In dieser Arbeit soll der Raum in modernen Adoleszenzromanen genauer untersucht werden. Es soll gezeigt werden, wie unterschiedlich die Räume konstruiert sein können, welche Funktionen sie erfüllen und welche Auswirkungen die räumlichen Konzeptionen auf die Protagonisten und ihre Reifungsprozesse haben. Im Vordergrund stehen dabei drei Raumgestaltungsmöglichkeiten: Der urbane Raum, der rurale Raum und die Reise. Für den urbanen Raum soll exemplarisch der Roman "Es war einmal Indianerland" von Nils Mohl dienen, für den ländlichen Raum der Roman "Pampa Blues" von Rolf Lappert und für die Reise der Roman "Tschick" von Wolfgang Herrndorf.
Eine der bedeutsamsten und prägendsten Phasen, wenn nicht sogar die bedeutsamste Phase im Leben eines Menschen, ist der Zeitraum vom späten Kindesalter bis zum vollständigen Erwachsensein. In diesem Zeitabschnitt verändert sich nicht nur der Körper, sondern beispielsweise auch die Persönlichkeit, Interessen, Werte und Einstellungen. Im Volksmund ist diese Übergangsphase meist unter dem Begriff Pubertät bekannt. Während die Pubertät jedoch vordergründig die körperliche Reifung eines Jugendlichen bezeichnet, wird für die psychologische Reifung der Terminus der Adoleszenz verwendet. Die Adoleszenz beschreibt eine Periode der psychischen Entwicklung eines Jugendlichen, in der das "Mit- und Gegeneinander von körperlichen, psychischen und sozialen Prozessen" federführend ist. Als die grundsätzliche Dauer der Adoleszenz wird meist der Zeitraum vom 11. oder 12. Lebensjahr bis zum 25. Lebensjahr angegeben.
Für die Literatur bzw. die literaturwissenschaftliche Forschung wurde der Lebensabschnitt der Adoleszenz erst in den 1980er Jahren wirklich relevant. Heute sind die Adoleszenz und der Adoleszenzroman aus der Literaturwissenschaft nicht mehr fortzudenken, was sich auch anhand der Vielzahl moderner Adoleszenzromane zeigt. Interessant ist hierbei, wie vielfältig die Phase der Adoleszenz in heutigen Adoleszenzromanen dargestellt wird und wie unterschiedlich sich die Reifung der jeweiligen Protagonisten vollzieht. Die Gattung der Adoleszenzromane entstand um das Jahr 1900 und stellte damals eine Absage an den Bildungsroman des 18. und 19. Jahrhunderts dar. Inhaltlich waren die ersten Adoleszenzromane von den Leiden der anfangs ausschließlich männlichen Protagonisten in der Schule oder im Militärinstitut geprägt, die bei ihrer Sinn- und Identitätssuche jedoch meistens scheiterten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Es war einmal Indianerland - Urbanität als soziales Gefängnis
- Die allgemeine Darstellung des urbanen Raums
- Die Auswirkungen des Stadtrands und seines Milieus
- Der Krieger im sozialen Abseits
- Die Auswirkungen auf den Reifungsprozess
- Pampa Blues – Das Land als Raum der Verödung.
- Die allgemeine Darstellung des ländlichen Raums
- Die Auswirkungen des ländlichen Raums
- Die Konstruktion des gelangweilten Träumers
- Die Raumauswirkungen auf die Reifung
- Tschick - Die Reise als Möglichkeitsraum zur Identitätsfindung.
- Die allgemeine Darstellung der Reise.
- Konzeption und Auswirkungen der Reise
- Die Funktionen des Ursprungsraums und der Walachei
- Die Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung
- Vergleich der Forschungsergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung des Raumes in modernen Adoleszenzromanen und analysiert, wie die räumliche Gestaltung die Reifungsprozesse der Protagonisten beeinflusst. Dabei wird untersucht, welche Funktionen der urbane Raum, der rurale Raum und die Reise im jeweiligen Roman erfüllen und welche Auswirkungen sie auf die Identitätsfindung der Hauptfiguren haben.
- Die Rolle des Raumes in der Adoleszenzliteratur
- Die Auswirkungen von urbanen und ländlichen Umgebungen auf die Persönlichkeitsentwicklung
- Die Reise als Katalysator für die Identitätsfindung
- Die Gestaltung des Raumes als Spiegelbild der sozialen und psychischen Verhältnisse
- Der Einfluss der räumlichen Konzeption auf den Reifungsprozess der Protagonisten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Adoleszenzphase und deren Darstellung in der Literatur. Es werden die zentralen Aspekte der Adoleszenz und der Adoleszenzroman thematisiert. Kapitel 2 analysiert den Roman „Es war einmal Indianerland“ und untersucht, wie die Darstellung des urbanen Raums als soziales Gefängnis die Entwicklung des Protagonisten beeinflusst. Kapitel 3 fokussiert auf den Roman „Pampa Blues“ und betrachtet die Auswirkungen des ländlichen Raums auf die Psyche und die Reifung des Protagonisten. Kapitel 4 analysiert den Roman „Tschick“ und beleuchtet die Reise als Möglichkeitsraum für die Identitätsfindung der Protagonisten. Das letzte Kapitel fasst die Forschungsergebnisse zusammen und vergleicht die Raumgestaltung und deren Auswirkungen in den drei analysierten Romanen.
Schlüsselwörter
Adoleszenzroman, Raumgestaltung, Urbanität, Ruralität, Reise, Identitätsfindung, Reifungsprozess, Soziales Milieu, Persönlichkeitsentwicklung.
- Quote paper
- Selina Krebs (Author), 2021, Raumgestaltungsmöglichkeiten in modernen Adoleszenzromanen. Ihre Auswirkungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1431882