Im "Tristan" Gottfrieds von Straßburg wird vom Namen Gottes, ebenso wie von der Darstellung religiöser Anschauungen und Verfahrensweisen, in vielfältiger Weise Gebrauch gemacht. Oft wirken diese Darstellungen fremd. Diese "Fremdheit" kann man auf verschiedenen Ebenen feststellen. Nicht nur aus heutiger Sicht muten diese Schilderungen eigenartig an, manche Verfahren waren schon im Mittelalter nicht mehr zeitgemäß. Ebenso zeigen die handelnden Personen selbst ein widersprüchliches Verhalten gegenüber Gott, auch ihnen ist dieser offensichtlich fremd. Eine weitere Ungewissheit findet sich in den ungeklärten Absichten Gottfrieds. Auch nach vielen Erforschungen, kann man immer noch keine eindeutige Aussage über seine wahre Absicht solcher Gottesdarstellungen machen. Eine derartige "Fremdheit" kann man im gesamten "Tristan" feststellen; aber vor allem in einigen zentralen Szenen wird diese deutlich.
Die Frage, mit der sich diese Arbeit beschäftigen soll, lautet daher: Wie kann man die fremd wirkenden Darstellungen interpretieren und was wollte Gottfried mit dieser Art der Gottesschilderung bewirken?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Intention der religiösen Motive
- Die ere als höchsten Grundsatz
- Leid und List
- Wahrheit
- Veränderungen gegenüber der Vorlage
- Gottfrieds Intention
- Die Herkunft und die Funktion der Gottesurteile im Mittelalter
- Das Zweikampfrecht
- Die Eisenprobe
- Die Fremdheit der Gottesdarstellungen aus heutiger Sicht
- Die Verfügung über Gott in der Episode des Moroldkampfes
- Der instrumentalisierte Gott in der Episode des Tantris
- Der manipulierte Gott in der Episode des Gottesurteils
- Der Helfergott in der Episode des Gottesurteils
- Die Fremdheit Gottes gegenüber den handelnden Personen
- Unsicherheit der handelnden Personen
- Die zweideutige Rede
- Die heutige Fremdheit Gottfrieds Kommentars
- Ernste Interpretation
- Ironische Interpretation
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse der Darstellung Gottes im Tristan Gottfrieds von Straßburg und untersucht, wie diese Darstellung aus heutiger Sicht erscheint und welche Intentionen Gottfried mit seiner Darstellung von Gott verfolgt hat.
- Die ere als höchster Grundsatz im mittelalterlichen Gesellschaftsleben
- Die Rolle von Leid und List im Charakter Tristans
- Die Bedeutung des Wahrheitsbegriffs in der höfischen Literatur
- Die Fremdheit der Gottesdarstellungen in Gottfrieds Tristan
- Gottfrieds Intention in der Darstellung von Gott und religiösen Motiven
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die Problematik der fremd wirkenden Gottesdarstellungen im Tristan Gottfrieds von Straßburg.
Das zweite Kapitel analysiert die Intention der religiösen Motive im Tristan und befasst sich mit der ere als höchstem Grundsatz, dem Leid und der List in Tristans Charakter, dem Wahrheitsbegriff in der höfischen Literatur sowie mit Gottfrieds Intention bei der Darstellung von Gott und religiösen Motiven.
Das dritte Kapitel untersucht die Herkunft und Funktion der Gottesurteile im Mittelalter und stellt die beiden wichtigsten Formen, das Zweikampfrecht und die Eisenprobe, vor.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Fremdheit der Gottesdarstellungen aus heutiger Sicht und analysiert verschiedene Episoden, in denen Gott als Verfüger, instrumentalisiert, manipuliert oder als Helfer dargestellt wird.
Das fünfte Kapitel betrachtet die Fremdheit Gottes gegenüber den handelnden Personen und beleuchtet die Unsicherheit der Personen sowie die zweideutige Rede Gottes.
Das sechste Kapitel untersucht die heutige Fremdheit von Gottfrieds Kommentar und diskutiert die ernste und die ironische Interpretation.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Interpretation der Darstellung Gottes im Tristan Gottfrieds von Straßburg, insbesondere im Kontext von mittelalterlichen Gottesurteilen, der ere als höchstem Grundsatz im Gesellschaftsleben, der Problematik von Leid und List sowie der Rolle von Wahrheitsbegriffen in der höfischen Literatur.
- Arbeit zitieren
- Susanne Fass (Autor:in), 2003, Der fremde Gott im "Tristan" Gottfrieds von Straßburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14265