Der Friedensnobelpreis dürfte die höchste Auszeichnung für Friedensstifter sein. Mit ihm werden Menschen und Organisationen ausgezeichnet, die sich für den Frieden starkgemacht
haben. Bei den Preisträgern handelte es sich überwiegend um politisch aktive Persönlichkeiten wie Politiker oder Diplomaten, auch religiöse Persönlichkeiten wie Mutter Teresa, Erzbischof Desmond Tutu, der 14. Dalai Lama oder der Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo wurden ausgezeichnet.
Sicherlich ist die Ambition religiöser Würdenträger, Frieden stiften zu wollen oder eine Konflikteskalation zu verhindern, in ihrer Religion begründet. Diese Tatsache allein macht sie
aber nicht per se zu erfolgreichen Friedensstiftern.
Dabei ist Mediation durch religiöse Persönlichkeiten kein neues Phänomen, denn „Over the last two decades […] they have become significantly more visible in resolving regional and
international conflicts“. Hierdurch ist eine gestiegene Aufmerksamkeit für religiöse Mediatoren von Konflikten nicht zwangsläufig
gegeben. Vielmehr wurde das Potenzial von religiösen Persönlichkeiten durch „[…] secular, rational problem-solving approaches and methodological, epistemological perspectives […]“ der Wissenschaft selbst ignoriert. Besonders seit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York wurde das Konfliktpotenzial von Religion in den Vordergrund gestellt.
Liegt die Gabe, ein erfolgreicher Friedensstifter zu sein, also eher im Bereich persönlicher Fähigkeiten? Haben religiöse Persönlichkeiten durch ihren Glauben ein besonderes Gespür,
sozusagen ein Feeling für Konfliktlösung. Oder ist es vielmehr ihr Amt, das ihnen Würde und Autorität verleiht, um Einfluss in der Konfliktvermittlung auszuüben. Dieser Sachverhalt soll
exemplarisch am Beispiel des Beagle-Konflikts zwischen Argentinien und Chile untersucht werden. Der Konflikt stellt gleich in dreierlei Hinsicht ein besonderes Beispiel dar: Erstens
wurden in ihm mehrere Mediationsversuche vorgenommen. Zu den Vermittlern zählten die USA, die Britische Krone und der Vatikan, wobei nur die letzten
beiden in dieser Untersuchung behandelt werden. Zweitens ist die Konfliktdauer mit über 100 Jahren ungewöhnlich lang. Drittens ist die letzten Endes erfolgreiche Mediation durch die höchste religiöse Instanz einer Weltreligion, Papst Johannes Paul II., erfolgt.
Inhaltsverzeichnis
- Papst Johannes Paul II. schafft Frieden
- Fragestellung, Definitionen und Untersuchungszeitraum
- Theoretischer Ansatz: Faith-Based Mediation nach Jacob Bercovitch und Ayse Kadayifci-Orellana
- Entstehung und Entwicklung der Grenzstreitigkeiten zwischen Argentinien und Chile bis zum Beagle-Konflikt
- Erster Streitpunkt des Beagle-Konflikts: Die Souveränität der Inseln Picton, Nueva und Lennox
- Zweiter Streitpunkt des Beagle-Konflikts: 200-Seemeilen-Zone
- Zwei friedliche Lösungswege bei Grenz- und Territorialstreitigkeiten in Südamerika
- Analyseeinheit A - Mediation durch die Britische Krone
- Kompetenzen und Aufgaben der britischen Krone als Mediator
- Der Schiedsspruch des Tribunals und die Reaktion der Konfliktparteien
- Die Rolle der britischen Krone als Mediator
- Analyseeinheit B - Mediation durch den Papst
- Das Problem, einen geeigneten Mediator zur finden
- Kompetenzen und Aufgaben des Papstes als Mediator
- Der Weg bis zum Friedens- und Freundschaftsvertrag von 1984
- Die Vorgehensweise des Papstes in der Mediation
- Fazit und Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Mediation der britischen Krone und des Papstes im Beagle-Konflikt zwischen Argentinien und Chile, um zu untersuchen, ob die Religiosität des Mediators bei der Konfliktlösung vorteilhaft ist.
- Die Mediation der britischen Krone im Beagle-Konflikt.
- Die Rolle des Papstes als Mediator im Beagle-Konflikt.
- Die Bedeutung von Religiosität im Kontext von Konfliktmediation.
- Der Vergleich zwischen säkularer und religiös-basierter Mediation.
- Die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren bei der Mediation von Grenzkämpfen.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt die Frage nach der Bedeutung von Religiosität bei der Konfliktlösung. Das zweite Kapitel definiert den Untersuchungszeitraum und die wichtigsten Begriffe. Kapitel drei stellt den theoretischen Ansatz der "Faith-Based Mediation" nach Jacob Bercovitch und Ayse Kadayifci-Orellana vor. Kapitel vier befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung der Grenzstreitigkeiten zwischen Argentinien und Chile bis zum Beagle-Konflikt. Kapitel fünf analysiert die Mediation der britischen Krone, einschließlich der Kompetenzen des Mediators und der Reaktionen der Konfliktparteien. Kapitel sechs untersucht die Mediation des Papstes, mit Fokus auf seine Rolle, die Vorgehensweise und den Weg zum Friedens- und Freundschaftsvertrag von 1984.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Beagle-Konflikt, Argentinien, Chile, Mediation, Britische Krone, Papst Johannes Paul II., Faith-Based Mediation, Religiosität, Konfliktlösung, Grenzstreitigkeiten, Südamerika.
- Quote paper
- Bachelor of Political Science Stefan Rodrigo Spriestersbach (Author), 2009, Der Jahrhundertkonflikt zwischen Argentinien und Chile , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143662