Der Umgang mit Straftätern durch die Justiz wird von der breiten Bevölkerung zusehends immer kritischer betrachtet. Rückfällig gewordene ‚Verbrecher’, die erneut schwere Straftaten begangen haben, sind ein gefundenes Fressen für Medien-Headlines. Schlagkräftige Überschriften in den Medien übermitteln der breiten Bevölkerung einen falschen Umgang der Justiz mit Straftätern und suggerieren ihr, dass es bei ‚richtiger’ Anwendung eines ‚harten’ Strafgesetzes eine hundertprozentige Sicherheit zumindest gegen Kapitalverbrecher und deren Verbrechen gäbe. Das Kapitalverbrechen ist ein besonders schweres Verbrechen, für welches die Strafgesetze früher meist die Todesstrafe vorsahen. Das heutige Strafsystem ist glücklicherweise einem humanen, dem Verhältnismä-ßigkeitsgrundsatz unterliegenden resozialisierenden Grundsatz unterworfen. Auch kennt es keine nicht mehr zu beendende Strafe (Todesstrafe, Freiheitsstrafe auf Lebenszeit ohne die Möglichkeit diese zu beenden).
Gerade jedoch Rückfalltäter, die z.B. Kinder sexuell missbraucht haben und erneut einschlägig straffällig werden, lassen die breite Masse der Bevölkerung nach einer Verschärfung des strafrechtlichen Umgangs mit ihnen laut werden; das Resultat ist eine pauschale Verminderung der Hilfe für diese Straftäter, einhergehend mit einem ‚pauschalen Wegschließen’ auf Lebenszeit, kurz: Resignation, dafür aber ‚hundertprozentiger’ Schutz.
Da es für mich jedoch klar war, dass es niemals eine Gesellschaft ohne ‚Böses’ geben wird, einhergehend damit, dass es niemals ein Strafrechtssystem geben kann, welches einen hundertprozentigen Schutz bietet, interessierte ich mich schon frühzeitig für die in Deutschland vorgesehenen Möglichkeiten, (erneuten) Straftaten entgegenzuwirken.
Nach Praktika in Therapieeinrichtungen und einer Justizvollzugsanstalt absol-vierte ich mein letztes Praktikum in der Führungsaufsichtsstelle des Landgerich-tes Hannover in Hannover. Diese Aufsichtsstelle setzt die im Strafgesetzbuch vorgesehene Maßregel ‚Führungsaufsicht’ in die Tat um. Da sie Hilfe und Überwachung bieten soll, war sie für mich die humane Antwort auf die Frage, wie mit Straftätern nach deren ‚staatlicher Obhut’ (Haft, Unterbringung) umzugehen ist – zumal sie gerade für die Straftäter vorgesehen ist, vor denen sich die Gesellschaft besonders fürchtet. Als mir klar wurde, wie unbekannt dieses Mittel ist, das strafrechtlich relevante Rückfalle vorbeugen soll, entschloss ich mich, darüber meine Diplomarbeit zu schreiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Geschichte der Sicherheitsmaßregeln
- Die Entstehung der Polizeiaufsicht
- Die Ausbreitung der Polizeiaufsicht
- Der Norddeutsche Bund, die Weimarer Republik und die Zeit des Nationalsozialismus
- Von der Polizeiaufsicht zur Führungsaufsicht
- Rechtliche Grundlagen der Führungsaufsicht
- Einordnung der Maßregel Führungsaufsicht in das Strafgesetzbuch
- Anordnungsformen
- Führungsaufsicht kraft Richterspruches
- Führungsaufsicht kraft Gesetzes
- Anordnungsgründe
- Führungsaufsicht nach Strafverbüßung
- Führungsaufsicht in Verbindung mit freiheitsentziehenden Maßregeln
- Weisungsauflagen und Weisungsverstöße
- Zeitlicher Rahmen
- Die gesetzliche Tätigkeitsregelungen
- Die Zuständigkeitsregelung
- Die Überwachungsmöglichkeiten
- Die Bewährungshilfe als Partner der Führungsaufsicht
- Aufgaben und Ziele der Bewährungshilfe
- Die Zusammenarbeit der Führungsaufsicht mit der Bewährungshilfe
- Die Führungsaufsichtsstelle als Helfer der Bewährungshilfe
- Die Bewährungshilfe als Informationsquelle
- Inhaltliche Ausgestaltung der Führungsaufsicht
- Die Arbeit der Führungsaufsichtsstelle
- Kompetenzen der Führungsaufsichtsstelle
- Probanden der Führungsaufsicht
- Proband 1
- Proband 2
- Proband 3
- Proband 4
- Proband 5
- Zusammenfassung
- Probleme und Schwierigkeiten der Probanden
- Vorstrafenbelastung
- Soziale Situation
- Einsicht oder Ablehnung
- Die Rückfallquote
- Die möglichen Aufgaben der Sozialarbeit/Sozialpädagogik
- Definitionen
- Definition von Sozialarbeit/Sozialpädagogik
- Das Berufsbild des Rechtspflegers
- Regelungen
- Möglichkeiten
- Aspekte der Sozialen Arbeit für den Probanden
- Aspekte der Sozialen Arbeit für andere Institutionen
- Aspekte für die Sozialarbeiter der Führungsaufsichtsstelle
- Einschränkungen
- Definitionen
- Kritische Betrachtung der Führungsaufsicht
- Kritik an der Umsetzung der Maßregel
- Kritik an der Führungsaufsicht als Maßregel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Maßregel der Führungsaufsicht unter Berücksichtigung sozialpädagogischer und sozialarbeiterischer Aspekte. Ziel ist es, die rechtlichen Grundlagen, die praktische Umsetzung und die Herausforderungen der Führungsaufsicht zu beleuchten sowie das Potential sozialpädagogischer Interventionen zu analysieren.
- Rechtliche Grundlagen der Führungsaufsicht
- Praktische Umsetzung der Führungsaufsicht
- Herausforderungen und Probleme der Probanden
- Potenzial sozialpädagogischer Interventionen
- Kritische Betrachtung der Führungsaufsicht
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Führungsaufsicht ein und skizziert den Aufbau und die Zielsetzung der Arbeit. Sie benennt die Relevanz der sozialpädagogischen Perspektive für die Untersuchung dieser Maßregel.
Die Geschichte der Sicherheitsmaßregeln: Dieses Kapitel zeichnet die historische Entwicklung der Führungsaufsicht nach, beginnend mit der Polizeiaufsicht, über verschiedene politische Systeme bis hin zur heutigen Form. Es verdeutlicht die Wandel der Maßregel und ihre gesellschaftlichen Hintergründe.
Rechtliche Grundlagen der Führungsaufsicht: Hier werden die rechtlichen Grundlagen der Führungsaufsicht im deutschen Strafgesetzbuch detailliert dargestellt. Es werden die verschiedenen Anordnungsformen, -gründe, Weisungsauflagen und Sanktionsmöglichkeiten erklärt und ihre rechtliche Einordnung präzisiert. Der zeitliche Rahmen der Maßregel wird ebenso behandelt wie die Zuständigkeiten und Überwachungsmöglichkeiten.
Die Bewährungshilfe als Partner der Führungsaufsicht: Dieses Kapitel beleuchtet die Zusammenarbeit zwischen der Führungsaufsicht und der Bewährungshilfe. Es beschreibt die Aufgaben und Ziele der Bewährungshilfe und analysiert, wie die beiden Institutionen einander unterstützen und Informationen austauschen können. Der Fokus liegt auf den jeweiligen Rollen und der synergetischen Wirkung der Kooperation.
Inhaltliche Ausgestaltung der Führungsaufsicht: Hier wird die praktische Arbeit der Führungsaufsichtsstelle und deren Kompetenzen im Detail dargestellt. Es geht um die konkreten Aufgaben, die Organisation und die Methoden der Überwachung und Betreuung der Probanden.
Probanden der Führungsaufsicht: In diesem Kapitel werden Fallbeispiele von fünf Probanden vorgestellt. Für jeden Probanden wird die Sozialisationsbiographie, die kriminelle Karriere und der Verlauf der Führungsaufsicht detailliert beschrieben, um ein differenziertes Bild der Zielgruppe der Führungsaufsicht zu geben.
Probleme und Schwierigkeiten der Probanden: Dieses Kapitel analysiert die wiederkehrenden Probleme und Schwierigkeiten der Probanden, wie Vorstrafenbelastung, soziale Situation, Einsicht in die Tat und die Rückfallquote. Es beleuchtet die herausfordernden Aspekte der Betreuung und unterstreicht die Notwendigkeit sozialpädagogischer Interventionen.
Die möglichen Aufgaben der Sozialarbeit/Sozialpädagogik: Hier wird das Potential sozialpädagogischer und sozialarbeiterischer Interventionen im Kontext der Führungsaufsicht untersucht. Es werden Definitionen und das Berufsbild des Rechtspflegers erläutert. Mögliche Aufgabenfelder für Sozialarbeiter im Umgang mit den Probanden, anderen Institutionen und der Führungsaufsichtsstelle werden dargestellt und durch mögliche Einschränkungen ergänzt.
Kritische Betrachtung der Führungsaufsicht: Das Kapitel widmet sich einer kritischen Auseinandersetzung mit der Führungsaufsicht als Maßregel. Es werden Kritikpunkte an der Umsetzung und an der Maßregel an sich diskutiert, um Schwächen und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Führungsaufsicht, Polizeiaufsicht, Maßregel, Strafrecht, Strafgesetzbuch, Sozialpädagogik, Sozialarbeit, Bewährungshilfe, Probanden, Rückfallquote, rechtliche Grundlagen, praktische Umsetzung, soziale Arbeit, kritische Betrachtung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Führungsaufsicht unter sozialpädagogischen und sozialarbeiterischen Aspekten
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Maßregel der Führungsaufsicht unter Berücksichtigung sozialpädagogischer und sozialarbeiterischer Aspekte. Sie beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, die praktische Umsetzung und die Herausforderungen der Führungsaufsicht und analysiert das Potential sozialpädagogischer Interventionen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Geschichte der Sicherheitsmaßregeln (von der Polizeiaufsicht zur Führungsaufsicht), die rechtlichen Grundlagen der Führungsaufsicht (Anordnungsformen, -gründe, Weisungsauflagen etc.), die Zusammenarbeit mit der Bewährungshilfe, die praktische Arbeit der Führungsaufsichtsstelle, Fallbeispiele von Probanden, deren Probleme und Schwierigkeiten, die möglichen Aufgaben der Sozialarbeit/Sozialpädagogik im Kontext der Führungsaufsicht und eine kritische Betrachtung der Maßregel.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Geschichte der Sicherheitsmaßregeln, Rechtliche Grundlagen der Führungsaufsicht, Die Bewährungshilfe als Partner, Inhaltliche Ausgestaltung der Führungsaufsicht, Probanden der Führungsaufsicht, Probleme und Schwierigkeiten der Probanden, Mögliche Aufgaben der Sozialarbeit/Sozialpädagogik, Kritische Betrachtung der Führungsaufsicht.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die rechtlichen Grundlagen, die praktische Umsetzung und die Herausforderungen der Führungsaufsicht zu beleuchten und das Potential sozialpädagogischer Interventionen zu analysieren. Es soll ein umfassendes Bild der Maßregel und ihrer Auswirkungen auf die Betroffenen geschaffen werden.
Welche Methoden werden in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit kombiniert eine juristische Analyse der rechtlichen Grundlagen mit der Darstellung von Fallbeispielen und der Diskussion sozialpädagogischer und sozialarbeiterischer Aspekte. Die Analyse der Fallbeispiele ermöglicht eine differenzierte Betrachtung der Herausforderungen in der Praxis.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Führungsaufsicht, Polizeiaufsicht, Maßregel, Strafrecht, Strafgesetzbuch, Sozialpädagogik, Sozialarbeit, Bewährungshilfe, Probanden, Rückfallquote, rechtliche Grundlagen, praktische Umsetzung, soziale Arbeit, kritische Betrachtung.
Welche Rolle spielt die Bewährungshilfe in der Führungsaufsicht?
Die Bewährungshilfe arbeitet eng mit der Führungsaufsicht zusammen. Sie unterstützt die Probanden und dient der Führungsaufsicht als Informationsquelle. Die Zusammenarbeit basiert auf gegenseitiger Unterstützung und Informationsaustausch.
Welche Probleme und Schwierigkeiten haben die Probanden der Führungsaufsicht?
Die Probanden weisen oft eine Vorstrafenbelastung auf, haben soziale Schwierigkeiten und zeigen unterschiedliches Ausmaß an Einsicht in ihre Tat. Die Rückfallquote ist ein weiterer wichtiger Aspekt.
Welches Potential sehen Sie für die Sozialarbeit/Sozialpädagogik in der Führungsaufsicht?
Sozialarbeit und Sozialpädagogik können durch gezielte Interventionen die Probanden bei der Bewältigung ihrer Probleme unterstützen, die soziale Integration fördern und somit die Rückfallquote senken. Es werden Möglichkeiten für die Probanden selbst, andere Institutionen und die Mitarbeiter der Führungsaufsichtsstelle aufgezeigt.
Welche Kritikpunkte werden an der Führungsaufsicht geäußert?
Die Arbeit diskutiert Kritikpunkte an der Umsetzung der Maßregel und an der Führungsaufsicht als Maßregel an sich. Es werden Schwächen und Verbesserungspotenziale aufgezeigt.
- Quote paper
- Volker Hasenmüller (Author), 2003, Die Maßregel Führungsaufsicht unter Berücksichtigung sozialarbeiterischer sozialpädagogischer Aspekte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14314