Anhand der Kassiber von Christian Friedrich Daniel Schubart, die während der Zeit seiner Gefangenschaft von 1777 bis 1787 auf dem Hohenasperg entstanden sind, kann demonstriert werden, wie das unerlaubte Schreiben aus einer Haftanstalt sowohl in materieller (Brief-)Form als auch über die rein inhaltlicher Ebene vonstatten gehen kann.
Als Einstieg und Hinführung zum Thema wird zunächst kurz umrissen, dass Schubarts literarischem Werken und Wirken stets eine unbändige Leidenschaft inhärent gewesen ist. Gleichzeitig wird hervorgehoben, dass sich Schubarts freiheitsliebendes Naturell sowohl in seiner Persönlichkeit selbst als auch in seinen Werken widerspiegelt und somit als dessen wohl prägnantester Wesenszug bezeichnet werden kann. Durch die Akzentuierung dieses Aspekts kann nun in Kapitel 3 die deutliche Diskrepanz aufgezeigt werden, die sich zwischen Schubarts Freiheitsdrang und dessen zehnjähriger Inhaftierung auf dem Hohenasperg ergibt: seiner Freiheit ab dem Tage seiner Verhaftung im Jahre 1777 beraubt, endet für Schubart speziell in den ersten Jahren neben seiner physischen Freiheit zugleich auch jegliche zwischenmenschliche Kommunikation und somit der geistige Austausch zu anderen. Inwiefern sich dieser Umstand auf Schubart in seiner Eigenschaft als Dichter und Denker auswirkte und wie hoch sein Leidensdruck aufgrund des ihm auferlegten Schreibverbots gewesen ist, wird daran anknüpfend erläutert.
Hierdurch lassen sich in einem nächsten Schritt jene Gründe ermessen und aufzeigen, die Schubart trotz des Schreibverbots samt den Konsequenzen bei Zuwiderhandlung dazu veranlasst haben, dennoch Briefe in Form von Kassibern zu schreiben. Ausführliche Hintergrundinformationen geben Aufschluss darüber, wie diese letztlich zustande gekommen sind. Dass Kassiber weiterhin bestimmte definitorische Kriterien erfüllen müssen, um als solche entsprechend klassifiziert zu werden, wird nun im Anschluss belegt. Als nächstes richtet sich die Analyse dezidiert auf die textuelle und semantische Ebene der Schubartschen Kassiber und es wird evident, welchen positiven Effekt die Möglichkeit des Schreibens auf Schubart und dessen geistige Verfassung bewirkt. Indem zum Schluss aufgezeigt wird, dass man unter dem Begriff Kassiber nicht nur verbotene Briefe subsumieren kann, sondern auch das lyrische Transportieren verbotenen Inhalts, kann die vorliegende Arbeit thematisch abgerundet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Christian Friedrich Daniel Schubart: ein freiheitsliebender Schriftsteller
- Kommunikative Restriktionen auf dem Hohenasperg
- Schubarts Kassiber(-Kommunikation)
- Indizien und Belege
- Textstruktur und semantische Aspekte
- Immaterielle Kassiber
- Resumée
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Kassiber von Christian Friedrich Daniel Schubart während seiner Inhaftierung auf dem Hohenasperg (1777-1787). Ziel ist es, die Strategien Schubarts zu beleuchten, mit denen er dem Schreibverbot trotz seiner Gefangenschaft entgegenwirkte und verdeutlicht, wie er die Kommunikation aufrechterhielt. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Formen der Kassiber-Kommunikation, sowohl materiell als auch immateriell.
- Schubarts Freiheitsdrang und sein literarisches Schaffen
- Die kommunikativen Restriktionen auf dem Hohenasperg und deren Auswirkungen auf Schubart
- Die Formen und Strategien der Kassiber-Kommunikation
- Textuelle und semantische Analyse der Kassiber
- Die Bedeutung der Kassiber für Schubarts geistige Verfassung und seine literarische Produktion
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Schreibverbots für inhaftierte Schriftsteller ein und stellt die Kassiber als Mittel des Widerstands dagegen vor. Sie erläutert den etymologischen Hintergrund des Begriffs „Kassiber“ und skizziert die Forschungsfrage: Wie manifestierte sich Schubarts unerlaubtes Schreiben in materieller und immaterieller Form? Die Arbeit fokussiert sich auf die Kassiber Schubarts während seiner zehnjährigen Gefangenschaft auf dem Hohenasperg und kündigt den methodischen Ansatz an.
Christian Friedrich Daniel Schubart: ein freiheitsliebender Schriftsteller: Dieses Kapitel porträtiert Schubart als einen Schriftsteller mit einem unbändigen Freiheitsdrang, der sich sowohl in seiner Persönlichkeit als auch in seinem Werk widerspiegelt. Es wird gezeigt, wie sein kontaktfreudiges und naturverbundenes Wesen seine literarische Produktion beeinflusste. Schubarts vielseitiges literarisches Schaffen, von lyrischen Werken bis zu journalistischen Artikeln, wird beleuchtet und seine tiefe Verbundenheit zum Schreiben als essentieller Bestandteil seines Lebens hervorgehoben. Die Kapitel betont Schubarts unbändige Leidenschaft fürs Schreiben und seine vielfältigen literarischen Aktivitäten vor seiner Inhaftierung.
Kommunikative Restriktionen auf dem Hohenasperg: Dieses Kapitel beschreibt die drastischen Einschränkungen der Kommunikation, denen Schubart während seiner Inhaftierung auf dem Hohenasperg ausgesetzt war. Es wird die Diskrepanz zwischen Schubarts Freiheitsdrang und seiner zehnjährigen Gefangenschaft herausgestellt, mit dem Fokus auf den Verlust der zwischenmenschlichen Kommunikation und den immensen Leidensdruck durch das Schreibverbot. Das Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis der Motivation hinter Schubarts geheimen Schreibaktivitäten.
Schubarts Kassiber(-Kommunikation): Dieses Kapitel analysiert die Kassiber Schubarts in ihren verschiedenen Facetten. Es beleuchtet die Methoden, die er verwendete, um seine Botschaften zu verschleiern und zu übermitteln, und untersucht die textuelle Struktur und die semantischen Aspekte seiner geheimen Schreiben. Die Analyse umfasst sowohl materielle Kassiber (Briefe) als auch immaterielle Formen der Kommunikation, welche den verbotenen Inhalt übermitteln. Die positive Wirkung des Schreibens auf Schubarts geistige Verfassung wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Christian Friedrich Daniel Schubart, Kassiber, Schreibverbot, Hohenasperg, Gefängnisliteratur, Kommunikation, Zensur, Absolutismus, 18. Jahrhundert, Freiheitsdrang, literarische Produktion, Textanalyse, semantische Analyse.
Häufig gestellte Fragen zu: Die Kassiber von Christian Friedrich Daniel Schubart
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Kassiber von Christian Friedrich Daniel Schubart während seiner zehnjährigen Inhaftierung auf dem Hohenasperg (1777-1787). Der Fokus liegt auf den Strategien, mit denen Schubart dem Schreibverbot entgegenwirkte und seine Kommunikation aufrechterhielt, inklusive der Analyse materieller und immaterieller Formen der Kassiber-Kommunikation.
Wer war Christian Friedrich Daniel Schubart?
Die Arbeit beschreibt Schubart als freiheitsliebenden Schriftsteller, dessen Persönlichkeit und Werk von einem unbändigen Freiheitsdrang geprägt waren. Sein vielseitiges literarisches Schaffen, von Lyrik bis Journalismus, wird beleuchtet, und seine tiefe Verbundenheit zum Schreiben als essentieller Bestandteil seines Lebens hervorgehoben. Sein kontaktfreudiges und naturverbundenes Wesen wird als Einfluss auf seine literarische Produktion dargestellt.
Welche kommunikativen Restriktionen gab es auf dem Hohenasperg?
Das Kapitel beschreibt die drastischen Einschränkungen der Kommunikation für Schubart auf dem Hohenasperg. Die Diskrepanz zwischen Schubarts Freiheitsdrang und seiner Gefangenschaft wird herausgestellt, mit Fokus auf den Verlust zwischenmenschlicher Kommunikation und den immensen Leidensdruck durch das Schreibverbot. Dies erklärt die Motivation hinter Schubarts geheimen Schreibaktivitäten.
Was sind Kassiber und wie wurden sie von Schubart eingesetzt?
Kassiber sind heimliche Botschaften, in diesem Fall von Schubart während seiner Inhaftierung geschrieben. Die Arbeit analysiert verschiedene Facetten der Schubartschen Kassiber, darunter die Methoden zur Verschleierung und Übermittlung der Botschaften, die textuelle Struktur und semantische Aspekte der geheimen Schreiben. Sowohl materielle (Briefe) als auch immaterielle Kommunikationsformen werden untersucht. Die positive Wirkung des Schreibens auf Schubarts geistige Verfassung wird hervorgehoben.
Welche methodischen Ansätze werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit kombiniert eine biographische Darstellung Schubarts mit einer Analyse seiner Kassiber. Methodisch werden textuelle und semantische Analysen der Kassiber durchgeführt, um die Strategien Schubarts und die Bedeutung seiner geheimen Kommunikation zu verstehen. Es wird zwischen materiellen und immateriellen Formen der Kassiber unterschieden und deren Wirkung auf Schubart untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über Schubarts Leben und Werk, ein Kapitel über die kommunikativen Restriktionen auf dem Hohenasperg, ein Kapitel zur Analyse der Kassiber und ein Resumée. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage vor und skizziert den methodischen Ansatz. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Aspekt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Christian Friedrich Daniel Schubart, Kassiber, Schreibverbot, Hohenasperg, Gefängnisliteratur, Kommunikation, Zensur, Absolutismus, 18. Jahrhundert, Freiheitsdrang, literarische Produktion, Textanalyse, semantische Analyse.
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- Verena Dolch (Autor:in), 2023, Die Kassiber von Christian Friedrich Daniel Schubart. Schreiben wider das Verbot, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1431346