-Agenturen
- Mapping mit einem Index
- Discounted-Cashflow-Bewertungsverfahren.
- Bestimmung des Diskontierungszinssatzes
- Bestimmung der Credit Spread
- Bestimmung der Liquidity Spread
- Kritische Würdigung
- Umwidmung von Finanzinstrumenten.
- Inhaltliche Darstellung der Umwidmungsvorschriften
- Bilanz- und Ergebniseffekte einer Umwidmung
- Kritische Würdigung der Neuregelungen zur Umwidmung.
- Zeitwertbewertung von Finanzinstrumenten des Handelsbestandes gemäß BilMoG
- Implementierung der Fair-Value-Konzeption für Finanzinstrumente
- Eckpunkte und inhaltliche Darstellung der Reformvorschrift.
- Kritikpunkte der „,Saarbrücker Initiative gegen den Fair Value“.
- Vereinbarkeit mit dem Rechnungslegungszweck
- Informationsfunktion
- Kriterium der Relevanz.
- Kriterium der Verlässlichkeit
- Kapitalerhaltung
- Realisierungsprinzip
- Gläubigerschutzprinzip
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der kritischen Würdigung der Fair-Value-Bewertung von Finanzinstrumenten im Kontext der Subprime-Krise. Die Arbeit analysiert die Rolle des Fair Value im Finanzmarkt und untersucht dessen Prozyklität sowie die damit verbundenen Herausforderungen in der Rechnungslegung.
- Analyse der Subprime-Krise und ihrer Auswirkungen auf den Finanzmarkt
- Untersuchung der Prozyklität der Fair-Value-Bewertung
- Bewertung von Finanzinstrumenten auf aktiven und inaktiven Märkten
- Kritische Würdigung der Fair-Value-Bewertung in der internationalen Rechnungslegung
- Analyse der Implementierung der Fair-Value-Konzeption im Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG)
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problemstellung der Diplomarbeit ein und erläutert den Untersuchungsanlass sowie die Abgrenzung des Themas. Das zweite Kapitel beleuchtet die Rolle des Fair Value im Kontext der Finanzmarktkrise und analysiert die Entstehung der Subprime-Krise sowie deren Auswirkungen auf den Finanzmarkt. Zudem wird die Prozyklität der Fair-Value-Bewertung untersucht, indem die Auswirkungen von steigenden und sinkenden Marktpreisen auf die Bewertung von Finanzinstrumenten betrachtet werden. Das dritte Kapitel widmet sich dem Fair Value als Wertkonglomerat in der internationalen Rechnungslegung und beleuchtet die Fair-Value-Definition, die Fair-Value-Hierarchie sowie die verschiedenen Bewertungsmethoden. Das vierte Kapitel analysiert die Fair-Value-Bewertung von Finanzinstrumenten auf aktiven Märkten nach IFRS. Hierbei werden die Zuordnung von Finanzinstrumenten zu Bewertungskategorien, das Impairment von „at amortized cost“ und „available for sale“ sowie die Fair-Value-Bewertung von Finanzinstrumenten im Detail untersucht. Außerdem werden die Kriterien zur Abgrenzung aktiver Märkte und die Problematik der „forced transactions“ analysiert. Das fünfte Kapitel befasst sich mit den Fair-Value-Bewertungsverfahren auf inaktiven Märkten. Es werden marktbasierte Vergleichswerte, das Mapping mit einem Index und die Discounted-Cashflow-Bewertungsverfahren vorgestellt und kritisch beleuchtet. Das sechste Kapitel widmet sich der Umwidmung von Finanzinstrumenten. Hier werden die inhaltliche Darstellung der Umwidmungsvorschriften, die Bilanz- und Ergebniseffekte einer Umwidmung sowie die kritische Würdigung der Neuregelungen zur Umwidmung behandelt. Das siebte Kapitel analysiert die Zeitwertbewertung von Finanzinstrumenten des Handelsbestandes gemäß BilMoG. Es werden die Eckpunkte der Reformvorschrift sowie die Kritikpunkte der „Saarbrücker Initiative gegen den Fair Value“ dargestellt. Zudem wird die Vereinbarkeit der Fair-Value-Konzeption mit dem Rechnungslegungszweck im Hinblick auf die Informationsfunktion und die Kapitalerhaltung untersucht.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Rechnungslegung und Finanzmarktentwicklung, insbesondere der Fair-Value-Bewertung von Finanzinstrumenten im Kontext der Subprime-Krise. Zu den zentralen Begriffen zählen: Fair Value, Subprime-Krise, Finanzmarktkrise, Prozyklität, IFRS, BilMoG, Rechnungslegungszweck, Informationsfunktion, Kapitalerhaltung, Bewertungskategorien, aktive Märkte, inaktive Märkte, Forced Transactions, Marktbasierte Vergleichswerte, Discounted-Cashflow-Bewertungsverfahren, Umwidmung, Impairment, Credit Spread, Liquidity Spread.
- Quote paper
- Marion Heinig (Author), 2009, Kritische Würdigung der Fair-Value-Bewertung von Finanzinstrumenten im Zuge der Subprime-Krise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142636