Laut Artikel 20 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, hat jeder Mensch „das Recht auf Vereinigungsfreiheit zu friedlichen Zwecken“.1 Dieses Recht ist offensichtlich ein Menschenrecht und folglich jedermann zu gewähren. Das Recht auf Vereinigungsfreiheit lässt sich jedoch nicht nur in der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen finden. Der Anspruch auf dieses Recht wird in den Kernarbeitsnormen, die die Internationale Arbeitsorganisation ( ILO ) 1998 in der „ILO Declaration on Fundamental Principles and Rights at Work“ veröffentlichte, aufgegriffen. Neben diesem Menschenrecht, das hier explizit als Recht eines Arbeiters definiert wurde, setzte die ILO die Tarifautonomie, die Freiheit von Zwangsarbeit, ein ausführliches Diskriminierungsverbot sowie das Verbot von Kinderarbeit auf die Liste der Kernarbeitsnormen.
Es stellt sich die Frage, ob nun diese Sozialstandards im internationalen (ökonomischen) System der Welt als sanktionierbarer Standard, und somit als Steuerungsinstitution im Sinne des Institutionalismus, sinnvoll sind, oder nicht. Die Rolle der Kernarbeitsnormen kann von der inhaltlichen Perspektive her und von der der Umsetzung in die Praxis her betrachtet werden. Die Pole, die sich bei der Beurteilung dieser Frage offenbaren, können einmal auf der Seite des Marktliberalismus gesehen werden. Der andere Pol bei der Betrachtung kann als Seite der (Neo)Institutionalisten beschrieben werden. Diese Betrachtung wird den Anfang der folgenden Ausführungen bilden und zeigen, dass inhaltliche Parallelen existent sind, die Wege zur praktischen Umsetzung jedoch unterschiedlich.
Der zweite Punkt der Überlegungen wird sich mit dem Aspekt beschäftigen, welche Folgen die Verbindung von Kernarbeitsnormen mit den WTO-Regeln, also mit einem handfesten Sanktionsmechanismus, nach sich ziehen kann.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Die Betrachtungsweisen des Marktes
- 1.1 Die marktliberalistische Sichtweise
- 1.2 Die (neo)institutionelle Sichtweise
- 2. Die Rolle der Kernarbeitsnormen und Sozialstandards
- 2.1 Die Frage nach Umwandlung von Kernarbeitsnormen in sanktionierbare Standards
- 2.2 Die Frage nach den Auswirkungen der Nicht-Respektierung von Kernarbeitsnormen und Sozialstandards
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Frage der Rolle von Sozialklauseln und Kernarbeitsrechten im internationalen (ökonomischen) System. Sie untersucht die Sichtweisen des Marktliberalismus und des (Neo)Institutionalismus hinsichtlich der Umsetzbarkeit und Effizienz von Kernarbeitsnormen als sanktionierbarer Standard.
- Die unterschiedlichen Perspektiven des Marktliberalismus und des (Neo)Institutionalismus auf Kernarbeitsnormen
- Die Frage nach der Umwandlung von Kernarbeitsnormen in sanktionierbare Standards
- Die Auswirkungen der Nicht-Respektierung von Kernarbeitsnormen und Sozialstandards
- Die Verbindung von Kernarbeitsnormen mit WTO-Regeln und die daraus resultierenden Folgen
- Die zeitliche Perspektive und die Entwicklung des Status von Kernarbeitsnormen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Recht auf Vereinigungsfreiheit als Kernarbeitsnorm und die daraus resultierenden Fragen nach der Umsetzbarkeit und Effizienz von Sozialstandards im internationalen System dar. Kapitel 1 analysiert die Betrachtungsweisen des Marktliberalismus und des (Neo)Institutionalismus in Bezug auf Kernarbeitsnormen. Kapitel 2 befasst sich mit den Auswirkungen der Nicht-Respektierung von Kernarbeitsnormen und der Möglichkeit, diese in sanktionierbare Standards umzuwandeln.
Schlüsselwörter
Kernarbeitsnormen, Sozialstandards, Marktliberalismus, (Neo)Institutionalismus, WTO-Regeln, Internationales System, Sanktionierbare Standards, Recht auf Vereinigungsfreiheit, Tarifautonomie, Zwangsarbeit, Diskriminierungsverbot, Kinderarbeit.
- Arbeit zitieren
- Stefan Kägebein (Autor:in), 2003, Sozialklauseln und Kernarbeitsrechte - Sichtweisen und Problematiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14345