Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus ist noch immer nicht abgeschlossen und nach wie vor ein zentrales Thema in der Geschichtswissenschaft. Während man über einige Aspekte bereits eine umfassende, differenzierte Meinung zu haben scheint, wie etwa die Schuldfrage des Zweiten Weltkriegs, der Holocaust oder die Figur Hitlers, wurde anderen Themen bisher weniger Beachtung geschenkt. Zu diesen gehören beispielsweise das Russenbild in der Propaganda oder die Frage, wie Frauen eigentlich den Krieg erlebt haben. Über das
Kriegserlebnis von Frauen, die während der russischen Besetzung in Berlin lebten, berichten Tagebuchaufzeichnungen wie Margret Boveris Tage des Überlebens, Ruth Andreas- Friedrichs Der Schattenmann oder Eine Frau in Berlin von einer anonymen Autorin. Sie zeigen den Zweiten Weltkrieg aus einer anderen Perspektive, statt Schützengraben und Erschießen sind der tägliche Kampf um Nahrungsmittel und Vergewaltigungen durch Soldaten der Siegermächte an der Tagesordnung. Wie sahen diese Frauen den Krieg? Wie standen sie dem Nationalsozialismus gegenüber? Was für Männer waren für sie die Soldaten?
Vor allem die Rotarmisten, die in der deutschen Propaganda als vertierte Untermenschen dargestellt wurden?
Im Folgenden soll das Bild des russischen Soldaten der anonymen Tagebuchautorin von „Eine Frau in Berlin“ untersucht werden. Zur Diskussion steht die Frage, ob man ihre Darstellung der Russen als differenziert bezeichnen kann, wie es in vielen der Rezensionen
behauptet wird, oder ob – und inwiefern - sie vom Russenbild der nationalsozialistischen Propaganda beeinflusst ist, eine Überlegung, die vor dem Hintergrund ihrer angeblichen Identität als Verfasserin propagandistischer Artikel nahe liegt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kritische Betrachtung der Quelle: Anonymas Eine Frau in Berlin.
- Anonymas politische Einstellung.
- Das Russenbild in der NS-Propaganda
- Das Bild des russischen Soldaten in „Eine Frau in Berlin“
- Die Darstellung des russischen Soldaten als unterentwickelt und minderwertig
- Die Darstellung der Tierhaftigkeit des russischen Soldaten
- Die Darstellung der Männlichkeit des russischen Soldaten
- Das Darstellung der Männlichkeit des deutschen Soldaten in „Eine Frau in Berlin“.
- Fazit.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Bild des russischen Soldaten in Anonymas Tagebuch „Eine Frau in Berlin“ und analysiert dessen Darstellung im Spiegel der NS-Propaganda. Ziel ist es zu ergründen, ob die Anonyma eine differenzierte Sicht auf die russischen Soldaten vermittelt oder ob ihre Darstellung von den propagandistischen Stereotypen des nationalsozialistischen Regimes beeinflusst ist.
- Darstellung des russischen Soldaten in „Eine Frau in Berlin“
- Vergleich mit dem Russenbild in der NS-Propaganda
- Anonymas politische Einstellung und ihre mögliche Beeinflussung durch die NS-Propaganda
- Die Rolle des Tagebuchs als Quelle für die Erforschung des Kriegserlebnisses von Frauen
- Die Frage der Authentizität und der möglichen Bearbeitung des Tagebuchs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Russenbildes in der NS-Propaganda und in das Kriegserlebnis von Frauen während der russischen Besetzung Berlins ein. Kapitel 2 widmet sich einer kritischen Analyse der Quelle „Eine Frau in Berlin“ und beleuchtet die Identität der Autorin sowie die Frage der Authentizität des Textes. Kapitel 3 untersucht Anonymas politische Einstellung und stellt die Frage nach ihrer möglichen Nähe zum Nationalsozialismus. Kapitel 4 skizziert das Russenbild in der NS-Propaganda, um es im Anschluss mit der Darstellung in „Eine Frau in Berlin“ zu vergleichen.
Schlüsselwörter
Das Russenbild, NS-Propaganda, Kriegserlebnis, Frauen, „Eine Frau in Berlin“, Anonyma, Authentizität, politische Einstellung, Tagebuch, Untermenschen, Tierhaftigkeit, Männlichkeit, Vergewaltigung, Kriegstrauma.
- Arbeit zitieren
- Sofie Sonnenstatter (Autor:in), 2007, Das Bild des russischen Soldaten in Anonymas Tagebuch "Eine Frau in Berlin" im Spiegel der NS-Propaganda, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142757
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