Die Ökologiebewegung aus dem Blickwinkel der Umweltsoziologie


Seminararbeit, 2000

19 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Überblick

I. Problem: Erklärung der Ökologiebewegung und ihrer Entwicklungstrends
1. Rückgang der Protestaktionen und -teilnehmer seit Anfang der 1980er Jahre
2. Zuwachs an Ressourcen (Mitglieder und Budgets) der Umweltorganisationen

II. Geschichtliche Entwicklung der Ökologiebewegung

III. Erklärungsversuch auf der Basis der Theorie rationalen Handelns
1. Konkurrierende Erklärungsansätze
2. Grundannahmen der „Theorie rationalen Handelns“
3. Gruppen individueller Anreize für Umweltproteste und ihre Interdependenz
4. Veränderung der Anreize im Zeitverlauf

IV. Ergebnis

V. Resümee und Kritik

Literaturverzeichnis

I. Problem: Erklärung der Ökologiebewegung und ihrer Entwicklungstrends

Gegenstand dieser Arbeit ist der Versuch, das Phänomen Ökologiebewegung und deren Entwicklungslinien zu erklären. Die Ökologiebewegung steht dabei vielfach exemplarisch für Erscheinungen, die allgemein bei sozialen Be­wegungen zu beobachten sind. Die Arbeit orientiert sich - entsprechend der ge­stellten Aufgabe, die Anlass zu der vorliegenden Betrachtung gegeben hat, - in erster Linie an einer vertiefteren wissen­schaftlichen Ver­öffentlichung mit gleichem Gegen­stand, dem Beitrag „Aufstieg und Niedergang der Ökologie­bewegung in der Bundesrepublik“ von Karl-Dieter Opp.[1] Auch hier wird davon aus­gegangen, dass zwei Entwicklungstrends der Ökologie­be­wegung zu beob­achten sind, die im Folgenden kurz charakterisiert werden.

1. Rückgang der Protestaktionen und -teilnehmer seit Anfang der 1980er Jahre

Die Anzahl der Protestereignisse stieg bis zum Jahre 1981 und ging seither zurück, etwas Ähnliches gilt für die Anzahl der Teilnehmer an Protestaktionen.[2] Die Entwicklung verlief zwar nicht geradlinig, insgesamt liegt aber eine Ver­minderung der Proteste vor. Beispiele für Proteste der Ökologiebewegung sind Demonstrationen gegen die Nutzung der Atomenergie, gegen den Bau von Start- und Landebahnen an Flughäfen und von Straßen, gegen die Ansiedlung von Industrieunternehmen oder gegen die Verschmutzung von Wasser, Luft und Boden. Versteht man unter Ökologiebewegung „die Gesamtheit der Proteste, deren Ziel eine Verbesserung des Umweltschutzes ist“[3], so kann man daher von einem Niedergang der Ökologiebewegung seit Anfang der achtziger Jahre sprechen.

2. Zuwachs an Ressourcen (Mitglieder und Budgets) der Umwelt­orga­ni­sationen

Im gleichen Zeitraum ist aber auch ein gegenläufiger Trend zu konstatieren: Umweltorganisationen verzeichnen einen Zuwachs an Ressourcen.[4] Hierunter fallen steigende Mitgliederzahlen sowie gewachsene Budgets, namentlich größere Spendenaufkommen. Dies lässt sich für die ganz überwiegende Zahl der Institutionen belegen, beispielsweise für Greenpeace, den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und für Robin Wood. Greenpeace Deutschland, im Jahre 1980 gegründet, hatte 1985 erst 80.000 Förderer, 1989 dagegen bereits 500.000 Förderer, Robin Wood hatte 1980 erst 750 Einzelmitglieder und 19 Gruppen, 1989 hingegen schon 2.400 Einzelmitglieder und 30 Gruppen, die Mitgliederzahl des BUND stieg im gleichen Zeitraum von 140.000 auf 179.000.[5] Die Bundespartei DIE GRÜNEN wurde erst 1980 gegründet, gelangte 1983 in den Bundestag und hatte 1989 bereits 42.000 Mitglieder.[6] Bucht man diese Entwicklung als Erfolg der Ökologiebewegung, so kann man statt von einem Niedergang auch von einer Transformation derselben sprechen.[7] Kennzeichen einer neuen sozialen Bewegung ist aber definitions­gemäß gerade, dass es sich um ein „soziales Interaktionssystem“ handelt, das „eingebunden ist in das alltägliche Leben seiner Teilnehmer“, und dass sich „kaum formelle Organisationsstrukturen ausdifferenziert“ haben.[8]

II. Geschichtliche Entwicklung der Ökologiebewegung

Nicht näher beleuchtet die vorliegende Arbeit die Entstehungsphase der Öko­logie­be­wegung. Eine Theorie, die sich mit der Entwicklung der Ökologie­bewegung auseinandersetzt und dabei spätere Entwicklungsphasen be­sonders untersucht, darf jedoch nicht ganz die früheren Phasen vernachlässigen, sondern muss auch diese erklären können. Der zu erklärende Befund ist der Aufstieg der Ökologiebewegung seit etwa 1970 bis zu Beginn der achtziger Jahre. Ihre geschichtlichen Wurzeln hat die Ökologiebewegung wie andere neue soziale Bewegungen (Frauenbewegung, Friedensbewegung) in der Studentenbewegung, die etwa 1965 entstand, und in der Bürgerinitiativ­bewegung, die Ende der sechziger Jahre einsetzte.[9] Diese beiden Bewegungen können in zweierlei Hinsicht als Vorläufer der Ökologiebewegung gelten. Zum einen rekrutierte die Ökologiebewegung ihre Mitglieder weitgehend aus den genannten früheren Bewegungen. Zum anderen besteht eine Verwandtschaft der Ideen und Aktionsformen.[10] Man kann davon ausgehen, „dass sich mit den antiautoritären Protesten der „68er-Generation“ erste Knotenpunkte und orga­nisatorische Ansätze einer „Bewegungsinfrastruktur“ gebildet haben (Kommu­nikations­zentren, Medien, alternative Lebensformen und Projekte), die nach­folgende Mobilisierungen zu anderen Themen nachhaltig begünstigten und unterstützten, gleichzeitig Niederlagen abfederten und Lernprozesse unterstützten“.[11]

III. Erklärungsversuch auf der Basis der Theorie rationalen Handelns

Ausgangspunkt der weiteren Überlegungen ist die vorherrschende öko­nomische Theorie und damit der rational handelnde, auf seinen Vorteil bedachte Mensch, dessen Handeln als Einzelner und in der Interaktion mit anderen letztlich logisch erklärbar ist (homo oeconomicus). Bereits die Grund­annahmen der angewandten Theorie sind indes nicht unumstritten. Zudem existieren speziell für das Phänomen der neuen sozialen Bewegungen andere Erklärungsmodelle, die eine breite Anhängerschaft gefunden haben. Solche Ansätze sollen vorab nur kurz skizziert, hier aber nicht herangezogen werden.

1. Konkurrierende Erklärungsansätze

Vertreten wird die These, dass die Entstehung sozialer Bewegungen auf gesellschaftliche Krisen zurückzuführen ist („ Krisentheorie sozialer Bewegungen“).[12] Man spricht auch von Deprivationstheorien.[13]

Ein anderer Ansatz geht davon aus, dass eine soziale Bewegung das Resultat einer besonderen gesellschaftlichen Konfiguration, besonders günstiger Ge­legen­heits­strukturen für eine Protestentwicklung ist („ Theorie der Gelegenheitsstrukturen“)[14].

Inwieweit diese Erklärungsmodelle dem hier zugrundegelegten Ansatz über- oder unterlegen sind, wird nach der Darstellung der „Theorie rationalen Handelns“ und ihrer Übertragung auf die Ökologiebewegung erörtert. Neben den geschilderten Erklärungsmodellen existieren noch weitere Theorien[15], auf die nicht eingegangen werden kann.

2. Grundannahmen der „Theorie rationalen Handelns“

Das kollektive politische Handeln ist nur durch das Zusammenwirken des indi­viduellen politischen Handelns einzelner Akteure zu erklären, das wiederum durch individuelle Anreize und Restriktionen beeinflusst wird. Anreize und Beschränkungen werden von exogenen Ereignissen (im hiesigen Kontext etwa ein Tankerunglück oder ein Reaktorunglück) sowie vom Verhalten der Akteure (der Regierung, der sozialen Bewegungen) selbst gesetzt. Die Theorie rationalen Handelns geht im Einzelnen von den folgenden Prämissen aus:[16]

[...]


[1] Nachweis im Literaturverzeichnis. Die begleitende, aufwändige Powerpoint-Präsentation, deren Inhalt in diesem Dokument nicht enthalten ist, stellt in einigen ihrer Folien auch eigene Thesen gegenüber.

[2] Opp, S. 352.

[3] Opp, S. 351.

[4] Opp, S. 352 f.

[5] Rucht 1991, S. 354 f.

[6] Rucht 1991, S. 355

[7] Brand, passim.

[8] Kriesi, S. 32.

[9] Kriesi, S. 27, Opp, S. 251

[10] Opp, S. 352

[11] Roth, S. 413

[12] Opp, S. 373

[13] Rucht 1994, S. 339 f.

[14] Opp, S. 373, Rucht 1994, S. 344 f.

[15] Rucht 1994, S. 338 ff.

[16] Opp, S. 354 ff.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Ökologiebewegung aus dem Blickwinkel der Umweltsoziologie
Hochschule
Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer (ehem. Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer)
Note
gut
Autor
Jahr
2000
Seiten
19
Katalognummer
V142804
ISBN (eBook)
9783640538751
ISBN (Buch)
9783640539666
Dateigröße
525 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Blickwinkel, Umweltsoziologie
Arbeit zitieren
Dr. Thomas Stuhlfauth (Autor:in), 2000, Die Ökologiebewegung aus dem Blickwinkel der Umweltsoziologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142804

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