Der Wilhelmitenorden „Ordo Fratrum Eremitarum S. Wilhelmi“ ist heute kaum noch bekannt. In Deutschland würde man vermutlich eher an die Untertanen von Kaiser Wilhelm II. denken, wenn man nach dem Namen des Ordens gefragt werde würde. Der Wilhelmitenorden war allerdings zur Zeit Kaiser Wilhelms II. nicht mehr existent. Der letzte Wilhelmit starb 1879 in einem Zisterzienserkloster.
Der Orden konnte zurückblicken auf eine fast 700jährige wechselhafte Geschichte, in der er vom Stolz der Kurie beinahe zu einem schwarzen Fleck der Kirchengeschichte geworden wäre. Von Beginn an nahm dieser Eremitenorden eine besondere Stellung im Ordenssystem der katholischen Kirche ein und scheute sich nicht, der Kurie Widerstand zu leisten. Die Geschichte des Wilhelmitenordens ist sehr spärlich überliefert und das Wissen über diesen Orden begrenzt.
Der Orden entstand nach dem Tod des Wilhelm von Malavalle, der sich vom Kreuzritter zum asketischen Mönch gewandelt hatte und zum Namenspatron einer kleinen Eremitengemeinschaft wurde. Nach und nach breitete sich der Orden mit Unterstützung verschiedener Päpste in ganz Nordwesteuropa aus und wurde zum Sinnbild strenger urchristlicher Religiosität, das seinesgleichen suchte.
Aber warum konnte der Orden nur auf eine knapp hundertjährige Blütezeit zurückblicken, die in einem langsamen Verfall und Untergang endete, den die Ordensoberen nicht aufhalten konnten? Welche Bedeutung hatten die Wilhelmiten im strikt geregelten Ordenssystem der katholischen Kirche, und welche Wirkung konnten sie im Abendland entfalten, so dass sie erst im 20. Jahrhundert in Vergessenheit gerieten? Für die Ordensforschung sind die Wilhelmiten deshalb so interessant, weil sie als einziger Eremitenorden bis ins 19. Jh. existierten und früh über die humanistischen Ideen diskutierten.
Um diese Fragen zu beantworten muss die Geschichte der Wilhelmiten dargestellt werden. In einem enzyklopädischen Überblick über der Ordensgeschichte werden relevante Ereignisse herausgestellt, die die Bedeutung des Ordens in der Kirchengeschichte beweisen. Dazu wird auf die Gründung des Ordens eingegangen, der eigentlich gar nicht entstehen sollte. Warum der Orden schließlich doch gegründet wurde, soll ein Blick auf den Namenspatron Wilhelm von Malavalle und seine Legende zeigen, die im ganzen Abendland bekannt war. Eigentlich sollte der Orden 1256 in der „Magna Unio“ aufgehen, deren Ablauf im Folgenden dargelegt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Themeneinführung mit Quellen- und Forschungsstand
- Der Wilhelmitenorden
- Gründung und Entstehung
- Die Legende vom heiligen Wilhelm
- Die „Magna Unio“ und die Augustiner-Eremiten
- Aufgabe und Auftrag der Wilhelmeremiten
- Die Konstitutionen und Regeln des Ordens
- Die Klöster
- Die Entwicklung des Ordens bis zu Verfall und Untergang
- Errang der Wilhelmitenorden geschichtliche Bedeutung, oder ist er zu Recht in Vergessenheit geraten?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Geschichte des Wilhelmitenordens, einem Eremitenorden, der im 13. Jahrhundert entstand und bis ins 19. Jahrhundert existierte. Ziel ist es, die Bedeutung des Ordens in der Kirchengeschichte zu erforschen und die Gründe für seinen Verfall und Untergang aufzudecken.
- Gründung und Entwicklung des Wilhelmitenordens
- Die Legende von Wilhelm von Malavalle und die Rolle des Ordens im Abendland
- Die Konstitutionen und Regeln des Ordens
- Der Einfluss des Ordens auf die Kirchengeschichte
- Der Verfall und Untergang des Wilhelmitenordens
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Themeneinführung und den Forschungsstand. Es wird die geringe Bekanntheit des Wilhelmitenordens heute aufgezeigt und die Herausforderungen der Forschungsarbeit beschrieben, die durch fehlende oder verlorengegangene Quellen erschwert wird. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Gründung und Entstehung des Ordens, der Legende vom heiligen Wilhelm, der "Magna Unio" und der Aufgabe und dem Auftrag des Ordens. Die Konstitutionen und Regeln des Ordens sowie die Geschichte der Klöster werden ebenfalls beleuchtet. Das dritte Kapitel analysiert die Entwicklung des Ordens bis zu seinem Verfall und Untergang.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Wilhelmitenorden, Eremitenorden, Wilhelm von Malavalle, Kirchengeschichte, Mittelalter, Ordensgeschichte, Verfall und Untergang.
- Quote paper
- Andreas Bönner (Author), 2008, Der Orden der Wilhelmiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143115