Unter dem Begriff Zweitspracherwerb versteht man das Erlernen von einer Sprache in einem institutionellen Kontext, z.B. in der Schule, aber auch das ungesteuerte Erlernen einer zweiten Sprache in einer Umgebung, in der diese als Verkehrssprache verwendet wird. (vgl. Bußmann 2002). Der Zweitspracherwerb wird in den letzten Jahren immer mehr erforscht. Es ist jedem bekannt, dass die Kinder in der Regel erfolgreicher Sprachenlerner als die Erwachsenen sind. Die Gründe dafür werden stark von der Forschung untersucht. Was besitzen die Kinder, das die erwachsenen Lerner nicht haben? Funktioniert das kindliche Gehirn anders als das Gehirn eines Erwachsenen, oder hat es eine andere Struktur? Damit diese Fragen beantwortet werden können, muss weiter geforscht werden. Dank der neuen Technologien, ist es heutzutage möglich neue Untersuchungsmethoden bei der Gehirnforschung zu verwenden, z.B. alle bildgebenden Verfahren, die es erlauben, das menschliche Gehirn in Aktion zu beobachten. Natürlich ist das, was da gesehen werden kann, nur ein kleines Prozent von allen Aktivitäten, die im Gehirn stattfinden, da zurzeit nur die Beobachtung der Gehirnoberfläche möglich ist. Die vorliegende Arbeit wird sich mit dem Zweitspracherwerb aus einer neurolinguistischer Perspektive auseinandersetzen. Ich beziehe mich in der vorliegenden Arbeit auf die Repräsentation der zweiten Sprache in dem menschlichen Gehirn und das erreichte Kompetenzniveau, im Hinblick auf das Alter, in dem der Erwerbsprozess beginnt. Für frühe Kindheit für Zweitspracherwerb, nehme ich den Zeitraum zwischen dem 3. und dem 4. Lebensjahr und ich setze für meine Arbeit die Grenze für den Erwerbsbeginn in diesem Zeitraum (Vgl. Meisel 2007). Ich gehe in dieser Arbeit davon aus, dass eine zweite Sprache, deren Erwerbsbeginn in der frühen Kindheit liegt, in dem Gehirn anders repräsentiert wird und von anderen Reifungsprozessen gesteuert wird als eine zweite Sprache, deren Erwerb später angefangen hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Zielsetzung
- Erst- und Zweitspracherwerb
- Monolingualer und bilingualer Erstspracherwerb
- Zweitspracherwerb
- Struktur des menschlichen Gehirns
- Gehirnentwicklung, neuronale Plastizität und sensible Phasen
- Zweitspracherwerb in der frühen Kindheit
- Neurowissenschaftliche Befunde
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Zweitspracherwerb in der frühen Kindheit aus einer neurolinguistischen Perspektive. Sie untersucht die Repräsentation der zweiten Sprache im menschlichen Gehirn sowie das erreichte Kompetenzniveau im Hinblick auf das Alter, in dem der Erwerbsprozess beginnt. Dabei wird die Reifungshypothese herangezogen, die besagt, dass der Mensch genetisch bedingte Sprachfähigkeiten besitzt, die durch neuronale Reifung zugänglich werden. Die Arbeit diskutiert die Entwicklung des menschlichen Gehirns und den Einfluss dieser Faktoren auf den Zweitspracherwerb in der Kindheit.
- Repräsentation der zweiten Sprache im Gehirn
- Einfluss des Alters auf den Spracherwerb
- Reifungshypothese und neuronale Plastizität
- Entwicklung des menschlichen Gehirns
- Neurowissenschaftliche Befunde zum Zweitspracherwerb
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung und Zielsetzung: Diese Einleitung definiert den Begriff des Zweitspracherwerbs und beleuchtet die Forschungsfrage, warum Kinder im Vergleich zu Erwachsenen Sprachen erfolgreicher lernen. Die Arbeit konzentriert sich auf die neurolinguistische Perspektive und betrachtet die Repräsentation der zweiten Sprache im Gehirn sowie das erreichte Kompetenzniveau im Hinblick auf den Erwerbsbeginn.
- Erst- und Zweitspracherwerb: Dieser Abschnitt führt den Leser in die verschiedenen Erwerbstypen ein, beginnend mit dem Erstspracherwerb. Er behandelt den erfolgreichen, mühelosen und uniformen Charakter des Erstspracherwerbs sowie die verschiedenen Phasen der sprachlichen Entwicklung. Der Abschnitt beleuchtet auch den simultanen Erwerb von zwei oder mehreren Sprachen, die in Bezug auf das Alter dem Erstspracherwerb ähneln. Es werden drei Thesen von Meisel (2007) vorgestellt, die belegen, dass bilingual aufwachsende Kinder das Wissen ihrer Sprachen früh trennen können, ähnliche Erwerbsreihenfolgen durchlaufen wie monolinguale Kinder und eine vergleichbare Grammatikkompetenz erreichen.
- Struktur des menschlichen Gehirns: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Struktur des menschlichen Gehirns und den verschiedenen Entwicklungsphasen. Er beleuchtet die Rolle der Gehirnentwicklung, neuronalen Plastizität und sensiblen Phasen im Zusammenhang mit dem Zweitspracherwerb.
Schlüsselwörter
Zweitspracherwerb, neuronale Plastizität, sensible Phasen, Gehirnentwicklung, Reifungshypothese, Erstspracherwerb, Bilingualismus, Monolingualismus, Universalgrammatik.
- Arbeit zitieren
- Nevena Tsonkova (Autor:in), 2009, Neurolinguistische Grundlagen des Zweitspracherwerbs in der frühen Kindheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143358