„Der […] Mittelstand ist der Hauptleidtragende von Basel II“ – eine unangenehme Nachricht für den Wirtschaftsstandort Deutschland, wenn man sich die besondere Bedeutung der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland in Erinnerung ruft: Sie stellen 99,8% der Unternehmen, 70,2% der Beschäftigten und 64,2% der Bruttowertschöpfung. Wie kann es sein, dass dieser wichtige Wirtschaftsfaktor unter Regelungen leidet, die eigentlich zur Stabilisierung des Finanz- und Bankensystems entwickelt wurden?
Ein möglicher Grund liegt darin, dass unter Basel II Banken ihre riskanteren Kredite mit mehr Eigenkapital unterlegen müssen als bisher. Da der Mittelstand wegen hoher Fremdkapitalquoten als relativ riskant gilt, sind besonders Kredite an diesen Sektor betroffen. Die Kosten für die höhere Eigenkapitalunterlegung würden dabei nach Meinung einiger an die Kreditnehmer weitergereicht werden – die Kreditzinsen steigen. Gleichzeitig kann nicht ausgeschlossen werden, dass Banken insgesamt sogar mehr Eigenkapital benötigen als zuvor. Für riskante Unternehmen könnte es schwierig werden, überhaupt noch einen Kredit zu erhalten.
Verschiedene Artikel zeigen jedoch, dass der Einfluss von Basel II auf die Kreditkonditionen nicht trivial ist. Die Zinssätze werden vor allem von den Gesamtkapitalkosten der Banken bestimmt, die sich aus Fremdkapital- und Eigenkapitalbestandteilen zusammensetzen. Deren Höhe ist in der Finanztheorie unter bestimmten Bedingungen jedoch unabhängig von der Eigenkapitalquote. Geänderte regulatorische Anforderungen zur Mindestkapitalisierung hätten unter diesen Umständen gar keine Auswirkungen auf die Kreditkonditionen. Vielmehr würde der Strukturwandel in der Bankenwelt die Zinssätze beeinflussen. Allerdings fußen die Modelle, auf denen diese Aussagen basieren, auf wenig realistischen Annahmen. Zumindest aber sollte ihre Relevanz nicht vollkommen verneint werden.
Nachdem die theoretischen Arbeiten also keine endgültigen Schlüsse zur Entwicklung der Gesamtkapitalkosten unter Basel II zulassen, sollen im Rahmen dieser Arbeit empirische Untersuchungen für den deutschen Bankensektor durchgeführt werden. Dazu werden zunächst die Hintergründe zur Kapitalkostenbestimmung und zu Basel II erläutert. Außerdem werden kurz die theoretischen Artikel zum Einfluss des Baseler Akkords auf die Kapitalkosten vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen
- Kapitalkostenbestimmung
- Einführung
- Modelle zur Kapitalkostenbestimmung
- Das Capital Asset Pricing Model
- Alternative Modelle
- Besonderheiten bei Banken
- Basel II
- Einführung
- Basel I
- Elemente von Basel II
- Säule I (Mindestkapitalanforderungen)
- Säule II (Aufsichtliches Überprüfungsverfahren)
- Säule III (Marktdisziplin)
- Entwicklungsgeschichte
- Kritik
- Auswirkungen auf die Kapitalkosten
- Kapitalkostenbestimmung
- Analyse der Eigenkapitalanforderungen
- Vorüberlegungen anhand der Quantitative Impact Study
- Veränderung der Eigenkapitalanforderungen durch Basel II
- Entwicklung des regulatorischen Eigenkapitals
- Bedeutung von Vorzugsaktien als Kapitalbestandteil
- Effekte auf die Eigenkapitalkosten
- Entwicklung der Betafaktoren
- Datenbeschreibung
- Zeitlicher Verlauf
- Rolling-Window-Ansatz
- Periodenbezogene Regression
- Signifikanztests
- Parametrischer Test
- Nicht-parametrischer Test
- Zwischenfazit zum Einfluss von Basel II
- Veränderungen der Eigenkapitalkosten
- Zeitlicher Verlauf
- Signifikanztests
- Entwicklung der Betafaktoren
- Effekte auf die Gesamtkapitalkosten
- Bestimmung des Fremdkapitalbeitrags
- Fremdkapitalkostensatz
- Steuersatz
- Gewicht der Fremdkapitalkosten
- Entwicklung der Gesamtkapitalkosten
- Zeitlicher Verlauf
- Signifikanztests
- Bestimmung des Fremdkapitalbeitrags
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Entwicklung der Kapitalkosten deutscher Banken im Kontext von Basel II. Sie analysiert die Auswirkungen der neuen regulatorischen Vorgaben auf die Eigenkapitalanforderungen und die daraus resultierenden Veränderungen der Eigenkapitalkosten sowie der Gesamtkapitalkosten.
- Analyse der Auswirkungen von Basel II auf die Kapitalkosten deutscher Banken
- Bewertung des Einflusses der neuen regulatorischen Vorgaben auf die Eigenkapitalanforderungen
- Untersuchung der Veränderungen der Eigenkapitalkosten und Gesamtkapitalkosten im Zeitverlauf
- Identifizierung von Schlüsselvariablen und deren Bedeutung für die Entwicklung der Kapitalkosten
- Bewertung der Relevanz von Basel II für die Kapitalkosten von Finanzinstituten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der Kapitalkostenbestimmung und ihre Bedeutung für Banken ein. Sie stellt den aktuellen Stand der Forschung dar und skizziert die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit.
- Grundlagen: Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen der Kapitalkostenbestimmung. Es beschreibt verschiedene Modelle zur Kapitalkostenberechnung, insbesondere das Capital Asset Pricing Model (CAPM), und analysiert die Besonderheiten bei Banken.
- Basel II: Dieses Kapitel liefert einen umfassenden Überblick über die regulatorischen Vorgaben von Basel II. Es geht auf die Elemente von Basel II, wie z.B. Säule I, Säule II und Säule III, ein und erläutert die Entwicklungsgeschichte des Basler Akkords sowie die Kritik daran. Des Weiteren werden die Auswirkungen von Basel II auf die Kapitalkosten von Banken diskutiert.
- Analyse der Eigenkapitalanforderungen: Dieses Kapitel untersucht die Veränderung der Eigenkapitalanforderungen durch Basel II. Anhand der Quantitative Impact Study werden die Auswirkungen auf die Eigenkapitalquote von Banken analysiert. Zudem wird die Entwicklung des regulatorischen Eigenkapitals betrachtet und die Bedeutung von Vorzugsaktien als Kapitalbestandteil beleuchtet.
- Effekte auf die Eigenkapitalkosten: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen von Basel II auf die Eigenkapitalkosten von Banken. Es analysiert die Entwicklung der Betafaktoren im Zeitverlauf und testet deren Signifikanz. Darüber hinaus wird die Veränderung der Eigenkapitalkosten im Zeitverlauf untersucht.
- Effekte auf die Gesamtkapitalkosten: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung der Gesamtkapitalkosten. Es bestimmt den Fremdkapitalbeitrag und analysiert den Zeitverlauf der Gesamtkapitalkosten sowie die Signifikanz der Veränderungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Kapitalkosten deutscher Banken im Kontext von Basel II. Im Zentrum stehen die Themen Eigenkapitalanforderungen, Betafaktoren, Eigenkapitalkosten, Gesamtkapitalkosten, Quantitative Impact Study (QIS), regulatorische Vorgaben, Risikomanagement und die Auswirkungen von Basel II auf die Finanzindustrie. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von Basel II für die Entwicklung der Kapitalkosten und die Relevanz des regulatorischen Rahmens für das Risikomanagement von Banken.
- Quote paper
- Stefan Minden (Author), 2009, Entwicklung der Kapitalkosten deutscher Banken vor dem Hintergrund von Basel II, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143320