Das zentralasiatische Land Tadschikistan, die kleinste der zentralasiatischen Republiken, war in der Vergangenheit als Rohstofflieferant in dem sowjetischen Produktionskomplex eingebunden. Die planwirtschaftliche Abhängigkeit machte es unmöglich die Wirtschaft innerhalb der Republik vielfältig zu entwickeln. Tadschikistan exportierte Baumwolle, Obst und Gemüse sowie Aluminium und Buntmetalle in die ganze UdSSR und war auf den Import wichtiger Verbrauchsgüter, Nahrungsmittel und Maschinen angewiesen.
Die Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion nach 1989 war in Tadschikistan allerdings nicht nur mit den Schwierigkeiten der wirtschaftlichen Transformation und Neuorganisation, dem Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft, verbunden, sondern auch mit einer politischen Krise, die schließlich zum Bürgerkrieg führte.
In dieser Hausarbeit wird zunächst eine grundlegende physisch- sowie antropogeographische Übersicht geben. Die Abschnitte Relief, Klima und Hydrologie beleuchten die wichtigsten naturräumlichen Gegebenheiten, die am prägnantesten für Tadschikistan sind.
Die nachfolgenden Teilabschnitte zur Geschichte, Bevölkerung, Siedlungen und Wirtschaft geben einen sozial-geographischen Überblick und zeigen einige historisch-kulturelle Problematiken des Landes auf, die sich nach dem Zerfall der Sowjetunion im Bürgerkrieg entladen hatten.
Der wirtschafts-geographische Schwerpunkt, der dieser Arbeit zu Grunde liegt, macht es unumgänglich auf die Transformationszeit ab 1991 und dabei auch kurz auf die politische Situation einzugehen. In dem vierten und letzten Abschnitt werden die Themen Bürgerkrieg, wirtschaftliche Potentiale der Transformationswirtschaft und zum Schluss der Drogenhandel an der tadschikisch-afghanischen Grenze behandelt.
Inhalt
1 Einleitung
2 Physischgeographische Einordnung
2.1 Relief
2.2 Klima
2.3 Hydrologie
3 Antropogeographische Übersicht
3.1 Historische Hintergründe
3.2 Bevölkerung
3.3 Siedlungen und administrative Gliederung
3.4 Wirtschaft
4 Die Zeit der Transformation ab 1991
4.1 Der Bürgerkrieg 1991-1997
4.2 Wirtschaftliche Potentiale der Transformationswirtschaft
4.3 Drogenhandel
5 Fazit
Quellen
1 Einleitung
Das zentralasiatische Land Tadschikistan, die kleinste der zentralasiatischen Republiken, war in der Vergangenheit als Rohstofflieferant in dem sowjetischen Produktionskomplex eingebunden. Die planwirtschaftliche Abhängigkeit machte es unmöglich die Wirtschaft innerhalb der Republik vielfältig zu entwickeln. Tadschikistan exportierte Baumwolle, Obst und Gemüse sowie Aluminium und Buntmetalle in die ganze UdSSR und war auf den Import wichtiger Verbrauchsgüter, Nahrungsmittel und Maschinen angewiesen.
Die Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion nach 1989 war in Tadschikistan allerdings nicht nur mit den Schwierigkeiten der wirtschaftlichen Transformation und Neuorganisation, dem Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft, verbunden, sondern auch mit einer politischen Krise, die schließlich zum Bürgerkrieg führte.
In dieser Hausarbeit wird zunächst eine grundlegende physisch- sowie antropogeographische Übersicht geben. Die Abschnitte Relief, Klima und Hydrologie beleuchten die wichtigsten naturräumlichen Gegebenheiten, die am prägnantesten für Tadschikistan sind. Die nachfolgenden Teilabschnitte zur Geschichte, Bevölkerung, Siedlungen und Wirtschaft geben einen sozial-geographischen Überblick und zeigen einige historisch-kulturelle Problematiken des Landes auf, die sich nach dem Zerfall der Sowjetunion im Bürgerkrieg entladen hatten.
Der wirtschafts-geographische Schwerpunkt, der dieser Arbeit zu Grunde liegt, macht es unumgänglich auf die Transformationszeit ab 1991 und dabei auch kurz auf die politische Situation einzugehen. In dem vierten und letzten Abschnitt werden die Themen Bürgerkrieg, wirtschaftliche Potentiale der Transformationswirtschaft und zum Schluss der Drogenhandel an der tadschikisch-afghanischen Grenze behandelt.
2 Physischgeographische Einordnung
In diesem Abschnitt sollen die physisch-geographischen Aspekte des Landes näher beleuchtet werden. Extreme klimatische Verhältnisse sind für Tadschikistan sehr prägend und spiegeln sich in der Kultur und Lebensweise der Bevölkerung wider. Auch die vielfältige Oberflächengestalt Tadschikistans bildet die Grundlage für die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung des an den Pamir und den Himalaja grenzenden Landes. Das große Potential an Reliefenergie macht es dem Binnenstaat möglich riesige hydrologische Kräfte sich zu Nutze zu machen.
Räumlich erstreckt sich das Staatsgebiet Tadschikistans zwischen dem 40° und dem 38° n. Breite und 70° ö. Länge. Das Land grenzt im Norden an Kirgistan, im Süden an Afghanistan, im Westen an Usbekistan und im Osten an China.
2.1 Relief
Das 143 100 km² große Staatsgebiet Tadschikistans befindet sich in einer seismisch aktiven Zone und ist zu 93% gebirgig. Das in der alpidischen Orogenese entstandene Faltengebirge ist geomorphologisch noch sehr jung und es sind immer noch Plattenbewegungen der Indischen Platte vorhanden. Diese Verschiebungen äußern sich durch mehr oder weniger starke Erdbeben, die ihrerseits Erdrutsche auslösen. Diese beiden Risikofaktoren spielen nicht nur im alltäglichen Leben der Bevölkerung eine Rolle, sondern auch in der Bauwirtschaft und insbesondere beim Bau von Energieversorgungsanlagen wie Wasserkraftwerken und Staudämmen.
Tadschikistan besteht geomorphologisch zwar zum größten Teil aus Hochgebirge, es lässt sich jedoch in fünf Relieflandschaften unterteilen. Das im Norden gelegene Fergana Becken und die Tiefländer im Süd-Westen befinden sich auf Höhen 300-1000 m ü. NN. und sind durch Hochgebirgszüge der Alai-Gebirgskette von allen Seiten umrahmt, was zu einem relativ trockenen Klima (s.o. Chudjand) führt. Die Sarafschan-Bergkette, entlang dem im Tal verlaufenden gleichnamigen Flusses, weist bereits Höhen bis zu 2000m auf. Das Gisar- Gebirge, wo sich im Gisar-Tal die Hauptstadt des Landes erstreckt, zählt ebenfalls noch zu den weniger steilen und hohen Bergmassiven. Der Rest des Landes gehört einem Teil des Pamir-Gebirges an.1 Die höchsten Erhebungen sind Pik Lenina (7 134m) und Pik Kommunisma (7 495m) beide im Nord-Osten und ehemals zwei der insgesamt drei höchsten Erhebungen der Sowjetunion.2 Das Pamir-Gebirge ist stark vergletschert und der Fedschenko Gletscher ist mit 77 km der längste Eurasiens.3 Im Süden grenzt das Land an den Hindukusch.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Höhenkarte Tadschikistan
Quelle: http://enrin.grida.no/htmls/tadjik/soe2/rus/htm/maps.htm (Nachbearbeitung von Paulina Holbreich)
2.2 Klima
Tadschikistan befindet sich in einer kontinentalen Lage. Das Land ist in mehrere klimatische Zonen eingeteilt. In Duschanbe, der Hauptstadt des Landes, die sich im westlichen Zentralgebiet befindet ist das Klima warmgemäßigt mit einer Trockenzeit in den Sommermonaten. Die durchschnittliche Temperatur im Juli beträgt 27,1 C°. In den Monaten September bis Mai kommt es hier zu reichhaltigen Niederschlägen, die sich im ganzen Jahr auf 568mm summieren und gleich verteilt, auch in Form von Schnee, niedergehen.
Etwas nördlicher in Chudjand ist das Klima viel trockener. Es fällt im ganzen Jahr nur 165mm Niederschlag, der vor allem in den Wintermonaten niedergeht. Man kann diesen Bereich in die Zone der Trockenklimate einordnen, sowie eine Steppenvegetation zuordnen.4 Der Rest des Landes, der auf Höhen von über 1000m über NN liegt, wird den Hochlandklimaten zugeordnet. Die Juli Temperaturen des im Osten gelegenen Pamirgebirges mit Höhen bis zu 7400m erreichen nur +5°C und fallen im Winter auf Minus 15-20°C. Das Niederschlagmaximum mit 2 236mm im Jahr wird im Fedschenko Gletscher im Nord-Osten des Landes erreicht.5
2.3 Hydrologie
Die zwei wichtigsten und größten Flüsse Zentralasiens und Tadschikistans sind der Syrdarja im Norden und der Amudarya/Pjandsh im Süden (Abb.1). Ihre wichtigsten Nebenflüsse sind der Vahsh und der Kafirnighan.
Der Syrdarja hat eine Gesamtlänge von 2400 km, davon fließen 195km im nördlichen Tadschikistan. Der Amu Darja führt die größten Wassermengen im zentralasiatischen Flusssystem. Der obere Abschnitt dieses 921km langen Flusses, der an der afghanisch- tadschikischen Grenze verläuft heißt Pjandsh. Dort wo die Nebenflüsse Vahsh und Kafirnighan in den Pjandsh münden ändert sich der Name auf dem Gebiet Turkmenistans in Amudarya. Die Flüsse werden vor allem durch das Schneeschmelz- und Gletscherwasser gespeist, aber auch die Menge der Niederschläge spielt insbesondere im Frühjahr eine erhebliche Rolle.6
Der größte natürliche See Tadschikistans ist der Kara-Kul (der „Schwarze See“), im Nord- Osten, der jedoch ein Salzsee ist und in einer Höhe von ca. 4000m liegt. Die Wassertemperaturen sind das ganze Jahr über sehr niedrig und das salzhaltige Wasser ist lebensfeindlich.
Tadschikistans zahlreiche Flüsse, die 1300 Bergseen und Gletscher haben einen unmittelbaren Einfluss auf das Zuflussvolumen des zentralasiatischen Aralsees. Der Wasserspiegel des Sees ist in den Jahren 1950-2000 von ca. 53m über NN um 17-20m gesunken. Da jeder See stark vom Wasserhaushalt seines Einzugsgebiets abhängt, haben die beiden großen Flüsse Amu- darya und Syrdarja, die in den Aralsee münden, einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Phänomen der Verlandung. Sie liefern rund 44% (51 Mrd. km³) der jährlichen Wasserzufuhr in den Aralsee und werden zu 90% in den Bergen Tadschikistans mit Wasser gespeist.7 Die zahlreichen Wasserkraftwerke und Stauseen, die seit den 50er Jahren in Tadschikistan gebaut wurden (siehe 4.2) haben daher unmittelbaren Einfluss auf die Situation am Aralsee. Die Regulierung der Flusssysteme führte unter anderem auch zu einem erhöhten Erosionsvolumen im Flussbecken und an den Flussufern.
3 Antropogeographische Übersicht
Im folgenden Abschnitt soll nun kurz auf die Geschichte Tadschikistans vor und nach der Eroberung durch die sowjetische Macht Anfang des 20. Jahrhunderts eingegangen werden. Danach werden die bevölkerungsgeographischen Grundlagen sowie die Siedlungssituation näher erläutert, wobei unter anderem auf die Emigration der russischen Bevölkerung in der post-sowjetischen Zeit eingegangen wird. In Abschnitt 3.4 wird schließlich die wirtschaftliche Situation des Transformationslandes geschildert, wobei vor allem Daten ab 1997 dargestellt werden, da die Datengrundlage in der Periode 1989-1997, auf Grund des Bürgerkriegs, sehr schlecht ist.
3.1 Historische Hintergründe
Schon seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. sind die Täler und Flussebenen im Pamirhochland besiedelt gewesen. Die ausgeprägte Eigenständigkeit in ihrer kultureller Entwicklung der von der Außenwelt abgeschnittenen und schwer zugänglichen Orte spiegelt sich im Erhalt mehrerer isolierten ostiranischen Sprachen und der religiösen Zugehörigkeit zu den Ismailiten (eine Richtung des shiitischen Islam) wider.8 Erst in Folge der zaristischen Expansionspolitik Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die zentralasiatischen Republiken, die nach dem Kriterium der „Sprachzugehörigkeit“ gebildet wurden und zur Bildung der neuen Nationen führten. Tadschikistan bildete hier einen Sonderfall, da es zunächst als politische Einheit zuerst gar nicht vorgesehen war. 1924 wurde die Tadschikische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik ohne das nördliche Chudjand in die Usbekische SSR eingegliedert. Erst 1929 erhielt Tadschikistan unter dem Einfluss von Chudjand den Status einer eigenständigen Sowjetrepublik.9
[...]
1vgl. Karger,A. (1985): S.55
2vgl. Curtis, G.E ed. (1996): S. 219
3vgl. Karger,A. (1985): S.55
4www.klimadiagramme.de vgl. Strahler, A. (1999): S. 188
5vgl. Curtis, G.E ed. (1996): S.223
6vgl. Franz,H-J (1974): S.460
7http://enrin.grida.no/htmls/tadjik/soe2/rus/htm/water/state.htm
8Gumpenberg, M.-C. von. (2002): S. 263
9Reissner, J. (1997): S. 25
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