Im ersten Kapitel der Arbeit, sozusagen als theoretisches und historisches Rückgrat, wird der Manipulationsfrage anhand der kritischen Medientheorie und ihren Thesen
in chronologischer Abfolge nachgegangen um Relevantes für die Entwicklung hin zum Konzept Kommunikationsguerilla zu erläutern.
In Anschluss an die verschiedenen geschichtlichen Phasen ergibt es sich als zwingend,einen Blick auf die gegenwärtigen globalpolitischen Verhältnisse zu werfen.
Die verschiedenen Herausforderungen, denen die heutige junge Generation gegenüber steht, werden aus subjektiver Sicht aufgezeigt und es wird eine Prognose gegeben,warum die Situation nach neuen Lösungen und Ansätzen verlangt.
Nach einer knappen Aufzählung der einzelnen Taktiken des Konzeptes und ihrer Anwendung folgt der politische Übergang in die Praxis mit der Beschreibung und ästhetischen Analyse einer Kommunikationsguerilla-Aktion der „Yes Men“ als vermeintlicher
Vertreter der World Trade Organisation. Mit Blick auf die geschilderte Aktion werden grundlegende, in vielen Aktionen wiederkehrende Elemente und Begrifflichkeiten aufgegriffen und analysiert. Beispielhaft steht hierfür die Taktik
des „Fake“, welche auch vermehrt in der zeitgenössischen Kunst Anwendung findet.Auf ihre Bedeutung und die Beziehung zur Kunst wird zu Ende der Analyse eingegangen. Die freie Kunst spielt gerade bei Polit-Aktivismus wie dem Konzept
Kommunikationsguerilla eine große Rolle, weshalb ihr ein abschließender Teil der
Arbeit im Zusammenhang mit der Avantgardethematik gewidmet wird.
Eine Überleitung über den Kollektivcharakter der Guerilla leitet diesen, sich mit den Akteuren und ihrem Selbstverständnis beschäftigenden Teil der Arbeit ein. Es wird die Bewegung auf Basis von Erwähnungen in populärwissenschaftlicher Literatur9
skizziert und ein Selbstverständnis untersucht, welches sich aus dem Leben unter Gleichgesinnten und dem Zwang zur Teilhabe an der „kapitalistisch“ organisierten Gesellschaft bildet. Im Anschluss daran werden diesbezüglich die historischen Avantgarden vorgestellt und deren jeweils spezifisches Wesen beschrieben,
um den direkten Vergleich mit der Kommunikationsguerilla und den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen herzustellen. Im Zuge dessen werden wichtige Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- 0 Einleitung
- 0.1 Gegenstand der Arbeit, Methodik und Stand der Forschung
- 0.2 Aufbau der Arbeit
- 0.3 Begriffszusammenfassung
- 1 Ursprünge und Ideologie der Kommunikationsguerilla
- 1.1 Die kritische Medientheorie - Zum Verständnis des Konzeptes Kommunikationsguerilla
- 1.1.1 Brechts „Radiotheorie“: Macht und Struktur der Medien
- 1.1.2 Jürgen Habermas: Das diskursive Öffentlichkeitsmodell und sein Strukturwandel
- 1.1.3 Adorno und Horkheimer: Kulturindustrie und Medien als Agenturen des Konsens
- 1.1.4 Hans Magnus Enzensberger: „Bewusstseinsindustrie“ und die Medienfeindschaft der Linken
- 1.1.5 Jean Baudrillard – Wort ohne Antwort
- 1.1.6 Guy Debord – Der Spektakelbegriff
- 1.1.7 Antonio Gramsci - Der Begriff der „kulturellen Hegemonie“
- 1.1.8 Oskar Negt und Alexander Kluge/ Ein Aeng/ Dieter Prokop
- 1.1.9 Umberto Eco - Auf das Rezeptionsverhalten kommt es an
- 1.1.10 Fazit
- 1.2 Warum Kommunikationsguerilla? Zu den politischen Verhältnissen
- 1.3 Taktikbeispiel: Der „Fake“ bei den „Yes Men“
- 1.3.1 Vorstellung der „Yes Men“
- 1.3.2 Beschreibung der Aktion „Towards the Globalization of Textile Trade“
- 1.3.3 Analyse der Aktion
- 1.3.3.1 Wahl der Strategie „Überidentifizierung“
- 1.3.3.2 Umsetzung von „Fake“ und „subversiver Affirmation“ innerhalb des Vortrages
- 1.3.3.3 Elemente des „Unsichtbaren Theaters“ und der „Lecture Performance“
- 1.3.3.4 Blick auf die Öffentlichkeit
- 1.4 Leben als Kriegsschauplatz – Kommunikation als Waffe
- 1.5 Das Experimentelle
- 1.6 Das Karnevaleske
- 1.7 Aneignung der öffentlichen Räume
- 1.8 Zur Funktion des „Fake“ und seiner Verwendung in der Kunst
- 2 Die Aktivisten der Kommunikationsguerilla
- 2.1 Kollektive Autorschaft und multiple Namen
- 2.2 Vernetzung und Lesen der Oberfläche- das soziale Leben der Aktivisten
- 2.3 Guerilla und Arbeit- der Aktivist als Schläfer im System
- 2.4 Kommunikationsguerilla als Bewegung - eine neue Avantgarde?
- 2.4.1 Die Futuristen
- 2.4.2 Die Dadaisten
- 2.4.3 Die Surrealisten
- 2.4.4 Die Situationisten
- 2.4.5 Postmoderne Avantgardegruppierungen
- 2.4.5.1 Fluxus
- 2.4.5.2 Kommune 1 und Hippietum
- 2.4.5.3 Die italienische Jugendbewegung und die „Indiani Metropolitani“
- 2.4.5.4 Der Neoismus
- 2.4.6 Die Gewaltfrage
- 2.4.7 Spirituelle Bewusstseinserweiterung
- 2.4.8 Fazit - Kommunikationsguerilla als anonyme technisierte Fortführung der Avantgardebewegung
- 3 Kommunikationsguerilla und das Verhältnis zur „Kunst“
- 3.1 Abwendung vom gegenwärtigen Kunstbegriff und dessen Vermarktung
- 3.2 Der Künstler gegen die „Kunst“ und mit der Kunst
- 3.3 Warum Kunst? Welche Funktion erfüllt die Kunst für die Gesellschaft und den Künstler?
- 4 Subversion der Subversion
- 5 Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Kommunikationsguerilla, eine subversive Form des Protests, die sich zwischen gesellschaftskritischer Kunst, sozialem und politischem Widerstand und bloßer Provokation bewegt. Die Arbeit befasst sich mit den Ursprüngen und der Ideologie der Kommunikationsguerilla, analysiert ihre Taktiken und Strategien und untersucht das Verhältnis zur Kunst.
- Die kritische Medientheorie als theoretische Grundlage der Kommunikationsguerilla
- Die Taktik der „Yes Men“ als Beispiel für subversive Kommunikation
- Die Rolle der Aktivisten in der Kommunikationsguerilla
- Die Verbindung der Kommunikationsguerilla mit historischen Avantgardebewegungen
- Das Verhältnis der Kommunikationsguerilla zum Kunstbegriff
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, in der Gegenstand, Methodik und Stand der Forschung erläutert werden. Kapitel 1 befasst sich mit den Ursprüngen und der Ideologie der Kommunikationsguerilla. Es werden wichtige Denker der kritischen Medientheorie vorgestellt und die Bedeutung der Medienkritik für die Kommunikationsguerilla herausgestellt. Kapitel 2 widmet sich den Aktivisten der Kommunikationsguerilla. Hier wird die Rolle der „Yes Men“ als exemplarische Gruppe beleuchtet und die Frage nach dem Verhältnis von individueller und kollektiver Autorschaft behandelt. In Kapitel 3 wird das Verhältnis der Kommunikationsguerilla zur Kunst diskutiert.
Schlüsselwörter
Kommunikationsguerilla, subversive Taktiken, Medienkritik, „Yes Men“, Avantgarde, Kunst, Politik, Gesellschaft, Protest, „Fake“, Überidentifizierung.
- Arbeit zitieren
- Ramona Hall (Autor:in), 2009, Kommunikationsguerilla - Analyse des Selbstverständnisses einer neuen subversiven Avantgarde, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143030