Kerstin Hensels Erzählung Tanz am Kanal erscheint oberflächlich betrachtet als eine in sich geschlossene Erzählung. Dem aufmerksamen Leser jedoch werden auch schon beim ersten Lesen einige „Ungereimtheiten“ auffallen, die umso deutlicher hervortreten, wirft man einen zweiten Blick darauf. Eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Text eröffnet schließlich die Perspektive auf die Vielschichtigkeit der Erzählung. Im Folgenden sollen daher zwei Aspekte der Betrachtung im Mittelpunkt stehen. Zum einen geht es um die Vor- und Nachwendeerfahrungen in Bezug auf Gewalterfahrungen Gabrielas und Machtkonstellationen innerhalb beider gesellschaftlicher Systeme (Kapitel 4). Desweiteren soll thematisiert werden, ob und inwiefern Gabriela im Rahmen der Darstellung eine Opferrolle zugeschrieben wird (Kapitel 5).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kontinuität von Lebenserfahrungen
- Der zentrale Konflikt in der Persönlichkeitsentwicklung der Gabriela von Haßlau
- Gewalterfahrungen und Machtkonstellationen
- Vergangenheit in der DDR
- Schreibgegenwart in der BRD
- Opferrollen in der Erzählung
- Opfer, Opferrolle und Zuschreibung
- Gabriela als Opfer der familiären und gesellschaftlichen Verhältnisse?
- Ausbrüche aus der „Opferrolle“ als tendenzielle Überwindung der Handlungsohnmacht
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert Kerstin Hensels Erzählung "Tanz am Kanal" unter Berücksichtigung der Vor- und Nachwendeerfahrungen der Protagonistin Gabriela von Haßlau. Die Arbeit fokussiert auf die Darstellung von Gewalterfahrungen und Machtkonstellationen innerhalb beider gesellschaftlicher Systeme und untersucht, ob und inwiefern Gabriela im Rahmen der Erzählung eine Opferrolle zugeschrieben wird.
- Kontinuität von Lebenserfahrungen: Die Arbeit analysiert, wie sich bestimmte Lebenserfahrungen Gabrielas durch die Wende hindurch fortsetzen.
- Zentraler Konflikt in der Persönlichkeitsentwicklung: Die Arbeit betrachtet die widersprüchlichen Anforderungen und Erwartungen, denen Gabriela im Laufe ihres Lebens ausgesetzt ist.
- Gewalterfahrungen und Machtkonstellationen: Die Arbeit untersucht die unterschiedlichen Formen von Gewalt, denen Gabriela in der DDR und der BRD ausgesetzt ist.
- Opferrolle: Die Arbeit analysiert, ob und inwiefern Gabriela im Rahmen der Erzählung eine Opferrolle zugeschrieben wird.
- Überwindung der Handlungsohnmacht: Die Arbeit erörtert, ob Gabriela in der Lage ist, aus der ihr zugeschriebenen Opferrolle auszubrechen und ihr Schicksal aktiv zu gestalten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Erzählung "Tanz am Kanal" und deren Vielschichtigkeit vor. Sie führt die beiden zentralen Analysebereiche der Arbeit ein: die Vor- und Nachwendeerfahrungen im Bezug auf Gewalterfahrungen und Machtkonstellationen sowie die Zuschreibung einer Opferrolle an Gabriela.
Kapitel 2 beleuchtet die Kontinuität von Lebenserfahrungen in der Erzählung. Es werden sprachliche Besonderheiten und wiederkehrende Elemente analysiert, die auf einen engen Zusammenhang zwischen den beiden Zeitebenen der Erzählung hindeuten. Die Arbeit zeigt, dass Gabriela trotz des Wandels der politischen Systeme immer wieder ähnliche Erfahrungen macht und in ihrer Außenseiterrolle verbleibt.
Kapitel 3 untersucht den zentralen Konflikt in Gabrielas Persönlichkeitsentwicklung. Es werden die widersprüchlichen Anforderungen und Erwartungen, denen Gabriela durch ihre Familie und die Gesellschaft ausgesetzt ist, analysiert. Die Arbeit zeigt, wie diese Konflikte ihre Persönlichkeitsentwicklung und die Herausbildung einer eigenen Identität beeinträchtigen.
Kapitel 4 analysiert die Gewalterfahrungen und Machtkonstellationen, denen Gabriela in der DDR und der BRD ausgesetzt ist. Es werden sowohl die Vergangenheit in der DDR als auch die Schreibgegenwart in der BRD betrachtet. Die Arbeit zeigt auf, wie sich die Formen der Gewalt und die Machtkonstellationen innerhalb der beiden gesellschaftlichen Systeme unterscheiden.
Kapitel 5 untersucht die Opferrolle in der Erzählung. Es werden die verschiedenen Aspekte der Opferrolle und ihre Zuschreibung an Gabriela analysiert. Die Arbeit untersucht, ob Gabriela als Opfer der familiären und gesellschaftlichen Verhältnisse betrachtet werden kann und ob sie in der Lage ist, aus dieser Rolle auszubrechen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die Vor- und Nachwendeerfahrungen, Gewalterfahrungen, Machtkonstellationen, Opferrolle, Handlungsohnmacht und die Persönlichkeitsentwicklung in der Erzählung "Tanz am Kanal" von Kerstin Hensel.
- Quote paper
- Kristin Münstermann (Author), 2009, Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachwendeerfahrungen sowie den Opferrollen in Kerstin Hensels Erzählung "Tanz am Kanal", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143429